[6MGA] Teil 10: Appenzeller Bahnen [m34B] (Reiseberichte)

Math5D, Samstag, 28.03.2020, 12:54 (vor 1462 Tagen)

Heute wird's zweistellig! Damit ist ca. 1/3 der Serie geschafft. In den vorherigen Folgen und einigen kurzen Fahrten, die in Teil 19 zusammengefasst werden, habe ich dabei bisher alle Kantone der Schweiz bereist bis auf einen: Appenzell Innerrhoden (AI). 1597 trennte sich der katholische Teil des Kantons Appenzell vom evangelischen Ausserrhoden (AR) und ist bis heute der konservativste Kanton. Bis 1990 durften dort nichtmal Frauen wählen, und danach auch nur, weil der Kanton vom Bund dazu gezwungen wurde - man könnte meinen, die Bevölkerung wäre hier teilweise noch im Mittelalter gefangen. Aber darum soll es gar nicht gehen, sondern vor allem um die Appenzeller Bahnen (AB). Die entstanden aus der Fusion unzähliger eigener Bahngesellschaften und betreiben ein Streckennetz, das wegen der geografischen Lage auch nach St. Gallen reicht und in dessen S-Bahn integriert ist. Bis auf die Bergbahn Rheineck-Walzenhausen fahre ich alle Strecken an einem Tag.
Los geht es wie immer mit der S4, dann nehme ich den IC5 durch bis Gossau SG, wo die erste Strecke der AB, die S23, nach Wasserau startet. Auf dem Bahnsteig steht eine große Rentnergruppe, die zum Glück in einen eigenen historischen Triebwagen steigt. Der Regelzug fährt direkt steil bergauf nach Herisau, wo die Voralpenexpress-Strecke gekreuzt wird.

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1 Dann geht es vorbei an der Stadt Appenzell

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2 und der Kirche in Schwende.

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3 Links raus sieht man auch den Säntis. Da AI dreigeteilt ist, gibt es sechs Dreikantonsecken mit AR und St. Gallen, von denen der gezeigte Berg an einem steht. Mit 2502m ist er auch der höchste Berg beider Appenzells.

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4 Die Strecke endet in Wasserauen. Gefahren wird sie mit Stadler Westschweizer Meterspurzügen, die hier ihr östlichstes Einsatzgebiet haben. Ansonsten werden sie von 6 Unternehmen im französischsprachigen Teil eingesetzt - Bilder von allen folgen. Ursprünglich sollte es hier teilweise mit Zahnrad, teilweise als Standseilbahn weiter auf den Säntis gehen. Da dafür aber nach dem ersten Weltkrieg kein Geld mehr da war, endet die Strecke hier mitten im Nirgendwo. In Deutschland wäre der Teil ab Appenzell längst stillgelegt worden.

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5 Zurück kommt kurz vor Appenzell hier die Strecke der S21 dazu.

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6 Zugbegegnung der S23.

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7 Die S21 wurde erst 2018 auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt und in dem Zuge in St. Gallen von Appenzell bis Trogen durchgebunden. Der Ruckhaldetunnel, der den ehemaligen Zahnradabschnitt ersetzt, stellt mit 80‰ den steilsten Adhäsionsbahnabschnitt der Schweiz dar - selbst die Berninabahn kommt nur auf 70‰. Dafür gab es auch neue Fahrzeuge, die "Tango", natürlich von Stadler. Die Züge mit 8/12 Antriebsachsen sind eigentlich Straßenbahnen und werden auf der Strecke teilweise auch als solche verwendet. Der Zug im Vordergrund hier steht nur als Reserve da, der im Hintergrund fährt gleich in den Bahnhof ein und wendet.

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8 Lecker Käse!

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9 Nach ein paar Stationen wechsel ich schon wieder den Zug. In Gais führt eine Zahnradbahn nach Altstätten, auf die man 1min Umstiegszeit hat. Allerdings muss man dabei als Umsteiger das Gleis des Gegenzugs kreuzen, der natürlich direkt vor meiner Nase losfährt. Der Lokführer der als S24 bezeichneten Bahn hat mich aber gesehen und gewartet. Die S21 ist hier von rechts durch die sehr enge 180°-Kurve gekommen, wir fahren nun links erst noch ein Stück bergauf.

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10 Auch von hier ist der Säntis zu sehen.

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11 Nach ein paar hundert Metern überfahren wir den Kulminationspunkt und haben einen irren Blick ins Rheintal. Da geht es jetzt runter.

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12 Ziel der Strecke ist Altstätten SG.

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13 Für den BUe hört die Zahnschiene nach System Strub kurz auf.

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14 Enge Kurven gibt es auch hier zuhauf.

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15 Fast angekommen.

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16 Ganz unten ein Blick auf den Anfang der Zahnschiene, der in der Deutschschweiz mit A gekennzeichnet ist; das Ende sinnvollerweise mit E.

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17 An Gärten vorbei schlängelt sich neben der Bahn der Luterbach.

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18 Ein paar Spiegelungen noch,

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19 dann sind wir schon wieder oben. Keine Stunde dauert die Tal- und Bergfahrt.

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20 Da der Triebwagen. Die Strecke hat sich echt gelohnt; von allen der AB würde ich diese am meisten weiterempfehlen.

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21 Vor der 180°-Kurve kommt da mein nächster Zug der S21

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22 und da fährt er schon in den Bahnhof.

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23 Das ganze nächste Stück ist weniger spannend, erst nach St. Gallen hat man wieder einen richtig guten Blick auf die Stadt und den Bodensee.

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24 Noch ein Überblick über St. Gallen.

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25 Endstation in Trogen. Von hier fahre ich mit dem Bus nach Heiden weiter, der hinter dem Bahnhofsgebäude hält.

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26 Hier kommt er in Heiden an.

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27 Dort startet als Teil der AB die Rorschach-Heiden-Bahn (RHB), die hier noch einen älteren Triebwagen stehen hat.

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28 Die S25 fährt aber normalerweise mit diesem Einzelstück, einem GTW ohne Antriebsteil - hier ist in jedem Drehgestell eine Achse angetrieben. Ansonsten fährt der Zug auf Normalspur und System Riggenbach, wie alle vor 1880 gebauten Zahnradbahnen der Schweiz. War wohl damals Gesetz.

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29 Am Depot hängt direkt ein Bogenabzug.

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30 Kurz nach dem Fahrtbeginn kommt der Bodensee wieder in Sicht.

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31 Da ist Stadler Altenrhein.

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32 Hier sind wir schon fast unten.

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33 Das Rätselbild aus Teil 0. An dieser Stelle bleibt der Zug für ein paar Minuten stehen, obwohl der Bahnhof schon in Sicht ist. Ebenso steht neben uns ein ICN, und im Hintergrund ganz links ein Traverso - beide sollten im Normalbetrieb eigentlich nie hierhin kommen.

