Der Dänendiesel auf dem Dampfer (Reiseberichte)
Hallo liebes Forum,
ich mal wieder – ganz überraschend mit einem Reisebericht. ;-)
Diesen Bericht hatte ich ursprünglich nicht geplant zu veröffentlichen, weil es schon genug andere Berichte zu Dänemark-Abschiedstouren gibt (dürfen natürlich gern in den Antworten verlinkt werden :-) ). Aber was so ein Social Lockdown halt mit einem macht… -.-
Auch wenn ich zuvor nur einmal das Trajekt nach Dänemark genutzt hatte (dafür gleich dreimal – hier, nachts und hier ab Bild 60 – das Trajekt von/nach Sizilien), wollte ich 2019 eine Abschiedsfahrt unternehmen. Ein Termin war im Spätsommer gefunden.
Auch dieser Bericht beginnt damit, dass ich Freitagnachmittag von München nach Hipsters‘ Paradise fuhr. Anders als bei der Sylt-Tour ein gutes Jahr zuvor fuhr diesmal leider Tee mehr, sondern ich musste meine Oberschenkel in eine Mumpsbacke quetschen. :-( Interessanterweise wusste das RIS schon 9 h vor Abfahrt, dass zwei Wagen gesperrt sein würden. Als normaler Kunde würde man sich fragen, warum dann nicht einfach ein anderer Zug genommen wird; als regelmäßiger Nutzer weiß man natürlich, dass, wenn 80 Züge zur Verfügung stehen, DB Fernverkehr min. 81 Züge verplant (eher mehr) und dementsprechend keinerlei Reserven hat… -.-
1 Da glüht sie vor Mumps und damit einhergehendem Fieber
Wenigstens verließ die Mumpsbacke pünktlich das Herz des Schwarzen Kontinents. Allerdings legte sie bereits in Ingolstadt einen Zusatzhalt ein. Der Halt war im RIS eingetragen, wurde im Zug durchgesagt, der Zug war auf den ZZA angezeigt, trotzdem ging es eine Minute vor der veröffentlichten Zeit weiter. Ich dachte immer, so etwas wäre nicht erlaubt. :-s
Ebenso eine Minute vor Plan erfolgte die Ankunft in S-Panda-U. Das einzige Erwähnenswerte an dieser Fahrt war die (unfreiwillig?) herrliche Wortwahl vom Zc zum KCI: „Wenn Sie digital ganz gut unterwegs sind, versuchen Sie doch mal, was Neues zu erschaffen“ :D
Samstag Morgen ging es recht früh schon weiter. Ich und meine Kekse nahmen viertel nach sieben Platz in den tschechischen Wagen des IC 2070, der von einer deutschen 101 gezogen wurde – ui, wie exotisch!
2 Guten Morgen, Berlin, du kannst so häss… Ach nee, ist ja Spandau.
3 Flixi auf Tour. Warum hält der eigentlich nicht beim vom Su eingerahmten Panda?
4 Relikte der Geschichte
5 Tschuldigung, es war noch früh :-/
Die Fahrt führte durch die wohlwollend formuliert beruhigende Landschaft Norddeutschlands. Kurz vor Wittenberge bremste der Zug plötzlich abrupt ab und blieb stehen, die Klimaanlage ging aus. Es dauerte fast 10 min, bis eine Durchsage kam, der Zug sei wegen einer wegen einer Lokstörung zum Stehen gekommen und daran werde sich auf unbestimmte Zeit auch nichts ändern. Mensch, da ist man schon so schlau, ausländische Wagen zu nehmen, aber spannt ne deutsche Lok davor. -.- Wenige min nach der Durchsage war die Störung behoben und die Fahrt wurde fortgesetzt. Um genau 8:10 Uhr verkündete der Zc bei voller Fahrt knapp: „Wir werden unseren nächsten Halt um 8:10 Uhr erreichen.“ Kurz darauf ging jemand zur Fahrkartenkontrolle durch. Ich fragte: „Können Sie den Anschluss in Bü..." – „Nein, kann ich Ihnen nicht beantworten!!!“ – Ich: „Ich möchte wissen, ob Sie ihn vormerken k...“ – „Alles schon vorgemerkt!!!“ Wow, und sowas lässt man auf Kunden los... Kurz vor dem Halt kam die Ansage: „Wir erreichen in Kürze … Über Ihre Anschlüsse werden wir Sie in Kürze informieren.“, und bei der Einfahrt dann: „Wir erreichen unseren nächsten Halt. Bitte steigen Sie rechts aus. Vielen Dank und auf Wiedersehen.“
