Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:45 (vor 1438 Tagen) [O]

Hallo liebes Forum,

willkommen zurück!
Im ersten Kapitel waren wir in zwei Tagen von Norddeutschland nach Córdoba gerast, haben uns die Stadt angeschaut und sind im SEV durch die Berge in die Hafenstadt Algeciras gefahren.
Dort geht es nun weiter. Warnung für die Hardcore-Bahnfans: Dieses Kapitel ist recht OT-lastig. :p
Kleiner Teaser: Für mich ist es wichtig, dass die ganzen Reisebeschränkungen wegen des Corona-Mists bald aufgehoben werden. Denn am 31.12.2018 hat jemand in Gibraltar ganz verzweifelt um Rizinusöl gebettelt. ;-)

An jenem Silvestertag ging in Algeciras erst gegen 8:30 Uhr die Sonne auf. Morgens waren 12 Grad, im Wind war es teils sonnig, teils bewölkt. Irgendwie fühlte sich das nicht nach Silvester an.^^ Wir liefen zum Busbahnhof und nahmen einen Bus nach La Línea. Der Bus fuhr gefühlt fünf Mal ums Karree, bediente Gewerbegebiete (auch diese hatten landestypisch riesige Dimensionen) südlich und Wohngebiete nördlich der Autobahn, weshalb er x Mal durch Kreisverkehre zuckeln musste. Nach 45 min erreichten wir La Línea de la Concepción. Ab dort sind es zu Fuß keine 500 m bis zur Grenze, durchgehende Busse gibt es meines Wissens keine. An der Schengen-Außengrenze bestand die Kontrolle bloß aus einer kurzen Sichtkontrolle, auch die Briten kontrollierten die Einreise bloß im Vorbeigehen. Direkt hinter der Grenze warteten Taxi-Fahrer, die uns natürlich ihre Dienste verkaufen wollten. Sie hätten sogar gewonnen, wenn sie nicht gesagt hätten, die Seilbahn habe bis 12:45 Uhr geöffnet (lt. der eigenen Webseite sollte sie nämlich am Silvestertag geschlossen haben^^). Ja super, dann konnten wir doch mit dem Bus zur Seilbahn fahren. :p Meine Begleitung hatte noch ein paar Pfunde übrig, Zahlung wäre aber auch in € möglich gewesen. Der Bus überquerte zunächst die Landebahn des Flughafens. Offenbar hatten wir vom Taxifahrer den langsamsten Bus empfohlen bekommen, denn es dauerte eine ganze Weile, bis wir die Seilbahn erreichten.^^ Wir kauften nur Tickets für die Seilbahn und nicht für die weiteren Sehenswürdigkeiten oben, weil ich in erster Linie auf die Affen aus war. :D Dabei vergewisserten wir uns nochmal, dass die letzte Bahn 12:45 Uhr nach unten fuhr. Es war halb elf. In Gibraltar sprach jeder Englisch, zum Teil aber mit einem ganz merkwürdigen Akzent.^^ Die Bahn fuhr alle 6 min, genauso lange dauert die Fahrt auch. Es gibt eine Mittelstation, die im Sommer nicht bedient wird, aber am Silvestertag hielten dort auch keine Gondeln.
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1 Auf dem Weg zum Affenfelsen
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2 Im Bus über die Landebahn des Flughafens
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3 – 4 Affengeile Seilbahn
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5 Auf geht’s!
Oben angekommen warteten bereits die Affen. *‿* Es waren viele, sie turnten da einfach so rum und hatten sich offenbar schon längst an die Touristen gewöhnt. Nicht nur die Affen waren toll, sondern natürlich auch die Aussicht. Leider war Marokko nicht so gut zu erkennen.
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6 Blick auf Algeciras
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7 – 8 Panoramen von verschiedenen Standpunkten
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9 Die Landebahn zu verfehlen wäre suboptimal ;-)
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10 Gibraltar & Algeciras
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11 Blick Richtung Marokko
Ich sagte meinem Begleiter Bescheid: „Schau mal, da kommt ein Flugzeug“, er ging das Flugzeug fotografieren. Währenddessen kletterte ich nach oben und machte ein Panorama-Foto mit dem Handy. Ich begann rechts, sah einen Affen ankommen, aber dachte mir ‚Lass den Affen Affe sein‘ und drehte mich zum Fotografieren nach links. Als ich mit dem Panorama fertig war und das Handy wegpackte, sprang unvermittelt der Affe an mir hoch auf die Schultern! Ich hatte halt auch keine Ahnung, was der Affe da tut, ich spürte nur, dass er irgendwo zerrte. Und ich wusste, dass Affenbisse durchaus gefährlich sind. Irgendwann meinte ich leicht panisch zu den anderen Touristen hinter mir auf Englisch „Kann mir bitte jemand den Affen vom Kopf nehmen!?“, aber die fotografierten nur weiter bzw. lachten mich aus (zugegeben, ich hätte es an ihrer Stelle wahrscheinlich auch nicht anders gemacht :D). Eine Frau versuchte, den Affen mit zaghaften Drohlauten wegzuscheuchen, aber da war er eh schon auf dem Sprung. Nun sah ich, was Phase war: Das blöde Viech hatte den Reißverschluss von meinem Rucksack geöffnet und mir alle meine Kekse geklaut… Ich bin ja grundsätzlich ein sehr friedfertiges Wesen. Aber wenn mir jemand meine Kekse klaut… Nein, also da hört es auf!!!
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12 Da sitzt der Bösewicht. Weibchen, was auch sonst? ;-)
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13 Von rechts naht Unheil
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14 Mistviech!
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15 So ein Lackaffe!
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16 Vielen Dank für eure Unterstützung! :-)
Ich schaute, dass ich ihm wenigstens die Plastikverpackung wegnehmen konnte – ist ja auch nicht so gut, wenn die da oben bleibt…
Auf der anderen Seite war eine Aussichtsplattform mit Blick in drei Richtungen. Auch dort turnten Affen rum. Diesmal fielen sie andere Touristen an, diesmal war ich der, der sie auslachte und fotografierte (inzwischen hatte ich ja das Recht dazu :D). Bei jeder Treppe sah ich mich erst vorsichtig um, nicht dass gleich von oben ein Affe angesprungen kam, und verließ jedes Mal so schnell wie möglich die vermeintliche Gefahrenzone. Ein Stück weiter verdienten gerade Taxifahrer Geld an Touristen, als die Affen in ihre Autos kletterten und ihnen die Chips klauten – tja, Anfängerfehler. :p Auf dem Weg dorthin saß ein Affe mitten auf dem Weg. Natürlich blieb ich wie angewurzelt stehen und ging nicht vorbei, sondern meinte: „Ich wünsche mir sowas wie eine Glasscheibe zwischen uns…“. Nach bestimmt 2 min ging mein Begleiter plötzlich ungerührt am Affen vorbei, als wäre es weiter nichts… Ich zeterte: „Ey, nein, was machst du, du kannst mich doch nicht einfach mit dem Affen hier alleine lassen!“. Irgendwann kamen zwei andere Touristen und liefen nach kurzem Zögern auch am Affen vorbei. Ich folgte ihnen unauffällig, und der Affe ließ mich gewähren. Die Taxifahrer warnten uns: „Passt auf eure Rücksäcke auf!“, ich meinte bloß: „Zu spät…“ Dann kamen wir zu einer Art Skywalk, wo zwei Mitarbeiter gerade mit einem Affen spielten und ihn auf dem Arm sitzen hatten. Das wollte ich auch! Es entstanden ein paar sehr schöne Fotos. So ein Affe wiegt locker das doppelte einer dicken Katze, ist also gar nicht so einfach zu balancieren. Erst recht nicht, wenn er nicht einfach nur da sitzt (nee, ist ja ein Affe), sondern wie überzuckert rumspringt. Bald saß er auf meinen Schultern. Die Mitarbeitern gaben mir etwas Leckerli, um ihn bei Laune zu halten, und irgendwie war ich doch froh, als ich den haarigen Springefix wieder los war, ohne irgendwas anderes (Kekse, Haare, Fleisch) losgeworden zu sein.^^ Wir sahen auch eine Treppe hinunter in die Stadt, vor der ein Schild darauf hinwies, dass die Affen hier aggressiv werden können, wenn man sich ihnen nähert – damit war nochmal klar, dass wir die letzte Seilbahn keinesfalls verpassen durften.^^
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17 – 18 Ausblick mit Affe
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19 Der Affe genießt die Aussicht
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20 Gleich springt er! :D
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21 Guckt doch nicht so grimmig
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22 Sein Wecker hat gerade geklingelt ;-)
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23 Fell-Knäuel
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24 Affe in groß
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25 Affe in lieb
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26 – 27 Mensch, Affe!
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28 – 29 Schöner Zeitvertreib mit schöner Aussicht
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30 Schadenfreude ist die schönste Freude :p
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31 Diese Dame nutzte die Notsituation wenigstens für ein schönes Foto ;-)
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32 – 33 Auge in Auge
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34 – 35 Zack und weg :D