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34 Auf die S3 haben wir also gewartet. Nachdem die durch ist, fahren wir einmal quer über das ganze Gleisfeld. Die RHB fährt noch weiter nach Rorschach Hafen, wobei ich mich wundere, warum eigentlich. Wenn man nämlich so wie ich in Rorschach in die S7 umsteigt, erreicht man den Hafenbahnhof schneller; in der anderen Richtung ist es umgekehrt.

Die S7 bringt mich noch bis Weinfelden, von da nehme ich den IR75 nach Winterthur und die S12 nach Zürich, die den von mir bisher nicht genutzten Bahnhof Museumstraße anfährt. Zurück dann mit IC5 und S4, wo ich St-Prex um 19:25 erreiche - die seltsame Uhrzeit ergibt sich, weil auf der Strecke Lausanne-Genf gebaut wird und die meisten Züge nicht oder eben in veränderter Zeitlage fahren. Für mich ist das wunderbar, denn der Umstieg in Morges verkürzt sich dadurch auf 6 statt 26min. Abgesehen davon bin ich so früh wie lange nicht mehr zuhause und kann endlich wieder beide Tage des Wochenendes ausreichend lange schlafen. Und das trotz der 14 Umstiege, die erstmal meinen Rekord darstellen. In Deutschland lag der noch bei 12, aber da kann man so etwas wie 1min-Umstiege ja auch nicht einplanen. Außerdem sind die meisten Zugläufe in D natürlich deutlich länger.
Noch eine kleine Anekdote: Im IC5 am frühen Morgen schockt mich erstmal der Schaffner mit der Aussage, mein GA wäre laut seinem System nur noch drei Tage gültig. Den ganzen Tag mache ich mir Sorgen, ob ich vergessen habe, rechtzeitig für den nächsten Monat zu zahlen. Zuhause habe dich das dann als erstes nachgeprüft und gesehen, dass das Geld ordnungsgemäß eingegangen ist. Komisch, was da im System stand, oder ist bei einem Monats-GA immer das Ende der aktuellen Zahlungsperiode angegeben? Wenn dem so ist, müsste das aber ja eigentlich auch der Schaffner wissen.

Vielen Dank!

TD, Samstag, 28.03.2020, 19:46 (vor 1462 Tagen) @ Math5D

Hallo,

vielen Dank für den schönen Bericht. Die Strecken der Appenzeller Bahnen kenne ich von verschiedenen Touren schon recht gut, aber das neue Rollmaterial konnte ich noch nicht testen. Eigentlich ist das für mich gar nicht weit, aber bisher habe ich das noch nicht geschafft. Ich hoffe, dass es im Sommer klappt, dann will ich auch Gais-Altstätten mal im offenen Aussichtswagen anpeilen.
Beim Bodensee Ticket gibt es neu die Zone Süd, darin sind die Appenzeller Bahnen nun komplett enthalten.

Viele Grüße

Tobias

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[6MGA] Teil 10: Appenzeller Bahnen [m34B]

Winti, Samstag, 28.03.2020, 23:00 (vor 1462 Tagen) @ Math5D

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4 Die Strecke endet in Wasserauen. Gefahren wird sie mit Stadler Westschweizer Meterspurzügen, die hier ihr östlichstes Einsatzgebiet haben. Ansonsten werden sie von 6 Unternehmen im französischsprachigen Teil eingesetzt - Bilder von allen folgen. Ursprünglich sollte es hier teilweise mit Zahnrad, teilweise als Standseilbahn weiter auf den Säntis gehen. Da dafür aber nach dem ersten Weltkrieg kein Geld mehr da war, endet die Strecke hier mitten im Nirgendwo. In Deutschland wäre der Teil ab Appenzell längst stillgelegt worden.

Auf der linken Seite ist übrigens ein Bahn-Museum. Ich bevorzuge die Natur und die dortigen Wanderwege, habe es daher nicht aufgesucht, wollte nur der Thematik wegen, darauf hinweisen.

[6MGA] Appenzeller Bahnen: Wasserauen

br752, Sonntag, 29.03.2020, 09:09 (vor 1461 Tagen) @ Winti

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4 Die Strecke endet in Wasserauen. Gefahren wird sie mit Stadler Westschweizer Meterspurzügen, die hier ihr östlichstes Einsatzgebiet haben. Ansonsten werden sie von 6 Unternehmen im französischsprachigen Teil eingesetzt - Bilder von allen folgen. Ursprünglich sollte es hier teilweise mit Zahnrad, teilweise als Standseilbahn weiter auf den Säntis gehen. Da dafür aber nach dem ersten Weltkrieg kein Geld mehr da war, endet die Strecke hier mitten im Nirgendwo. In Deutschland wäre der Teil ab Appenzell längst stillgelegt worden.


Auf der linken Seite ist übrigens ein Bahn-Museum. Ich bevorzuge die Natur und die dortigen Wanderwege, habe es daher nicht aufgesucht, wollte nur der Thematik wegen, darauf hinweisen.

Um die Sache noch abzurunden:

Hinter dem Bahnhofsgebaeube, also am Zug/Bahnsteig entlang, hat es noch ein Cafe wo man auch bei schlechtem Wetter oder ohne Wanderlust die Zeit bis zur Rueckfahrt gut ueberbruecken kann.

Der Weg bis Wasserauen ist eine Streckenempfehlung!


BR752

[6MGA] Sammelantwort - Teil 1

Twindexx, St. Gallen (CH), Sonntag, 29.03.2020, 01:31 (vor 1461 Tagen) @ Math5D

Hoi,

Ich arbeite mal noch deinen letzten Teile auf. Bin irgendwie nicht dazu gekommen.

Teil 06:

Die Albula-IR fahren planmäßig mit einer solchen Lok und einem 7-teiligen Albula-Gliederzug. Heute ist zwischen diesen noch ein normaler Wagen eingebaut, aber für eine Gruppe reserviert.

Das Konzept der Alvra-Gliederzüge für die Albula-Schnellzüge (die seit Einführung der Alvra nicht mehr als RE, sondern als IR verkehren), ist extra so gewählt worden, dass Zusatzwagen zwischen Lok und Gliederzug eingereiht werden können. Die Zusatzwagen müssen allerdings alle für die Druckluftbremse umgerüstet sein. Sonst bei der RhB war bisher die Vakuumbremse üblich.

Erfreulicherweise wurden auch die Gourmino-Speisewagen pendelzugtauglich umgebaut, sodass sie in einer gestossenen Komposition eingereiht werden können. Bevor ich nun mit deinem Bericht weitermache, folgt hier nun erstmal ein kleiner Einschub von mir.

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Am Freitag, 06. März 2020, führte mich meine Heimreise aus dem Bündnerland nach St. Gallen unter anderem über die Albula-Linie. Dabei war der Gourmino-Speisewagen fest eingeplant. Einer der wenigen Speisewägen, in denen noch im Zug frisch gekocht wird. Das ist ein Nebenprodukt des Glacier Express, denn in den GEx gehört dies zum Service dazu. Aus diesem Grund fährt ausserhalb der Wintersaison auch nur ein Zugspaar am Albula mit dem Gourmino, da dann mehr GEx verkehren und die Köche dort im Einsatz stehen.

