Streiks, Schutzstrecken u. der, der seine Fahrgäste reinlegt (Reiseberichte)

Tvärbanan, Dresden, Sonntag, 03.10.2021, 23:15 (vor 928 Tagen)
bearbeitet von Tvärbanan, Sonntag, 03.10.2021, 23:15

Hallo zusammen,


hier gibts jetzt auch mal von mir einen "Reise"bericht - ohne Bilder!

17.08.2021: Dresden Hbf - Weinheim(Bergstr)Hbf
Diese Fahrt war relativ unspektakulär. Los geht es im ICE-T 1650 (Dresden - Frankfurt) kurz nach zehn im kurzen 30er-Zugteil. Einer der ganz wenigen ICEs die schon ab Dresden mit beiden Zugteilen fahren ist das. Es ist ziemlich leer und ruhig. Ich hole mir im Bistro einen angewärmten Croissant und eine heiße Schokolade. Der nette Herr Bordgastronom, der kurz vorher mit dem Kaffeetablett durch den Zug ist, bietet mir sogar an, es an den Platz zu bringen - obwohl ich doch in der 2. Klasse sitze. Schließlich ist der Zug ich mit +7 in Frankfurt. Hier geht es nach einer Runde Trainspotting mit dem volleren ICE 1579 (Hamburg - Karlsruhe) weiter, der auch eine Eistee ist. Hier macht eine Zugbegleiterin immer die Ansagen - nicht der Chef. Mit ihrem Gerät steht sie im Gang, da stellt eine Reisende fest, dass also so die Ansagen gemacht werden. "Das geht leider nicht in allen Zügen so einfach.", erklärt sie. Ankunft in Weinheim pünktlich um 16 Uhr. Super!

24.08.2021: Weinheim(Bergstr)Hbf - Dresden Hbf
Der Streik traf mich. Geplant war die Verbindung mit einem Bvmz von IC 2506, dann von Frankfurt nach Leipzig mit dem ICE 690 - einem ICE 4, und schließlich mit Teppich-RE-IC 2441 nach Dresden. Fiel alles aus. Doch es wurde ja rechtzeitig ein Ersatzfahrplan vorbereitet.
Los ging es ab Weinheim um 09:48 Uhr mit zwei vierteiligen Twindexxen nach Frankfurt - auch wenn das die Blechelse nicht wahrhaben wollte. Die hat kurz vor der Einfahrtsansage noch behauptet, dass der Zug ausfallen würde. Ein Fahrgast hat die verwirrten Reisenden dann aber auf Kurpfälzisch erklärt, - etwa so - dass "das auch gestern schon so war und der trotzdem gekommen ist". Die RB67/68 kommt heute nur aus Friedrichsfeld und ist somit sehr leer, denn man kommt von Heidelberg oder Mannheim einfach nicht zu diesem Ausgangspunkt. Schön leer war es, das Ding. In Frankfurt wurde dann der ICE-T 1559 nach Dresden eingesetzt, auch wenn er abweichend von Notfahrplan nur bis Leipzig unterwegs war. Auch wenn ich einen Platz im 20er-Zugteil reserviert hatte, ging es in den 30er-Zugteil, da der abweichend als Siebenteiler fuhr und somit ziemlich leere Wagen hatte, weil es die ja eigentlich gar nicht gibt. Los geht es pünktlich um 11:20 Uhr. In diesem Zugteil stellt sich "Lorenzo von Matterhorn" als Zugchef vor. Ungewöhlicher Name, aber okay ... stutzig werde ich, als ich dann von einem ulkig anmutenden Herrn ohne Namensschild kontrolliert werde. Auf Twitter findet man raus, dass der Herr von Matterhorn wohl ein bekannter Spaßvogel ist, der seine Fahrgäste etwas veräppelt. Eigentlich ist das nämlich wohl ein Pseudonym von jemandem aus einer US-amerikanischen Fernsehserie. Des Weiteren sperrt die Zugchefin die hinteren beiden Wagen in Eisenach (nur der letzte) und Gotha ab, weil der Zug zu lang für die Bahnsteige ist, ab. Nun gut, im Bistro kriegt man etwas zu Essen und ab Erfurt kommt als kleine Entschädigung sogar eine Dame, die APS anbietet, durch die 2. Klasse. Neue Zugchefin spricht mit französischem Akzent und gibt in Leipzig einen Anschluss nach "Grimma ob Bahnhof" bekannt. OB ohne -erer :-) Der RE50 nach Hause (15 Uhr ab Leipzig) schluckt die Menschenmasse und bringt sie nach Elbflorenz (oder auch Heiko-Grauel-Land) und hält dabei noch zusätzlich in Gerichshain und Machern. Da steigt dann tatsächlich auch jemand ein und kauft ein Ticket beim Kundenbetreuer - gibt ja in den Käffern keine Automaten. Ankunft um 16:33 Uhr in Dresden, was immerhin eine Minute früher als geplant war, aber es ging halt 1:12 Stunden eher los.
Und der Hammer: Von NIEMANDEM auf dieser Hin- und Rückfahrt gab es einen Zangenabdruck!

