Mont Blanc & Chablais 3/7: der Gletscher (27 B) (Reiseberichte)

TD, Samstag, 16.05.2020, 12:58 (vor 1435 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum dritten Teil unserer Rundfahrt zwischen Genfersee, Mont Blanc und Chablais. Im zweiten Teil waren wir von Chamonix aus zu einem Ausflug mit der Tramway du Mont-Blanc gestartet.

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Wir haben noch immer den zweiten Reisetag und starten nun am Nachmittag zu der zweiten Zahnradbahn in der Region.


Tag 2b: Chamonix-Mont-Blanc - Montenvers - Chamonix-Mont-Blanc

Unweit des SNCF-Bahnhofs von Chamonix befindet sich ein weiterer Bahnhof, nämlich die Talstation der Zahnradbahn Chemin de fer du Montenvers. Die Meterspurbahn führt auf den Felssporn Montenvers oberhalb des Gletschers Mer de Glace.

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Die Chemin de fer du Montenvers gilt als Schwesterbetrieb der Tramway du Mont-Blanc, beide Bahnen werden von der Compagnie du Mont-Blanc betrieben, das Unternehmen ist auch für die Seilbahnen in der Region verantwortlich.

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Die Chemin de fer du Montenvers ist deutlich massentauglicher als die Tramway du Mont-Blanc, die Strecke ist kürzer, es stehen mehr Fahrzeuge zur Verfügung und der Bahnhof befindet sich im Herzen der Tourismusregion. Es gibt sechs elektrische Triebwagen, die über Vorstellwagen verfügen. Alle Fahrzeuge sind in leuchtendem Rot lackiert.

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Der Montenvers entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Tourismusmagneten. Knapp 400 Personen fanden durch den Bergtourismus Beschäftigung, Besucher zu Fuß, mit Sesselträgern oder mit Maultieren auf den Berg zu bringen. So entstand die Idee, nach dem Vorbild der schweizerischen Rigi eine Bergbahn zu errichten. Aus Kostengründen entschied man sich zunächst für Dampfbahn mit der Option für eine spätere Elektrifizierung. Es gibt zwei Tunnel und mehrere Viadukte.

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Während unseres Besuchs herrscht reger Betrieb, es verkehren mehrere Züge im Folgezugbetrieb. Die Strecke windet sich mit zwei Kehrschleifen in Z-Form an der Bergflanke aus dem Arvetal hinauf zum Montenvers.

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Die Strecke ist gut fünf Kilometer lang, sie überwindet eine Höhendifferenz von rund 870 Metern. Bekanntestes Bauwerk der Strecke ist das S-förmige 150 Meter lange Montenvers-Viadukt. 1927 stützte hier eine Lokomotive mit dem ersten Wagen vom Viadukt, was zahlreiche Todesopfer forderte.

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Schließlich erreicht der Zug die Bergstation auf dem Montenvers, sie liegt auf 1.913 Meter über dem Meer. Wir holen noch schnell das Innenbild nach,...

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...dann widmen wir uns dem Mer de Glace (Eismeer). Der größte Gletscher Frankreichs liegt unterhalb der Bahnstation. Von einer Panoramaterrasse fällt der Blick auf die flache Gletscherzunge. Als die Bahn gebaut wurde, reichte der Gletscher noch fast bis zur Bergstation, so dass sich den Betrachtern damals der Eindruck eines Eismeers bot.

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Der Mer de Glace zieht sich seit 150 Jahren zurück. Inzwischen wurde sogar eine Seilbahn von der Bergstation hinab zum Gletscher gebaut. Wir entscheiden uns aber für den Fußweg über hunderte von Treppenstufen an der Moränenflanke nach unten. Pro Jahr verliert der Gletscher zwischen vier und sechs Metern Höhe, so dass ständig unten weitere Treppenstufen angebaut werden müssen.

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Unten am Gletscher befindet sich eine künstlich angelegte Eisgrotte – eine angenehme Abkühlung nach dem schweißtreibenden Treppensteigen. Schon skurril, dass man erst mit einer Zahnradbahn auf den Berg fährt, um dann bis zur eigentlichen Sehenswürdigkeit wieder mühsam in die Tiefe steigen zu müssen. Ob sich das die Erbauer der Bahn so hätten vorstellen können?

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Wir sind ja hier in einem Bahnforum, da will ich Euch nicht mit überzähligen Gletscherbildern belasten. Hier sind wir schon wieder recht weit oben angekommen. Die Tafel macht nochmals deutlich, wie rasant sich der Gletscher verwandelt. Kaum vorstellbar, dass es hier mal ein richtiges Eismeer gab.

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Wir laufen nun noch ein Stück an der Bahnlinie entlang, es gibt am Montenvers-Viadukt noch einen vermeintlichen Aussichtspunkt mit einer Infotafel, allerdings ist das Viadukt schon sehr zugewachsen und der Ausblick nicht wirklich fotogen. Schließlich kehren wir zurück zur Bergstation und schauen dem Bahnbetrieb zu. Die elektrischen Triebwagen wurden ab 1954 abgeliefert, hier kommt das jüngste Exemplar Nr. 46 aus dem Jahr 1979 eingefahren.

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Von uns zunächst unbemerkt hat sich der Himmel zugezogen, auf dem Weg zur Bergstation bekommen wir noch ein paar Regentropfen ab. Aber jetzt am Abend ist das auch nicht mehr dramatisch, auch wenn die Bilder der Talfahrt nun nicht mehr ganz so strahlend sind.

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Zunächst fällt der Blick auf die gegenüberliegende Steilwand des Diamant des Flammes de Pierre, dann kommt Chamonix unten im Arvetal ins Blickfeld. Gegenüber die Bergkette Aiguilles Rouges.

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Die Strecke der Chemin de fer du Montenvers wurde 1909 vollendet, 1953 wurde sie elektrifiziert. Zwischen 1990 und 1995 wurden Lawinengalerien errichtet, um auch den Winterbetrieb zu ermöglichen.

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Schließlich erreichen wir wieder den Endbahnhof auf dem Talgrund in Chamonix. Am Bahnhof ist die Dampflokomotive Nummer 8 als Denkmal aufgestellt. Von SLM Winterthur wurden von 1907 bis 1927 insgesamt acht Dampflokomotiven geliefert.
Den Abend lassen wir nun in Chamonix ausklingen.

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Ein Denkmal erinnert an den Naturforscher Horace-Bénédict de Saussure, der sich der Geologie und der Glaziologie verschrieben hatte. Sein besonderes Interesse galt dem Massiv von Chamonix und dem Mont Blanc, seine Messungen von 1787 ergaben, dass der Mont Blanc der höchste Gipfel Europas ist.

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Und damit sind wir am Ende dieses Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt Teil 4, darin fahren weiter in die Schweiz und besuchen eine interessante Kombination aus Schienenbahnen.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

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