Mainzer Ausflüge (4/5): Moselstrecke und Nahetalbahn (m46B) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum vierten Teil unserer Mainzer Ausflüge. Im dritten Teil hatten wir uns der Brohltalbahn und der Hunsrückbahn gewidmet, heute starten wir nun zu einer internationalen Rundfahrt über Moselstrecke und Nahetalbahn.
Teil 4: Koblenz – Luxemburg – Bettemburg – Metz – Saarbrücken – Idar Oberstein - Mainz
Wir starten am Morgen in Mainz und fahren mit einem Intercity nach Koblenz. Da wir die linke Rheinstrecke in den vorherigen beiden Teilen schon abgehandelt haben, beginnen wir mit dem Bericht in Koblenz.
Die Moselstrecke hatte ich schon häufiger befahren, was mir bisher aber in meiner Sammlung gefehlt hat, ist er hier: der Stadler KISS der Chemins de Fer Luxembourgeois (CFL). Die staatliche luxemburgische Eisenbahngesellschaft setzt die Doppelstock-Triebzüge auf dem RE 11 zwischen Koblenz und Luxemburg ein.
Wir fahren nun auf der Moselstrecke nach Luxemburg. Hier sehen wir den sogenannten Moseldom, die romanische St. Castor-Kirche in Karden ist die bekannteste und bedeutendste Kirche an der Mosel zwischen Trier und Koblenz. Wer die Strecke noch nicht kennt: die Moselstrecke ist eine reizvolle Flusspartie, links die Mosel...
...und rechts Weinberge.
Nach dem Halt in Cochem durchfährt der Zug den Kaiser-Wilhelm-Tunnel, mit über vier Kilometern war er lange Zeit Deutschlands längster Eisenbahntunnel. Kurz darauf quert die Bahnlinie bei Ediger-Eller die Mosel. Für einige Kilometer führt die Strecke anschließend am rechten Moselufer entlang, dabei ergibt sich der Blick hinüber nach Sankt Aldegund.
Bei Bullay wechselt die Bahnstrecke erneut die Uferseite. Die Brücke ist eigentlich ganz interessant, denn es handelt sich um Deutschlands erste Doppelstockbrücke. Oben verläuft die Bahnstrecke, eine Ebene tiefer eine Straße. Nur bekommt man als Fahrgast von dieser Besonderheit gar nicht viel mit.
Die Bahnstrecke verlässt schließlich das Moseltal und führt abseits des Flusses durch die Südeifel, bevor sie bei Trier den Fluss ein weiteres Mal quert. Nach dem Grenzübertritt bei Wasserbillig fahren wir weiter durch Luxemburg.
Interessant ist auch die Einfahrt in die Stadt Luxemburg, hier bietet sich ein Blick über das Alzette-Tal auf die Oberstadt. Da wir Luxemburg schon kennen, fahren wir diesmal gleich weiter. Und ich bin gespannt, wie. DB und CFL meinen, dass es wegen Bauarbeiten einen Schienenersatzverkehr zwischen Luxemburg und Bettemburg gibt, die SNCF hingegen behauptet auf der Internetseite, dass ihr TGV von Luxemburg über Metz nach Paris verkehre. Gewonnen hat...
...der Fahrplan von DB und CFL. Auch die App der SNCF gibt munter eine durchgehende TGV-Verbindung an. Sonderbar. Aber egal, wir hatten uns ohnehin schon auf den Bus eingestellt und fahren nun also mit dem SEV-Bus von Luxemburg nach Bettemburg.
Bettemburg liegt im Süden von Luxemburg, der Bahnhof ist Grenzbahnhof zwischen Luxemburg und Frankreich. Hier wartet der TGV nach Paris und wir können nun im Oberdeck des TGV Duplex platznehmen.
