Die Eisenbahn in der Cerdanya, Teil 1: Puigcerdà (17 Bilder) (Reiseberichte)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 17:08 (vor 3699 Tagen)

Hallo allseits,

wie vielleicht einigen von Euch aus meinen letzten Beiträgen schon bekannt, komme ich gerade aus einem Urlaub auf der iberischen Halbinsel zurück. Die Rückfahrt verlief durch die Pyrenäen. Ich habe dazu einen kleinen Bericht verfasst, den ich hier mal rein stelle, in der Hoffnung, dass er dem ein oder anderen Leser gefällt. :) Der Beitrag steht übrigens so ähnlich auch in meinem Blog.

Möchte man von Frankreich nach Spanien oder umgekehrt mit dem Zug reisen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Der moderne und schnelle Weg ist mit TGV oder AVE über die Neubaustrecke Perpignan-Barcelona durch den Perthus-Tunnel. Der klassische Weg nach Barcelona führt über Cerbère und Portbou, der ins Baskenland oder mit dem Nachtzug nach Lissabon über Hendaye und Irùn. Doch es gibt noch eine vierte Variante: Von La Tour de Carol nach Puigcerdà in den Pyrenäen. Der Bahnhof La Tour de Carol ist einer der wenigen Bahnhöfe, in denen drei elektrifizierte Strecken mit drei Spurweiten und drei Stromsystemen zusammenkommen. Das und die tolle Landschaft sind Gründe genug, der Gegend einen Besuch abzustatten.

Unser Weg sollte uns von Tarragona über Barcelona nach Puigcerdà und weiter über La Tour de Carol, Villefranche und Perpignan mit dem Nachtzug nach Strasbourg und schließlich nach Hause nach Frankfurt führen.

Unser Zwischenziel: Der Bahnhof von Puigcerdà

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Während es von Tarragona nach Barcelona schnelle Regionalzüge mit wenigen Zwischenhalten gibt, geht es auf dem Weg von Barcelona in die Pyrenäen deutlich gemütlicher zu. Nach Puigcerdà kommt man nur mit Rodalies (also S-Bahnen) der Linie R3 L’Hospitalet de Llobregat-La Tour de Carol. Die Fahrt von Barcelona nach Puigcerdà dauert rund 3 Stunden. Die Strecke wird kurz hinter Barcelona an der Station Montcada Bifurcaciò eingleisig. Viele Fahrten der R3 enden schon nach der Hälfte der Gesamtstrecke in der gut 40.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt Vic. Bis Puigcerdà kommen an Wochentagen noch sieben, an Wochenenden nur sechs und die letzten paar Kilometer über die Grenze sogar nur vier Züge.

Hier zunächst eine kleine, keinen Anspruch auf Maßstäblichkeit und Vollständigkeit erhebende Übersicht der Gegend im Norden Kataloniens bzw. Nordkataloniens.

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Auf der Linie R3 werden Triebwagen der RENFE-Baureihe 447 eingesetzt, die als Besonderheit und für einen Vorortzug von Barcelona im ersten Moment eher unerwartet mit Skihalterungen ausgestattet sind. Mit Umstieg im Bahnhof Ribes de Freser in die Zahnradbahn Cremallera de Núria kann nämlich das Skigebiet im Vall de Núria erreicht werden und auch in der Gegend von Puigcerdà wird Wintersport betrieben.

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Wir ließen die Zahnradbahn hinter uns, um schließlich rund eine Stunde später in Puigcerdà ins Hotel Parada einzuchecken, das sich durch einen extrem kurzen Weg vom Bahnhof auszeichnet. Es ist nämlich im Bahnhofsgebäude. :-)

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Trotz des Gleisblicks und der Lage im Bahnhof braucht man sich aufgrund des dünnen Fahrplans keine Sorgen wegen eventueller Lärmbelästigung machen.

Hier die Ausfahrt in Richtung La Tour de Carol abends:

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Und nachts schlafen die 447er auch:

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Heute sind in Puigcerdà noch drei durchgehende Breitspurgleise, davon zwei mit Bahnsteig, und zwei stumpfe Abstellgleise in Betrieb. Doch wie man auf den Bildern schon etwas erahnen konnte, liegen dahinter noch eine Menge zugewachsene Gleise. Früher konnten hier normalspurige Züge aus Frankreich ankommen. Mit einem Zoom-Blick aus dem Hotelzimmer konnte man noch einen Treppenabgang erkennen, wo früher wohl der Bahnsteig für Züge aus Frankreich war.