16 min nach Plan erreichte die Hässliche aus Hennigsdorf (bzw. heute eher die Kaputte aus Kassel) Büchen. Da ich ja gern neue Strecken fahre, stieg ich hier aus, die verbliebenen 6 min reichten zum Umsteigen. Der Zug fuhr nun durch den Lieblingsort aller Faultier-Fans: Ratzeburg. *‿* Am Flughafen Lübeck, der seit dreieinhalb Jahren nicht mehr im planmäßigen Linienverkehr angeflogen worden war, gab es tatsächlich eine Zusteigerin. :-O
Pünktlich wurde Lübeck erreicht, wo ich auf Luxi traf und wir eine Viertelstunde später von der ebenfalls pünktlichen Gumminase verschluckt wurden. Übrigens war ich auf den Tag genau drei Jahre zuvor mit einem Zug 33 auf der Vogelfluglinie gefahren. Na Mensch. :D Damals war es noch ein ICE, und die Fahrt war mit Hamburg – Kopenhagen etwas länger.^^ Das Dänisch des deutschen Zc klang ziemlich abgelesen und nicht „echt“, aber immer noch besser als sein Englisch. :-/ Ob der hohen Auslastung mit reichlich Stehplätzen sagte er durch, ab Puttgarden sei der Zug reservierungspflichtig, wer weiter als bis Puttgarden fahren möchte, müsse eine neue Reservierung für 4,50 € zzgl. 19 € Bordpreis kaufen. Allerdings verließ er in Puttgarden den Zug.^^ Ohnehin bekam die Gumminase in Puttgarden ordentlich Schnupfen, sie leerte sich deutlich, sodass wir jetzt auch dem dritten im Bunde, tbsn, Gesellschaft leisten konnten. Uns behielt die Gumminase nämlich drin.
6 Lint in Lübeck
7 Der Dänendiesel rauscht herbei
8 Reif für die Insel
9 Die 2 min Verfrühung plus 3 min Planaufenthalt ließen uns genug Zeit, um nach hinten zu laufen
Es kam nun eine ältere, sehr fröhliche dänische Zubine an Bord. Sie machte zwar alle Ansagen dreisprachig (auch auf DE), allerdings redete sie später mit uns nur Englisch, obwohl jemand von sie etwas auf Deutsch gefragt hatte. Nun begann das Spektakel: Langsam quälte sich die Gumminase in die verfressene Fähre, die sich sogleich in Bewegung setzte. Da auf Fähren Personen und Verbrennungsmotoren nicht auf demselben Deck befördert werden dürfen, mussten alle Passagiere aussteigen. Nach Sizilien ist das ja anders, aber da werden auch nur die Wagen ohne Loks trajektiert und stehen auch nicht zwischen LKWs. ;-) Also gingen wir nach oben und genossen die Überfahrt von Eiland zu Eiland.
10 Hoher Besuch für den planmäßigen Zug^^
11 Gumminase verschluckt mich, Schiff verschluckt Gumminase
12 Treppen zum Aussteigen
13 Wege für den Dänendiesel
14 In Vielfalt vereint
15 – 17 Da steht er. Man unterschätzt gern, wie hoch so ein Zug doch ist. :-O
18 – 19 Züglifresser
20 Wem die Umwelt halbwegs wichtig ist, der sollte sich doch eher für den Tunnel einsetzen. Dann könnte man diese Abgase vermeiden… :-s
