Über den Wolken – Von Voralpen-Express & Rigi-Bahnen (57 B.) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
vor knapp vier Wochen hatte ich hier einen Link gepostet zu Aktionscoupons von Migros für eine verbilligte SBB-Tageskarte 1. Klasse und ein Schnupper-Halbtax. Und da ich eigentlich nur dann Werbung mache für eine Sache, wenn ich selbst davon überzeugt bin, habe ich beide Coupons eingelöst. Der November ist sicherlich nicht der schönste Ausflugsmonat – wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum es das Herbstangebot überhaupt gab. Dabei muss man nur etwas Glück haben mit dem Wetter – und vor allem das richtige Ziel auswählen. Aber das seht Ihr gleich. Die Tagestour habe ich am letzten Sonntag unternommen.
Von Konstanz geht es zunächst nach Romanshorn, dann mit dem Voralpen-Express nach Arth-Goldau und von dort mit der Arth-Rigi-Bahn auf die „Königin der Berge“. Für die Rückfahrt wähle ich den Weg über Luzern und Zürich.
Eigentlich ist es ja verschwenderisch, mit einer Tageskarte erst gegen 10 Uhr zu starten, aber bei dem trüben Herbstwetter hält sich die Motivation zum frühen Aufstehen in Grenzen, noch dazu am Sonntagmorgen. Mit einem Thurbo-GTW geht es zunächst von Konstanz rüber nach Kreuzlingen und von dort weiter auf der Seelinie nach Romanshorn.
Der direkte Weg von Konstanz Richtung Rigi führt eigentlich über Zürich. Ich habe mich aber für den Umweg über Romanshorn entschieden, denn diese Strecke ist nicht nur landschaftlich interessanter, sondern ich kann so auch noch einmal mit dem Voralpen-Express in Romanshorn starten, was nach dem Fahrplanwechsel nicht mehr möglich ist, da der Voralpen-Express dann in St. Gallen wendet.
Der Voralpen-Express hat eine interessante Inneneinrichtung, die Farbkombination blau-grün in Verbindung mit Holzelementen sieht man nicht so häufig. Zudem gibt es große Panorama-Fenster.
Die neue Streckenkarte auf dem Tisch weist schon St. Gallen als Endpunkt aus. Die Karte zeigt den abwechslungsreichen Streckenverlauf über Berg und Tal und zwischen mehreren Seen.
Nachdem der Zug Romanshorn verlassen hat gewinnt die Bahnstrecke auf der Fahrt nach St. Gallen an Höhe und es eröffnet sich nochmals ein Blick auf den Bodensee in der Ferne. Der Wetterbericht hat für die ganze Region eine hartnäckige Hochnebelschicht ohne Hoffnung auf Aufhellung prognostiziert. Wer keine Lust auf November-Grau hat, findet hier Bilder von der Fahrt in Gegenrichtung an einem strahlenden Augusttag des letzten Jahres. Aber keine Sorge, auch wir sehen später noch die Sonne.
Von St. Gallen führt die Strecke ins Toggenburg und weiter durch den 8,6 Kilometer langen Rickentunnel an den Zürichsee, den wir auf dem Seedamm von Rapperswil überqueren.
Auf der anderen Seeseite beginnt nun der nächste Aufstieg, mit bis zu 50 Promille geht es von gut 400 Höhenmetern am Ufer des Zürichsees hinauf auf über 930 Höhenmeter, hier der Blick vom Anstieg über den Zürichsee.
Im Hochmoor von Rothenthurm gibt es den ersten Schnee, ansonsten hüllt sich die Voralpenlandschaft in Nebel.
Bei der Talfahrt nach Arth-Goldau überwiegt dann wieder das Grün. Auch hier hängt der Hochnebel über dem Tal.
In Arth-Goldau trifft der Voralpen-Express auf die Gotthardbahn. Vom SBB-Bahnhof...
...geht es ein paar Schritte zu Fuß zur Talstation der Arth-Rigi-Bahn.