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Dahinter liegen noch weitere zugewachsene Gleise, die früher dem Güterumschlag gedient haben. Heutzutage findet hier überhaupt kein grenzüberschreitender Güterverkehr mehr statt.

Ich wollte mir den stillgelegten Bereich mal etwas aus der Nähe ansehen. Zwar wird von Einheimischen der direkte Weg™ über die Gleise als Schleichweg genutzt, doch auf der Suche nach einer offiziellen Route wurde ich mit einer Brücke an der nördlichen Bahnhofsausfahrt fündig. Dort sieht man beim Blick nach Norden, Richtung La Tour de Carol in Frankreich, dass dort ein normalspuriges (rechts) und ein breitspuriges Gleis (links) nebeneinander liegen.

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In die andere Richtung sieht man das Einfahrsignal des Breitspurgleises.

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Geht man auf der anderen Seite der Brücke wieder zum Bahnhof, sieht man, dass das normalspurige Gleis, das früher das breitspurige kreuzte, heute durchtrennt ist.

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Auf dem Weg zum stillgelegten Teil des Bahnhofs eröffnet sich noch ein Blick auf die auf einem Hügel liegende Stadt. Der weithin sichtbare Glockenturm steht heute alleine und gehörte zur 1936 im Bürgerkrieg zerstörten Kirche Santa Maria.

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Im zugewachsenen Teil des Bahnhofs angekommen offenbarte sich ein Dreischienengleis.

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Eine freie Fläche hinter den stillgelegten und zugewachsenen Gleisen war wohl früher der Bahnsteig für Züge aus Frankreich.

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Nach all der Spurensuche am Bahnhof wollte ich mir dann aber doch auch in die Stadt. Ich stellte mich schon auf einen beschwerlichen Aufstieg ein, doch dann…

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… fand meine Frau eine Standseilbahn, …

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… oder ist es ein Schrägaufzug?

An die Bergstation schließt sich noch ein (normaler) Aufzug an und man erreicht den schmucken Stadtkern.

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Noch einmal den Glockenturm aus der Nähe anschauen, …

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… doch dann mussten wir auch schon weiter nach Frankreich und zwar in die Gemeinde Enveitg, wo sich der Bahnhof La Tour de Carol-Enveitg (katalanisch La Tor de Querol-Enveig) befindet. Mangels zeitlich passender Zugverbindung und zu faul zum Laufen ging es übrigens mit dem Taxi über die Grenze.

(Weiter im zweiten Teil.)

Teil 2: La Tour de Carol-Enveitg (9 Bilder)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 17:13 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

Nach einer kurzen Taxifahrt über die Grenze kamen wir am französischen Grenzbahnhof La Tour de Carol-Enveitg an.

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Auch diesem Bahnhof sieht man die frühere Bedeutung noch an, zum Beispiel am (laut Wikipedia) längsten überdachten Bahnsteig in Frankreich.

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Der Betrieb nach Frankreich (TER nach Toulouse) wird heute von der SNCF mit Triebwagen der Serie Z 27500 abgewickelt. Allerdings ist der Fahrplam ähnlich dünn wie in die andere Richtung. Zu Dokumentationszwecken folgt ein Bild von einem TER-Triebwagen im Gegenlicht. Die Halle im Hintergrund zeugt von früherem Güterverkehr, aber wie in Puigcerdà ist auch hier viel zugewachsen.

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Ein Blick vom Mittelbahnsteig aus zeigt die Größe des Empfangsgebäudes.

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Früher fand Fernverkehr mit grenzüberschreitenden Anschlüssen statt, heute gibt es nur noch ein Fernverkehrszugpaar: Den Nachtzug von bzw. nach Paris Austerlitz. Der Zug wird in Toulouse-Matabiau mit einem Zugteil aus Cerbère vereinigt. Tagsüber steht der Vier-Wagen-Zug abgestellt am Hausbahnsteig.

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Das besondere am Bahnhof La Tour de Carol-Enveitg ist, dass hier drei Strecken mit drei Spurweiten und drei Stromsystemen zusammenkommen. Die Strecke aus Katalonien ist breitspurig (1668mm) und mit 3000 V Gleichstrom elektrifiziert. Die Züge kommen am Südende des Mittelbahnsteigs an. (Im folgenden Bild in der Mitte.) Ein Gebäude in der Mitte des Mittelbahnsteigs wurde früher wohl für Grenzkontrollen genutzt. Ansonsten ist an Breitspurgleisen nur noch ein Umsetzgleis vorhanden, um den Bahnhof auch von Süden aus mit lokbespannten Zügen anfahren zu können. Derzeit werden aber nur Triebwagen vom RENFE-Typ 447 eingesetzt, das Umsetzgleis wird also nicht benötigt.

