Unterwegs zwischen Achensee und Schafberg | 5/6 m. 60 B. (Reiseberichte)

TD, Samstag, 18.01.2020, 17:46 (vor 1532 Tagen) [OO]

Hallo zusammen,

willkommen zum fünften Teil unserer kleinen Rundfahrt durch die Alpen. Im letzten Teil waren wir von Waidhofen an der Ybbs durch das Gesäuse ins Salzkammergut gefahren und hatten Hallstatt und das Besuchersalzwerk erkundet.

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Tag 5: Hallstatt – Attnang-Puchheim – Gmunden – Bad Ischl – St. Wolfgang - Schafbergspitze

An Reisetag 5 hatte ich bei der Reiseplanung ein „Luxusproblem“. Denn ich konnte mich bei der Tourplanung nicht entscheiden, ob ich lieber in Hallstatt oder auf dem Schafberg übernachten möchte – so dass es letztendlich zwei Übernachtungen geworden sind. Allerdings liegen diese beiden Ziele nicht arg weit auseinander, es musste also noch ein Zwischenprogramm her. Der Plan lautet schließlich „IC Salzkammergut“ und „Historische Straßenbahn in Gmunden“.

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Wir haben in Hallstatt übernachtet, am Morgen herrscht noch Ruhe über dem Hallstätter See und in dem sonst von Touristen überlaufenen Ort. Das Fährschiff kommt gerade von der Bahnstation am gegenüberliegenden Seeufer zurück.

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Auch auf dem Marktplatz mit der Dreifaltigkeitssäule herrscht noch die sonntägliche Ruhe. Das angeschnittene gelbe Gebäude rechts beherbergt ein Café, auch 1750 war dort schon eine Bäckerei. Am 20. September jenen Jahres brach dort ein Feuer aus, das schließlich 35 Häuser im Ortskern zerstörte.

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Dann wird es auch für uns Zeit zur Abreise, mit dem Schiff fahren wir hinüber zur Bahnstation. Hier ein Blick zu den Bootshäusern am Ufer. Erst 1875 wurde Hallstatt mit einer Straße erschlossen, bis dahin waren Boote die wichtigsten Fortbewegungsmittel.

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Und noch die letzten Eindrücke von der Bilderbuch-Idylle, die der Forscher und Weltreisende Alexander von Humboldt einst als „schönsten Seeort der Welt“ betitelte.
Im Januar 2019 war der Landweg nach Hallstatt aufgrund der Lawinengefahr gesperrt, so dass der Ort nur per Schiff zu erreichen war, frische Backwaren wurden damals von der Wasserrettung angeliefert. Diese Situation erinnerte an frühere Zeiten, als hier noch die letzte Postlinie per Schiff bestand.

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So, jetzt wenden wir uns aber wieder der Bahn zu. Nachdem wir auf der Anreise nach Hallstatt schon den Abschnitt der Salzkammergutbahn von Stainach-Irdning erkundet haben, setzten wir die Streckenerkundung nun mit einem REX in Richtung Attnang-Puchheim fort.

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Die Strecke führt zunächst weiter am Hallstätter See entlang. Was für den Fahrgast wie eine harmlose Streckenführung am Seeufer aussieht, ist für die ÖBB eine Herausforderung. Der Streckenabschnitt am Fuße des Wehrkogels ist steinschlaggefährdet, die Tunnelportale des Wehrgrabentunnels werden deshalb auch per Video überwacht.

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Die Bahnstrecke folgt anschließend der Traun durch das Goiserer Tal. Wenn man aufpasst...

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...kann man bei Bad Ischl den Kreuzstein in der Traun sehen. Der Sage nach soll der Teufel den Stein in die Traun geworfen haben, um die Stadt unter Wasser zu setzen. Zur Zeit der Sommerfrische galt der Kreuzstein mit dem Kruzifix als reizvolles Ziel, das auch in zahlreichen Zeichnungen dargestellt wurde. Gut, um das nachvollziehen zu können, muss man natürlich die hässliche Straße wegdenken, denn die gab’s damals noch nicht.

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Und weiter geht’s durch das Traunviertel, die Strecke quert den Fluss mehrfach...

