Über den Wolken – Von Voralpen-Express & Rigi-Bahnen (57 B.) (Reiseberichte)

TD, Samstag, 23.11.2013, 18:28 (vor 3778 Tagen)

Hallo zusammen,

vor knapp vier Wochen hatte ich hier einen Link gepostet zu Aktionscoupons von Migros für eine verbilligte SBB-Tageskarte 1. Klasse und ein Schnupper-Halbtax. Und da ich eigentlich nur dann Werbung mache für eine Sache, wenn ich selbst davon überzeugt bin, habe ich beide Coupons eingelöst. Der November ist sicherlich nicht der schönste Ausflugsmonat – wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum es das Herbstangebot überhaupt gab. Dabei muss man nur etwas Glück haben mit dem Wetter – und vor allem das richtige Ziel auswählen. Aber das seht Ihr gleich. Die Tagestour habe ich am letzten Sonntag unternommen.

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Von Konstanz geht es zunächst nach Romanshorn, dann mit dem Voralpen-Express nach Arth-Goldau und von dort mit der Arth-Rigi-Bahn auf die „Königin der Berge“. Für die Rückfahrt wähle ich den Weg über Luzern und Zürich.

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Eigentlich ist es ja verschwenderisch, mit einer Tageskarte erst gegen 10 Uhr zu starten, aber bei dem trüben Herbstwetter hält sich die Motivation zum frühen Aufstehen in Grenzen, noch dazu am Sonntagmorgen. Mit einem Thurbo-GTW geht es zunächst von Konstanz rüber nach Kreuzlingen und von dort weiter auf der Seelinie nach Romanshorn.

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Der direkte Weg von Konstanz Richtung Rigi führt eigentlich über Zürich. Ich habe mich aber für den Umweg über Romanshorn entschieden, denn diese Strecke ist nicht nur landschaftlich interessanter, sondern ich kann so auch noch einmal mit dem Voralpen-Express in Romanshorn starten, was nach dem Fahrplanwechsel nicht mehr möglich ist, da der Voralpen-Express dann in St. Gallen wendet.

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Der Voralpen-Express hat eine interessante Inneneinrichtung, die Farbkombination blau-grün in Verbindung mit Holzelementen sieht man nicht so häufig. Zudem gibt es große Panorama-Fenster.

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Die neue Streckenkarte auf dem Tisch weist schon St. Gallen als Endpunkt aus. Die Karte zeigt den abwechslungsreichen Streckenverlauf über Berg und Tal und zwischen mehreren Seen.

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Nachdem der Zug Romanshorn verlassen hat gewinnt die Bahnstrecke auf der Fahrt nach St. Gallen an Höhe und es eröffnet sich nochmals ein Blick auf den Bodensee in der Ferne. Der Wetterbericht hat für die ganze Region eine hartnäckige Hochnebelschicht ohne Hoffnung auf Aufhellung prognostiziert. Wer keine Lust auf November-Grau hat, findet hier Bilder von der Fahrt in Gegenrichtung an einem strahlenden Augusttag des letzten Jahres. Aber keine Sorge, auch wir sehen später noch die Sonne.

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Von St. Gallen führt die Strecke ins Toggenburg und weiter durch den 8,6 Kilometer langen Rickentunnel an den Zürichsee, den wir auf dem Seedamm von Rapperswil überqueren.

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Auf der anderen Seeseite beginnt nun der nächste Aufstieg, mit bis zu 50 Promille geht es von gut 400 Höhenmetern am Ufer des Zürichsees hinauf auf über 930 Höhenmeter, hier der Blick vom Anstieg über den Zürichsee.

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Im Hochmoor von Rothenthurm gibt es den ersten Schnee, ansonsten hüllt sich die Voralpenlandschaft in Nebel.

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Bei der Talfahrt nach Arth-Goldau überwiegt dann wieder das Grün. Auch hier hängt der Hochnebel über dem Tal.

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In Arth-Goldau trifft der Voralpen-Express auf die Gotthardbahn. Vom SBB-Bahnhof...

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...geht es ein paar Schritte zu Fuß zur Talstation der Arth-Rigi-Bahn.

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Ich bin nicht der Einzige, der an einem trüben Sonntagnachmittag auf die Idee kommt, der Sonne entgegenzufahren. Es herrscht Hochbetrieb – und wenn ich mich schon mit einem Stehplatz begnügen muss, dann wenigstens mit Streckenblick ;)

Die Normalspur-Zahnradbahn wurde im Juni 1875 eröffnet, sie hat eine maximale Neigung von 200 Promille. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 21 Stundenkilometern dauert die Bergfahrt auf der 8,5 Kilometer langen Strecke 40 Minuten.

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Mit steigender Höhe erreichen wir nun die Hochnebeldecke...

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...und kurz darauf queren wir auch die bisherige Schneefallgrenze. Beim nächsten Halt heißt es dann „wegen eines verspäteten Gegenzugs verzögert sich die Weiterfahrt um einige Minuten“ – das gibt es also auch hier oben.