Die meisten Anlagen sind für SNCF-Züge in Normalspur (1435mm) und mit 1500 V Gleichstrom elektrifiziert.

Die Besonderheit ist jedoch die Ligne de Cerdagne: Eine meterspurige Strecke, die mit einer von oben bestrichenen 850 V Gleichstrom-Stromschiene elektrifiziert ist. Hier fährt der gelbe Zug, auf katalanisch „tren groc“ und auf französisch „traine jaune“ genannt, im Bild ganz rechts.

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Nach Süden hin ist nur noch das Breitspurgleis befahrbar. Die im folgenden Bild rechten Gleise sind Stumpfgleise, das linke Gleis führte ursprünglich nach Puigcerdà, ist aber, wie schon im ersten Teil beschrieben, nicht mehr befahrbar, in Puigcerdà durchtrennt und schon bei der Ausfahrt von La Tour de Carol mit einem Schwellenkreuz abgesperrt.

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Zum Abschluss noch ein Bild des gelben Zuges, mit dem die Fahrt im dritten Teil gleich weiter geht.

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Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 17:20 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

Der gelbe Zug (katalanisch tren groc, französisch train jaune) fährt von La Tour de Carol nach Villefranche (katalanisch Vilafranca), wo Anschluss nach Perpignan (oder katalanisch Perpinyà) besteht. Die katalanischen Namen kommen daher, dass das heutige französische Dèpartement Pyrénées-Orientales bis zum Pyrenäenfrieden 1659 am Ende des Französisch-Spanischen Krieges zu Spanien gehörte und historisch gesehen Nordkatalonien ist.

Die Ligne de Cerdagne genannte Strecke führt in Meterspur durch die Pyrenäen. Die Schmalspur erleichterte bzw. verbilligte gegenüber Normalspur den Bau der Bahn in schwierigem Gelände. Wegen der vorhandenen Wasserkraft wurde die Bahn von Anfang an elektrisch betrieben. Die Konstruktion mit einer seitlichen Stromschiene, wie man sie sonst nur von U-Bahnen kennt, ist ebenfalls eine einfachere Bauweise als mit einer Oberleitung und ermöglicht den Bau von Tunnels mit einem kleineren Querschnitt.

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Obwohl die Streckenführung der eingleisigen Strecke am Anfang hinter La Tour de Carol noch recht harmlos aussieht, geht es bei genauerem Hinsehen trotzdem schon fast zu wie bei einer Achterbahn. Um möglichst viele Orte anzubinden, wurde nicht unbedingt der direkte Weg™ gewählt und die Strecke weist extrem viele Kurven und Steigungen auf. Die maximale Steigung beträgt (laut Wikipedia) 60‰ und es wird rein im Adhäsionsbetrieb, also ohne Zahnstange, gefahren. Die historischen vierachsigen Triebwagen der SNCF-Serie Z 100, die zwischen 1908 und 1912 gebaut wurden, sind daher allachsgetrieben. Es werden auch nicht angetriebene Beiwagen verwendet, darunter auch sehr beliebte offene Aussichtswagen, allerdings wird im Zugverband immer nur ein nicht angetriebener Beiwagen pro Motorwagen eingereiht. Unser Zug bestand aus drei Motorwagen, einem geschlossenen Beiwagen und zwei offenen Aussichtswagen. Inzwischen fahren auch zwei Neubautriebwagen, die eine Variante der bekannten Stadler GTW sind. Das folgende, eher dokumentarisch zu verstehende Bild, zeigt die Stadler-Triebwagen bei einer Kreuzung mit unserem Zug. Zwar haben die Fahrzeuge auch schön große Fenster, aber die Fahrt im offenen Wagen ist doch noch mal was anderes.

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Von La Tour de Carol kommend gewinnt die Strecke dann deutlich an Höhe. Immerhin ist es die höchstgelegene Strecke Frankreichs. Ein Blick auf Puigcerdà, leicht zu erkannten an dem schon bekannten markanten Glockenturm, zeigt, dass wir nach rund einer Dreiviertelstunde Fahrtzeit uns zwar immer noch in Sichtweite befinden, aber schon eine ganze Ecke höher sind.

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Bald wird die Streckenführung dann etwas gewagter und wir überqueren auf dem ersten Viadukt, dem Viaduc d’Eyne, ein tiefes Tal.