Hier der Alvra-Gliederzug während der üppigen Wendezeit in St. Moritz (später soll hier mal noch die Kurzwende eingeführt werden, dazu muss aber der neue Albulatunnel und die Doppelspur Samedan-Bever erst fertig gestellt werden):

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Nun kommen wir zum schönen Gourmino-Speisewagen, der wie die anderen Zusatzwagen immer zwischen Lok und Alvra eingereiht wird:

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Das Ambiente im inneren des Wagens machen die zwei Stunden bis Chur zum einen sehr angenehmen Erlebnis:

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Kommen wir nun zum an jenem Tag angebotenen Tagesmenü, für ein im Zug frisch gekochtes Menü ist der Preis allemal in Ordnung:

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Ich habe gleich das Vier-Gang-Menü geordert, allerdings habe ich die Suppe durch eine klassische Bündner Gerstensuppe getauscht, diese wurde mir dann auch als erster Gang serviert:

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Bei der Durchfahrt durch den Albula-Tunnel kommt das Ambiente mit dem gedämpften indirekten Licht nochmals anders zur Geltung:

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Dabei wurde mir auch schon der zweite Gang serviert

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Die Talfahrt ab Preda durch die verschneite Landschaft und entlang der Passstrasse, die im Winter offiziell zur Schlittelpiste wird (die RhB fährt mit halbstündlichen Schlittelzügen Bergün-Preda):

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Dabei muss ich nun anmerken, dass mir vom Hauptgang nun nochmals ein zweiter voller Teller gereicht wurde! Das war wirklich eine nette Geste, die ich so praktisch nie erlebe, nicht in stationären Restaurant und erst Recht nicht in der Bahngastronomie.

Im Anschluss folgte der Käse-Gang:

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Während dessen fuhr der Zug über das Landwasserviadukt:

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Als vierten und letzten Gang gab es dann noch den Zwetschgenkuchen:

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Dazu orderte ich noch eine heisse Schokolade (die ist dieselbe von Caillier wie bei der SBB-Tochter elvetino). Das war ein rundum tolles Erlebnis von St. Moritz bis Chur.
Hoffentlich kann man dies bald wieder erleben. Nur eine Woche später wurde schweizweit jeder Speisewagen-Service eingestellt. Statt schönen Ausflügen heisst es nun, irgendwie mit der aktuellen Realität fertig zu werden. Aus jetziger Sicht wirken meine erst drei Wochen alten Bilder wie ein Blick in eine ferne Vergangenheit.

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Und nun wieder zurück zu deinem Bericht:

In der Abstellanlage steht ein Capricorn-Triebzug, der ab 2020 schrittweise die Züge durchs Prättigau ersetzen und ab 2021 insbesondere in Klosters nach Davos und St. Moritz geflügelt werden soll. Bin ich ja mal gespannt, ob das bei der RhB besser klappt als überall sonst, oder ob auch erstmal einige typische Flügel-Kinderkrankheiten beseitigt werden müssen.

Also wirkliche Probleme bei Flügelzugkonzepten höre ich sonst meist nur aus dem Ausland. Bis auf die BLS in Spiez klappen derartige Manöver an verschiedenen Orten in der Schweiz ohne grösseres Aufsehen. Bei der BLS liegt das daran, dass sie für ihre Nina und Lötschberger eine billigere Kupplung geordert hatten, die nicht per Flügelzugkonzepte konzipiert war (sie war noch nicht mal für richtige Eisenbahn konzipiert).

Natürlich hat man immer die ein oder anderen Anlaufschwierigkeiten, aber ich sehe nicht, warum das bei der RhB nicht funktionieren sollte. Die GTW AJU machen das in Sonceboz-Sombeval ja auch ständig, sogar mit demselben Kupplungstyp. Deshalb müssen dann ab Ende Jahr die zu Thurbo gehenden GTW AJU auch durch Domino AK ersetzt werden; die automatische Kupplung wird dort für das Flügelzugkonzept gebraucht. Die SBB hatten 2012 einen Teil der Domino mit AK ausgerüstet, um das damalige Flügelzugkonzept RE Bern-Bulle/Palézieux in Romont umzusetzen (das wurde Dezember 2015 gestrichen wegen Fahrplananpassungen in Folge der Baustelle im Knoten Lausanne-Renens).

Es folgen einige Dörfer, die so ähnlich aussehen wie dieses, weshalb ich keine Ahnung mehr habe, welches das hier eigentlich ist.

Tiefencastel.

Aus Platzgründen ist diese Ausweiche direkt vor dem Bahnhof Morteratsch angebracht. Hier kreuzt ein Bernina-Express.

Wohl eher aus Kostengründen. Heute müsste man den Bahnhof mit Unterführung, behindertengerechter Rampe und behindertengerechten Perronhöhen bauen. Das sind schon nicht so kleine Kosten.
In Poschiavo hat man das auch so gemacht und vor und hinter dem Bahnhof die Strecke auf Doppelspur ausgebaut. Der Doppelspurausbau war günstiger als eine Unterführung mit behindertengerecht erschlossenem Mittelperron. Wobei es in Poschiavo tatsächlich ein Platzproblem mit dem Depot gab. Vor dem Umbau kreuzten die Züge aber bis vor kurzem noch im Bahnhof Poschiavo selbst und es gab keine Doppelspurabschnitte vor und hinter dem Bahnhof.

Bei der RhB kann man ja vor allem die Loks mit seiner Werbung anpinseln lassen, die Preise stehen hier. Dass der Allegra dort als "auf Anfrage" gelistet ist, lässt ahnen, dass der Preis wirklich fantastisch ist. Nur eine einzige Firma hat diese Leistung trotzdem in Anspruch genommen, die schweiz-schwedische ABB.

Es ist aber auch nicht klar, ob die auch den vollen Preis zahlen. ABB liefert die Trafos und Stromrichter für die Allegra und deshalb auch Ersatzteile an die RhB. Es ist gut möglich, dass da ein gesamtheitlicher Deal entstanden ist.

Gezogen von der "KOHLE"-Lok, auf der die RhB für sich selbst wirbt, und zwar indem sie um Spenden zur Instandsetzung der Nr. 1 Dampflok bittet. Weiß einer, ob der Ladebalken auf der Lok mit aufgefüllt wird? Man könnte ja kleine Rechtecke immer draufkleben, wenn ein paar Prozentpunkte des Spendenziels mehr erreicht sind.

Ja, das Spendenbarometer wird auch auf der Lok immer wieder mal aktualisiert. Ich weiss aber jetzt auch nicht, wie genau das gemacht wird und in welchen zeitlichen Abständen. Gemacht wird das aber definitiv, was auch durch diverse Bilder von der Lok belegt ist.