Als wir wieder unten waren, liefen wir noch durchs Stadtzentrum, wo allerlei Betrieb war. Fast alle Geschäfte hatten noch geöffnet. Dabei war ich nach entsprechendem Vorschlag doch nochmal experimentierfreudig und wollte zum letzten Mal Fish & Chips probieren, und wieder war es ein Fehler – das Gericht ist einfach nicht meins. :p Mittlerweile war es 13 Uhr und wir hatten es nun doch etwas eilig, zurück zu kommen. 16 Uhr sollten wir am Hafen sein. Da gerade kein Bus kam, liefen wir zur Grenze, was bedeutete, dass wir exotischerweise die Landebahn des Flughafens zu Fuß überquerten – es gibt wohl nicht viele Orte, wo so etwas legal möglich ist. ;-) Ob die Gibraltesen überhaupt eine Ausreisekontrolle haben, weiß ich nicht, wir haben zumindest keine gesehen.^^ Bei der spanischen Einreisekontrolle spielte der Beamte am Handy und winkte mit der Hand jeden durch, ohne überhaupt nur aufzublicken. :D Soweit ich weiß kann man südlich der Grenze ohne weitere Kontrolle nach London fliegen, nördlich der Grenze steht dem/der Eingereisten der gesamte Schengen-Raum offen. ;-) Wir liefen noch das kurze Stück zum Busbahnhof und verpassten den Bus um 13:45 Uhr knapp, zum Glück war der Bus 14:15 ein direkter, der statt 45 min nur 25 min brauchte und uns entsprechend kaum später in Algeciras ablieferte. Auf dem Weg zum Hotel kauften wir noch Baguettes und Käse (Schinken traute ich mich nicht nach Marokko einzuführen :D) in einem kleinen Laden. Die Besitzerin war Chinesin, und ihr Spanisch war wirklich verdammt schwer zu verstehen. :D
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36 Touri-Klassiker
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37 Weihnachtsdekoration
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38 Politik
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39 The Convent, der Gouverneurssitz
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40 An der Main Street
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41 – 44 Hinweisschilder vor dem Flughafen. Diese Straße ist übrigens die einzige Verbindung nach Spanien, aus Platzgründen kommt man um den Flughafen nicht herum ;-)
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45 Das Terminal
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46 Die Landebahn
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47 Grenzübergang

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:46 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Am Nachmittag holten wir unser Gepäck im Hotel ab und gingen zum Hafen von Algeciras. Die Fähren zwischen Algeciras und Nordafrika gelten als notorisch verspätet, 1 – 2 h sind wohl völlig normal. FRS soll wohl ganz gut sein, aber gerade unsere Reederei Trasmediterranea (auch genannt Trashmediterranea^^) hat einen schlechten Ruf. Ich bilde mir ein, dazu auch mal einen Beitrag in diesem Forum gelesen zu haben, finde aber nichts mehr. Mit uns saß ungefähr eine Handvoll Passagiere im Wartesaal, allesamt marokkanisch aussehend. Die spanische Ausreisekontrolle war diesmal etwas gründlicher als in La Línea, es fand aber keine Gepäckkontrolle statt. Dahinter liefen wir über eine Brücke auf unsere Fähre, die ganz vernünftig aussah. Zum Glück hatte sich der Wind inzwischen etwas gelegt, und er war nun konstant und nicht mehr böig. Die Abfahrt 17 Uhr war fast pünktlich, nicht mal 10 min nach Plan. Während wir gerade den Hafenbereich verließen, wies uns ein Mitarbeiter der Reederei an, wir müssten nach drinnen kommen für die Passkontrolle. Dort saßen an einem aufgebauten Klapptisch drei Marokkaner leger in Freizeitpulli. Sie hatten zwei Laptops und jede Menge Kabelsalat. Erst nachdem ich den Einreisestempel in meinem Pass hatte, war mir bewusst, dass das die offizielle marokkanische Einreisekontrolle gewesen war, ich hätte die drei überhaupt nicht für voll genommen. :D Wir verbrachten fast die gesamte Fahrt draußen. Es war schön zu beobachten, wie Gibraltar mit dem Affenfelsen peu à peu im Schatten versank. Zunächst standen wir achtern, sodass wir Europa verschwinden sahen. Auch sahen wir den Punto de Tarifa, den südlichsten Punkt des europäischen Festlands (das ist nämlich nicht Gibraltar). Irgendwann rückten auf der Backbord-Seite (also im Bahnsprech „in Fahrtrichtung links“) die Berge rund die spanische Exklave Ceuta ins Bild, das war schon Marokko. Dann gab es Richtung Bug einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Atlantik zu beobachten. Im letzten Licht des Jahres schwamm auch noch ein Delfin am Schiff vorbei. :-) Bis kurz vor Ankunft hatten wir tatsächlich noch spanisches Netz. Es schaukelte gleichmäßig, aber nicht heftig, die See war eher ruhig. Nervig war eher die permanente spürbare Schieflage der Fähre, entweder hatte sie unten sehr viel Fracht ungleichmäßig geladen, oder es war tatsächlich der Wind. 90 min dauert eine Überfahrt auf der Strecke planmäßig. Was auch immer passiert war, nach fast pünktlicher Abfahrt erreichten wir den Hafen Tanger Med eine knappe halbe Stunde nach Plan. Am Silvesterabend wird es bestimmt nicht am starken Schiffsverkehr in der Straße von Gibraltar gelegen haben.^^ Als wir festgemacht hatten, gab die spanische Besatzung vor Öffnung der Türen noch die Zahl der Passagiere mündlich ans marokkanische Hafenpersonal durch: es waren glorreiche 11 Fußpassagiere. Mei, lass es noch eine einstellige Anzahl an Autos gewesen sein, aber die Auslastung lag bei weit unter 5 %. Im Hafen angekommen brachte uns ein Shuttle-Bus zum Gebäude, ich war durchaus froh, dass wir das bei Dunkelheit nicht laufen mussten.^^
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48 Das schmucklose Ticket für die Überfahrt zum anderen Kontinent
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49 Das Hafengebäude in Algeciras am Vorabend
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50 Die Abfahrtstafel war auch am Silvesterabend nicht leer
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51 Blick zurück auf die Stadt
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52 Unser großes Schiff
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53 Da entschwindet ein anderes
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54 Die Hafenanlagen von Algeciras und im Hintergrund der Affenfelsen
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55 Erster Blick zum Zielland
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56 – 57 Der Affenfelsen aus der Ferne
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58 Nun verschwindet auch er im Schatten
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59 Rechts Tarifa, der südlichste Punkt des europäischen Festlands, links Marokko
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60 Blick zurück auf Europa
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61 Jbel Musa, der nördlichste Berg Marokkos
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62 Mit so einem Seelenverkäufer waren wir auch unterwegs^^
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63 – 64 Leichte Schieflage^^
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65 In der Straße von Gibraltar kommt der Frachtverkehr selbst am Silvesterabend nicht völlig zum Erliegen
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66 Der Hafen Tanger Med
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67 Fahrt in die Finsternis
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68 – 70 Der letzte Sonnenuntergang des Jahres

