FR: können Batterietriebwagen den Nahverkehr retten? (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Montag, 05.08.2019, 16:33 (vor 1719 Tagen)

Bonjour / bonsoir ICE fans,

sagt man Frankreich, sagt man TGV. Selber bin ich froh, mal mit einem der langsamsten Züge(n?) des Landes gefahren zu sein: Le Petit Train Jaune. Zu jener Zeit (2007) gab es auch noch den Cévenol und den Aubrac: das Corail-Zugpaar Paris-Marseille via Clermont-Ferrand, mit Kurswagengruppe nach Béziers. Und in den Unterwegsbahnhöfen hatte man Anschluss an Nebenbahnen in das Zentralmassiv, mit vor allem vielen schönen klassischen Viadukten. Landschaftsvideos 1, 2, 3.

Inzwischen hat sich einiges geändert. Nach Béziers verkehrt 1 Zugpaar pro Tag und viele Strecken im Zentralmassiv wurden stillgelegt, obwohl die Infra nach wie vor besteht. Aber wie lange noch? 1, 2. Werden weitere 9.000 km Bahnstrecken in Frankreich gesperrt?

Selber denke ich, dass Batterietriebwagen die letzte Chance sind, den SPNV dort noch zu retten. Vorteil zu Diesel ist Klimafreundlichkeit und geringere Schallproduktion. Auch gibt es mehr Steckdosen als Tankstellen. Nachteil zu Diesel ist allerdings, dass man in der Nachladezeit eines einzigen Triebwagens ganz viele Kraftstofftanks füllen kann.

Sollten die Strecken nicht mehr betrieben werden, kann man vielleicht das hier noch überlegen.

Aktuelles zum Zentralmassiv hier.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

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Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

FR: können Batterietriebwagen den Nahverkehr retten?

Frecciarossa, Montag, 05.08.2019, 17:05 (vor 1719 Tagen) @ Oscar (NL)

Selber denke ich, dass Batterietriebwagen die letzte Chance sind, den SPNV dort noch zu retten. Vorteil zu Diesel ist Klimafreundlichkeit und geringere Schallproduktion. Auch gibt es mehr Steckdosen als Tankstellen. Nachteil zu Diesel ist allerdings, dass man in der Nachladezeit eines einzigen Triebwagens ganz viele Kraftstofftanks füllen kann.

Klimafreundlichkeit und Schallemission sind aber nicht die primären Probleme des SPNV. Das zu lösende Hauptproblem ist die Wirtschaftlichkeit bzw. die Frage der Finanzierung. Ich sehe nicht, wie Batteriebetrieb dieses Problem lösen soll, im Gegenteil.

Frankreich muss sich vom LGV-Wahn verabschieden

ffz, Montag, 05.08.2019, 17:27 (vor 1719 Tagen) @ Oscar (NL)

Hallo,

der SPNV in Frankreich hat viele Probleme, oft veraltete Sicherungstechnik und schlecht gewartete Gleise, gleichzeitig wenig Züge und oft keine Anschlüsse, wenig Fahrgastpotential da Frankreich außerhalb vom Großraum Lyon und der Ile de France sehr dünn besiedelt ist. Dazu kommen die teuren LGV's, die Regionen sind per Gesetz verpflichtet das Land für die LGV auf ihre Steuerkosten zu kaufen, dann dem Staat/der SNCF zu schenken und dazu noch 1/3 der Baukosten zu tragen, das Geld fehlt dann schon mal für den Nahverkehr. Dazu kommt der fehlende Wettbewerb im SPNV, die Regionen müssen den SPNV zu den Preisen die die SNCF verlangt bei der SNCF bestellen und bezahlen.