Teil 07:

Zoom auf die Stadt und dessen unglaublich unpraktisch gelegenen Bahnhof - vor allem die Gotthardzüge müssen hier eine 360°-Drehung machen, und dann auch noch wenden. Deshalb existieren auch Pläne, den Bahnhof umzubauen.

Der DBL (Durchgangsbahnhof Luzern) ist in der Planungsphase. Das ist ein Tiefbahnhof, der mit einem Tunnel nach Ebikon geführt wird. Aktuell hält man eine Eröffnung im Jahr 2043 für möglich. Die Planung ist im STEP 2035 enthalten und durchfinanziert, der eigentliche Bau müsste dann mit STEP 2045 beschlossen werden.
Für den Bau müssen im Kopfbahnhof zwei Gleise aufgehoben werden (je ein Meterspur- und ein Normalspurgleis). Das soll mit einer besseren Nutzung von Gleis 1 erreicht werden und bei der zb soll das Gleis ebenfalls kompensiert werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten steht der Tiefbahnhof dann zusätzlich zur Verfügung. Das bedeutet, dass der Kopfbahnhof in dieser Form weiter betrieben wird und nicht ersetzt wird.

Die Querung des Seebeckens wird eine spezielle Herausforderung. Dafür muss dann abschnittsweise das Seebecken trockengelegt werden. Einen solchen Tunnel hat man in der Schweiz noch die gebaut. Der Eingriff ins Stadtbild während den Bauarbeiten wird aber sehr gross sein.
Wie die kürzere Strecke nach Arth-Goldau dann genutzt wird, ist noch gar nicht wirklich klar. Die Einspur entlang des Rotsees bleibt jedenfalls erhalten. Man muss ja auch das Taktknotenprinzip beachten, ob damit wirklich auf allen Relationen Fahrzeitverkürzungen möglich sind. Auf jeden Fall wird Zürich-Luzern profitieren, wie die Basel-Lugano davon profitieren kann, ist offen.

In Luzern nehem ich noch den IR70 nach Zürich und von da den IR13 bis Sargans, um mal den Rhein zwischen ebendort und dem Bodensee entlang zu fahren, den man aber auf dem Stück fast gar nicht sieht. Außerdem ist das für mich das erste Mal ein Twindexx SwissExpress (oder wie man sie auch immer aktuell nennen mag), der durchaus gemütlich ist, aber eine etwas zu kalt eingestellte Klimaanlage hat.

Die SBB nennen sie noch mit dem Arbeitstitel FV-Dosto, sollen aber später als Aquilo bezeichnet werden. Das andere ist der Herstellername. Von kalten Klimaanlagen berichteten auch andere, sollte aber wohl mittlerweile behoben sein. Ich hatte nie sowas erlebt auf meinen Fahrten, aber ich mag es normal auch eher kalt.

Im Dezember soll der IR 70 dann übrigens zum IR 40 werden und in Zürich HB mit dem IR 13 durchgebunden werden. Dann könntest du von Luzern über St. Gallen bis Chur im selben Zug ohne Umsteigen durchfahren.

Der RJX hat dann aber eh 40min Verspätung, sodass ich den 3min später fahrenden und übertrieben vollen IC3 nehme - wieder ein Twindexx, und zwar mit 8 Wagen, die offensichtlich für diese Fahrt viel zu wenige sind. Beim Zustieg stehen bereits überall Leute dicht an dicht, und locker 100 wollen noch einsteigen.

Welcher Wochentag? Seit Fahrplanwechsel sind die Umläufe etwas angepasst worden. Ab Sommer 2019 wurden die FV-Dosto schrittweise auf dem IC 3 eingeführt. Du bist wohl mit dem IC 3 578 gefahren, der Zürich HB um 17:23 Uhr erreicht? Dieser wird nun Mo-Fr mit einer IC2-Komposition geführt, also ein EWIV-Pendel. Samstag und Sonntag ist es ein FV-Dosto IC200, sonntags in Doppeltraktion mit einem IR100.
So werden Mo-Fr in der zweiten Klasse 546 Sitzplätze angeboten, Samstag 401 Plätze und am Sonntag 684 Plätze. Vor allem am Wochenende auf dem IC 3 ist die Auslastung aber auch sehr wetterabhängig. Da sollte man dann auch situativ am Samstag einen IR100 beigeben können.


Geht gleich weiter...

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Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.

[6MGA] Sammelantwort - Teil 2

Twindexx, St. Gallen (CH), Sonntag, 29.03.2020, 01:32 (vor 1461 Tagen) @ Twindexx

Teil 08:

In Filisur steht bahnsteiggleich der Zug nach Davos, der (wie ich beim letzten Mal auch schon gesehen hatte, aber nicht auf Foto) in dieser Stunde zum normalen Fahrpreis mit "Rhätischem Krokodil" Ge6/6 I und ähnlich alten Wagen gefahren wird. Zwei davon sind noch betriebsfähig, eine davon die 415.

Der Einsatz verschiedener historischer Züge zwischen Filisur und Davos im planmässigen Verkehr war eine Idee, die Fahrgastzahlen auf dieser eher schlecht ausgelasteten Linie zu erhöhen. Der Plan ging übrigens voll auf, die Fahrgastzunahme war doch erheblich. Deshalb ist das für dieses Jahr wieder geplant, jedenfalls wenn der Virus nicht mehr wüten sollte.

Genug Zeit, um sich erstmal ein bisschen umzuschauen. Hinter dem Bahnhof sieht man deutlich, dass es mal geplant war, die Bahn hierhin zu verlängern. Die noch vorhandene Brücke mit Tunnelansatz endet mittlerweile aber in diesem Parkhaus,

Eine Verlängerung der Bahnstrecke nach St. Moritz Bad ist übrigens weiterhin in Planung. Man hofft, dies im STEP 2045 unterbringen zu können. Mit der Verlängerung des Albula-IR, des Bernina-Regios und des dann stündlichen Flügelzug-RE Landquart-Vereina-St. Moritz soll zwischen St. Moritz und St. Moritz Bad etwa ein 20min-Takt entstehen, der somit auch in den Ortsverkehr integriert werden kann.

Vor Samedan kommt die Strecke aus St. Moritz wieder dazu mit einer Oberleitung, die so wie in Berlin Hbf tief aussieht.

Die Fahrleitung (in der Schweiz sagt man nicht Oberleitung) ist einfach eine Stromschiene, in einem Tunnel auch als Deckenstromschiene bezeichnet. Die hier zu sehende Stromschiene sieht nicht ohne Grund gleich aus wie die im Nord-Süd-Tunnel in Berlin: Es ist derselbe (Schweizer) Hersteller, Furrer+Frey.

Unlängst gab es hier im Forum eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Besen entlang der Strecken - hier hat die RhB während irgendwelcher Bauarbeiten auch welche aufgestellt, um Leute wie mich davon abzuhalten, ihren Kopf aus dem Fenster zu halten. Klappt bei so Sturköpfen wie meinem aber nur so semi.