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Kurz darauf ist der Bahnhof Font-Romeu erreicht, wo ein etwas längerer Zwischenhalt die Gelegenheit gibt, sich den Zug von außen etwas näher zu betrachten. Hier zunächst einmal mit dem offenen Aussichtswagen im Vordergrund.

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Man sollte dabei jedoch keinesfalls auf die 850 V Stromschiene treten.

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Und so sehen die Stromabnehmer an den Motorwagen aus:

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Die Ausfahrten aus den Bahnhöfen sind mit einem Schild versehen, das darauf hinweist, dass dem Lokführer das Abfahren nur nach Genehmigung durch den „Chef de Ligne“ erlaubt ist.

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Hier noch einmal unser aus sechs Wagen bestehender gelber Zug in gesamter Länge am Bahnsteig von Font-Romeu.

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Font-Romeu ist Endpunkt einiger Fahrt aus Villefranche. Der Abschnitt zwischen hier und Villefranche ist etwas bergiger und die Bauwerke werden spektakulärer. Das berühmteste Bauwerk der Strecke ist wohl die Schrägseilbrücke Pont de Cassagne oder Pont Gisclard, hier leider nur aus dem fahrenden Zug heraus inklusive Arm und Armbanduhr meines Vordermanns.

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Der Blick nach oben lohnt sich!

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Ein paar Kilometer weiter folgt das Viadukt Pont Séjourné. Leider war es mir aus dem fahrenden Zug heraus nicht möglich, die Brücke zu fotografieren. Das ist eben der Preis, den man zahlt, wenn man in den Zügen lieber mit fährt als sie nur von außen zu betrachten. Aber wenigstens kann man auf dem folgenden Bild noch den Schatten des Viadukts erahnen. :)

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Die Fahrt geht weiter am Rand des Abgrunds durch Felseinschnitte.

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Das folgende Gegenlichtbild verdeuticht durch den Größenvergleich mit der Straße die Beschaffenheit des Tals.

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Nach einem letzten Zwischenhalt legte der Lokführer noch mal ordentlich Tempo vor, so dass wir fast pünktlich in Villefranche ankamen. Von dort nach Perpignan verkehren dann im Vergleich zum gelben Zug doch sehr unspektakuläre, normalspurige zweiteilige Elektrotriebwagen der Serie Z 7300 der SNCF.

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Tatsächlich nutzten auch sehr viele Fahrgäste unseres gelben Zuges die Möglichkeit zur Weiterfahrt nach Perpignan.

Für uns markierte Perpignan dann das bevorstehende Ende des Urlaubs. Mit dem Nachtzug Cerbère-Strasbourg traten wir die Rückfahrt an. Übrigens ist im Vergleich zu Deutschland der Fahrplan in der Region Languedoc-Roussillon doch eher dünn. Der Nachtzug mit Abfahrt um 21:14 Uhr ist tatsächlich schon die letzte Verbindung des Abends.

Ich verabschiede mich mit einem Bild des Bahnhofsgebäudes von Perpignan, dem Bahnhof, der von Salvador Dalí als das Zentrum des Universums betrachtet wurde, und hoffe, dass Euch mein Geschreibsel gefallen hat. :)

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Vielen Dank für den Bericht!

Berlin-Express, nähe BPHD, Donnerstag, 01.10.2015, 17:24 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

- kein Text -

Vielen Dank!

oppermad, Wuppertal/Wunstorf, Donnerstag, 01.10.2015, 17:29 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

Moin,

interessant, von wo es überall Berichte gibt. Das letzte Bild ist ein schöner Abschluss.

Grüße,

Dirk

--
Wer ist kundig auf folgenden Baureihen:
101, 103, 110, 111, 112, 120, 139, 140, 141, 143, 150, 151, 155, 181.2, 218, 225, 233, 362, 420, 472, 601, 605, 624, 628, 643 und 644?
Richtig: Bender!

Vielen Dank!

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 17:33 (vor 3699 Tagen) @ oppermad

interessant, von wo es überall Berichte gibt.

Dabei bin ich im Forum nicht mal der erste, JumpUp war vor knapp 3 Jahren schon mal da, wie ich festgestellt habe, hat aber leider keine Bilder gepostet: http://www.ice-treff.de/index.php?id=166495

Das letzte Bild ist ein schöner Abschluss.

Danke. :)

Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

Frankfurt (Main) Süd, Donnerstag, 01.10.2015, 17:57 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

Vielen Dank! Und da ich, obwohl schon vielerorts in Katalonien gewesen, ausgerechnet da noch nie war, habe ich diesmal gar nicht viel zu ergänzen, sondern erfreue mich umso mehr der Bilder und denke mir, dass ich da jetzt endlich auch mal fahren muss...

