SBB - künftige Umwandlung von Schienentrassees in Strassen? (Allgemeines Forum)

ktmb, Mittwoch, 10.03.2021, 18:21 (vor 1135 Tagen)
bearbeitet von ktmb, Mittwoch, 10.03.2021, 18:23

Hej,
in der NZZ International steht heute ein Artikel, der diesen seltsamen Wunsch formuliert.
Im Artikel geht es um "gute" und "böse" Verkehrsmittel. Werden jedoch alle externen Kosten pro Personenkilometer berücksichtigt, seien der öV (Schiene: 24,5 Rappen) und Bus (50,1 Rappen) dem privaten Verkehr auf der Strasse (7,3 Rappen) und dem Luftverkehr (2,5 Rappen) hoffnungslos unterlegen. Selbst der Veloverkehr sei mit 22 Rappen viel zu teuer. Beim Güterverkehr sei das Verhältnis pro Tonnenkilometer von 4,2 (Strasse) zu Bahn (9,2 Rappen) etwas besser. Allerdings scheint den Autoren die Schädigung von Umwelt und Gesundheit (Strassenpersonenverkehr: 7,3 Milliarden CHF vs. öV: 885 Millionen CHF) weniger wichtig zu sein. Es zählen wohl nur die Zahlen. Scheinbar ist alles gut berechnet, ich kann es nur nicht verstehen. Grundlage der beiden Autoren ist zudem die Annahme, dass die absehbar Elektrifizierung und Teilautonomisierung des Autoverkehrs eine Verkehrsrevolution bringe. Am Ende sind die bisherigen "bösen" Verkehrsmittel auf einmal "gute". Ich weiß nicht so recht.

Alle paar Jahre wieder...

Chrispy, Mittwoch, 10.03.2021, 20:03 (vor 1135 Tagen) @ ktmb

Dieser Artikel taucht alle paar Jahre mal auf und jedesmal muss ich dann ein wenig schmunzeln. Immer scheinen dabei die grössten Energieverbraucher am besten Abzuschneiden. Denn wenn wir diese Studie ernst nehmen würden, sollten wir eigentlich alle zur Arbeit fliegen, immerhin ist dies fast 3 mal günstiger als das Auto! Stupides Erbsenzählen resultiert eben nicht immer in einer sinnvolle Antwort auf eine komplexe Problemstellung. Dieser Tatsache sollten sich die beiden "Star-Ökonomen", die diesen Artikel verfasst haben, eigentlich bewusst sein.

Alle paar Jahre wieder...

Splittergattung, Mittwoch, 10.03.2021, 20:40 (vor 1135 Tagen) @ Chrispy

Ich müsste die konkreten Zahlen und Rechnungen der beiden Autoren sehen, um beurteilen zu können, was sie da gerechnet haben (immerhin habe ich denselben fachlichen Hintergrund). Aber so auf den ersten Blick sieht das etwas fragwürdig aus, obwohl sie wenig Details dazu nennen, wie sie da worauf kommen: Wenn man schon den Ansatz fährt, man könnte den Grünstrom der Bahn für was anderes verwenden (was an sich schon fragwürdig ist: waren es nicht maßgeblich Bahngesellschaften, die überhaupt erstmals Wasserkraftwerke in größerem Umfang gebaur haben?), müsste man dem ja die Zusatzemissionen der Verkehrsträger gegenüberstellen, auf die sich der Verkehr dann verlagert. Machen die Autoren das? Wird mir aus dem Artikel nicht klar.

Abgesehen davon funktionieren Strommärkte nicht so wie die Autoren es annehmen, schließlich fliegt bei einer Nachfragereduktion zuerst der Strom mit den teuersten Produktionskosten raus und das ist normalerweise Gas und nicht die dreckigen Kohlekraftwerke. So viel Emissionsreduktion würde das also gar nicht bringen.

Ich frage mich auch, wie Radverkehr auf höhere soziale Kosten kommen soll als Autoverkehr: Autos brauchen mehr Straßenraum und verursachen deutlich schwerere Unfälle. Die unfallbedingten Gesundheitskosten, die Fahrradunfälle ohne Autobeteiligung verursachen (denn wenn Fahrrad und Auto zusammenkrachen, ist für gewöhnlich der Autofahrer verantwortlich, die Kosten kann man dann nicht dem Rad auferlegen) können doch eigentlich nicht so groß sein.

Alle paar Jahre wieder...

Garfield_1905, Mittwoch, 10.03.2021, 20:56 (vor 1135 Tagen) @ Splittergattung

(...) Die unfallbedingten Gesundheitskosten, die Fahrradunfälle ohne Autobeteiligung verursachen (denn wenn Fahrrad und Auto zusammenkrachen, ist für gewöhnlich der Autofahrer verantwortlich, die Kosten kann man dann nicht dem Rad auferlegen) können doch eigentlich nicht so groß sein.

Wie das mit den Kosten ist, keine Ahnung. Aber das bei Fahrradunfällen (= Zusammenstoß zwischen Fahrrad und Auto), meinetwegen auch überwiegend, der Autofahrer gewöhnlich Schuld hat ..., also ich weiß nicht. Fahrräder fahren auf der falschen Seite etc., also so pauschal würde ich das jetzt nicht sagen.

Aber das war in diesem Zusammenhang ja nur ein Nebenaspekt.

PS. Ich hab' letztes Jahr einen Unfall als Autofahrer mit einem Fahrrad gehabt, da war ich eindeutig Schuld. Ist, Gott sei Dank, nicht viel passiert.

Alle paar Jahre wieder...

Splittergattung, Freitag, 12.03.2021, 19:37 (vor 1133 Tagen) @ Garfield_1905

Wie das mit den Kosten ist, keine Ahnung. Aber das bei Fahrradunfällen (= Zusammenstoß zwischen Fahrrad und Auto), meinetwegen auch überwiegend, der Autofahrer gewöhnlich Schuld hat ..., also ich weiß nicht. Fahrräder fahren auf der falschen Seite etc., also so pauschal würde ich das jetzt nicht sagen.

Aber das war in diesem Zusammenhang ja nur ein Nebenaspekt.

Zumal ich gar nicht auf das Verhalten hinaus wollte, sondern auf die Verteilung von Unfallschuld (und damit Kosten) durch Rechtsprechung bzw. Versicherungen. Da wird im Zweifel dem Auto als stärkeren und damit gefährlicheren Verkehrsmittel mehr Schuld zugeteilt, übrigens auch dem Radfahrer, wenn er mit einem Fußgänger zusammenkracht.

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