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Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:46 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Der Hafen Tanger Med ist 2007 in Betrieb gegangen und 40 km von der Stadt Tanger entfernt. Mit ganz guten Französisch-Kenntnissen ausgestattet zog ich los und ließ den ehemaligen Mitforisten zunächst am Hafengebäude stehen, um auszukundschaften, wo die Bushaltestelle ist. Das gelang mir, ich konnte auch in Erfahrung bringen, dass „gleich“ ein Bus fuhr, allerdings nicht, wann der nächste fuhr bzw. ob am Silvesterabend nach halb acht überhaupt noch ein weiterer fahren würde. Also lief ich schnell zurück, schnappte Kamerad & Koffer und lotste sie an den geiernden Taxifahrern vorbei zur Bushaltestelle. Der Reisebus erfreute sich extrem regen Zuspruchs bei den Einheimischen, viele mussten sich im Gang drängen. Bis zum Stadtrand stieg fast keiner aus, es wurde nur immer voller. Die Fahrt auf der kurvigen Küstenstraße muss bei Tag sicher schön sein, bei Nacht war es im lauten und v a vollen Bus ziemlich ätzend.^^ Einmal machte der Bus eine auffällig lange Pause, der Motor blieb aber an. Irgendwann sahen wir den Fahrer aus einem Geschäft gegenüber zurückkommen. :D Ca. 1:15 h brauchte er bis zum Bahnhof von Tanger, Ankunft dort war kurz vor 9 Uhr.
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71 Bahnhof am Hafen Tanger Med. Nach der Halbierung des Angebots verkehrte hier nur noch ein Zugpaar pro Tag, und zwar vormittags – da waren mir die Affen dann doch wichtiger gewesen! ;-)
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72 Bus vom Hafen in die Stadt
Auch wenn ich 2015 schon mal in Marokko war und seitdem mehrmals beruflich in Ägypten, war es natürlich ein wahnsinniger Kulturschock. Damals hatten wir auch immer ortskundige Begleitung. Nun am Silvesterabend standen wir überfordert und mit Gepäck allein zwischen hunderten Marokkanern und versuchten klarzukommen. :D
Im edlen Bahnhof suchten wir erfolglos nach einem Geldautomaten. Bei der marokkanischen Bahn kann man zwar Online-Tickets buchen, aber bezahlen nur mit in Marokko herausgegebenen Kreditkarten – wer denkt sich denn sowas aus? Wir fragten nach und wurden ins glitzernde Einkaufszentrum gegenüber gelotst. Dort zeigte der Automat einen Bruchteil einer Sekunde eine Fehlermeldung an (außer „rejeté“ konnte ich so schnell rein gar nichts lesen) und spuckte brav meine Karte wieder aus, aber keine Dirham. Im Einkaufszentrum fragten wir nach einem weiteren Automaten, doch es gab keinen. :D Mit meiner Kreditkarte kann ich weltweit ohne Gebühren bezahlen oder Geld abheben – letzteres aber nur bei einem Mindestbetrag von 50 € (weniger geht generell nicht, auch nicht mit Gebühren). Daher bevorzuge ich Automaten ggü. Wechselstuben. Vor unserer Reise hatte ich ca. 30 € bei verschiedenen Kollegen in Dirham getauscht, aber für zwei Bahntickets durchs ganze Land reichte das noch nicht.^^ Als wir nun schon in der Wechselstube standen, hatte ich den Einfall, im Bahnhof mal nachzufragen, ob man dort nicht mit Kreditkarte zahlen könnte, falls nicht, könnten wir ja immer noch hierher zurückkehren. Ich stellte mich im Reisezentrum in die Schlange. Man stelle sich mal vor, bei uns hätte ein Reisezentrum am Silvesterabend halb zehn geöffnet. :p Als ich an der Reihe war, wurde mir gesagt, wenn ich erst morgen abfahren wollte, stände ich in der falschen Schlange. Ich stellte mich eine Schlange weiter, wenigstens wurde mir dann gleich gesagt, dass ich immer noch falsch war. :D Ganz links im Saal war etwas, das nicht wie klassische Bahnschalter aussah, sondern eher wie ein Reisebüro: vier einzelne Tische, davor bequeme Sofas für die Wartenden. Hier gab es überhaupt keine Schlange, man setzte sich auf die Sofas und wartete, bis einer der Tische frei wurde. Um nicht vorzudrängeln, versuchte ich, mir die Gesichter derer einzuprägen, die schon länger warteten als wir – Gesichter merken finde ich in Europa schon nicht leicht, bei Arabern ist es natürlich noch schwieriger. ;-) Mit der Zeit realisierte ich, dass es überhaupt nicht relevant war, wie lange man schon wartete: Wenn ein Schalter frei wurde und jemand der Meinung war, jetzt dran zu sein, stand er einfach auf und ging hin. Und dieses „System“ funktionierte mit weniger Frust als die Wartenummern bei uns (mag auch an der Mentalität liegen), jeder konnte so lange auf dem bequemen Sofa sitzen, wie er wollte, und niemand meckerte.^^ Von den vier Schaltern waren zwei besetzt, an einem machte ein Mitarbeiter Pause, und einer blieb frei, damit das einzige Kartenlesegerät im Reisezentrum von allen genutzt werden konnte. :D Erst während dieser Wartezeit merkte ich, dass mein Handy die falsche Uhrzeit anzeigte. Wenige Tage vor Ende der Sommerzeit hatte Marokko nämlich ganz spontan beschlossen, die Uhren nicht umzustellen, sondern künftig in derselben Zeitzone wie Mitteleuropa zu sein. Mein Handy hatte sich gut zwei Monate später noch nicht darauf eingestellt. :D Huch, so viel Zeit war also gar nicht mehr bis zum Jahreswechsel. :-O Irgendwann wurde ein Schalter frei und ich war schnell genug. Zur Erinnerung: Ob Kartenzahlung mit ausländischen Karten möglich war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht. :D Nachdem ich meinen Wunsch vorgetragen hatte, wurde mir bestätigt, dass das möglich war.^^ Für morgen früh war natürlich nicht mehr die günstigste Kategorie verfügbar. Wir zahlten ca. 27,50 € p. P. für eine Distanz, die fast München – Berlin entspricht, die Hälfte davon im Rennzug, inkl. Sitzplatzreservierungen für die gesamte Fahrt. Die Tickets, die wir bekamen, waren so groß wie Scheckkarten. :D Die Kommunikation im Reisezentrum war problemlos auf Französisch möglich.
Nachdem wir das Problem also gelöst hatten, gingen wir ins nahe Hotel und checkten ein. Das tadellose Ibis wirkte sehr europäisch und überhaupt nicht arabisch. Es war nun schon halb elf, bis in die Altstadt würden wir es dieses Jahr eh nicht mehr schaffen. Ich schlug vor, Silvester an einer Aussichtsterrasse namens „Terrasse des Parresseux“ zu verbringen. Ich habe keine Ahnung, warum sie so heißt, aber sie ist nach meinem großen Idol benannt: „parresseux“ ist das französische Wort für Faulpelz oder eben Faultier. Noch mehr als Affen (außer jenes eine Affen-Weibchen!!!) mag ich nämlich Faultiere! *‿* Gesagt, getan, wir liefen zum Meer und ein Stück die Küstenpromenade entlang. Hier war es zwar nicht mehr ganz so warm wie in Algeciras, das durch Berge vom Atlantik getrennt war, aber mit 12 ° immer noch angenehm, solange man sich nicht hinsetzte. Ich hätte ja gar nicht mit so einer großen Stadt gerechnet: Tanger hat ca. 940.000 EW, also fast so viele wie Köln! Die Stadt wirkte sehr modern. Es waren unfassbar viele Leute unterwegs, auffälligerweise zu min. 80 % Männer, die meisten davon max. Anfang 30. Touristen sah man außer uns keine. :p Vom Meer liefen wir bergauf zu besagter Terrasse. Wir kamen dort kurz vor halb zwölf an und gingen deshalb noch ein kurzes Stück weiter zur großen Moschee Mohamed V. Zehn vor zwölf waren wir wieder bei den Faultieren. Dort war die Aussicht nicht überwältigend, aber schon nett. Auch hier saßen auch dutzende Männer, unterhielten sich, rauchten – ein ganz normaler Abend. Man sah die Kasbah (arabische Altstadt) von Tanger sowie ganz in der Ferne die andalusische Küste. Ich wusste ja nicht, wie die Marokkaner Silvester feiern, aber das, was nun kam, hätte ich wirklich nicht erwartet: Irgendwann fingen die Schiffe im Hafen an zu hupen, und auf europäischer Seite war ein Blinken zu erkennen, offensichtlich das Neujahrs-Feuerwerk. Und sonst passierte: nichts. Absolut nichts! :D Ein paar min später zündete ein Marokkaner einen Böller. Einen einzigen. Gut, das Geböllere brauche ich wirklich nicht, aber ich hätte wenigstens einen Countdown, Jubel und irgendeine Form der Begrüßung des neuen Jahres erwartet. Aber da war wirklich gar nichts. :D (Und ja, die Marokkaner verwenden denselben Kalender wie wir, spätestens auf den Fahrkarten war das ja zu erkennen.^^) Na gut, dann war es eben so.^^
Für die Rückfahrt zum Hotel suchten wir uns ein Taxi. Es war immer noch die Hölle los, auch auf den Straßen. Irgendwann fanden wir endlich eins, der Taxifahrer war bis dahin der erste Marokkaner, der kaum Französisch konnte. Er hielt auf der einspurigen Straße an, ich wollte erst einen Preis wissen, bevor ich die Tür schloss, hektisch deutete er auf den Taxameter – damit hätte ich hier auch nicht gerechnet!^^ Die 4 km lange Fahrt in zähem Verkehr nachts halb eins kostete uns umgerechnet 1,50 € inkl. Trinkgeld. :D
Erschöpft kamen wir im Hotel an und waren sehr froh, dass wir nicht um 4:50 Uhr zurückfliegen mussten. :D
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73 Tanger am Abend
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74 Die Corniche (Küstenpromenade) in Tanger
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75 Blick die Küste hinauf. Der Hafen Tanger Med ist zu weit weg und in einer Bucht hinter den Bergen ganz links.
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76 Das Minarett der Moschee Mohamed V
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77 Die Terrasse des Parresseux
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78 Party, Palme, Pyrotechnik. Ok, zwei der drei Dinge fehlen, aber die Palme ist doch schön. =)
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79 Gezoomter Blick. Links in Gelb die Kasbah, die winzigen Lichter rechts der Bildmitte sind noch in Andalusien.
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80 Das moderne, menschenleere Tanger am Neujahrsmorgen