+1 Vor allem von den Wiesenbahnhöfen

Höllentalbahn, Montag, 05.08.2019, 19:24 (vor 1719 Tagen) @ ffz

Wenn man sieht was da in Montpellier mit Montpellier-Sud-De-France für ein Scheiß gebaut wurde kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Da hat man mit Montpellier St.Roch einen Bahnhof in der Stadt der super an mehrere Straßenbahnlinien angebunden ist und will stattdessen einen Bahnhof anfahren der vielleicht ein paar Minuten Fahrzeit spart die sich dann die Ein/Aussteiger mit 40 Minuten Busfahrt erkaufen müssen.
Wobei es möglicherweise ein Umdenken geben wird, in französischen Medien wird dieser Bahnhof und das neue Projekt in Nimes ziemlich verspottet...

+2 die Briten kennen es als XYZ Parkway Stations

ffz, Montag, 05.08.2019, 19:56 (vor 1719 Tagen) @ Höllentalbahn

Hallo,

die Briten kennen es seit mehreren Jahrzehnten als XYZ(hier Stationsname einsetzen zB Bristol) Parkway Station. Das Parkway hat Nichts mit schöner natur zu tun, sondern bezeichnet eine Station mit einem großen Parkplatz, meistens an einer Autobahn oder einer Schnellstraße ohne sonstige ÖPNV Anbindung. Teilweise kann amn die Stationen nicht mal als Fußgänger verlassen.

-1 Vor allem von den Wiesenbahnhöfen

EK-Wagendienst, EGST, Montag, 05.08.2019, 21:11 (vor 1719 Tagen) @ Höllentalbahn
bearbeitet von EK-Wagendienst, Montag, 05.08.2019, 21:12

Wenn man sieht was da in Montpellier mit Montpellier-Sud-De-France für ein Scheiß gebaut wurde kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Da hat man mit Montpellier St.Roch einen Bahnhof in der Stadt der super an mehrere Straßenbahnlinien angebunden ist und will stattdessen einen Bahnhof anfahren der vielleicht ein paar Minuten Fahrzeit spart die sich dann die Ein/Aussteiger mit 40 Minuten Busfahrt erkaufen müssen.
Wobei es möglicherweise ein Umdenken geben wird, in französischen Medien wird dieser Bahnhof und das neue Projekt in Nimes ziemlich verspottet...

Die Straßenbahnlinie 1 soll aber bis dahin verlängert werden, und dann werden es so 23 Minuten bis zum Bahnhof St. Roch sein, und am Bahnhof wohnen auch nicht alle.
Man muss nur beachten, die meisten Personen kommen in Frankreich nicht aus der Stadt, sondern der größeren Umgebung, und das mit dem Auto, da ist so ein Bahnhof auf der grünen Wiese viel schneller zu erreichen, und es gibt genug Parkplätze, wenn man sein Auto stehen lassen möchte.
Der Bahnhof ist jetzt noch sehr leblos, ich selber bin am letzten Donnerstag mit einem TGV von Nîmes (Central) dort hingefahren. Wegen Baustellen gibt es im Moment die Möglichkeit so zu fahren, die zugehörige Strecke wäre in Deutschland auch nicht gebaut worden.
Da wird sich die SNCF durchsetzen, wenn nur noch die Züge die in Montpellier enden durch die Stadtbahnhöfe fahren.

--
Ein Fahrplan ist ein VORSCHLAG an den Lokführer, wie man fahren könnte.

-(-1) Vor allem von den Wiesenbahnhöfen

Chrispy, Montag, 05.08.2019, 23:02 (vor 1719 Tagen) @ EK-Wagendienst

Die Straßenbahnlinie 1 soll aber bis dahin verlängert werden, und dann werden es so 23 Minuten bis zum Bahnhof St. Roch sein, und am Bahnhof wohnen auch nicht alle.

Nur Wohnen die Leute in Montpellier eher nördlich und westlich des Gare St. Roch. Der neue Bahnhof steht jedoch im Südosten(!) der Stadt wodurch nochmals +20 Minuten auf die Heimfahrt drauf kommen. In der Nähe der neuen Station gibt es ausser dem Einkaufs/Freizeitkomplex Odysseum kaum etwas. Und mal im Ernst, für ein glorifiziertes Einkaufszentrum braucht man keinen TGV-Halt.

