Update zum C-Preis/Deutschlandtarif (Fahrkarten und Angebote)
Moin,
vor reichlich über zwei Jahren hab ich über die Preisdifferenzierung im C-Preis geschrieben und die Reform des TBNE. Ganz offensichtlich hat man das mal wieder nicht pünktlich hinbekommen, mal schauen wie sich der jetzige Planungsstand in Zukunft materialisiert:
Beim ersten Thema ist bislang effektiv nicht so viel passiert, denn man konzentriert sich aktuell auf das zweite Thema. Die Deutschlandtarifverbund-Gesellschaft (DTVG) wurde Mitte 2020 gegründet und soll ab 01.01.2022 Tarifgeber des bisherigen C-Preises, dann neu Deutschlandtarif, übernehmen. Gesellschafter sind nahezu alle EVU und Aufgabenträger, gemäß einem festgelegten System sollen alle Akteure Mitspracherecht bekommen - unabhängig ob Brutto- oder Nettovertrag. Zum Start beabsichtigt man das bestehende Tarifportfolio komplett 1:1 zu überführen und nur geringfügige Änderungen zur Tarifvereinfachung durchzuführen. Tiefgreifende Änderungen im Entfernungswerk sind nicht vorgesehen ("15 km heute bleiben 15 km morgen"). Haustarife der EVU werden bis auf regulierte Markttests im SPNV entfallen, um ein Unterwandern vom DTV zu verhindern. Auch entfallen sollen:
die Familienkarte,
Verkauf von Klassen- und Produktübergang im Zug (Sofern verkehrsvertraglich zugelassen und noch in Verhandlung. Der FV soll den Verkauf von Produktübergängen selbst übernehmen und für Klassenübergänge sieht man im Zug keinen relevanten Anwendungsfall),
die Fahrkarte Anfangsstrecke sobald überall durchgehender Verkauf sichergestellt ist
und der Bordpreis. Verkauf im Zug wird grundsätzlich nur als Notverkauf vorgesehen (außer in Netzen ohne Infrastruktur).
Die bisher nur durch DB Regio zu Abomonats-/-jahreskarten zugegebene kostenfreie Bahncard 25 wird entfallen und soll durch ein noch festzulegendes Produkt ersetzt werden, welches einheitlich durch alle EVU zu Abos im DTV zugegeben werden soll.
50% rabattierte Gruppenfahrkarten (Gruppe&Spar) werden nur noch nach vorheriger Anmeldung erhältlich sein, die Anmeldegrenze soll von 20 auf 6 Personen sinken.
Fahrkarten sollen - auch bei über 100 km Tarfentfernung - grundsätzlich einheitlich nur noch bis 3 Uhr Folgetag gelten, außer bei "Nacht"-Angeboten. Übertragbare Zeitkarten werden teurer als die persönliche Variante.
Zur Ablösung vom NE-Tarif ist ein netzscharfes Wahlmodell angedacht, es kann also zum Start des DTV durchaus noch NE-Strecken geben, die aber spätestens zum Auslaufen des Verkehrsvertrags in den DTV übergehen. Mit den in den DTV überführten Netzen wird auch internationaler Verkauf möglich, was beim NE-Tarif bisher nicht möglich war.
Mittelfristig plant man weitere Änderungen, die aber erst später umgesetzt werden und auch noch erarbeitet werden müssen:
Der Bartarif soll preislich differenziert werden anhand von Wochentag, Uhrzeit und Region; für Zeitkarten erarbeitet man flexiblere Angebote. Auch erarbeitet man einen eTarif mit Check-in/be-out. Fokus liegt aber aktuell eindeutig auf den Themen zur Einführung des Deutschlandtarifs und Klärung der noch offenen Punkte binnen diesen Jahres.
Abschließend noch der Hinweis dass sich das alles nur auf den bisherigen DB-Tarif im Nahverkehr bezieht. Abweichende Regeln (bspw. zum Bordpreis oder Verkauf im Zug) in Verbünden/Landestarifen bleiben unberührt. Und das ist alles nur Stand aktueller Planungen, kann sich also bis zum 1.1.22 noch ändern.
Grüße!