28.08.2021: Dresden Hbf - Ostseebad Binz
IC 1955 sollte mich an die Ostsee bringen. Schon um neun (Abfahrt 09:42 Uhr) steht er am Bahnsteig 12 bereit. Frisch gereinigt kam er zuvor als Leerreise aus Leipzig. Es stand nur noch nichts dran und - oh weh - der Steuerwagen ist kein Bimmdzf, sondern ein Bpmmbdzf. Meinen reservierten Platz gibt es nicht! Nachdem ein Zugvorbereiter (?) irgendwas im Führerstand von Steuerwagen macht (der Zug ist umgekehrt gereiht), versucht er das FIS zum Laufen zu bringen. Dabei kommt aber nicht mehr als eine dubiose Zugnummer von Konstanz nach Hannvover raus, die sofort wieder verschwindet. Ich sitze im sparmodernisierten Bpmz, Wagen 7, der die ganze Fahrt über am leersten ist. Die Zugchefin begrüßt ihre Fahrgäste auf der Fahrt nach "Binz Hauptbahnhof", den es gar nicht gibt, und sie verkündet, dass die Reservierungen nicht geladen werden konnten. Bei der Kontrolle durch den Zugbegleiter frage ich, ob er auf seinem Gerät sehen könne, welche Plätze reserviert sind? Das verneint zwar er erst, sucht aber gemeinsam mit seiner Chefin dann diese Reservierungen auf dem Smartphone heraus. Der Herr erklärt auch, dass das neue Personal ab Berlin sich bei Überfüllung dann um einen Platz für mich kümmern würde. Ein reservierter Platz in der Nähe bleibt die ganze Zeit frei :-) Dann kommt eine Frau mit dem Kaffee, der hier billiger als im ICE ist. Über Steinzeitstrecken um Falkenberg schaukelt sich der Zug seinen planmäßigen Weg. Gemütlich! In Jüterbog kann man dann lässig den Flix überholen. Zu früh ist der Zug in Berlin, wo er wesentlich voller wird. An Rostock vorbei geht dann die Umleitung nach Stralsund. Langsam ist es blöd hier, denn andauernd nerven Schutzstrecken, an denen der Hauptschalter ausgeschaltet wird. Hier müssen die Wagen mit der Batterie klarkommen. Dieser Bpmz möchte aber hinter der Schutzstrecke seine Lüftung immer nicht wieder anschalten, sodass immer jemand vom Personal an den Schaltschrank muss, um frische Luft zu gewährleisten. Und weil das nur zwei Leute sind, ist häufiger dicke Luft. Im Bistro ist auch gefühlt alles schon aufgefressen. Dieser ARkimbz steht auch mit der 1. Klasse statt dem Bistro zur zweiten. Naja, auf dem Gang neben dem Personalabteil kann ich mir zumindest mal den Wind um die Ohren wehen lassen ;-) Letztendlich kommt der Zug vielleicht zehn Minuten (Es war mit bis zu 30 zu rechnen!) zu spät an, aber nun richtig gereiht, da durch die Fahrt über Rostock der Fahrtrichtungswechsel in Stralsund entfällt!