Man muss nur beachten, die meisten Personen kommen in Frankreich nicht aus der Stadt, sondern der größeren Umgebung, und das mit dem Auto, da ist so ein Bahnhof auf der grünen Wiese viel schneller zu erreichen, und es gibt genug Parkplätze, wenn man sein Auto stehen lassen möchte.

Ja und damit vergibt man viel Fahrgastpotential. Denn wo die Bahnhöfe in der Stadt liegen werden die Züge erst so richtig gefüllt. Siehe: Paris, Lyon, Marseille.

Da wird sich die SNCF durchsetzen, wenn nur noch die Züge die in Montpellier enden durch die Stadtbahnhöfe fahren.

Und da machen es eben die Intaliener viel Besser: vor und hinter der Stadt ein- bzw. ausfädeln und die Vorhandenen Zentralen Bahnhöfe nutzen. Für durchfahrende Züge gibt es dann die Umfahrung. Kostentechnisch dürfte dies im Falle Montpelier kaum einen Unterschied machen. Damit böte man dem Fahrgast viel komplexere Reiseketten und auch die Möglichkeit auf das Auto zu verzichten.

Für mich ist Frankreich eher ein Beispiel dafür wie man HGV und ganz allgemein Schienenverkehr eben nicht betreiben sollte.

Frankreich und LGV-Wahn, Sammelantwort.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 06.08.2019, 09:32 (vor 1719 Tagen) @ ffz

ffz:

der SPNV in Frankreich hat viele Probleme, oft veraltete Sicherungstechnik und schlecht gewartete Gleise, gleichzeitig wenig Züge und oft keine Anschlüsse, wenig Fahrgastpotential da Frankreich außerhalb vom Großraum Lyon und der Ile de France sehr dünn besiedelt ist.

Es ist eher eine Huhn-Ei-Frage. Wird nicht viel investiert weil die Gegend dünn besiedelt ist, oder benutzt man die Bahn nicht weil deren Angebot schlecht ist?
Auf der Strecke Vorderriss-Hinterriss-Eng (und das ist doch wirklich ein Kaff in den Alpen) fahren mehr Busse als auf Neussargues-Béziers (Aubrac-Strecke) Bahnen fahren.

EK-Wagendienst:

Man muss nur beachten, die meisten Personen kommen in Frankreich nicht aus der Stadt, sondern der größeren Umgebung, und das mit dem Auto, da ist so ein Bahnhof auf der grünen Wiese viel schneller zu erreichen, und es gibt genug Parkplätze, wenn man sein Auto stehen lassen möchte.
Der Bahnhof ist jetzt noch sehr leblos, ich selber bin am letzten Donnerstag mit einem TGV von Nîmes (Central) dort hingefahren. Wegen Baustellen gibt es im Moment die Möglichkeit so zu fahren, die zugehörige Strecke wäre in Deutschland auch nicht gebaut worden.
Da wird sich die SNCF durchsetzen, wenn nur noch die Züge die in Montpellier enden durch die Stadtbahnhöfe fahren.

Oder regionale TGVs, die Teilstrecken schnell fahren und danach langsam über die Altstrecke, mit Halt in den Innenstadtbahnhöfen.

Chrispy:

Und mal im Ernst, für ein glorifiziertes Einkaufszentrum braucht man keinen TGV-Halt.

Bin ich mir nicht sicher.
In Roermond (NL) kommen Leute aus allen Gegenden wegen der Outletstores.
Wenn das Geldersparnis grösser ist als die Kosten der Bahnfahrt, lohnt sich die Reise.

Denn wo die Bahnhöfe in der Stadt liegen werden die Züge erst so richtig gefüllt. Siehe: Paris, Lyon, Marseille.