Ein kleines bisschen habe ich noch zu ergänzen: Die Gegend ist auch jenseits der Eisenbahn insofern geographisch interessant, als die Alta Cerdanya/Haute Cerdagne (also das Gebiet, das der gelbe Zug zwischen dem Grenzbahnhof und dem Scheitelpunkt der Strecke durchfährt, der einzige größere Teil französischen Staatsgebietes ist, der südlich des Hauptkamms der Pyrenäen liegt. Das ist in der Tat seit dem Pyrenäenfrieden 1659 der Fall (vorher gehörte, wie von Dir schon angemerkt, auch die ganze Gegend um Perpignan zu Katalonien/Spanien), aber irgendwie hat man damals das Örtchen Llívia vergessen, das seitdem eine spanische Exklave bildet (wenn auch ohne Bahnanschluss).

Und dann hätte ich noch die allgemeine Frage (nicht nur an Dich, das ist ja nach meiner Beobachtung in deutschsprachigen Eisenbahnforen allgemein üblich), warum eigentlich Rodalies/Cercanías immer als "S-Bahn" bezeichnet werden? Für mich haben die eigentlich mehr Gemeinsamkeiten mit Regionalbahnen, und gerade ein Zugaluf wie Barcelona–Puigcerdà hat IMHO nicht mehr wirklich was mit S-Bahn zu tun.

Rodalies vs. S-Bahn

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 19:17 (vor 3699 Tagen) @ Frankfurt (Main) Süd
bearbeitet von mrhuss, Donnerstag, 01.10.2015, 19:18

Und dann hätte ich noch die allgemeine Frage (nicht nur an Dich, das ist ja nach meiner Beobachtung in deutschsprachigen Eisenbahnforen allgemein üblich), warum eigentlich Rodalies/Cercanías immer als "S-Bahn" bezeichnet werden? Für mich haben die eigentlich mehr Gemeinsamkeiten mit Regionalbahnen, und gerade ein Zugaluf wie Barcelona–Puigcerdà hat IMHO nicht mehr wirklich was mit S-Bahn zu tun.

Naja, so lange in Deutschland die Züge der S-Bahn Rhein-Neckar so heißen, sind für mich die Rodalies doch noch mehr wie "richtige" S-Bahnen. Zugegeben, die R3 ist eine Ausnahme, aber für die meisten Linien gilt doch ein dichter Taktverkehr, sie halten überall und sie haben im Zentrum Barcelonas zwei unterirdische Stammstrecken (wobei die über Pg. de Gracia allerdings auch von normalen Zügen befahren wird). Das Fahrzeugmaterial ist auch S-Bahn-mäßig. Und dann gibt es ja noch die als "Regionals" bezeichneten Linien, die sind ja auch wieder was anderes, auch vom Material, wobei das nach deutschen Maßstäben dann auch fast wieder Regionalexpresse sind. Aber dann gibt's ja auch in Spanien einzelne als "Regional Express" bezeichnete Züge... Die Abgrenzung ist also nicht so einfach und ich finde, S-Bahn trifft es in den meisten Fällen noch am besten.

Danke:)

462 001, Taunus, Donnerstag, 01.10.2015, 18:13 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

Hallo,

danke für den schönen Bericht und die schönen Bilder dazu:)

Mal schauen, ob ich es irgendwann einmal auf die iberischen Halbinsel schaffe, denn bis jetzt war ich noch nie dort. Nächsten Sommer geht es aber wohl erst mal wieder nach Italien...

Gruß
ICE1223

--
Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1611
- Euro. Ausland: 691

Stand: 04.10.2025

OT:

Berlin-Express, nähe BPHD, Donnerstag, 01.10.2015, 18:22 (vor 3699 Tagen) @ 462 001

Mal schauen, ob ich es irgendwann einmal auf die iberischen Halbinsel schaffe, denn bis jetzt war ich noch nie dort. Nächsten Sommer geht es aber wohl erst mal wieder nach Italien...

Immerhin geht es Richtung Süden, beim nächsten Mal ziehst du dann noch etwas nach Westen.

Nächsten Sommer auch in den Süden fahrende Grüße,

Berlin-Express

Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

Sören Heise, Region Hannover, Donnerstag, 01.10.2015, 21:00 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss

[...] und hoffe, dass Euch mein Geschreibsel gefallen hat. :)

Und die Bilder auch. ;-)

Merci vielmals für den Bericht. Das ist eine in den einschlägigen Eisenbahnforen doch eher stiefmütterlich behandelte Ecke. Schön, daß Du da ein klein wenig Licht ins Dunkel bringst.

