[AT][CZ] Unkontrollierter Kulturschock (m. 4 B.) (Reiseberichte)
Die Corona-Pandemie greift in so ziemlich alle Bereiche ein und mehr und mehr merke ich, wie Corona für große Unterschiede sorgt, wo man sie vorher fast gar nicht spürte.
Zunächst konnte ich einen modernisierten Regionova mir anschauen.
Heute geht's mal wieder auf Tagesreise. Ich hoffe, dass ich ab dem zweiten Quartal öfters reisen kann. So muss ich mich halt mit gelegentlichen Reisen begnügen, dieses Mal, da ich was aus der Wohnung abholen wollte und dabei Panik hatte, die Regierung würde ab 1. März alles verdingsen, was sich zum Glück nicht so bewahrheitet hat.
Aufgrund der Verspätung konnte ich in Breclav schon ein Stück Österreich erblicken..
Und dann geht's wieder nach Wien. Ihr kennt das alles. Ich orderte dieses Mal einen Earl Grey. Bei nächster Gelegenheit werde ich mich wohl doch in den Speisewagen trauen, der noch immer bewirtet wird. Es muss endlich wieder gehen.
Heute ging es ins Abteil. Und ihr kennt meine Berichte, Einreisekontrollen gibt's nicht. Das wurde heute getoppt, indem auch die Fahrkarte nicht kontrolliert wurde. Während Deutschland sich von Tschechien abkapselt, die krassesten Kontrollen macht, während auf der Straße wohl auch alles voll krass kontrolliert wird, erlebt man auf der Schiene... gar nichts! Ich war völlig unkontrolliert. Eigentlich hätte ich mir das Einreiseformular und den später am Tag erfolgen negativen Antigentest in Schönbrunn sparen können. Während ständig von Kontrollen geredet wurde, davon gesprochen wird, wie viele Leute an der Grenze abgewiesen werden... ist die Schiene quasi gänzlich uninteressant. Das ist einfach extrem spannend.
Ich habe also das gemacht, was ich im Rahmen der Gesetze durfte und musste und fuhr dann wieder heim.
Dabei habe ich gemerkt, wie fremd es so geworden ist. Während ich in Tschechien mich seit Monaten weitestgehend innerhalb der Gemeinde bewege, erlebe ich in Wien geradezu ungezügelte Freiheiten. Außer den Masken deutet fast nichts darauf hin, dass wir mitten in einer Pandemie sind. Es ist irgendwie so bizarr, wenn ich daran denke, dass ab Montag ja die Bewegungsfreiheit sehr stark eingeschränkt ist in Tschechien. So fremd fühlt es sich an - in einem Land, wo ich jahrelang lebte und studierte...
Und das war ein Highlight. Erst einmal völlig knapp bemessen meinerseits, von der U-Bahn bis zur Abfahrt am Bahnsteig waren es nur 8-9 Minuten oder so. Also eben meine typische Zeitplanung. Ich kreuzte 5 Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig auf. Die Ansage lautete, da käme eine Betriebsfahrt. Anzeige dito. Dann auf Englisch wurde original die Zugnummer der Betriebsfahrt aus Kledering genannt.
...in umgekehrter Reihenfolge! Ich habe schon seit Jahren das nicht mehr erlebt! Ich war total entzückt, endlich mal wieder erleben, wie es ist, wenn der Zug nicht so gereiht ist, wie vorab versprohen. Ich war total begeistert, also innerlich.
Und dann steig ich ein.
In diesem obercoolen Wagen der Firma Regiojet. Marke Astra. Es fehlt nur noch fas Zeneca und es ist perfekt! Man erzähle mir, man könnte in diesen Zeiten nicht mal ein grandioses Erlebnis haben. Der Wagen hat mich dann auch mit ziemlich coolen Rollgeräuschen bezaubert, das war wie Musik in meinen Ohren.
Und der Komfort ist natürlich auch toll.
Ich habe heute überhaupt erst so richtig realisiert, dass Regiojet immer noch nach Wien fährt. Derzeit fahren seitens der ÖBB und ČD 3 direkte Zugpaare zwischen Wien und Prag und 4 Zugpaare zwischen Wien und Bohumin, 3 davon weiter nach Polen.
Regiojet fährt weiterhin 4 direkte Zugpaare Wien - Prag. Also insgesamt 11 Fernzugpaare am Tag zwischen Wien und Breclav, normalerweise wären es ja insgesamt 16.
Und dann fährt in der Woche selbstverständlich stündlich ein Regionalexpress über die Grenze. Klar.
Also ich war jedenfalls begeistert.
Und ich steige aus und guess what: wieder keine Kontrollen. Genial. Passt für mich eh, aber es ist immer noch so faszinierend, wie die Vorstellung am Anfang von der Realität divergiert.
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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
(Bildquelle: ČD)