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:47 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Bis Ende Oktober gab es keinen Eröffnungstermin für die erste Rennbahn Afrikas, es hieß bloß, im dritten Quartal solle es so weit sein. Irgendwann hieß es, Mitte November würde man die Strecke eröffnen. Dieser Termin fand tatsächlich wie geplant (naja, eigentlich war man schon einige Jahre in Verzug^^) in Anwesenheit von Emmanuelle Macron statt. Doch selbst danach zeigte die ONCF auf ihrer Webseite immer noch keinen Fahrplan an. Es folgte zunächst ein für Marokkaner kostenloser Probebetrieb. Erst Ende November wurde der kommerzielle Betrieb aufgenommen. Zur Not wären wir auch ohne Rennbahn gefahren, aber diese Entwicklung freute uns natürlich sehr.^^ Erst eine Woche nach Eröffnung spuckte oncf.ma auch mal einen Fahrplan aus – den aber auch gleich für die nächsten vier Monate.^^ Beworben wurde die nach der Eröffnung der Rennbahn kurze Reisezeit Tanger – Marrakesch von 4½ h, da war man schon etwas drüber, zudem wurden die 1½ h Wartezeit in Casablanca geflissentlich verschwiegen.^^
Man hat äußerst ambitionierte Pläne für den Bau neuer Strecken: konkrete Planungen bestehen für Strecken von Casablanca weiter über Marrakesch und durchs Atlasgebirge nach Agadir (die 900 km zwischen Tanger und Agadir sollen dann in 4 h zu schaffen sein), von Rabat plant man über Fès Richtung Oujda am Mittelmeer nahe der algerischen Grenze. Ferner ist gedacht, von Oujda über Algier bis Tunis oder gar Tripolis zu bauen, und ich wette, auch eine Strecke ins Gebiet der Westsahara wird gewünscht. ;-) Für noch weniger realistisch als all dies halte ich allerdings die Überlegung, einen Tunnel unter der Straße von Gibraltar zu bauen und die spanische Rennbahn bis Algeciras zu verlängern – denn dann könnte man Casablanca – Stockholm in 16 h fahren! :D :D :D (Fehmarnbelttunnel vorausgesetzt ;-) ). Wer’s nicht glaubt, kann hier nachlesen.

Am Neujahrsmorgen halb zehn gingen wir also das kurze Stück zum Bahnhof. Gepäckkontrollen gab es hier keine. Man wartete zunächst in einem Wartesaal im Bahnhofsgebäude, gerade als wir kamen, ca. 20 min vor Abfahrt, wurden die Türen geöffnet, und man konnte auf den Bahnsteig und in den Zug steigen. Wir hatten sogar zwei Fensterplätze am Tisch oben bekommen, Richtung Westen, da war der Atlantik und vormittags kein Gegenlicht – besser ging nicht! =) Sowohl am Bahnhof als auch in den Zügen war alles zweisprachig Arabisch & Französisch, aber nichts auf Englisch. Die Auslastung lag ab Tanger bei ca. 70 %, unseren Tisch behielten wir für uns. Der Zug war ein stinknormaler TGV Duplex, selbst die Piktogramme waren dieselben wie bei der SNCF. :D Die automatischen Ansagen waren sehr ausführlich, obwohl es nur zwei Sprachen waren, dauerten sie länger als die viersprachigen in Spanien (und die waren schon nervig^^). Nach Abfahrt in Tanger brauchte es eine ganze Weile, bis der Zug seine Geschwindigkeit erreichen konnte. Dafür wurde dann mit durchgehend min. 300 km/h gefahren, lange wurde tatsächlich die Vmax von 320 ausgefahren. Bald wurde ein Fluss namens Oued Mharhar überquert – das klingt doch regelrecht wie das hinterhältige Lachen des Coronavirus, nachdem man Reisepläne geschmiedet hat. -.- Die Fahrt führte durch eine interessante Hügellandschaft, dafür, dass die Strecke parallel zum Meer verläuft, sahen wir es relativ selten. Es gab keinen einzigen Tunnel und nur wenige Brücken. Nach gerade einmal 40 min war etwas nördlich von Kénitra die Rennbahn schon wieder zu Ende, die Strecke mündete höhenfrei in die Bestandsstrecke ein. Die Rennbahn ist mit 25 kV elektrifiziert, die Bestandsstrecken anders als in Frankreich mit 3 kV. Das war bisher der stärkste Beweis, dass der Zug wohl doch kein Gebrauchtfahrzeug aus Frankreich sein konnte. ;-) Jeden Bahnhof erreichten wir mehrere min vor Plan. Schon in Kénitra sank die Auslastung beträchtlich, nun ging es ja auf der Altstrecke weiter. Da der Zug danach nur in Rabat hielt, war er immer noch etwas schneller, aber die anderen Züge sind halt günstiger und verkehren viel öfter. Die Rennzüge verkehren zwischen Tanger und Kénitra (also auf dem Abschnitt über die Rennbahn) im Stundentakt, alle 2 h werden sie Richtung Süden bis Casablanca verlängert (dann teils ohne Halt in Kénitra). Außer in Tanger hatte unser Zug so gut wie keine Zusteiger. Südlich von Kénitra liegt eine dreigleisige Strecke für meist 160 km/h. Zwischen Salé und Rabat weist sie eine aufwändige kurvige Trassierung im Bereich der Flussmündung auf, dort war die Königsresidenz zu sehen (leider gelang mir kein gutes Foto). Künftig soll eine bereits in Bau befindliche NBS Kénitra – Casablanca die Fahrzeit nochmal um 35 min verkürzen auf dann nur noch 45 min. 2020 soll es wohl soweit sein, aber es ist Marokko. ;-) Südlich von Rabat sank die Auslastung auf nur noch 25 %. Dabei war die Landschaft hier deutlich dichter besiedelt als in Spanien. In den Dörfern lebten die Leute zum Teil in ärmlichen Verhältnissen und hantierten noch mit Eselskarren, während wir im modernsten Schnellzug der Welt vorbeiglitten… :-/ Bereits weit vor der Einfahrt machte sich der 4,3-Mio.-EW-Moloch Casablanca bemerkbar: Man sah schon den Smog. Planfahrzeit für die 340 km war 2:10 h, wir erreichten Casa-Voyageurs mit – 4.
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81 – 82 Der heftige Bahnhof Tanger-Ville/طنجة المدينة am Silvesterabend
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83 Oder hier am Morgen
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84 Die Bahnhofshalle
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85 – 86 Bessere Bilder waren nicht drin, denn wir wollten nicht ausprobieren, ob das Fotografieren hier legal war. ;-)
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87 Ausfahrt aus dem Bahnhof
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88 – 89 Gleich dahinter befindet sich ein Betriebswerk zur Wartung der neuen Rennzüge
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90 Am Stadtrand von Tanger wird die Altstrecke überquert
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91 Marokkanische Hügel
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92 – 93 Geschwindigkeitsrausch. Wären wir 2 h später gefahren, hätten wir passenderweise den Zug 2019 bekommen. ;-)
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94 – 95 Impressionen der Fahrt
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96 Nicht so nobel wie im Zug geht es neben der Strecke zu
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97 – 98 Etwas nördlich von Kénitra/القنيطرة fädelt die Rennbahn in die Bestandsstrecke ein
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99 Der nördliche Teil der Straßenbrücke zwischen den Nachbarstädten Salé und Rabat
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100 Die Baustelle des Grand Théâtre national de Rabat, links dahinter wäre die Residenz
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101 Kommunikationspalme
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102 Bahnhof Rabat Agdal/الرباط أكدال in der Hauptstadt
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103 Südlich von dort war die Auslastung gering
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104 Blick auf den Atlantik
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105 – 106 In Mohammedia wurde nicht gehalten
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107 Marokkanische Architektur
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108 Kurz vor dem Bahnhof Casa-Voyageurs/الدار البيضاء المسافرين befindet sich ein weiteres Betriebswerk
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109 – 111 Angekommen!