Eine gute halbe Stunde fahren wir mit dem TGV durch das Département Moselle, benannt nach dem Fluss Mosel (französisch Moselle). Im Stadtgebiet von Thionville gibt es ein Wiedersehen mit dem Fluss. Zwischen Koblenz und Trier quert die Bahnstrecke den Fluss vier Mal, dann einmal bei Konz, nun zweimal in Thionville, nachher noch einmal in Metz: wer toppt 8 Querungen des gleichen Flusses bei einer Bahntour?
Gut, zwischen Luxemburg und Metz gibt es auch viele Regionalverbindungen – aber zwischendurch etwas Fernverkehrskomfort ist doch auch ganz nett.
Metz kannte ich noch nicht, deshalb ist hier der erste längere Aufenthalt mit Stadtbesichtigung eingeplant. Metz war der Hauptort der früheren Region Lothringen, die 116.000-Einwohner-Stadt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Wir beginnen den Stadtbummel am mittelalterlichen Place Saint-Louis.
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Metz gehört die Kathedrale Saint-Étienne (deutsch Stephansdom), sie wurde zwischen 1220 und 1520 erbaut und gehört zu größten gotischen Kirchengebäuden in Frankreich.
Das Zentrum von Metz wird von der Mosel durchflossen, auf einer Insel liegt die evangelische Stadtkirche Temple Neuf.
Über den Place Raymond Mondon laufen wir zurück...
...zum Bahnhof. In der wechselvollen Geschichte der Stadt wechselte die Zugehörigkeit mehrfach zwischen Frankreich und Deutschland, so gehörte Metz in den Jahren 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich. In jener Zeit wurde das imposante Bahnhofsgebäude auf Wunsch von Wilhelm II nach Plänen eines Berliner Architekten im rheinischen neoromanischen Stil erbaut, auch im Hinblick auf militärstrategische Überlegungen. Der Bahnhof sollte als Truppenumschlagplatz für die Westfront dienen, beispielsweise auch mit extra breiten Bahnsteigen für das Be- und Entladen von Pferden.
Das Empfangsgebäude ist 300 Meter lang und beherbergte auch einen Empfangspavillon des Kaisers, auf viele Details nahm der Kaiser zudem persönlich Einfluss, etwa auf das Aussehen des Turms.
Wir fahren jetzt mit einem Regionalzug von Metz nach Saarbrücken, es verkehrt ein Blauwal-Pärchen. Mit dem Dieseltriebwagen hatte ich gerechnet, nur hatte ich insgeheim gehofft, endlich mal eines der vom Saarland bezahlten verkehrsroten Exemplare zu erwischen. Schade.
Gut eine Stunde dauert die Fahrt von Metz über die Grenze bei Forbach bis in die saarländische Landeshauptstadt. Die Forbacher Bahn wurde von Preußen als Verlängerung der Pfälzischen Ludwigsbahn von Ludwigshafen über Saarbrücken hinaus erbaut.
Nach dem kleinen Ausflug in die beiden Nachbarländer wollen wir uns nun noch einer deutschen Bahnstrecke widmen, nämlich der Nahetalbahn. Historisch gesehen verbindet die Nahetalbahn eigentlich Saarbrücken über Bad Kreuznach mit Bingen am Rhein, heute verlaufen die Regionalverkehrslinien jedoch ab Bad Kreuznach weiter nach Mainz und Frankfurt. Seit 2014 werden die Züge auf der Strecke von der Regentalbahn-Tochter vlexx mit LINT-Dieseltriebtriebzügen gefahren.
Die Strecke verbindet zunächst mit Saarbrücken und Neunkirchen die beiden größten Städte des Saarlands, dann folgt sie dem Fluss Blies in den Naturpark Saar-Hunsrück. Die Landschaft vor dem Zugfenster wird zunehmend interessanter...
...und wir erreichen das Saar-Nahe-Bergland.