Ich bin nicht der Einzige, der an einem trüben Sonntagnachmittag auf die Idee kommt, der Sonne entgegenzufahren. Es herrscht Hochbetrieb – und wenn ich mich schon mit einem Stehplatz begnügen muss, dann wenigstens mit Streckenblick ;)
Die Normalspur-Zahnradbahn wurde im Juni 1875 eröffnet, sie hat eine maximale Neigung von 200 Promille. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 21 Stundenkilometern dauert die Bergfahrt auf der 8,5 Kilometer langen Strecke 40 Minuten.
Mit steigender Höhe erreichen wir nun die Hochnebeldecke...
...und kurz darauf queren wir auch die bisherige Schneefallgrenze. Beim nächsten Halt heißt es dann „wegen eines verspäteten Gegenzugs verzögert sich die Weiterfahrt um einige Minuten“ – das gibt es also auch hier oben.
Und nach einigen Minuten taucht dann der Triebwagen Nummer 6 aus dem Nebel auf. Der Triebwagen aus dem Jahr 1911 ist der älteste erhaltene elektrische Zahnradtriebwagen der Welt.
Gleich darauf folgt der nächste Oldtimer mit dem Triebwagen Nummer 7 aus dem Jahr 1925. An Spitzentagen wie heute holt man wohl alles aus dem Depot, was fährt.
Noch immer sind wir in der Nebeldecke unterwegs, aber nicht mehr lange...
...denn hier gibt es die ersten Sonnenstrahlen und das erste Blau am Himmel.
Rechts ist nun der Gipfel zu sehen, dort oben bei der Sendeanlage ist unser Ziel.
Zwei Zahnstrecken-Bahnlinien führen auf die Rigi. Neben der Arth-Rigi-Bahn (ARB) aus Goldau, mit der wir unterwegs sind, gibt es noch die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB), die vom Vierwaldstättersee auf der anderen Bergseite nach oben führt. Auf der Staffel treffen die Strecken aufeinander. Die Bahnen waren einst Konkurrenten, erst 1992 fusionierten die Bahnen. Die Oberleitungsmasten links gehören zur Strecke aus Vitznau. Den Weltlauf zum Gipfel gewann seinerzeit übrigens die Vitznau-Rigi-Bahn um 2 Jahre.
Der Blick nach rechts verspricht schon einen tollen Ausblick vom Gipfel. Aber es geht noch etwas bergauf.
Die Strecken von Vitznau-Rigi-Bahn (links) und Arth-Rigi-Bahn (rechts) verlaufen nun parallel bis zur gemeinsamen Endstation Rigi Kulm. Erst seit 1990 gib es in Rigi-Staffel überhaupt eine Gleisverbindung zwischen ARB und VRB, bis dahin waren die Bahnen strikt getrennt.
Der rote Zug im Endbahnhof Rigi Kulm gehört zur Vitznau-Rigi-Bahn, auf dem Gleis aus Arth-Goldau sind wir im Moment der erste Zug zu dieser Stunde. Aber das ändert sich in Kürze, denn es kommen gleich weitere Züge an.
Wir werfen schon mal kurz einen Blick auf die Berglandschaft...
...und widmen uns nun aber erst nochmal den Zügen. Mittlerweile sind weitere Züge eingefahren und mit je 3 Zügen pro Gleis herrscht nun Hochbetrieb hier oben.
Mit 1.797 Metern ist die Rigi-Kulm der höchste Gipfel im Rigi-Bergmassiv. Von den Touristikern wird der Berg als „Königin der Berge“ vermarktet, dass sich der Name Rigi vom lateinischen Regina montium ableiten soll, ist aber eine Legende. Bei guter Sicht geht der Blick von hier über den Vierwaldstättersee, den Zugersee, den Lauerzersee, die Zentralschweiz und bis zu den Alpen. Nicht minder beeindruckend geht der Blick heute aber über ein Nebelmeer, aus dem nur die Gipfel herausragen.
„Über den Wolken“ – und das so weit das Auge reicht. Wenn mein Orientierungssinn stimmt, müsste unter der Nebeldecke der Vierwaldstättersee liegen.
Blick ins Tal
Es geht gleich weiter...
--
"Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/