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Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:47 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Nun hatten wir anderthalb Stunden Zeit in Casablanca. Wir machten erst möglichst unauffällig ein Bild vom schicken Bahnhofsgebäude. Im Nachhinein glaube ich, dass es alles andere als unauffällig war, aber dass es den Marokkanern einfach völlig egal war. :D Dann suchten wir erfolglos Sandwiches. WLAN gab es hier übrigens genauso wenig wie im Zug. Ein Starbucks und ein Fast-Food-Laden (wimre McDonald’s) sollten in absehbarer Zeit im Bahnhof eröffnen, waren aber sechs Wochen nach Eröffnung der Rennbahn noch nicht fertiggestellt.^^ Irgendwann gaben wir auf und wollten mit der Tram ein paar Stationen fahren. Die Zugänge zu den Haltestellen sind mit elektrischen Drehkreuzen gesichert und ein Aufseher (bzw. bei den Stationen im Stadtzentrum stets mehrere) sorgt dafür, dass niemand am Drehkreuz vorbeiläuft – dass das Geld spart, bezweifle ich, aber so kann man eben Arbeitsplätze schaffen. ;-) Der Ticketautomat akzeptierte interessanterweise weder Karten noch Geldscheine, sondern nur Münzen. Die hatten wir nicht. Dass wir als zwei Touristen mit Koffern so lange am Automaten standen, rief einen der Aufseher auf den Plan, der gleich kam, um uns zu helfen. Wir fragten ihn, ob er 20 Dirham in Münzen wechseln könne, er lief damit los, über die Straße und in ein Geschäft, um mit Münzen zurückzukehren.^^ In der Tram gab es zwar WLAN, aber bei der Registrierung musste man eine marokkanische Nummer für die Bestätigungs-SMS angeben – wenn ich eh schon eine SIM-Karte habe, brauche ich doch kein WLAN mehr! Da hat sich ja jemand richtig Gedanken gemacht… -.- Auch in der Tram war alles inkl. der Ansagen auf Arabisch & Französisch. Wir fuhren einfach mal vier Stationen, deshalb stiegen wir am Marché Central aus. Dort fotografierten wir ein paar Trams und fuhren wieder zurück.^^ Während wir am Gleis auf unsere Weiterfahrt warteten, fotografierten wir noch ein paar Züge.
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112 – 113 Alle langen Trams in Casablanca, die wir sahen, verkehrten in Doppeltraktion
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114 – 115 Eingang zum Marché central
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116 Innenstadt von Casablanca
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117 Die Anzeigetafel ist zweisprachig, wie auch die gesamte Beschilderung. Englisch sucht man aber vergeblich.
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118 Die Bahnhofshalle
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119 Das moderne Bahnhofsgebäude
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120 Auf der anderen, der Innenstadt zugewandten Seite steht das alte Bahnhofsgebäude
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121 Das alte Bahnhofsgebäude von der Gleisseite aus
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122 – 124 Andere marokkanische Züge nach unserer Ankunft
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125 Blick über die Bahnsteige Richtung Norden
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126 – 127 Erinnert mich irgendwie an den belgischen Break^^
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128 Da ist unserer

Unser Zug kam aus Fès, der drittgrößten Stadt des Landes (knapp vor Tanger) im Norden im Landesinneren, und war bereits seit 4 h unterwegs. Er war nur wenige min verspätet, mit + 2 ging es los. Der Abteilwagen war stark ausgelastet. Unsere eigentlich reservierten Plätze waren von einer marokkanischen Großfamilie besetzt, ihr zu erklären, wie das System der Reservierung funktioniert, hätte ich als äußerst unangebracht empfunden. Im nächsten Abteil saßen nur zwei ältere Europäerinnen aus NL & GB, die gemeinsam auf dem Weg von Fès nach Marrakesch waren. Die Niederländerin unterhielt sich etwas mit uns, sie sprach sehr gut Deutsch und meinte: „Hier sitzen vier Europäer, in dieses Abteil kommt niemand mehr freiwillig.“ :D Es waren auch ein paar andere Touristen im Zug, aber die Marokkaner waren deutlich in der Mehrheit. Gegen Ende der Fahrt setzte sich tatsächlich eine alleinreisende ältere Marokkanerin zu uns, die aber bestimmt 20 min vor Marrakesch schon wieder das Abteil verließ, so gut schien es ihr bei uns nicht gefallen zu haben. ;-) Verpflegung gab es in Form eines Snack-Caddys. Nach weniger als 10 min erreichte der Zug seinen ersten Zwischenhalt L’Oasis, noch in Casablanca gelegen, und 20 min später Berrechid. Dann fuhr er eine knappe halbe Stunde bis Settat, von dort eine ganze Stunde bis Benguerir und ab dort noch eine Dreiviertelstunde bis zum Endbahnhof Marrakesch. Die Besiedlung wurde schnell dünner bzw. ab Settat gegen 0 tendierend. Dafür wurde die Landschaft spektakulär: Trockene Berglandschaften wurden von tiefen Tälern durchschnitten, durch die Ziegen auf der Suche nach ein wenig Grün streiften. Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der Rennbahn im Norden hatte man Casa – Marrakesch von 3:35 h auf 2:39 h beschleunigt – dabei war diese Strecke doch unabhängig von der Rennbahn. Zwar war nun der zweigleisige Ausbau abgeschlossen, aber das allein bringt ja noch keine 30 % Zeitersparnis. Als wir dort langfuhren, sahen wir den Grund für die Zeitersparnis: Die Strecke war nicht nur zweigleisig ausgebaut worden, sondern auch über dutzende km hinweg neu trassiert worden mit viel großzügigeren Kurvenradien. Die Schienen der alten Strecke lagen oft noch in Sichtweite. Und Doppelspurausbau & Begradigung zusammen führten durchaus zu erheblicher Zeitersparnis. Nach der Durchquerung der Bergwelt wurde es wieder flach. Kurz vor Marrakesch waren die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas zu sehen, an dessen Fuß die Stadt liegt. In Benguerir hatte der Zug + 7 oder + 8 (für die anderen Zwischenhalte hatte ich nicht geschaut), aber Marrakesch wurde mit + 3 erreicht. 6:20 h waren seit der Abfahrt in Tanger vergangen, es war nun viertel nach vier am Nachmittag beim angenehm sonnigen 21 Grad.
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129 Marokkanische Ziegen
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130 – 132 Marokkanische Berge
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133 Marokkanische Fläche
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134 – 135 Marokkanische Dürre
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136 Marokkanischer Zug
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137 Marokkanisches Zugklo
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138 Abgeschlossene Bauarbeiten
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139 Die Brücke im Vordergrund gehört noch zur alten Strecke
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140 Ein altes Dorf neben der Strecke
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141 Blick zurück
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142 Der Hohe Atlas ist in Sicht!
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143 – 145 Einfahrt nach Marrakesch
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146 – 147 Der Bahnhof Marrakesch/مراكش
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148 Nach 3.707 km angekommen!
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149 Das Bahnhofsgebäude von außen
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150 ALSA ist doch der spanische Flixbus :-s

Ich möchte es nochmal herausstellen: Die reine Fahrzeit ohne Pausen waren ab Berlin nur dreieinhalb Tage!
Ab Süddeutschland kann man sogar binnen drei Tagen nach Marrakesch gelangen, ohne zu fliegen!