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Und nach einigen Minuten taucht dann der Triebwagen Nummer 6 aus dem Nebel auf. Der Triebwagen aus dem Jahr 1911 ist der älteste erhaltene elektrische Zahnradtriebwagen der Welt.

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Gleich darauf folgt der nächste Oldtimer mit dem Triebwagen Nummer 7 aus dem Jahr 1925. An Spitzentagen wie heute holt man wohl alles aus dem Depot, was fährt.

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Noch immer sind wir in der Nebeldecke unterwegs, aber nicht mehr lange...

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...denn hier gibt es die ersten Sonnenstrahlen und das erste Blau am Himmel.

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Rechts ist nun der Gipfel zu sehen, dort oben bei der Sendeanlage ist unser Ziel.

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Zwei Zahnstrecken-Bahnlinien führen auf die Rigi. Neben der Arth-Rigi-Bahn (ARB) aus Goldau, mit der wir unterwegs sind, gibt es noch die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB), die vom Vierwaldstättersee auf der anderen Bergseite nach oben führt. Auf der Staffel treffen die Strecken aufeinander. Die Bahnen waren einst Konkurrenten, erst 1992 fusionierten die Bahnen. Die Oberleitungsmasten links gehören zur Strecke aus Vitznau. Den Weltlauf zum Gipfel gewann seinerzeit übrigens die Vitznau-Rigi-Bahn um 2 Jahre.

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Der Blick nach rechts verspricht schon einen tollen Ausblick vom Gipfel. Aber es geht noch etwas bergauf.

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Die Strecken von Vitznau-Rigi-Bahn (links) und Arth-Rigi-Bahn (rechts) verlaufen nun parallel bis zur gemeinsamen Endstation Rigi Kulm. Erst seit 1990 gib es in Rigi-Staffel überhaupt eine Gleisverbindung zwischen ARB und VRB, bis dahin waren die Bahnen strikt getrennt.

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Der rote Zug im Endbahnhof Rigi Kulm gehört zur Vitznau-Rigi-Bahn, auf dem Gleis aus Arth-Goldau sind wir im Moment der erste Zug zu dieser Stunde. Aber das ändert sich in Kürze, denn es kommen gleich weitere Züge an.

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Wir werfen schon mal kurz einen Blick auf die Berglandschaft...

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...und widmen uns nun aber erst nochmal den Zügen. Mittlerweile sind weitere Züge eingefahren und mit je 3 Zügen pro Gleis herrscht nun Hochbetrieb hier oben.

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Mit 1.797 Metern ist die Rigi-Kulm der höchste Gipfel im Rigi-Bergmassiv. Von den Touristikern wird der Berg als „Königin der Berge“ vermarktet, dass sich der Name Rigi vom lateinischen Regina montium ableiten soll, ist aber eine Legende. Bei guter Sicht geht der Blick von hier über den Vierwaldstättersee, den Zugersee, den Lauerzersee, die Zentralschweiz und bis zu den Alpen. Nicht minder beeindruckend geht der Blick heute aber über ein Nebelmeer, aus dem nur die Gipfel herausragen.

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„Über den Wolken“ – und das so weit das Auge reicht. Wenn mein Orientierungssinn stimmt, müsste unter der Nebeldecke der Vierwaldstättersee liegen.

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Blick ins Tal

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Es geht gleich weiter...

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Über den Wolken – Von Voralpen-Express & Rigi-Bahnen

TD, Samstag, 23.11.2013, 18:33 (vor 3778 Tagen) @ TD

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Wenn man da oben in der Sonne steht, ist man fasziniert vom Panorama und kann sich gar nicht sattsehen – aber Ihr langweilt Euch sicher schon ob der vielen Off-Topic-Bilder. Deshalb schauen wir wieder Richtung Bahnsteig...

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...wo eine Bahn auf den nächsten Einsatz wartet.

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Nach dem Fahrplan müssten jetzt bald die nächsten Züge ankommen. Zu sehen ist auf den Gleisen noch nichts, aber aus dem Tal sind verdächtige Geräusche zu vernehmen.

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Also schauen wir mal auf der anderen Seite – und tatsächlich, da ist etwas bergwärts unterwegs (hier als Eisenbahn-Suchbild).

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Die historischen Züge sind wieder auf der Strecke, hier schiebt Triebwagen Nummer 7 einen Personenwagen auf die Rigi Kulm...

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...während auf dem anderen Gleis nun der Zug aus Vitznau auftaucht...

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...und nun auch der historische Triebwagen Nummer 6 mit einem Personenwagen Rigi Kulm erreicht.