Der Gelbe Zug scheint nach Einstellungsplänen (oder waren es nur -gerüchte?) mittlerweile gesichert zu sein. Ich komme gerade nicht drauf, ob es Neufahrzeuge gibt oder nicht. Vor einigen Jahren ist übrigens bei La Vie du Rail ein schönes Buch zur Strecke erschienen.


Viele Grüße
Sören

--
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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 22:33 (vor 3699 Tagen) @ Sören Heise

Merci vielmals für den Bericht. Das ist eine in den einschlägigen Eisenbahnforen doch eher stiefmütterlich behandelte Ecke. Schön, daß Du da ein klein wenig Licht ins Dunkel bringst.

Immer wieder gern. :)

Der Gelbe Zug scheint nach Einstellungsplänen (oder waren es nur -gerüchte?) mittlerweile gesichert zu sein. Ich komme gerade nicht drauf, ob es Neufahrzeuge gibt oder nicht. Vor einigen Jahren ist übrigens bei La Vie du Rail ein schönes Buch zur Strecke erschienen.

Mit den Neufahrzeugen werden dann wohl die beiden erwähnten Stadler GTW gemeint sein. Ansonsten konnte ich nur die historischen Fahrzeuge beobachten. Ich meine, im Vorübergehen in Villefranche ein Schild gesehen zu haben, was auf eine bevorstehende Gleissanierung hinwies. Von daher dürfte die Strecke wohl weiterhin Bestand haben.

Die Sendung "Eisenbahnromantik" hatte kürzlich auch einen Bericht über den gelben Zug, derzeit dürfte der noch in der Mediathek oder über den YouTube-Kanal abrufbar sein.

Vielen Dank

TD, Samstag, 03.10.2015, 11:10 (vor 3697 Tagen) @ mrhuss

Hallo,

vielen Dank für den schönen Bericht und die Bilder. Ich hatte diese Strecke eigentlich auch für Ende September auf meinem Plan, aber aus Termingründen hatte die Tour dann nicht mehr geklappt und seit dieser Woche soll die Strecke ja wegen Bauarbeiten bis Anfang Dezember gesperrt sein. Aber immerhin weiß ich jetzt, was ich verpasst habe - oder worauf ich mich hoffentlich nächstes Jahr freuen darf.

Dazu gleich noch eine Frage für meine Reiseplanung: kann man eigentlich vorab herausfinden, welche Leistungen mit Aussichtswagen gefahren werden und wann die Stadler-Triebwagen verkehren?

Vielen Dank und viele Grüße

Tobias

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Train jaune / tren groc / gelber Zug

mrhuss, FKON, Samstag, 03.10.2015, 12:03 (vor 3697 Tagen) @ TD

vielen Dank für den schönen Bericht und die Bilder. Ich hatte diese Strecke eigentlich auch für Ende September auf meinem Plan, aber aus Termingründen hatte die Tour dann nicht mehr geklappt und seit dieser Woche soll die Strecke ja wegen Bauarbeiten bis Anfang Dezember gesperrt sein. Aber immerhin weiß ich jetzt, was ich verpasst habe - oder worauf ich mich hoffentlich nächstes Jahr freuen darf.

Immer wieder gern. :)

Für noch mehr Vorfreude gibt es noch einen Bericht über den gelben Zug bei "Eisenbahnromantik". (Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich hab' inzwischen mal den YouTube-Link rausgesucht.)

Dazu gleich noch eine Frage für meine Reiseplanung: kann man eigentlich vorab herausfinden, welche Leistungen mit Aussichtswagen gefahren werden und wann die Stadler-Triebwagen verkehren?

Ich fürchte nicht. Ich hab' jedenfalls nichts gefunden. In den Fahrplanunterlagen der SNCF tauchen die als ganz normale TER auf und sind nicht gekennzeichnet. Meine Beobachtung von letzter Woche war, dass drei Garnituren im Einsatz waren, davon zwei aus historischen Fahrzeugen gebildet. Wir sind 14:56 Uhr in La Tour de Carol mit den historischen Wagen losgefahren und hatten Zugkreuzungen in Mont-Louis mit einer weiteren historischen Garnitur und in Olette mit einer Stadler-Doppeltraktion. Wenn man anhand des Fahrplans die Umläufe rekonstruiert, kommt man drauf, dass der Stadler-Zug wohl den Morgenzug von La Tour nach Villefranche, den Abendzug auf der Gesamtstrecke zurück und zwischendurch noch einmal einen Kurzlauf Villefranche nach Font-Romeu und übernommen hat. Ob das aber immer so ist...?