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:48 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Wir gingen zunächst ein Stück zu Fuß weiter, um nicht direkt am Bahnhof um den Taxipreis verhandeln zu müssen. ;-) Schließlich zahlten wir 4 € für die 15-minütige Fahrt, in der Touristenstadt gab es natürlich keine Taxameter. ;-) Wo genau unser Hotel lag, wussten wir nicht. Der Taxifahrer auch nicht.^^ Er wusste, dass es in der Kasbah (Altstadt) war. Dort fragte er sich dann durch. Schließlich lud er uns aus, erklärte uns kurz den Weg (ein aussichtsloses Unterfangen :D), und wir versuchten in dem Gewirr der Gassen, die für ein Taxi definitiv zu schmal waren, das Hotel zu finden, dabei mussten wir dreimal fragen. :D Endlich fanden wir das reservierte Hotel, ein Riad, eine kleine Unterkunft mit wenigen Zimmern in typisch marokkanischer Architektur. Dort sagte man uns, man streiche gerade die Wände und bringe uns gleich in ein anderes Riad. Wir liefen einem kleinen Marokkaner hinterher bis unweit der Stelle, wo uns das Taxi ausgeladen hatte.^^ Dort servierte man uns erstmal Tee und dann sagte man uns, man bringe uns jetzt in das Riad, wo wir übernachten würden. :D Nun liefen wir die Strecke, die wir vorher mit dem Taxi gefahren waren, ein gutes Stück zurück. Da blieben wir dann aber. :D Ob meiner frühen Abreise am nächsten Tag hatten wir eigentlich zwei Einzelzimmer gebucht, aber das war irgendwie untergegangen. Mich hat es sowieso nicht gestört. :p Dafür bekamen wir das Abendessen umsonst. =) Die Unterkunft war vernünftig, bloß das Bett war hart und das WLAN urst lahm.^^ Die tatsächliche Unterkunft war deutlich zentrumsnaher als die ursprünglich gebuchte, lag sie doch nur 10 min zu Fuß vom berühmten Gauklerplatz Jemaa el Fna entfernt.
Da ich bereits 2015 schon in Marrakesch gewesen war, hatte ich mir diesmal nur vorgenommen, noch einmal über den Gauklerplatz zu gehen. Das ist ein aberwitziges Gewühl: Touristen, Gewürze, Restaurants, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler (auf Arabisch) uvm. Wir liefen einmal drumrum und einmal mittendurch, bei letzterem wurden wir von allen möglichen Restaurants angequatscht. Am Ende fotografierte ich einmal über den Platz, wobei ich die Traube Marokkaner rund um einen Geschichtenerzähler mit auf dem Bild hatte. Letzterer rastete ziemlich aus und schrie mich an: „No photo, I don’t like!“ Dabei hatte ich’s gar nicht auf ihn abgesehen, sondern auf das Gesamtbild des Platzes. Hintergrund: Das Abbilden von Gesichtern ist im Islam nicht gestattet, in manchen muslimischen Ländern wie Marokko wollen deshalb viele Menschen nicht fotografiert werden. (Hingegen haben z. B. die Türken damit kein Problem.)
Marokko liegt auf demselben Längengrad wie Portugal, aber zum Zeitpunkt unseres Besuchs in derselben Zeitzone wie Polen. Zudem sind so weit im Süden (Marrakesch ist weiter südlich als Tel Aviv) die Tage im Winter viel länger als bei uns. Deshalb dämmerte es am Neujahrstag erst 18:30! Auch abseits vom Gauklerplatz herrschte riesiges Gewühl. Marrakesch hat (ähnlich wie Tanger) über 900.000 EW. Anders als in Tanger, wo fast alle jünger als 35 und männlich waren, sah man in Marrakesch auch ältere Leute und Frauen. Marrakesch wirkte etwas weniger wohlhabend als der Norden, aber immer noch erheblich besser als auf dem Land.
Zuletzt gingen wir im Restaurant im Erdgeschoss unseres Riads essen und dann auch gleich schlafen.
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151 Eingang zu den Saadier-Gräbern
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152 – 158 Auf dem Gauklerplatz Jemaa el Fna
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159 Dieser Geschichtenerzähler wurde mächtig gewaltig sauer auf mich, dabei ging es mir doch eher um den Platz in seiner Gesamtheit. Er trägt ein dunkelrotes Gewand, hat den Arm in meine Richtung erhoben, und sein Gesicht ist geschwärzt. Wenn ich’s nicht dazugeschrieben hätte, würde man überhaupt nicht auf ihn achten, so winzig ist er auf dem Bild. ;-)

Nach den 21 Grad am Nachmittag war es am nächsten Morgen mit 5 Grad erheblich kälter. Von nun an war ich allein unterwegs, mein Begleiter, der noch nie zuvor in Marokko war, blieb auf meine Empfehlung hin einen Tag länger in Marrakesch. Der Hotel-Mensch hatte mir geraten, das Taxi auf 5 Uhr, 3 h vor Abflug, zu bestellen. Nach nur 15 min Fahrt waren wir schon am Flughafen, also hatte ich üppig Zeit. Meinen automatisch zugewiesenen Platz konnte/wollte die Check-In-Frau nicht mehr auf einen Fensterplatz ändern, sie meinte aber, der Flug werde nicht voll. Nach dem Check-In kaufte ich ein Sandwich, das irgendwie entfernt nach Schweinefleisch schmeckte. Zumindest war Schwein das, was geschmacklich am nächsten dran kam. :-s Ich passierte die Sicherheitskontrolle und dachte ein paar min später: ‚Ups, das Wasser hatte ich eigentlich vorher austrinken wollen…‘ :D Meine Nagelschere haben sie auch nicht gefunden.^^ Der Flug war nur zu ca. 70 % ausgelastet, dabei setzte man schon eine recht kleine B737-700 mit nur 148 Plätzen ein. TUI Belgium hat eigens Flugzeuge in Marrakesch stationiert, die von dort aus in belgische, französische & italienische Städte fliegen. Früher firmierten sie als eigene Airline mit dem Namen Jet4you, doch inzwischen fliegen sie unter der Betriebsgenehmigung von TUI Belgium, so war mein Flugzeug in Belgien registriert. Sonst besteht der Flugverkehr in Marrakesch v. a. aus Ryanair, vielen täglichen Zubringerdiensten der Nationalairline nach Casablanca (zu Stoßzeiten im Abstand von nur 20 – 30 min; die Nationalairline hat auch wenige Flüge in europäische Metropolen) sowie Flügen europäischer Airlines zu ihren Drehkreuzen (v. a. Madrid & Paris). Die Kabinencrew stellten drei Marokkanerinnen und ein junger Europäer. Die Ansagen waren stets auf EN & FR, nicht auf AR. Auch der Pilot sprach die beiden Sprachen exzellent, da liegt der Verdacht nahe, dass er Belgier war. ;-) Nach der Ansage „Boarding Completed“ gab es ein riesiges Gewühl, leider reichte es für mich nur für einen Fensterplatz genau auf Höhe der Tragfläche und dann auch noch auf der rechten, uninteressanten Seite, aber immerhin hatte ich eine 3er-Reihe für mich allein. Der Start war kurz nach 8 in der gerade einsetzenden Morgendämmerung.
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160 Die Kasbah morgens um fünf
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161 Selbsterklärend ;-)
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162 Schalterhalle mal anders
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163 Marrakesch morgens um zehn nach acht

Die Flugstrecke führte am Atlas entlang, kurz vorm Mittelmeer in algerischen Luftraum und dann lange an der algerischen Küste entlang. Wirklich etwas zu erkennen vom verbotenen Land war aber nicht. Durchaus ein ganzes Stück von der Luftlinie entfernt drehte der Flieger schließlich aufs Meer und überquerte den Ostteil von Mallorca. Auf Höhe von Korsika flog er eine Kurve, die Insel war das erste, was ich seit dem Atlas wirklich gut erkennen konnte. Dann ging es…


Ja, wohin es dann ging, erfahrt ihr im nächsten Kapitel. :p

An der Klippe hängende Grüße von
Dem Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Danke für diese Berichtsteile! Top!

martarosenberg, Montag, 11.05.2020, 22:15 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster
bearbeitet von martarosenberg, Montag, 11.05.2020, 22:16

Schöne Reise- und Drumheruminfos, auch auch zum selberbereisen.

Danke für diese Berichtsteile! Top!

Krümelmonster, München, Dienstag, 12.05.2020, 19:12 (vor 1437 Tagen) @ martarosenberg

Schöne Reise- und Drumheruminfos, ...

Immer wieder gern.
Ich hoffe, dass selbst Reisen bald wieder möglich sein wird... :-/

... auch auch zum selberbereisen.

Wenn du dort hinfährst, bitte bring mir die Äffin mit. Für sie habe ich noch Pläne. O:-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Nein, das unterstütze ich nicht.

martarosenberg, Mittwoch, 13.05.2020, 11:17 (vor 1436 Tagen) @ Krümelmonster

... auch auch zum selberbereisen.


Wenn du dort hinfährst, bitte bring mir die Äffin mit. Für sie habe ich noch Pläne. O:-)

Nöö.

Irgendwie kann ich nicht nachvollziehen, warum Gräueltaten an etwas verübt werden sollten, was nur das getan hat, was es aufgrund seines Soseins tut.

Andererseits hätte ich mich in der Situation, dass mir die Verpflegung aus dem Rucksack geklaut wurde, über meinen eigenen Fail gefreut -- zeigt es doch schön auf wie die Dinge laufen.

Und jetzt weiß ich: Rucksack auf den Bauch.

Gruß!

Wer dem Krümelmonster die Kekse klaut,...