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Heutzutage gibt es ja ständig Meldungen über Lieferverzug bei neuem Rollmaterial und Zulassungsprobleme neuer Fahrzeuge – und meist kommt dann der Kommentar „früher war alles besser“. Der Motorwagen No. 6 beweist das Gegenteil: die Bestellung erfolgte am 7. Januar 1911 zum Preis von 47.900 Franken und Lieferfrist per 7. Juli 1911. Die Ablieferung erfolgte jedoch erst am 10. August 1911, wodurch eine Konventionalstrafe von 68 Franken pro Tag Lieferverzug fällig wurde. Das zuständige Bundesamt verweigerte den Betrieb jedoch wegen Mängeln an Motorenlager und Klinkenbremse, später wurde die Inbetriebnahme unter Vorbehalten erlaubt und die finale Abnahme erfolgte erst im Mai 1912. Aber dafür fährt er noch heute – von welchen der modernen Züge man das in 102 Jahren wohl sagen kann?

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Bei der Talfahrt gibt es nun nochmals einen letzten Blick auf das Bergpanorama...

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...und dann tauchen wir wieder in den Nebel ein. Weitere Bilder von der Fahrt gibt es deshalb keine mehr. Die Höchstgeschwindigkeit bei der Talfahrt beträgt 17 Stundenkilometer.
Nachdem ich den Tag für mich unter das Motto „Voralpen-Express und Rigi“ gestellt habe, will ich mit dem Voralpen-Express noch bis Luzern fahren. Allerdings ist die Rigibahn nicht ganz pünktlich, aber im Laufschritt erreiche ich den Voralpen-Express noch.

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Die Strecke führt nun am Fuße der Rigi zunächst am Zugersee entlang und anschließend am Ufer des Vierwaldstättersees nach Luzern.

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Der Voralpen-Express passiert den Bahnhof Luzern Verkehrshaus, wo Bahnreisende einen kurzen Blick auf die historischen Fahrzeuge in der Ausstellungshalle erhaschen können.

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Kurz darauf erreicht der Voralpen-Express seinen Endpunkt Luzern. Von Luzern aus fahre ich nun via Zürich zurück nach Konstanz. Für Streckenbilder ist es allerdings nun zu dunkel und Bilder von SBB-InterRegio-Zügen habe ich ja schon in vielen Reiseberichten gezeigt.

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Nachdem es am Zugfenster nicht mehr viel zu sehen gibt, blättere ich durch das SBB-Magazin „via“ und entdecke dort passenderweise noch Werbung für den Voralpen-Express. So sieht es also aus, wenn es am Zürichsee keinen Hochnebel hat...


Viele Grüße und ein schönes Wochenende


Tobias


PS: Meine früheren Reiseberichte gibt’s unter www.bahnreiseberichte.de.

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Traumhaft schön

Sören Heise, Region Hannover, Samstag, 23.11.2013, 19:09 (vor 3778 Tagen) @ TD

Hallo Tobias,

die Bilder von überm Nebelmeer sind einfach nur traumhaft schön! Da kommt die Novemberdepression von ganz allein. ;-)

Viele Grüße aus einem Ort, in dem die höchste Erhebung der alte Müllberg ist

Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Über den Wolken – Von Voralpen-Express & Rigi-Bahnen

kaythxbye, Berlin, Samstag, 23.11.2013, 20:23 (vor 3778 Tagen) @ TD

Hallo Tobias,

viele Dank für diese wunderbaren Bilder. Das erinnert mich an meine 2 Schweiz-Tage im Sommer, die ich mit dem Deutschland-Pass genau dort unterwegs war. Jetzt im Herbst ist das durch das Nebelmeer noch einmal eine ganz andere Stimmung. Die Berge sind jedes mal beeindruckend.

Das beeinflusst meine Planungen 2014 :-)

Berliner65, Berlin, Sonntag, 24.11.2013, 15:00 (vor 3778 Tagen) @ TD

Danke, Tobias!
Sehr schöne Bilder und gute Texte dazu.
Ich hatte im Sommer bei meinen beiden DP-Schweiz-Tagen leider keine Zeit für die Rigi-Bahnen. Das werde ich wohl 2014 anders machen, Deine Fotos motivieren für einen Besuch.

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Die 1. Klasse im SÜWEX gefällt mir. Aber warum ist die einzige Tür, die dorthin führt (und nicht in den 2. Klasse-Bereich) nicht deutlicher gekennzeichnet?

Über den Wolken – Von Voralpen-Express & Rigi-Bahnen (57 B.)

Frank Augsburg, Ansbach, Samstag, 23.11.2013, 20:56 (vor 3778 Tagen) @ TD

Servus,

meinen Urlaub in der Ostschweiz kommendes Jahr habe ich so im Juli/ August geplant, aber Du machst mir mit Deinen Bildern heute schon Lust drauf. Vielleicht reichts bei mir zu einem Kurzausflug schon vorher.
Auf jeden Fall vielen Dank für diesen schönen Ausflugsbericht!

Schöne Grüße aus dem nicht gerade traumhaften Ansbach
(wo wegen Weichenbauarbeiten im Bf. wieder mal mit diversen Unbilden zu rechnen ist - in der Schweiz völlig unmöglich!!!)
Frank

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"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

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