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...und erreicht dann den Traunsee. Hier beim Ort Ebensee verläuft die Strecke nah am Ufer, dann verschwindet sie im Sonnenstein-Tunnel...

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...und gibt schließlich den Blick auf Traunkirchen mit der Johannesbergkapelle frei. Die Strecke verlässt anschließend den See und führt weiter bis Attnang-Puchheim an der Westbahn. Dieser Streckenabschnitt ist unspektakulär, trotzdem fahren wir mit bis zur Endstation. Die historische Salzkammergutbahn führt eigentlich über Attnang-Puchheim hinaus bis nach Schärding, betrieblich sind die beiden Teile heute aber getrennt, der weitere Abschnitt bis Schärding ist nicht elektrifiziert. Jener Abschnitt ist auch als Hausruckbahn bekannt, diese Strecke haben wir hier besucht.

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Nun gut, so wirklich notwendig war die Fahrt bis Attnang-Puchheim nicht, zumal ich das moderne Bahnhofsgebäude schon von früheren Touren in dieser Gegend kenne. Es galt, etwas Zeit abzubummeln, als Nebeneffekt können wir so aber auch noch...

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...den IC „Salzkammergut“ mitnehmen. Interessant an dem Zug ist, dass er unterwegs die Zuggattung wechselt, wie wir das aus Deutschland beispielsweise vom IC „Allgäu“ oder dem „Königsee“ kennen. Der Zug startet in Wien als IC 528, ab Attnang-Puchheim verkehrt er als REX 528. Das Zuglaufschild macht diese Unterscheidung jedoch nicht, hier ist der gesamte Zuglauf von Wien nach Stainach-Irdning als IC geführt.

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Der Zug ist gebildet aus Fernverkehrswagen, wer also mit Fernverkehrskomfort die Salzkammergutbahn befahren möchte; dem sei REX 528 (oder in Gegenrichtung REX 725) empfohlen – er verkehrt allerdings nur am Wochenende. Die letzten beiden Wagen werden ab Steeg-Gosau verschlossen, da der für die Verstärkerwagen erforderliche Zugbegleiter in Steeg-Gosau aussteigt.
Ich muss allerdings sagen, dass mir die Cityshuttle-Wagen mit den Fenstern zum Öffnen auf der landschaftlich beindruckenden Strecke noch besser gefallen haben. Wir fahren auf der Salzkammergutbahn zurück bis Gmunden, Streckenbilder der kurzen Etappe habe ich allerdings keine.

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Bisher läuft alles wie am Schnürchen, auch der 3-Minuten-Übergang auf die dortige Straßenbahn klappt. Wir müssen uns allerdings etwas sputen, hier sitzen wir schon in der Straßenbahn. Bei dem Besuch 2018 gab es noch zwei Kategorien bei der Straßenbahn: „Alltag“ und „historische Oldtimer“ – und das hier war damals Alltag.

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Mit der Straßenbahn fahren wir vom Bahnhof Gmunden hinunter ins Zentrum am Seeufer. Die Strecke bis zur damaligen Endhaltestelle Franz-Josef-Platz ist gut zwei Kilometer lang, der letzte Abschnitt verläuft parallel zum Ufer des Traunsees.

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In Gmunden machen wir Mittagspause, hier lässt es sich durchaus aushalten, nicht umsonst galt der Ort während der k. u. k. Monarchie als renommierte Sommerfrische. Vorgelagert auf einer Insel im Traunsee liegt Schloss Ort, das Seeschloss zählt zu den ältesten Gebäuden des Salzkammerguts.

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So, Pause vorbei, jetzt widmen wir uns wieder dem Schienenverkehr. Während unseres Besuchs laufen noch die Bauarbeiten zum Lückenschluss zwischen der Straßenbahn Gmunden und der Traunseebahn. Wir stehen hier an der zukünftigen Haltestelle Rathausplatz, während die Strecke schon recht fertig aussieht...

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...gibt es in Blickrichtung zum Trauntor noch Bauarbeiten.