Krümelmonster, München, Mittwoch, 13.05.2020, 21:26 (vor 1436 Tagen) @ martarosenberg

...der muss zumindest digital durch den Kakao gezogen werden! :p


Ich wüsste gar nicht, wie man einen Affen überhaupt einfangen könnte.^^ Der zutiefst aufmerksame Zoll an der Gibraltar-Grenze dürfte wahrscheinlich noch das geringste Problem an der Aktion sein. :D


Klar, hinterher ist man immer schlauer.^^ Am schlauesten wäre es gewesen, gar keinen Rucksack mit hoch zu nehmen. Ich denke nämlich, dem Affen ist relativ egal, ob der Rucksack auf dem Rücken oder auf dem Bauch ist. Wenn man auf dem Bauch trägt, hat man dann halt den Affen im Gesicht. :p

Sinnvoll wären Hinweise vor dem Betreten der Seilbahn gewesen. Aber das Personal möchte sicherlich auch seinen Spaß haben. :D
Im Nachhinein kann man es sich eben denken, aber da in Gibraltar bekanntlich die einzige Affen-Population Europas lebt, wird der allergrößte Teil der Besucher dort wahrscheinlich noch nicht in Kontakt mit diesen Tierchen gekommen sein. ;-)
Schließfächer habe ich unten keine gesehen, aber im Vorfeld natürlich auch nicht drauf geachtet, und ohne explizite Hinweise hätte ich meinen Rucksack ohnehin nicht unten gelassen.^^
Ich glaube, die Affen untersuchen generell gern sämtliche Rucksäcke. Denn ich bezweifle, dass sie Kekse über solch eine Distanz riechen können. Das kann nicht einmal ich. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Dem kann ich mich nur anschließen! Weckt das Fernweh.

Paladin, Hansestadt Rostock / Stralsund, Dienstag, 12.05.2020, 21:51 (vor 1437 Tagen) @ martarosenberg

Und macht irgendwie auch traurig, derzeit nicht reisen zu können. Aber inspirieren tun deine Berichte definitiv!

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Sören Heise, Region Hannover, Dienstag, 12.05.2020, 09:34 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Moin und Danke.

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126 – 127 Erinnert mich irgendwie an den belgischen Break^^

Könnte daran liegen, dass ähnliche oder zumindest ziemlich baugleiche Züge nach Marokko geliefert wurden. Wiki behauptet, dass es 16 MS80 waren, also baugleich.

Ich möchte es nochmal herausstellen: Die reine Fahrzeit ohne Pausen waren ab Berlin nur dreieinhalb Tage!
Ab Süddeutschland kann man sogar binnen drei Tagen nach Marrakesch gelangen, ohne zu fliegen!

Das heißt im Umkehrschluss, dass die Reise von Berlin nach Süddeutschland einen halben Tag dauert.

Viele Grüße
Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

شكرا

JanZ, HB, Dienstag, 12.05.2020, 11:13 (vor 1437 Tagen) @ Sören Heise
bearbeitet von JanZ, Dienstag, 12.05.2020, 11:14

Danke auch von mir für den tollen Bericht! Lustigerweise habe ich heute Nacht geträumt, dass ich in der Nähe von Gibraltar wäre und überlegt hätte, ob die Zeit reicht, hinzufahren. Ja, alles Gegenden, wo man mal hinreisen kann, wenn man wieder reisen kann :-).

Das heißt im Umkehrschluss, dass die Reise von Berlin nach Süddeutschland einen halben Tag dauert.

Wenn man "Tag" nicht als "24 Stunden" definiert, sondern als "Zeit, die man üblicherweise auf ist" (in den nordischen Sprachen gibt es dafür ja separate Wörter), kommt das ja auch ganz gut hin.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

شكرا

Krümelmonster, München, Dienstag, 12.05.2020, 19:12 (vor 1437 Tagen) @ JanZ

Danke auch von mir für den tollen Bericht! Lustigerweise habe ich heute Nacht geträumt, dass ich in der Nähe von Gibraltar wäre und überlegt hätte, ob die Zeit reicht, hinzufahren. Ja, alles Gegenden, wo man mal hinreisen kann, wenn man wieder reisen kann :-).

في كل مرة بكل سرور (Immer wieder gern!)

Das heißt im Umkehrschluss, dass die Reise von Berlin nach Süddeutschland einen halben Tag dauert.

Eine halbe Tagesfahrt ;-)

Wenn man "Tag" nicht als "24 Stunden" definiert, sondern als "Zeit, die man üblicherweise auf ist" (in den nordischen Sprachen gibt es dafür ja separate Wörter), kommt das ja auch ganz gut hin.

Genau, meine Aussage war gemeint als "drei Tagesfahrten und eine Halbtagesfahrt", ohne Nachtfahrten. Bzw. ab Süddeutschland eben nur drei Tagesfahrten, da kann man ja am ersten Tag deutlich weiter kommen als bis Marseille, sondern durchaus bis Barcelona. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Dienstag, 12.05.2020, 19:12 (vor 1437 Tagen) @ Sören Heise

Moin und Danke.

Nabend und immer wieder gern. ;-)

Könnte daran liegen, dass ähnliche oder zumindest ziemlich baugleiche Züge nach Marokko geliefert wurden. Wiki behauptet, dass es 16 MS80 waren, also baugleich.

Guck, da hab ich doch mal was erkannt. :D
Normalerweise interessiere ich mich ja weniger für die Züge an sich, sondern eher für das, was man per Zug erreicht oder sieht. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Splittergattung, Mittwoch, 13.05.2020, 12:26 (vor 1436 Tagen) @ Krümelmonster
bearbeitet von Splittergattung, Mittwoch, 13.05.2020, 12:28

Schöner Reisebericht, wie eigentlich immer bei dir!

Am Nachmittag holten wir unser Gepäck im Hotel ab und gingen zum Hafen von Algeciras. Die Fähren zwischen Algeciras und Nordafrika gelten als notorisch verspätet, 1 – 2 h sind wohl völlig normal. FRS soll wohl ganz gut sein, aber gerade unsere Reederei Trasmediterranea (auch genannt Trashmediterranea^^) hat einen schlechten Ruf. Ich bilde mir ein, dazu auch mal einen Beitrag in diesem Forum gelesen zu haben, finde aber nichts mehr. Mit uns saß ungefähr eine Handvoll Passagiere im Wartesaal, allesamt marokkanisch aussehend.

Joah, Fahrpläne scheinen da in der Gegend wohl eher eine ungefähre Information zu geben, wie vielen Schiffe pro Tag unterwegs sind, eher weniger, welches Schiff wann genau ;-) ich habe die Tour 2016 so ähnlich gemacht wie du, allerdings nur bis Tanger und hin und zurück per Tras(h)mediterranea. Auf dem Hinweg ist die Fähre zwar pünktlich im Hafen gewesen, aber fuhr dann auch nach Ende der Beladung erst ewig nicht los. Und den Sonnenuntergang konnte ich auch nicht richtig sehen - damals fuhr da neben der Ciudad de Malaga noch der Katamaran Alboran, der leider kein offenes Deck hat, und die Scheiben waren unfassbar dreckig. Dafür war das Boot schneller und nicht ganz so eine Rostlaube wie die - mir alles in allem trotzdem sympathischere - Ciudad de Malaga.

Der Hafen Tanger Med ist 2007 in Betrieb gegangen und 40 km von der Stadt Tanger entfernt. Mit ganz guten Französisch-Kenntnissen ausgestattet zog ich los und ließ den ehemaligen Mitforisten zunächst am Hafengebäude stehen, um auszukundschaften, wo die Bushaltestelle ist. Das gelang mir, ich konnte auch in Erfahrung bringen, dass „gleich“ ein Bus fuhr, allerdings nicht, wann der nächste fuhr bzw. ob am Silvesterabend nach halb acht überhaupt noch ein weiterer fahren würde.