04.09.2021: Ostseebad Binz - Dresden Hbf
Erneuter GDL-Streik :-( Und diesmal eine echt miese Informationslage: Der Ersatzfahrplan ist Tage vorher verfügbar, aber erst einen Tag vor der Reise steht beim eigentlich gebuchten IC 1954 da, dass er ausfällt. Eine E-Mail gibt es übrigens auch erst eine Stund vor Abfahrt. Das war eineinhalb Wochen vorher besser! Ersatzlösung wäre eigentlich der zwei Stunden eher fahrende ICE 1711 nach Nürnberg gewesen, aber der ist schon ausreserviert und daher wohl eher nicht zu empfehlen. Allerdings sollte ab Warnemünde der IC 2271 "Müritz" verkehren, und nach Rostock kommt man ja von Binz gut mit der ODEG. Also habe ich den reserviert. Plötzlich nach der Reservierung war dann der Zug als ausfallend gekennzeichnet. WAS?! Allerdings sind an diesem Tag auch noch einige 29xx-Ersatzzüge zwischen Warnemünde und Berlin mit Negativwenden aus dem Hut gezaubert worden. Dann machen wir es halt so! Ab Berlin sind laut einer Netzkarte der DB auf Twitter zweistündliche Ersatzbusse verfügbar, aber die stehen nirgends im Online-Fahrplan. Also frage ich im ICE-Traff nach :-) Immer um zur geraden Stunde lautet die Antwort. Nun ist der IC 2271, der direkt nach Dresden fährt, doch wieder fahrend. Komisch ... Außerdem gibt es vier Stunden später noch eine Möglichkeit - ein Ersatzzug aus einer zweckendfremdeten Dresden-Westerland-Garnutur wohl. Zur Sicherheit frage ich noch im Video-Reisezentrum Binz nach, wo man jedoch nicht mehr weiß, als auf bahn.de. Die Dame bestätigt jedoch, dass man mit dem SuperSparpreis nun über Rostock fahren dürfe.
Am Reisetag dann gegen neun der Schreck: IC 2271 doch wieder ausfallend. Dabei ist der Vorlauf-KISS 2272 angeblich planmäßig in Dresden losgefahren. Naja, da nehme ich dann doch den ICE 1711 genommen - alles andere wäre zocken gewesen. Der ICE hatte einen zusätzlichen 5-Wagen-Teil ohne reservierte Plätze. Ab Stralsund war es zwar auch dort überfüllt (nur eine Frau mit Hund, hat es geschafft ihren Nachbarsitz zu verteidigen :-(), denn es ist der einzige Zug über Pasewalk usw. nach Berlin für Stunden! Die beiden Zugbegleiterinnen hatten die Sache aber fest im Griff. Die Chefin stellt sich immer direkt vor mein Fenster zum Abfertigen, sodass ich auch beobachten kann, dass sie irgendwas im hinteren Zugteil mit ihrem Smartphone haranzoomt hat. Im Bistro sind die gewünschten Plantbullar übrigens verfügbar. Übrigens: Der IC 2271 soll mittlerweile doch wieder fahren. Zurück zum Zug in dem ich sitze: Der nur bis Leipzig fahrende Zug wird normalerweise in Berlin mit einem weiteren 7-Wagen-ICE-T aus Hamburg vereinigt um nach München zu fahren. Daher ist der Zusatz-Zugteil als ICE 1701 beschildert. Ich fahre ab Berlin (14:12 Uhr) nicht weiter bis Leipzig mit, da der 5er-Zugteil ja nun zu wenig ist. Bis der Bus um 16 Uhr fahren sollte, besteht nun noch etwas Zeit, um Taurüssel zu begucken. Doch wo fährt der Bus? Angeblich, auch laut dem handbeschriebenen und mit A4-Zetteln versehenen Streikinfo-Whiteboard an der DB Info, Steig 3 am Europaplatz, was allerdings ein Steig an der Straße ist. Neben Steig 2 findet sich auf dem Europaplatz sich immerhin ein Fahrplan der Busse nach Polen. Dass ein Bus der Firma Weigt aus Nünchritz (Meißen) auf der anderen Seite abgestellt ist, verwirrt mich noch mehr. Letztendlich steht dann aber gegen 16 Uhr am Europaplatz neben Steig 2 ein nigelnagelneuer MAN-Reisebus der DB-Tochter BEX. Zwei nette Leute in Gelbweste von einer Sicherheitsfirma weisen die etwa 15 Fahrgäste (die meisten sind Tschechien) der Non-Stop-Verbindung zum Dresdner Hauptbahnhof in den Bus ein und gucken über die Tickets. Los geht die Fahrt. Es war für einen Bus eigentlich komfortabel, nur die Klimaanlage ist zu kalt und die Steckdosen funktionieren nicht. Ein Problem ist aber da: Stau. Daher kommen wir statt 18:30 - 18:45 Uhr erst 19:05 Uhr am Hauptbahnhof an. Die Fahrgäste werden "zu Hause" von einer DB-Mitarbeiterin in organgener Warnweste alle gefragt, ob sie nach Prag wollen. Der EC (Planstart 19:10 Uhr) wartet, obwohl das Umfahren und die Bremsprobe wahrscheinlich eh länger dauert als 18 Minuten. Da hilft meistens das Zugbegleitpersonal der DB auch wenig mit, das macht meinen Beobachtungen zufolge alles der Lokführer mit einem anderen ČD-Mann. Letztendlich wäre man mit dem IC 2272, der sogar mit KISS in Doppeltraktion unterwegs war ab Berlin schneller gewesen, aber der wäre womöglich auch voll gewesen.
Bei der Reise gab es auch - oh Wunder - Zangenabdrücke :-)

Fazit: Man kommt auch bei Streik an.


Gute Nacht
Fabian

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