Oh doch, das klappt auch bei dir! Die Besen sind jeweils kurz vor dem Hindernis, sodass wenn du deinen Kopf wieder rausstreckst, das Hindernis in der Regel bereits wieder vorbei sein sollte. Oder es folgt ein längeres Hindernis, bei dem du dann selber eher vorsichtig deinen Kopf wieder rausstreckst.

Der wurde 1999 als erste Strecke der RhB seit 1914 (Chur-Arosa-Bahn) eröffnet und verbindet wesentlich schneller als bisher Landquart mit dem Unterengadin. Die Kilometrierung aller Strecken im Stammnetz (also RhB ohne Berninabahn) erfolgt ja auch von Landquart, sodass hier der Kilometer ~54 über Vereina mit dem Kilometer ~128 über Chur, Albula etc. zusammentrifft. Der eigentliche Vereinatunnel ist dabei für die Autoverladzüge sowie die RE aus Disentis/Mustér nach Scuol-Tarasp ausgerichtet;

Ein Hauptgrund für den Bau des Vereinatunnels war, dass die nicht wintersicher ausgebaute Flüelapass-Strasse nun im Winter geschlossen werden kann. Dem Vereinatunnel gegenüber standen die Kosten für den wintersicheren Ausbau der Strasse und der jährliche Winterdienst. Dagegen konnte der Vereinatunnel auch Vorteile bei der Reisezeit im Schienenverkehr generieren und bietet darüber hinaus auch eine sichere Alternative für die Albulalinie.

Hinten dran hat mein Zug einen Albulagliederzug-ähnlichen Steuerwagen.

Die entstammen auch derselben Bestellung und dienen dazu, einen behindertengerechten Einstieg pro Zug anbieten zu können.

Dort steht bereits mein Zug nach Landquart und hat soeben die Lok mit Eigenwerbung für die Arosabahn fertig umrangiert. Die beiden hier endenden Linien fahren in beiden Richtungen ca. im 8min-Abstand.

Mit dem Flügelzugkonzept in Klosters Platz wird sich das etwas verändern. Damit wird man den Halbstundentakt vorantreiben. Der dann stündliche RE Landquart-St. Moritz wird in Zernez in einen 30-Knoten mit diversen Postauto-Anschlüssen eingebunden, von dem auch ein neuer Anschlusszug nach Scuol-Tarasp fahren wird. So wird der etwas hinkende Halbstundentakt Landquart-Scuol eingeführt, einmal mit dem direkten RE, den du hier vor dir hast, aber mit Capricorn-Flügelzug, und einmal mit Umstieg in Zernez. Aus fahrzeittechnischen Gründen wird dieser Zug aber Zernez-Scuol ohne Halt fahren. Zumindest so ist der Arbeitsstand in der Angebotsplanung.

Auf dieser fahren auch immer die Züge aus Scuol-Tarasp und Davos kurz hintereinander, damit an den zweigleisigen Stellen sich alle vier Züge begegnen können.

Genau das wird sich mit dem Flügelzugkonzept dann ändern. Dann fahren Capricorn-Flügelzüge im exakten Halbstundentakt Landquart-Davos und der Engadiner Teil einmal nach St. Moritz und eine halbe Stunde versetzt nach Scuol-Tarasp.

Hier kommt der Strom der RhB her - zumindest teilweise aus dem Wasserkraftwerk Küblis. Der nachfolgende Streckenabschnitt ist sehr gerade und wird mit 90km/h befahren, sodass Landquart schnell erreicht ist. Auch kommen alle Gegenzüge rechts vorbei, weshalb es keine Fotos von denen gibt.

Ähm, der Streckenabschnitt Küblis-Fideris ist eben nicht besonders gerade. Dort hättest du eben genau rechts rausschauen müssen für die bessere Sicht. Und wenn du das noch nicht getan hast, solltest du das vielleicht noch tun. Denn mit STEP 2035 ist ein neuer Bahntunnel zwischen Küblis und Fideris bereits finanziert.
Für die RhB wird damit einfach die Fahrplanstabilität erhöht, was zwischen dem Kuppelmanöver in Klosters Platz und den SBB-Anschlüssen in Landquart nützlich sein könnte. Viel mehr geht es dabei aber um einen Platzgewinn für die Strasse, die dann unter der Nutzung der jetzigen RhB-Trasse auf Nationalstrassenstandard ausgebaut werden kann. Die direkte Strasse von der Autobahn in Landquart zum Bahnverlad in Selfranga ist ja eine Nationalstrasse ohne Vignettenpflicht.

und kurz dahinter ein "Stammnetz-Pendel" Be4/4, der immernoch manchmal zwischen Landquart und Davos eingesetzt wird und (soweit ich es beobachten konnte) immer für die zweistündigen Verstärker Klosters-Davos. Wegen der Capricorn bald wohl nicht mehr.

Genau, mit Ablieferung der Capricorn werden die Stammnetz-Pendel auch schon vor dem Flügelzugkonzept ausrangiert. Mit dem Flügelzugkonzept wird es dann eh einen durchgehenden Halbstundentakt Landquart-Davos geben, womit diese zweistündigen Anschlusszüge Klosters-Davos eh im Flügelzugkonzept aufgehen werden.

103 Exakt um 16:38 erreichen wir Chur. Da steht mein IC3, der offensichtlich mit ICE1 gefahren wird, da er aus dem ICE71 gewendet wird,

Die nur innerhalb der Schweiz verkehrenden ICE-Leistungen verkehren natürlich mit der Liniennummer und nicht als ICE xyz, die Bezeichnung ICE ist den internationalen Verbindungen vorbehalten. Daher fährt dieser ICE 1 hier als IC 3. Seit Dezember ist das übrigens Geschichte, denn nun fahren normalerweise nur noch ICE 4 nach Chur.

Also nutze ich die halbe Stunde, um mir den Bahnhof näher anzuschauen. Zum Glück muss ich nur 30min auf den nächsten IC3 warten, der noch im 30/30/60-Takt fährt.

Der durchgehende Halbstundentakt des IC 3 ist per Dezember 2025 geplant. Dafür braucht es noch Ausgleichsmassnahmen für die entsprechenden Güterzugtrassen. Alle zwei Stunden wird die Trasse des IC 3 nämlich von einer Güterzugtrasse beansprucht. Um die Güterzugtrassen zu sichern, bzw. ebenfalls auszubauen, ist je Fahrtrichtung je ein 800 m langes Güterzug-Überholgleis in Pfäffikon SZ vorgesehen.


Teil 09:

In Davos steht auch ein Glacier-Wagen, warum auch immer.

Weil man die ab und zu auch in den RE Landquart-Davos findet.

Drüben steht schon mein nächster Zug bereit, an dem heute ein SPAR-Wagen hängt. Bisher wusste ich nicht mal, dass es den Laden überhaupt in der Schweiz gibt. Aber vielleicht ist er ja auch nur nicht im französischen Teil.