1. Paris, Lyon und Marseille sind dann auch ein bisschen grösser als Montpellier.
2. In Frankreich lohnt es sich, mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren und die Reise per TGV fortzusetzen. Dann ist ein Pampabahnhof besser als ein Innenstadtbahnhof; man erspart sich die Stadtdurchfahrt.
In Deutschland macht Otto dasselbe in Montabaur und Limburg Süd.
Bei uns in NL lohnt sich das nicht, dafür ist unsere Bahn zu langsam und zu teuer. Dann fährt Jan die Strecke lieber komplett mit dem Auto.
In der Schweiz lohnt sich das auch nicht, weil Roger schon gute Nahverkehrsanbindung hat, die Jean-Pierre vermisst.

Und da machen es eben die Intaliener viel Besser: vor und hinter der Stadt ein- bzw. ausfädeln und die Vorhandenen Zentralen Bahnhöfe nutzen. Für durchfahrende Züge gibt es dann die Umfahrung.

Das stimmt bei Piacenza, Parma und Modena. Diese sind ja von der Grösse auch mit Montpellier vergleichbar. Aber in Florenz, Rom und Neapel halten überwiegend nur die Züge, die dort enden, in den Innenstadtbahnhöfen (Santa Maria Novella, Termini, Centrale). Züge, die weiterfahren, halten dann in Belfiore (?), Tiburtina und Afragola. Wenn Giovanni Mailand-Rom reist, braucht er so nicht zweimal die langsame Fahrt nach Firenze S.M.N. zu machen (inklusive Kopfmachen).


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

FR: können Batterietriebwagen den Nahverkehr retten?

GibmirZucker, Montag, 05.08.2019, 22:30 (vor 1719 Tagen) @ Oscar (NL)

In Frankreich ist häufig die Infrastruktur vorhanden, sie wird aber nicht optimal genutzt. Eine Bahnstrecke mit weniger als einem Zug pro Stunde und Richtung ist absurd. Egal ob Batterie, Diesel oder Dampf. Und selbst bei Neubauprojekten wird nicht auf eine wirtschaftliche Betriebsführung geachtet. Paradebeispiel Belfort. Züge aus der Schweiz enden am TGV Bahnhof, statt zu minimalsten Betriebskosten weiter in die Stadt zu fahren. Dafür pendelt ohne Abschluss aus der Schweiz die SNCF die paar Kilometer hin und her. Nur aus Starrsinn. Nicht nur, dass auf Delle - Belfort die technich zulässige Geschwindigkeit kaum ausgefahren werden darf, zusätzliches Potential für Pendler und Einkaufstouristen geht verloren.

Französischer Protektionismus

Alphorn (CH), Montag, 05.08.2019, 23:09 (vor 1719 Tagen) @ GibmirZucker
bearbeitet von Alphorn (CH), Montag, 05.08.2019, 23:09

Züge aus der Schweiz enden am TGV Bahnhof, statt zu minimalsten Betriebskosten weiter in die Stadt zu fahren.

Ich habe in einem Forum gehört, dass Belfort eine Eisenbahnerstadt sei und dass man der dortigen Bevölkerung den Anblick von schweizerischen Triebwagen nicht zumuten wollte... Frankreich ist ja in Bezug auf Eisenbahn sehr protektionistisch. Auch durchbundene internationale NV-Züge in Basel wurden wieder abgeschafft, weil das einzig verfügbare Rollmaterial schweizerisch war. Und bei der kommenden Linie Genf-Annemasse sind 50% der Triebwagen französisch - ein einheitlicher Fuhrpark wäre effizienter gewesen. Nicht mal die Kupplungen sind kompatibel.

Den Bahnhof Delle fand ich übrigens interessant. Die NV-Linie führt ohne Verbindung auf eine Brücke über die LGV und der Bahnhof liegt sozusagen dazwischen. Moderne Architektur und schöner Streckenblick.

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