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Seit September 2018 fahren die Züge der Traunseebahn von Vorchdorf kommend über die Traunbrücke, durch das Trauntor und auf der bisherigen Straßenbahntrasse zum Bahnhof Gmunden. Traunseebahn und Straßenbahn kenne ich eigentlich schon von einem früheren Besuch (zum Reisebericht), deshalb schreibe ich hier nicht mehr zu diesen Themen. Mit dem Lückenschluss verliert die Straßenbahn Gmunden den Titel der kleinsten Straßenbahn der Welt.

Es geht gleich weiter...

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Unterwegs zwischen Achensee und Schafberg | Fortsetzung

TD, Samstag, 18.01.2020, 17:47 (vor 1532 Tagen) @ TD [O]

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Eigentlich waren für unseren Besuchstag Fahrten der historischen Straßenbahn angekündigt. Zur vorgesehenen Zeit warten wir jedoch vergeblich auf einen der historischen Triebwagen. Länger warten können wir nicht, denn sonst erreichen wir unser Übernachtungsquartier nicht mehr. Und so greift Plan B: wir fahren mit der nächsten regulären Straßenbahn zurück an den Bahnhof. Gut, mit Baujahr 1961 geht auch Wagen GM 8 glatt als Oldtimer durch.

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Die ursprüngliche Strecke der Gmundner Straßenbahn ist eingleisig, es gibt zwei Haltestellen mit Ausweichgleisen. Interessant ist vor allem die Fahrt durch die enge Kupferzeile, die Straße ist eine Einbahnstraße, wird von der Straßenbahn aber in beide Richtungen befahren. Mit einer Steigung von bis zu zehn Prozent zählt die Gmundner Elektrische zu den steilsten Adhäsionsbahnen der Welt.

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Ach schade, da war wohl nur der erste Kurs der historischen Straßenbahn ausgefallen. Unterwegs gibt es – für uns zu spät – eine Begegnung mit dem offenen Sommertriebwagen GM 100 aus dem Jahr 1898.

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Unser nächstes Fahrzeug ist deutlich jünger, mit einem Cityjet fahren wir nun auf der Salzkammergutbahn weiter südwärts. Die Strecke kennen wir ja schon von der Fahrt am Morgen und da es am offenen Fenster bessere Bilder gab, gibt es auch nur ein Alibi-Streckenbild aus dem Traunviertel.

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In Bad Ischl verlassen wir den Zug. Bad Ischl war einst ein Kurort von europäischem Rang, hier war die kaiserliche Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph I. Entsprechend prächtig fiel auch das Empfangsgebäude aus, der Bahnhof wurde 1877 eröffnet. Im rechten Gebäudetrakt befand sich der Hofsalon, der für das Kaiserhaus reserviert war.

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Von 1893 bis 1957 gab es mit der Salzkammergut-Lokalbahn eine Schmalspurbahn von Bad Ischl nach Salzburg. Vor dem Bahnhof erinnert ein Denkmal mit der früheren Heeresfeldbahnlok 698.01 und einem originalen SKGLB-Wagen an die Strecke. Ganz vergessen ist die Bahn aber nicht, zahlreiche Gemeinden unterstützen den Wiederaufbau der Strecke als Regionalstadtbahn.

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Mehr Zeit für Bad Ischl haben wir jedoch nicht, für uns geht es nun gleich mit dem Postbus weiter. Unser Ziel ist Sankt Wolfgang im Salzkammergut – dieser Ort war früher mit der Salzkammergut-Lokalbahn und einer bahneigenen Dampfschifffahrtslinie zu erreichen.

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Die Busfahrt durch das Traunviertel dauert etwa eine halbe Stunde. Der Busfahrer ist verwundert, dass wir um diese Zeit noch bis zur Endhaltestelle am Schafbergbahnhof wollen, denn für einen Tagesausflug auf den Berg ist es eigentlich zu spät.

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Und hier sind wir in St. Wolfgang am Wolfgangsee angekommen. Direkt am Ufer...

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...liegt die Talstation der Schafbergbahn. Die Schafbergbahn ist eine Zahnradbahn, die von St. Wolfgang im Salzkammergut hinauf auf den Schafberg fährt.

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Antizyklisches Reisen in der besten Form: während die Tagestouristen morgens hoch und abends runter fahren, sind wir entgegen der Lastrichtung unterwegs. Wir fahren mit der vorletzten Bahn auf den Berg, die zwei belegten Plätze sind wir.