Dann gehts rüber zum Zug nach Landquart, der von einer Ge4/4 III gezogen wird. Und geschoben, denn die Lok ist mitten in der Mitte eingebaut. Dem lokalen Radiosender scheint es auch gut zu gehen, denn die haben ja zusätzlich eine Ge4/4 II mit ihrer Werbung im Umlauf.

Das RTR-Logo sollte dir eigentlich verraten, dass man es hier mit der SRG zu tun hat. Das ist das Schweizer Pendant zu ARD/ZDF, wobei die SRG neben dem Fernsehen (SRF in der Deutschschweiz, RTS in der französischsprachigen Schweiz und RSI in der italienischsprachigen Schweiz) auch Radiosender betreibt.
RTR bedient dabei die rätoromanische Sprache, neben dem Radio auch mit Fernsehbeiträgen auf SRF 1. Für den gesetzlichen Auftrag des schweizweiten Service Public in allen Landessprachen erhält die SRG auch den grössten Teil der Schweizer Radio- und Fernsehabgabe (Serafe, Schweizer Pendant zur GEZ).

und dann der nach Scuol-Tarasp, mit einer grünen Lok. Das sieht wirklich seltsam aus und es wundert mich ehrlich gesagt, dass die RhB das zugelassen hat. Alle anderen Werbungen sind im Wesentlichen in Rot oder Weiß mit wenigen Farbakzenten gehalten. Vielleicht war der Zuständige ja rot-grün-blind oder so.

Die Gestaltung und die Farbwahl ist Sache der Werbetreibenden. Die zahlen ja auch dafür. Und wenn einer eine pinke Lok will, dann gibt es auch eine pinke Lok. Ich finde es nur schade, dass es bei den Ge 4/4 III sehr selten ist, dass mal eine im normalen RhB-Lack herumfährt. Die Ge 4/4 II waren früher übrigens alle grün, rot wurden die erst später.


Teil 10:

Nun heisst es: Heimspiel!

Los geht es wie immer mit der S4, dann nehme ich den IC5 durch bis Gossau SG, wo die erste Strecke der AB, die S23, nach Wasserau startet. Auf dem Bahnsteig steht eine große Rentnergruppe, die zum Glück in einen eigenen historischen Triebwagen steigt. Der Regelzug fährt direkt steil bergauf nach Herisau, wo die Voralpenexpress-Strecke gekreuzt wird.

Diese Linienführung ist seit 1916 in Betrieb. Umgekehrt wurde dafür 1916 die Strecke Herisau - St. Gallen Winkeln stillgelegt. Bis 1916 war Winkeln nämlich der Schnellzughalt mit Umstieg auf die Meterspurzüge. In Gossau war der Bahnhof bis dahin noch mehr im Ort drinnen. Auf 1916 hin wurde die SBB-Linie in Gossau verlegt und ein neuer grösserer Bahnhof ausserhalb des Ortes als Schnellzughalt mit Umstieg ins Appenzellerland gebaut. Das war damals so etwas wie ein regionales Grossprojekt.

Die Strecke endet in Wasserauen. Gefahren wird sie mit Stadler Westschweizer Meterspurzügen, die hier ihr östlichstes Einsatzgebiet haben. Ansonsten werden sie von 6 Unternehmen im französischsprachigen Teil eingesetzt - Bilder von allen folgen.

Die Bezeichnung Westschweizer Meterspurzüge kommt wohl einfach daher, dass es damals eine gemeinsame Ausschreibung verschiedener Westschweizer Bahnen war. Aber nicht mal Stadler als Hersteller nutzt diese Bezeichnung, für Stadler sind es einfach Tailor Made Fahrzeuge.

Tatsächlich hat dann jede Bahn doch eine eigene Entwicklung erhalten, bei der höchstens die Kopfform identisch war. Die gemeinsame Ausschreibung hat man auch nur gemacht, um die Kosten zu senken. Ein wirklicher Fahrzeugtyp Westschweizer Meterspurzüge gibt es sogesehen also nicht. Schon in der Ausschreibung war klar, dass jede dieser Bahnen etwas eigenes wollte. Letztlich wurde nur der administrative Aufwand der Ausschreibung nur einmal statt für jede Bahn separat durchgeführt.

Stadler nutzt einfach ein Baukastensystem, um verschiedenen Meterspurbahnen individuelle Lösungen anzubieten. Das hat man dann bei den Appenzeller Bahnen auch gemacht. Der AB-Walzer hat dann auch gegenüber dem TPF-Zug, der dem der AB noch am nächsten kommt, deutliche Abweichungen in verschiedenen Bereichen, ist also auch wieder einfach ein Tailor Made Fahrzeug speziell für die AB entwickelt. Der AB-Walzer hat mit dem TPF-Zug technisch etwa genauso wenig zu tun, wie die Fahrzeuge dieser Westschweizer Bahnen untereinander.

Ursprünglich sollte es hier teilweise mit Zahnrad, teilweise als Standseilbahn weiter auf den Säntis gehen. Da dafür aber nach dem ersten Weltkrieg kein Geld mehr da war, endet die Strecke hier mitten im Nirgendwo. In Deutschland wäre der Teil ab Appenzell längst stillgelegt worden.

Gerade an schönen Tagen am Wochenende sind die Züge aber bis/ab Wasserauen sehr voll. Deshalb kann der Walzer mit bis zu drei älteren Wagen zu sechs Wagen langen Zügen verstärkt werden. Natürlich können die Walzer auch in Doppeltraktion verkehren, aber für alle vier Umläufe der GAW (Gossau-Apppenzell-Wasserauen) hat es mit fünf Walzer zu wenig Triebzüge. Acht Walzer zu beschaffen, wäre auch finanziell nicht möglich gewesen. Deshalb

Die S21 wurde erst 2018 auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt und in dem Zuge in St. Gallen von Appenzell bis Trogen durchgebunden. Der Ruckhaldetunnel, der den ehemaligen Zahnradabschnitt ersetzt, stellt mit 80‰ den steilsten Adhäsionsbahnabschnitt der Schweiz dar - selbst die Berninabahn kommt nur auf 70‰. Dafür gab es auch neue Fahrzeuge, die "Tango", natürlich von Stadler. Die Züge mit 8/12 Antriebsachsen sind eigentlich Straßenbahnen und werden auf der Strecke teilweise auch als solche verwendet.

Ein Tram mit Upgrade. Die Fahrzeuge können eine Kollision mit einem LKW bei 25 km/h weitestgehend unbeschadet überstehen (alle tragenden Elemente bleiben dabei ohne Beschädigung, dabei ist auch der Lokführer entsprechend geschützt).

Willst du noch Bilder von 2018? Oder Bilder, wie es aktuell auf der ehemaligen Linienführung der AB über die Ruckhalde aussieht? Draussen spazieren gehen während man andere Leute meidet darf man ja auch in der Corona-Krise, dann verblödet man nicht ganz so daheim.