Du hast das geschafft? Wie denn das? :-D Ich bin damals irgendwann gegen 22 Uhr oder so in Tanger Med angekommen, da fuhr dann allem Anschein nach kein Bus mehr und ich musste doch auf einen der geierhaften Taxifahrer ausweichen - glücklicherweise hatte ich nicht mehr ganz so viele Euros im Portmonnaie, damit konnte ich dann den Preis etwas runterhandeln ;-)

71 Bahnhof am Hafen Tanger Med. Nach der Halbierung des Angebots verkehrte hier nur noch ein Zugpaar pro Tag, und zwar vormittags – da waren mir die Affen dann doch wichtiger gewesen! ;-)

Zurück wollte ich dann erst auch den Bus nehmen, weil mir dieses morgendliche Zugpaar eigentlich zu früh fuhr, aber da mir weder das Internet noch das Personal in meiner Unterkunft sagen konnte, wann und wo überhaupt dieser Bus abfährt, habe ich mich dann doch für den Zug entschieden. War ein ganz nettes Bahnabenteuer - ca. 50 Minuten Bahnfahrt für umgerechnet 3 €, in einem Zug, der aus einer älteren E-Lok französischen Vorbilds, einem Gepäckwagen und einem Abteilwagen bestand. Wenn ich mich nicht verguckt habe, war ich durchgehend der einzige Fahrgast ;-)

Für die Fährüberfahrt zurück, die ich geplant hatte (Trasmediterranea-Tickets waren zumindest damals noch open tour, also ohne Fährenbindung), auch wieder die Alboran eingeplant und ich hatte ja wegen des frühen Zuges noch reichlich Zeit in Tanger Med. Die Fähre davor (die Ciudad de Malaga), die eigentlich schon abgelegt haben sollte, lag während der Einfahrt in den Bahnhof noch im Hafen und wurde beladen, ich dachte mir, die fährt jetzt eh gleich noch weg, also wozu beeilen im Hafen, und bin ganz gemütlich zu Fuß gegangen. Bis ein Hafenarbeiter auf mich zukam und sinngemäß sagte "Was trödelst du hier so, die Fähre fährt gleich ab". Ich hab mich erst etwas gewundert und bin dann doch mal schneller zum Schiff gelaufen, die Ciudad de Malaga war tatsächlich immer noch da. Und blieb dann nach meinem Zustieg nochmal knapp eine Stunde da, bevor sie endlich abfuhr - ungefähr in der Zeitlage, die eigentlich mein geplanter Kurs mit der Alboran haben sollte. Letztere lag solange schon mal im Wartestand vor dem Hafen, der einzige Trasmediterranea-Anleger war ja noch von uns belegt - so etwas in der Art dürfte dann auch deine Ankunftsverspätung erklären ;-)

Aber ich war doch ganz froh darüber, die noch erreicht zu haben, denn auf dem offenen Deck macht die Überfahrt doch mehr Spaß - und in Algeciras hatte ich eh genug Zeit, so selten wie Renfe einen da wieder wegbringt. :-)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Krümelmonster, München, Mittwoch, 13.05.2020, 21:26 (vor 1436 Tagen) @ Splittergattung

Schöner Reisebericht, wie eigentlich immer bei dir!

Danke für das Lob :-)

Joah, Fahrpläne scheinen da in der Gegend wohl eher eine ungefähre Information zu geben, wie vielen Schiffe pro Tag unterwegs sind, eher weniger, welches Schiff wann genau ;-) ich habe die Tour 2016 so ähnlich gemacht wie du, allerdings nur bis Tanger und hin und zurück per Tras(h)mediterranea. Auf dem Hinweg ist die Fähre zwar pünktlich im Hafen gewesen, aber fuhr dann auch nach Ende der Beladung erst ewig nicht los. Und den Sonnenuntergang konnte ich auch nicht richtig sehen - damals fuhr da neben der Ciudad de Malaga noch der Katamaran Alboran, der leider kein offenes Deck hat, und die Scheiben waren unfassbar dreckig. Dafür war das Boot schneller und nicht ganz so eine Rostlaube wie die - mir alles in allem trotzdem sympathischere - Ciudad de Malaga.

Jetzt weiß ich, warum ich den Beitrag nicht gefunden habe - ich habe nach Trashmediterranea ohne Klammern gesucht! :D

Der Hafen Tanger Med ist 2007 in Betrieb gegangen und 40 km von der Stadt Tanger entfernt. Mit ganz guten Französisch-Kenntnissen ausgestattet zog ich los und ließ den ehemaligen Mitforisten zunächst am Hafengebäude stehen, um auszukundschaften, wo die Bushaltestelle ist. Das gelang mir, ich konnte auch in Erfahrung bringen, dass „gleich“ ein Bus fuhr, allerdings nicht, wann der nächste fuhr bzw. ob am Silvesterabend nach halb acht überhaupt noch ein weiterer fahren würde.


Du hast das geschafft? Wie denn das? :-D Ich bin damals irgendwann gegen 22 Uhr oder so in Tanger Med angekommen, da fuhr dann allem Anschein nach kein Bus mehr und ich musste doch auf einen der geierhaften Taxifahrer ausweichen - glücklicherweise hatte ich nicht mehr ganz so viele Euros im Portmonnaie, damit konnte ich dann den Preis etwas runterhandeln ;-)

Nun, ich hatte vorher schon recherchiert, wo sich die Bushaltestelle befinden soll: die Zufahrtsstraße vom Hafen weg, den Hang hoch, und dann auf der großen Straße ein Stück nach rechts. Vor Ort dachte ich, ich versuch's einfach mal, und erkannte sie auf Anhieb an der großen Menschentraube Jugendlicher. In Google Maps ist sie leider nicht eingezeichnet, deshalb kann ich sie hier nicht verlinken (die genaue Stelle bekomme ich anderthalb Jahre später nicht mehr hin^^).
Wimre fährt der Bus nur einmal pro Stunde, 22 Uhr fährt wahrscheinlich nichts mehr. Der Fahrpreis müsste 6 oder 7 Dirham pro Person gewesen sein. :D (1 € = 11 Dirham)

71 Bahnhof am Hafen Tanger Med. Nach der Halbierung des Angebots verkehrte hier nur noch ein Zugpaar pro Tag, und zwar vormittags – da waren mir die Affen dann doch wichtiger gewesen! ;-)


Zurück wollte ich dann erst auch den Bus nehmen, weil mir dieses morgendliche Zugpaar eigentlich zu früh fuhr, aber da mir weder das Internet noch das Personal in meiner Unterkunft sagen konnte, wann und wo überhaupt dieser Bus abfährt, habe ich mich dann doch für den Zug entschieden. War ein ganz nettes Bahnabenteuer - ca. 50 Minuten Bahnfahrt für umgerechnet 3 €, in einem Zug, der aus einer älteren E-Lok französischen Vorbilds, einem Gepäckwagen und einem Abteilwagen bestand. Wenn ich mich nicht verguckt habe, war ich durchgehend der einzige Fahrgast ;-)

Der Bus setzte uns direkt an der Ostseite vom Bahnhof Tanger-Ville ab. In Google Maps heißt dieser Ort interessanterweise "estación de autobuses".
Der Fahrpreis für den Zug ist ja teuer.^^ Gut, dafür ist der Zug eben auch schneller. ;-)
So eine Bahnfahrt wäre natürlich schön gewesen, aber dafür hätten wir die Affen sausen lassen müssen.^^ Immerhin hatten wir ja einen marokkanischen Rennzug und einen landestypischen Fernzug.

Aber ich war doch ganz froh darüber, die noch erreicht zu haben, denn auf dem offenen Deck macht die Überfahrt doch mehr Spaß - und in Algeciras hatte ich eh genug Zeit, so selten wie Renfe einen da wieder wegbringt. :-)

Das kann ich verstehen. Ohne den Blick nach draußen hätte die Überfahrt wohl kaum Reiz...
Busse von Algeciras nach Málaga dürfte es sehr häufig geben, aber die taugen natürlich nicht für ein Bahn-Forum. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika

Splittergattung, Donnerstag, 14.05.2020, 18:56 (vor 1435 Tagen) @ Krümelmonster

Jetzt weiß ich, warum ich den Beitrag nicht gefunden habe - ich habe nach Trashmediterranea ohne Klammern gesucht! :D

Ach, ich war das, der den Begriff hier eingeführt hat - wusste ich gar nicht mehr. Und den Reisebericht von damals habe ich immer noch nicht zu Ende gepostet...

Wimre fährt der Bus nur einmal pro Stunde, 22 Uhr fährt wahrscheinlich nichts mehr. Der Fahrpreis müsste 6 oder 7 Dirham pro Person gewesen sein. :D (1 € = 11 Dirham)

Das war auch meine Vermutung, dass der um 22 Uhr nicht mehr fährt. 7 Dirham ist natürlich spottbillig, wobei ich mich über die 32 Dirham für den Zug jetzt auch nicht beschweren wollte :-)

Der Bus setzte uns direkt an der Ostseite vom Bahnhof Tanger-Ville ab. In Google Maps heißt dieser Ort interessanterweise "estación de autobuses".

Dann haben die das anscheinend irgendwann zwischen 2016 und 2018 im Internet eingetragen, wo der Bus fährt... Denn tatsächlich konnte mir damals auch den Abfahrtsort in der Stadt niemand nennen, und der Fahrpreis stand damals auch nicht online.

Busse von Algeciras nach Málaga dürfte es sehr häufig geben, aber die taugen natürlich nicht für ein Bahn-Forum. ;-)

Kann man die mit Interrail nutzen? Damit war ich nämlich damals unterwegs - und außerdem wollte ich anschließend ja nicht nach Malaga, sondern nach Granada ;-)

Link zum dritten Kapitel

Krümelmonster, München, Samstag, 23.05.2020, 09:27 (vor 1427 Tagen) @ Krümelmonster

Hallo liebes Forum,

und hier ist der Link zum letzten Kapitel.

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

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