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Die Schafbergbahn hat Fahrzeuge verschiedener Generationen im Einsatz, ich kann auf dem Bild leider keine Wagennummer erkennen, ich denke das müssten die älteren Vorstellwagen aus den Jahren 1995-1996 sein.

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Anfangs verläuft die Strecke noch vergleichsweise flach, hier fahren wir gerade über einen Bach. Und das ist nicht nur irgendein Bach, sondern die Grenze der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg. Ich bin allerdings ratlos, wie der Bach nun tatsächlich heißt: Wikipedia meint Dietlbach, OpenStreetMap nennt ihn Dittelbach und Google Maps geht mit Ditlbach ins Rennen.

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Zum Fuhrpark der Schafbergbahn gehört auch ein Zahnrad-Dieseltriebwagen, dem begegnen wir an der ersten Ausweiche. Die Meterspurstrecke ist eingleisig und verfügt über drei Ausweichen.

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Die Strecke gewinnt zunehmend an Höhe, den Fahrgästen bietet sich nun ein Blick über den Wolfgangsee. Die Steilstrecke hat eine relativ konstante Steigung von 250 Promille.

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Es herrscht reger Gegenverkehr, die Tagestouristen wollen wieder ins Tal gebracht werden. Wir sind hier an der Station Schafbergalpe auf rund 1.360 Meter über dem Meer. Wir erreichen nun bald die Baumgrenze.

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Die Strecke ist 5,9 Kilometer lang, die Bergfahrt dauert rund 35 Minuten. Auf der letzten felsigen Etappe zwischen Schafbergalm und Schafbergspitze gibt es zwei Tunnel.

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Nach der Ankunft an der Bergstation können wir noch einen Blick auf die Lok werfen, die uns den Berg hinaufgeschoben hat. Die Z 13 ist eine von vier ölbefeuerten Neubau-Dampflokomotiven, die zwischen 1992 und 1996 gebaut wurden.

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Der Bahnhof Schafbergspitze liegt auf 1.732 Meter über dem Meer und somit genau 50 Meter unter dem Gipfel des Schafbergs. Außer dem Bahnhof gibt es auf dem Gipfel ein Hotel und eine Hütte. Das Hotel Schafbergspitze war 1864 das erste Berghotel Österreichs, es brannte 1906 vollkommen nieder, so dass das heutige Hotel jüngeren Datums ist.
Es ist wirklich toll hier oben, es fällt mir schwer, eine Auswahl an Bildern der Berglandschaft des Salzkammerguts und der umliegenden Seen zu treffen. Jetzt sind auch die Regentage zu Beginn der Reise vergessen.

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Die Anbindung des Hotels ist allerdings bescheiden, die letzte garantierte Bergfahrt ist um 16.30 Uhr, wer den Zug verpasst, muss laufen. Und wem das Hotel nicht gefällt, hat auch Pech gehabt, die nächste Talfahrt gibt’s erst morgen früh.

Nun sind nur noch die Übernachtungsgäste des Hotels hier oben, der Betrieb am Bahnhof ruht. Im Jahr 1893 verloren die Sesselträger von St. Wolfgang ihre Arbeitsplätze, in jenem Jahr wurde nämlich die Schafbergbahn eröffnet. Das Empfangsgebäude am Gipfel ist jünger, der Neubau wurde 1986 eingeweiht.

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Und mit dem Sonnenuntergang über der Himmelspforthütte und dem Mondsee beenden wir diesen Teil des Reiseberichts.

In den nächsten Tagen folgt der sechste und letzte Teil, logischerweise mit der Talfahrt der Schafbergbahn und anschließend der Rückfahrt an den Bodensee.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

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Super :)

MC_Hans, 8001376, Sonntag, 19.01.2020, 11:28 (vor 1531 Tagen) @ TD

Tolle Bilder! Macht großen Spaß die Reise mitzuverfolgen.

+1 mit Doppel **

Garfield_1905, Sonntag, 19.01.2020, 11:59 (vor 1531 Tagen) @ MC_Hans

Kann ich nur voll und ganz unterschreiben !

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