Im Bereich des St.Galler Güterbahnhofs sollten eigentlich in diesen Tagen die Bauarbeiten für einen weiteren AB-Neuabschnitt mit neuer Haltestelle erfolgen. Die gestreckte Linienführung direkt den SBB-Gleisen entlang mit zusätzlicher doppelspuriger Kreuzungsmöglichkeit würde weitere Angebotsverbesserungen ermöglichen. Wegen dem doofen Virus ist der Baustart aber nun verschoben.

Lecker Käse!

Ich empfehle die Schaukäserei in Stein AR.

Da der Triebwagen. Die Strecke hat sich echt gelohnt; von allen der AB würde ich diese am meisten weiterempfehlen.

Wir hoffen derzeit, die Strecke erhalten zu können. Die verbliebenen drei Zahnradstrecken der AB sind wegen ihrem geringen Kostendeckungsgrad alle in Überpfüfung für alternative Angebotsformen. Dies ist vom Bund so vor grösseren Investitionen vorgeschrieben und eine solche würde nun wegen des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes kommen.

Für die RHB sieht es dabei am besten aus, als Eisenbahn erhalten zu bleiben. Dann gäbe es dort Investitionen in moderne Infrastruktur und neue Fahrzeuge. Die RhW könnte in einen automatischen Pendelbetrieb umgebaut werden, der ohne Personal auskommt (früher war das ja auch eine Standseilbahn, daher die eigenwillige Spurweite 1'200 mm).

Für die AG (Altstätten-Gais) sieht es aber von allen drei am schlechtesten aus. Der touristische Faktor ist der einzige Strohhalm, der diese Bahn retten könnte. Weil ansonsten könnte diese Verbindung ein Bus schneller, günstiger, mit besserem Takt und mit weniger Umstiegen bedienen. Man hätte eben den Abschnitt zum SBB-Bahnhof nie abbauen sollen.

Endstation in Trogen. Von hier fahre ich mit dem Bus nach Heiden weiter, der hinter dem Bahnhofsgebäude hält.

Postauto, nicht Bus. Wobei das Auto schon von Autobus kommt, aber man sagt eben nicht Bus dazu.

Hier kommt er in Heiden an.

Und wenn der Entschied gefällt wird, dass die RHB eine Zukunft hat, dann wird dieser zentrale Postauto-Knoten am Bahnhof Heiden neu gebaut, um direkte Umsteigebeziehungen zwischen Postauto und RHB zu realisieren.

Dort startet als Teil der AB die Rorschach-Heiden-Bahn (RHB), die hier noch einen älteren Triebwagen stehen hat.

Und manchmal werden die beiden älteren Triebwagen auch eingesetzt, wie hier am 08. März 2020:

[image]

Der modernere BDeh 3/6 war in den letzten Monaten in Landquart bei der RhB in Revision. Ansonsten sind die Zusatzzüge zum Weihnachtsmarkt in Wienacht-Tobel eine sichere Bank für die älteren Triebwagen.

Der EW I-Wagen, der da in Heiden noch steht, entstammt übrigens einer Kleinserie von nur drei Wagen, die abweichend zur Serie statt in Stahl in Aluminium hergestellt wurden. Das macht sich im deutlich geringeren Gewicht bemerkbar, was auf einer Zahnradbahn natürlich Vorteile hat. Zwei davon haben die AB später erworben, der dritte bei der TPF hat das Zeitliche nach einem Unfall schon gesegnet.

Die S25 fährt aber normalerweise mit diesem Einzelstück, einem GTW ohne Antriebsteil - hier ist in jedem Drehgestell eine Achse angetrieben. Ansonsten fährt der Zug auf Normalspur und System Riggenbach, wie alle vor 1880 gebauten Zahnradbahnen der Schweiz. War wohl damals Gesetz.

Es war sicher kein Gesetz, es hatte einfach noch niemand ein anderes System erfunden.

An dieser Stelle bleibt der Zug für ein paar Minuten stehen, obwohl der Bahnhof schon in Sicht ist. Ebenso steht neben uns ein ICN, und im Hintergrund ganz links ein Traverso - beide sollten im Normalbetrieb eigentlich nie hierhin kommen.

Von den ICN für den IC 5 wird übers Wochenende immer einer in Rorschach abgestellt. Das erfolgt mit einer Leerfahrt von St. Gallen aus und hat einfach den Grund, dass in St. Gallen kein Platz mehr ist.

Ab Dezember 2021 kommen dann die ICN auch planmässig stündlich bis Rorschach. Der IC 5 wird nämlich dann zwischen Zürich und St. Gallen zum Sprinter (und der IC 1 zum Bummler) und ab Dezember 2021, nachdem die Doppelspur Rorschach Stadt in Betrieb gegangen ist und der Spurwechsel im Bildviertel rechts unten durch schnellere Weichen ersetzt wurde, wird der Sprinter stündlich von St. Gallen bis Rorschach verlängert und wendet dann dort auf Gleis 4:

[image]

Der Traverso ist zu diesem Zeitpunkt noch von Stadler dort abgestellt und noch nicht an die SOB ausgeliefert worden. Mittlerweile steht dort kein Traverso mehr. In Bussnang ist aber im Januar die Produktion für die zweite Serie aus elf weiteren Traverso angelaufen. Die SOB will ja ab Dezember mit Traverso die Linien IR 26 und IR 46 über den Gotthard bedienen.

Auf die S3 haben wir also gewartet. Nachdem die durch ist, fahren wir einmal quer über das ganze Gleisfeld. Die RHB fährt noch weiter nach Rorschach Hafen, wobei ich mich wundere, warum eigentlich. Wenn man nämlich so wie ich in Rorschach in die S7 umsteigt, erreicht man den Hafenbahnhof schneller; in der anderen Richtung ist es umgekehrt.

Direkter Anschluss aufs Schiff. Für Touristen bedeutet das einen Umstieg weniger und Touristen sind ein wichtiger Faktor für die Bahn.

Komisch, was da im System stand, oder ist bei einem Monats-GA immer das Ende der aktuellen Zahlungsperiode angegeben? Wenn dem so ist, müsste das aber ja eigentlich auch der Schaffner wissen.

Ich weiss nicht, ob der Kondukteur das sieht. Er sieht meines Wissens nur das direkt für ihn relevante Abo. Weil theoretisch kann ein Swisspass auch eine Vielzahl möglicher Abos enthalten. Angenommen man hat ein Ostwindabo und ein Halbtax drauf, dann wird einem Kondukteur am Genfersee natürlich das Halbtax angezeigt und nicht das Ostwindabo. Er sieht also einfach das eine für seine Kontrolle relevante Abo.