21 Goodbye Deutschland!
22 Hej, Danmark!
23 Das Piktogramm ist genauso überholt wie mittlerweile die gesamte Trajektierung :-/
Die Überfahrt dauert planmäßig 45 min, bei dem schönen Wetter ging es wahrscheinlich etwas schneller. Die planmäßige „Fahr“-Zeit des Zuges zwischen den beiden Fährbahnhöfen beträgt aber 65 min. Ja, das auf die Fähre Fahren ist alles andere als schnell, aber nach der Ankunft darf die Gumminase als erstes runter. Deshalb erreichten wir ordentlich zu früh den ersten dänischen Bahnhof Rødby Færge, wo wir dann auch noch 7 min Planaufenthalt abstanden. Währenddessen verließen fast alle Reisenden den Zug, um in den schnelleren Nonstop-SEV nach Kopenhagen umzusteigen. Am einzigen Zugang zum Bahnsteig hatten sich die Polizisten schon aufgestellt und kontrollierten von allen die Ausweise. Da wir aber nicht in Rødby ausstiegen, wurden wir nicht kontrolliert.^^ Die Zubine hatte wirklich einen sehr entspannten Job: erst die Überfahrt, während der sie nix machen musste, dann Pause in Rødby und dann den Abschnitt, wo der Zug fast leer war. Während der 23 min bis Nykøbing zählte ich fünf Fahrgäste in der 2. Klasse (also außer uns noch zwei andere :D) sowie null Fahrgäste in der 1. Klasse. :D Selbstredend pünktlich wurde Nykøbing Falster erreicht (spricht man ungefähr wie NÜcköbbeng FELLsta).
24 „Om nom nom“. Prinsesse Benedikte freut sich gefräßig gestimmt schon auf das nächste Festmahl.
25 Wieder an Land
26 Der Zoll war überhaupt nicht amused über dieses Bild
27 Dänendiesels Innenleben. Alternativ könnte ich auch "Nasenhaare" schreiben. ;-)
28 Die Endstation. Laut DB war die Ankunft aber 12:43. Schön, dass man sich im internationalen Verkehr immer so gut abspricht...
29 Zwischen Lolland und Falster
30 Wasn das für ein Ferkeltaxi? :-s
In Nykøbing Falster mussten auch die verbliebenen Fahrgäste den Zug verlassen. Wir setzten uns in den SEV nach Næstved. Kurz vor Vordingborg wurde eine imposante Brücke überquert, der Rest war doch eher eintönig.^^ Nach einer guten Stunde war es in Næstved (NEST-weth, das th wie Englisch the) vorbei mit dem Spuk, wir durften wieder per Zug weiter. Um nicht nur bekannte Strecken zu fahren, bestand ich darauf, statt der „normalen“ Route über Ringsted nun via Køge weiterzufahren. ;-) Danach hatten wir es geschafft und nach einstündiger Fahrt um 15:15 Uhr unser Tagesziel Roskilde (RASSkille) erreicht.
31 Wir mussten natürlich ausgerechnet das letzte Wochenende mit SEV erwischen :D
32 Das Bahnhofsgebäude von Nykøbing
33 Wer fährt gern SEV?
34 Nicht unser Ziel ;-)
35 Brücke zwischen Falster und Seeland
36 Schlafende Vogelfluglinie
37 Die Entschädigung für den SEV
38 Dosis Dänischer Desiros
39 Dänischer Defekt
40 Dänischer Dino
41 Dänischer Durchschnitt
42 Unserer. Sonderzeichen hätten wohl extra gekostet. :D
43 S-Bahn nach Hundige :-)
44 Eine Rennbahn, über die einmal pro Stunde ein Dieselzug fährt und das auch noch langsamer als auf der Bestandsstrecke – wow!
45 Das älteste Bahnhofsgebäude Dänemarks
Ein paar Gründe sprachen aus meiner Sicht für eine Übernachtung in Roskilde und nicht in der nahen Hauptstadt. Drei Jahre zuvor war ich eben schon in Kopenhagen gewesen, und in Roskilde erhoffte ich mir eine preiswertere Übernachtungsmöglichkeit als im Touri-Hotspot. ;-) Außerdem hatte ich gelesen, dass auch Roskilde eine schöne Stadt sein soll. Letzteres stimmt definitiv: Es ist eine sehr hübsche kleine Stadt, deren Besuch ich auch Leuten empfehle, die ich gut leiden kann. ;-) Nachmittags streiften wir durch die Stadt und zum Hafen. Abends freuten wir uns, dass wir Füchse das Bier aus Deutschland mitgebracht hatten. ;-) Just am letzten August-Abend verabschiedete sich der Sommer mit Gewitter & Wolkenbruch.^^
46 Das Kloster von Roskilde
47 Der Dom
48 Der Dom aus unserem Hotelzimmer
49 Beim Wikingerschiffsmuseum
50 – 51 Am Hafen
52 – 53 Altes Gemäuer
54 Die Kirche St. Laurentius
55 Das Stadthaus vor dem Dom
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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)