Wir haben jetzt die Grenze vom Saarland nach Rheinland-Pfalz überquert, auf der weiteren Fahrt wird uns die Nahe begleiten, der Fluss entspringt im Saarland und mündet in Bingen in den Rhein. Dieser Streckenabschnitt ist kurvenreich und führt durch mehrere Tunnel.
In Idar-Oberstein legen wir einen Zwischenstopp ein.
Idar-Oberstein ist eine 30.000-Einwohner-Stadt am südlichen Rand des Hunsrücks. Aufgrund natürlicher Edelsteinvorkommen entwickelten sich die ursprünglich eigenständigen Orte Idar und Oberstein zu wichtigen Schmuckzentren. Auch wenn die Blütezeit der Schmuckindustrie vorbei ist, prägen Edelsteine und Schmuck noch immer die Stadt.
Vor dem Bahnhof erinnert eine Tafel an die Straßenbahn, die hier von 1900 bis 1956 fuhr, auch Trolleybusse gab es einstmals hier.
Wahrzeichen von Idar-Oberstein ist die Felsenkirche, die exponiert über der Innenstadt liegt. Sie wurde zwischen 1482 und 1484 auf den Fundamenten einer älteren Höhlenburg errichtet und ist durch einen in den Fels geschlagenen Tunnel zu erreichen.
Idar-Oberstein liegt im Tal der Nahe und ist von Felshängen eingebettet. Hier blicken wir flussabwärts auf die Nahetalbahn, auf der wir später weiter Richtung Rhein fahren. In Felslage über Oberstein gibt es zwei mittelalterliche Burgen, wir sind zur Ruine der Burg Bosselstein gelaufen und haben von dort einen Blick hinüber zu Schloss Oberstein.
Zum Abschluss noch ein Blick über die Dächer von Idar-Oberstein, dann laufen wir zurück...
...an den Bahnhof.
Der Bahnhof wurde 1859 als Bahnhof Oberstein eröffnet, später hieß er Oberstein-Idar und seit 1934 Idar-Oberstein. Schon 1884 gab es durchgehende Verbindungen nach Metz, insofern sind wir mit unserer heutigen Tour auf historischen Pfaden unterwegs. Illustre Verbindungen gab es seither über Idar-Oberstein, etwa Wiesbaden-Calais oder Frankfurt-Nancy, zuletzt noch Frankfurt-Paris. Seit 1991 gibt es hier keinen Fernverkehr mehr.
Das Bahnhofsareal wurde von der Stadt gekauft, hierzu gehört auch das Empfangsgebäude. Es wurde unter Regie der Stadt renoviert und präsentiert sich nun als attraktives Tor zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Mit dem nächsten Zug des Nahe-Express (RE 3) fahren wir nach Mainz.
Wir folgen nun dem Tal der Nahe durch den Hunsrück. Die Nahetalbahn ist durchgehend zweigleisig, im mittleren Abschnitt ist die Strecke nicht elektrifiziert, weshalb durchgehend von Saarbrücken bis Frankfurt mit Diesel gefahren wird.
Vor dem Zugfenster ziehen nun Weinberge des Weinbaugebiets Nahe vorbei.
Die Sonne verabschiedet sich so langsam aus dem Nahetal, dabei gelingt noch ein Blick auf den Rheingrafenstein, eine Felsformation mit einer Burgruine bei Bad Münster am Stein.
In Bad Kreuznach trennen sich dann die Strecken, unser Zug verlässt die Nahetalbahn und befährt die Verbindungsstrecke nach Gau Algesheim zur Linken Rheinstrecke. Die letzten Kilometer sind von der offenen Landschaft Rheinhessens geprägt.
Nach 11 Stunden und 11 Minuten sind wir nun zurück in Mainz und beendet damit unsere Drei-Länder-Rundfahrt entlang von Mosel und Nahe.
In den nächsten Tagen folgt der fünfte und letzte Teil mit der Rückfahrt durch das Elsass an den Bodensee.
Viele Grüße
Tobias
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