Da hat er dir wohl einfach einen Service erweisen wollen, dich auf das nahende Ende des aktuellen Abos hinzuweisen. Besser er weist dich einmal zu viel darauf hin als dass du plötzlich zum Schwarzfahrer wirst. Indem du nachkontrolliert hast, dass du korrekt gezahlt hast, hast du also genau das gemacht, zu was dich der Kondukteur verleiten wollte.


Grüsse aus der Ostschweiz.

--
[image]

Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.

[6MGA] Sammelantwort - Teil 2

Math5D, Sonntag, 29.03.2020, 11:30 (vor 1461 Tagen) @ Twindexx

Erstmal schön, wieder von dir zu lesen!

[...] Aus jetziger Sicht wirken meine erst drei Wochen alten Bilder wie ein Blick in eine ferne Vergangenheit.

Das Essen sieht allerdings sehr gut aus! Der sicher irgendwo angemessene Preis wäre mir dann aber doch etwas zu viel gewesen ;)

Also wirkliche Probleme bei Flügelzugkonzepten höre ich sonst meist nur aus dem Ausland.

Genau so meinte ich das auch. In Deutschland kenne ich eigentlich keine Flügelstelle, an der es nicht regelmäßig Probleme gibt oder zumindest gab.

Welcher Wochentag? Seit Fahrplanwechsel sind die Umläufe etwas angepasst worden. Ab Sommer 2019 wurden die FV-Dosto schrittweise auf dem IC 3 eingeführt. Du bist wohl mit dem IC 3 578 gefahren, der Zürich HB um 17:23 Uhr erreicht?

Genau der, und es war ein Samstag. Ein zusätzlicher Vierteiler wäre auf jeden Fall angebracht gewesen; das Wetter an dem Tag war auch perfekt.

Ähm, der Streckenabschnitt Küblis-Fideris ist eben nicht besonders gerade.

Das bezog sich sich auch auf die gesamte Strecke bis Landquart, auf der in meiner Erinnerung einige Abschnitte schon schnell befahren wurden, also für RhB-Verhältnisse. Natürlich nicht alles, und auch nicht so schnell wie durch den Vereinatunnel.

Ich finde es nur schade, dass es bei den Ge 4/4 III sehr selten ist, dass mal eine im normalen RhB-Lack herumfährt.

Stimmt, und selbst die mit Eigenwerbung haben manchmal seltsam aussehende Motive (Glacier in silber, BüGA in blau/grau/was auch immer, etc.)

Willst du noch Bilder von 2018? Oder Bilder, wie es aktuell auf der ehemaligen Linienführung der AB über die Ruckhalde aussieht? Draussen spazieren gehen während man andere Leute meidet darf man ja auch in der Corona-Krise, dann verblödet man nicht ganz so daheim.

Immer gerne! Wäre auch gerne mal die alte Strecke gefahren, aber dafür war ich leider zu spät in der Schweiz.

Es war sicher kein Gesetz, es hatte einfach noch niemand ein anderes System erfunden.

Mit dem Gesetz meinte ich vor allem die Normalspur. Ich meine, ich hatte das irgendwo mal aufgeschnappt (vielleicht Eisenbahn-Romantik über die Rigibahn oder so? Dann bezog sich das abber vielleicht auch nur auf die).

Direkter Anschluss aufs Schiff. Für Touristen bedeutet das einen Umstieg weniger und Touristen sind ein wichtiger Faktor für die Bahn.

Das ist natürlich ein Argument, auch wenn ich Umstiege noch nie gescheut habe. Gerade bei Zügen ohne zu öffnende Fenster.

[6MGA] Teil 10 - Appenzeller Bahnen

joh43ann, Montag, 30.03.2020, 19:51 (vor 1460 Tagen) @ Math5D

Guten Abend,
ähnlich wie für Twindexx ist Teil 10 auch für mich ein Heimspiel.
Zunächst vielen Dank für den guten Bericht und vor allem für die Bildauswahl, die mir sehr gut gefallen hat. Ich denke, Du hast die Appenzeller Bahnen in ihrer Vielfalt gut getroffen und beschrieben.
Einige Punkte, die ich benennen wollte, hat Twindexx in seinem ausführlichen Kommentar bereits erwähnt.
Vielen Dank!

Darf ich noch auf ein paar Kleinigkeiten hinweisen, die Du im Text und in den Bildlegenden vielleicht ändern oder ergänzen könntest:
- im Einleitungstext zu Teil 10, 3.letzte Zeile: Wasserauen
- Bild 1: Appenzell war nie eine Stadt. Wir nennen den Hauptort unseres Kantons ein Dorf.
- Bild 3: Die beiden Berge heissen "Kamor" (links, pyramidenförmige Spitze) und "Hoher Kasten" (rechts, mit Seilbahn und Sendeturm; 1794 m hoch); Du schaust ja von Schwende aus nach Osten, der Säntis hingegen steht im Südwesten.
- Bild 8: Dieser "Appenzeller" ist nicht Käse, sondern ein äusserst beliebter Bitterlikör, der volle Name heisst "Appenzeller Alpenbitter", 30% Alkohol, 42 Kräuter und Gewürze (welche? geheim!).
- Bild 10: Ja! Das ist er - der Säntis! 2502 m hoch (auch mit Luftseilbahn und Sendeturm)
- Bild 11: Der bewaldete Hügel in der linken Bildhälfte ist der "Kummet", liegt schon in Vorarlberg (Österreich), an seiner Südseite erkennt man die Pfarrkirche von Koblach.
- Bild 13: Haltestelle "Kreuzstrasse"; sie war vor Jahren noch Kreuzungsstation (zweites Geleise und Weichen sind abgebaut), die Barrierenanlage ist erst im Herbst 2015 eingebaut worden.
- Bild 15: Fast angekommen in Altstätten Stadt; links im Städtchen die evangelische, rechts die katholische Kirche. Der SBB-Bahnhof "Altstätten SG" liegt weit rechts ausserhalb des Bildes und ist mit einem Bus der Rheintaler Verkehrsbetriebe zu erreichen (Fahrzeit 6 Minuten). Bis zum 31. Mai 1975 fuhr die "Stossbahn" (Gais-Altstätten) selber bis zum SBB-Bahnhof, längst sind die Geleise durchs Städtchen abgebaut.

Grüsse aus dem (seit letzter Nacht) wieder verschneiten Appenzell.

[6MGA] Teil 10 - Appenzeller Bahnen

Math5D, Montag, 30.03.2020, 21:43 (vor 1460 Tagen) @ joh43ann

Ergänzen geht leider nicht mehr, das können nur noch die Admins.

Die beiden Berge heissen "Kamor" (links, pyramidenförmige Spitze) und "Hoher Kasten" (rechts, mit Seilbahn und Sendeturm; 1794 m hoch)

Das kommt davon, wenn man sowas nicht nachguckt. Ich hatte einfach gedacht, der Berg sähe aus wie der Säntis, also müsste er es auch sein. Danke für die Korrektur!
Bild 8 ebenso. Interessanterweise wirbt der Käse aber immerhin auch mit dem Rezeptgeheimnis.

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