Dann wünsche ich Dir schon mal jetzt viel Spaß für nächstes Jahr und dass Du mit dem Wetter und den offenen Wagen Glück hast. :)

Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Samstag, 03.10.2015, 12:04 (vor 3697 Tagen) @ mrhuss

Vielen Dank für den Bericht!

Ich war 2007 im Rahmen Interrail auf dieser Strecke unterwegs. Anreise Paris-LTdCE mit Corail Lunéa und dann weiter im offenen Wagen. Der Zug (oder nur der offenen Wagen?) ist mit Interrail aufpreispflichtig; nur dank guter Laune der Schaffnerin brauchten wir nicht nachzuzahlen.
Die Fahrt hat sich absolut gelohnt! Und erst recht im offenen Wagen = Achterbahnfeeling!

Leider hatten wir eine Stunde Abfahrtsverspätung, somit entfiel Anschluss in VVlB und somit auch Anschluss zum Corail Perpignan-Toulouse.
Der nächste Zug ab Perpignan nach Narbonne war ein TGV... ausreserviert.
Der übernächste Zug ab Perpignan nach Narbonne war ein TGV... ausreserviert.

(oder weder Schaltermitarbeiter noch Automaten wollten Reservierungen Perpignan-Narbonne erstellen)

Erst 3-4 Stunden später fuhr ein Regionalzug nach Narbonne und damit konnten wir dort noch gerade die letzte Verbindung nach Bordeaux haben (ein reservierungspflichtiger Corail Téoz, wofür wir allerdings reservierte Plätze Toulouse-Bordeaux hatten). Und auch noch weil der Zugchef uns Stehplätze Narbonne-Toulouse in seinem Zug genehmigte (was er s.i.w. nicht durfte).

Soweit meine Erinnerungen am gelben Zug.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Teil 3: El tren groc (16 Bilder)

mrhuss, FKON, Samstag, 03.10.2015, 12:17 (vor 3697 Tagen) @ Oscar (NL)

Vielen Dank für den Bericht!

Immer wieder gern.

Ich war 2007 im Rahmen Interrail auf dieser Strecke unterwegs. Anreise Paris-LTdCE mit Corail Lunéa und dann weiter im offenen Wagen. Der Zug (oder nur der offenen Wagen?) ist mit Interrail aufpreispflichtig; nur dank guter Laune der Schaffnerin brauchten wir nicht nachzuzahlen.

Ob das immer noch so ist? Im aktuellen Fahrplan sind das ganz normale TER.

Die Fahrt hat sich absolut gelohnt! Und erst recht im offenen Wagen = Achterbahnfeeling!

Leider hatten wir eine Stunde Abfahrtsverspätung, somit entfiel Anschluss in VVlB und somit auch Anschluss zum Corail Perpignan-Toulouse.

Wir wären im Verspätungsfall auch ziemlich unglücklich gestrandet, denn wir hatten im Anschluss von Perpignan nach Strasbourg den Nachtzug gebucht. Allerdings hatte ich für den Fall des Falles den gelben Zug und den Intercité de nuit bei der SNCF zusammen gebucht, so dass immerhin die Fahrgastrechte gegriffen hätten.

Der nächste Zug ab Perpignan nach Narbonne war ein TGV... ausreserviert.
Der übernächste Zug ab Perpignan nach Narbonne war ein TGV... ausreserviert.

Hm, was wäre passiert, wenn ihr einfach eingestiegen wärt? Zwischenhalte gibt es nicht und vielleicht hättet ihr ja noch im Bistro was gefunden... Ja, ich weiß, es gibt Reservierungspflicht, aber ich hab trotzdem auch schon im TGV stehende Fahrgäste und volle Bistros gesehen.

Vielen Dank!

Julian, Wien, Samstag, 03.10.2015, 13:31 (vor 3697 Tagen) @ mrhuss

Die Konstruktion mit einer seitlichen Stromschiene, wie man sie sonst nur von U-Bahnen kennt, ist ebenfalls eine einfachere Bauweise als mit einer Oberleitung und ermöglicht den Bau von Tunnels mit einem kleineren Querschnitt.

Die Stromschiene ist auch deutlich winterfester als eine Oberleitung. Vergleiche Mont Blanc Express, wo die exponierteren Stellen immer noch mit Stromschiene betrieben werden.

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Diese Sinnsprüche des Regionalmarketing sind in Frankreich fast überall zu finden. Hier haben die Werbefritzen schon weitergedacht: Einmal schnell das V weggekratzt, schon ergibt der Spruch viel mehr Sinn.
"Besoffen im Roussillon"

@Danke für den tollen Bericht!

SvenTX, Samstag, 03.10.2015, 18:31 (vor 3697 Tagen) @ mrhuss

Wieder ein Ziel mehr, wo ich hinwill. :D

Perpignan, Zentrum der Welt

JanZ, HB, Mittwoch, 11.10.2017, 10:02 (vor 2958 Tagen) @ mrhuss

Ein sehr verspätetes Dankeschön für den Bericht! Ich war ja ein knappes Jahr später auch in der Gegend, und es hat mir gut gefallen.

Für uns markierte Perpignan dann das bevorstehende Ende des Urlaubs. Mit dem Nachtzug Cerbère-Strasbourg traten wir die Rückfahrt an. Übrigens ist im Vergleich zu Deutschland der Fahrplan in der Region Languedoc-Roussillon doch eher dünn. Der Nachtzug mit Abfahrt um 21:14 Uhr ist tatsächlich schon die letzte Verbindung des Abends.

Ja, das hat mich damals auch gewundert.

Ich verabschiede mich mit einem Bild des Bahnhofsgebäudes von Perpignan, dem Bahnhof, der von Salvador Dalí als das Zentrum des Universums betrachtet wurde, und hoffe, dass Euch mein Geschreibsel gefallen hat. :)

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Ach so, jetzt weiß ich auch, warum das Einkaufszentrum am Bahnhof "Centre del Món" heißt. Passt super zu der frühen letzten Abfahrt ...

Einfach spitze! Aber die Piktogramme "Ski/Rad" ....

Blaschke, Donnerstag, 01.10.2015, 20:30 (vor 3699 Tagen) @ mrhuss
bearbeitet von Blaschke, Donnerstag, 01.10.2015, 20:31

Hallihallo!


Direkt mal ein Bericht, wo ich mit einer gewissen "Spannung" draufklickte: Denn keiner der Namen in den Überschriften sagte mir was, so dass ich mich fragte, wo wohl wird der Berichterstatter sich "rumgetrieben" haben... ;-)

Besten Dank für den Bericht und die Bilder! Gefällt mir SEHR gut!

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Die Kennzeichung "Sommer: Rad, Winter: Ski" hätte ich GENAU SO gerne mal in einem DEUTSCHEN Zug! Und dann im Winter bei geschlossener Schneedecke und strahlendem Sonnenschein ein paar Skifahrer und ein paar Radfahrer zusammen im Zug!

Das würde mit Sicherheit ein grandioses Schauspiel!

Ohne 4-seitige Regelung, wann "Ski" und wann "Fahrrad" gilt, liefe hier nix! Und mit 4-seitiger Regelung gäbe es 8-seitige Beitragsbäume in diversen Eisenbahnforum über den Sinn und Unsinn einer solchen Regelung.

Bis man zuguterletzt getrennte Halterungen einbaut für Ski (gibt ja zum Beispiel auch Sommerskispringen und so) und Fahrrad (an schönen Wintertagen ne Fahrradtour, why not?). Dann sind alle zufrieden. Und bei stürmischem Regen im Januar bei 4 Grad plus sind beide "Abteile" leer. Wie der restliche Zug auch. Das gibt dann die nächste Diskussion.

Ach, ist die Welt doch schön oder?


Heute-wieder-irre-Szenarien-entwickelnde-Grüße von

jörg

Köstlich :)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 01.10.2015, 22:44 (vor 3699 Tagen) @ Blaschke

Die Kennzeichung "Sommer: Rad, Winter: Ski" hätte ich GENAU SO gerne mal in einem DEUTSCHEN Zug! Und dann im Winter bei geschlossener Schneedecke und strahlendem Sonnenschein ein paar Skifahrer und ein paar Radfahrer zusammen im Zug!

Das würde mit Sicherheit ein grandioses Schauspiel!

Hmmm, ich würde ja bei der Konstruktion fast vermuten, dass in die Halterung möglicherweise auch vier Paar Ski und zwei Räder gleichzeitig reinpassen. Aber das wäre ja langweilig. ;) Nur soweit ich weiß sind doch bei den schweizer EC-Wagen die Fahrradhalterungen auch gleichzeitig Ski-Halterungen, oder? Weiß jemand vielleicht, wie das bei der besten Bahn der Welt™ geregelt ist? ;)

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