Fußball mit der Bahn V - Hamburg, Bremen und Berlin (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
als Fußballauswärtsfahrer eines rot-weißen Brauseclubs in Sachsen (RB Leipzig) habe ich mich auch dieses Jahr auf den Weg gemacht – mit der Bahn in viele spannende Städte und Stadien quer durch die Republik. Über einige meiner Reisen hatte ich schon berichtet:
Teil 1: NRW und Göteborg
Teil 2: Frankfurt, Augsburg und Berlin
Teil 3: Wolfsburg, Salzburg und München
Teil 4: Düsseldorf, Nürnberg und Gelsenkirchen
Auch im heutigen Bericht wartet wieder ein bunter Mix aus Sehenswürdigkeiten, Zügen und ein wenig Fußball. Diesmal geht’s zum DFB-Pokalhalbfinale nach Hamburg, zum letzten Bundesliga-Spieltag nach Bremen und „wir fahren nach Berlin“ zum Pokalfinale.
Hamburg
In einem früheren Beitrag meiner Serie hat sich RenateMD ein Pokal-Aufeinandertreffen zwischen dem Hamburger SV und RB Leipzig gewünscht. Der Wunsch soll tatsächlich in Erfüllung gehen, im Halbfinale treffen der Bundesliga-Dino und der Brauseclub aufeinander. Die Hotelbranche in Hamburg weiß, welche Preise man verlangen kann, wenn halb Deutschland seine Osterferien in der Hansestadt verbringt und noch ein Fußballspiel dazukommt. Ein guter Grund, meine Reise möglichst kompakt zu halten. 27 Stunden Hamburg stehen mir zur Verfügung und rein müssen die Elbphilharmonie, eine Hafenrundfahrt, die Speicherstadt, das Miniatur-Wunderland und natürlich ein DFB-Pokalhalbfinale.
Entsprechend klingelt der Wecker bereits kurz vor 5 Uhr morgens und ICE-T „Sonneberg“ bringt mich in die Hansestadt. Die Sonne schickt bereits ein erstes Lächeln bei der Vorbeifahrt am Leipziger ICE-Werk:
Einen zweiten Sonnenschein haben wir auch an Bord mit einer Zugchefin, die schon um diese Uhrzeit angenehm gute Laune versprühen kann und den Komfort-Checkin in einer Form bewirbt, dass jegliche Kritik hier im Forum an den Durchsagen verstummen dürfte. In dem Fall fand ich’s eigentlich schade, dass ich den Komfort-Checkin gedrückt habe und damit nicht die Gelegenheit hatte auf einen kurzen Wortwechsel mit der Zugchefin bei der Fahrkartenkontrolle.
Die Ankunft in der Hamburger Bahnkathedrale. Der Hamburger Hauptbahnhof hat ja seinen Ruf weg als chronisch überlastet. Mein Eindruck ist zu kurz, um das beurteilen zu können. In dem Moment hab ich eher den Eindruck, dass hier fast nichts los ist.
Zuerst geht’s zum Hotel. Ich hab im InterCityHotel neben dem Hauptbahnhof gebucht. Wie gesagt: Hamburg weiß, welche Preise man an so einem Tag verlangen kann. Ich hatte noch nie ein so teures Hotel. Zwei Nächte kamen bei den Preisen echt nicht in Frage, aber dafür der frühere Checkin, um trotzdem genug Zeit zu haben für Hamburg. Für bahn.comfort-Kunden gibt’s ein weiteres Extra beim InterCityHotel: ein kostenloses Upgrade in die nächsthöhere Zimmerkategorie und ein Gratis-Drink an der Hotelbar. Und alle Hotelkunden bekommen wie immer ein Nahverkehrsticket für die Dauer des Aufenthalts. Also auf damit zur ersten Station.
Man macht ja gerne Witze über das Schneckenrennen, welches Bauwerk zuerst fertig wird: Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder Hamburger Elbphilharmonie? In Hamburg antwortet man darauf platt mit: „Fertig.“ Ok, die Baukosten sind „etwas“ aus dem Ruder gelaufen, ein Kilogramm Elbphilharmonie kostet angeblich 2,89 €, was in Summe dann so 866 Millionen Euro ergibt. Aber in Leipzig hat man beim City-Tunnel die Baukostenexplosion auch schnell vergessen und erfreut sich umso mehr, dass er so gut angenommen wird. Und meinen Eindrücken nach freuen sich die Hamburger ähnlich über ihre „Elphi“, ihr neues Wahrzeichen.
Die Aussichtsplattform auf der Elbphilharmonie bietet einen ersten Überblick über Hafen, Elbe und Innenstadt. Der Zutritt ist kostenlos, allerdings wird die Besuchermenge begrenzt, so dass zu Stoßzeiten auch mal gewartet werden muss. Wer’s eilig hat, kann aber auch ein garantiertes Zeitfenster vorab buchen – dann allerdings kostenpflichtig.
Die Hafenrundfahrt gehört schon fast zum Pflichtprogramm jedes Hamburg-Touristen. Auch ich lasse es mir nicht entgehen, von den Landungsbrücken eine Runde durch den Hamburger Hafen zu drehen und an den ganz großen Kähnen vorbeizukommen. Und meistens sind die Kapitäne dieser Rundfahrten ja recht gut aufgelegt, so dass auch der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz kommt.
Die späten Nachmittagsstunden nutze ich noch für einen Rundgang durch Stadtzentrum und Speicherstadt.
Hamburger Rathaus
Die Nikolaikirche hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vor mehreren Jahrhunderten durch Blitz und Unwetter geschädigt, brannte die Kirche schließlich beim Großen Brand 1842 komplett nieder. Man entschied sich für den Wiederaufbau damals, doch die Bombardements des zweiten Weltkriegs hinterlassen erneut nur noch eine Ruine. Einen weiteren Wiederaufbau gab’s nicht, die Ruine ist heute ein Mahnmal gegen Krieg und Verfolgung.
Die Speicherstadt hat’s mir sehr angetan mit ihrer Backsteinarchitektur.
Nach einer kurzen Pause geht’s dann mit der nächsten S-Bahn nach Hamburg-Othmarschen und von dort mit dem Shuttle-Bus zum Volksparkstadion.
Im DFB-Pokal lief’s in den vergangenen Jahren für Leipzig nicht so rund, diesmal hat man das Halbfinale erreicht. Auch für die Hamburger ist es ein Festtag, wie man an der Choreographie im Fanblock sieht. Im Ligageschäft kämpft der Hamburger SV noch darum, wieder in die erste Liga aufzusteigen. Im DFB-Pokal hätte man die Chance auf ein Finale.
Es wird eine abwechslungsreiche Partie: Leipzig geht nach 12 Minuten in Führung, doch nur 12 Minuten später gleicht der HSV aus. Das Spiel ist bis zur Halbzeit komplett offen.
Der Jubel zum 3:1. Die zweite Halbzeit nutzt RB Leipzig für zwei Tore. Ein packender Pokalabend geht zu Ende und „Wir fahren nach Berlin“.
Die Nacht wird kurz. Erst nach Mitternacht komme ich ins Hotel zurück und der Wecker klingelt nach nur 5 Stunden Schlaf schon wieder. Es gibt noch eine Touristenattraktion, die frühes Aufstehen von mir verlangt. Das Miniatur-Wunderland hat zwar in dieser Woche täglich von etwa 7 Uhr bis 1 Uhr nachts geöffnet, aber trotzdem stundenlange Wartezeiten. Man kann auch vorab ein Zeitfenster buchen, um ohne Wartezeit Einlass zu bekommen. Wenn man das rechtzeitig tut, bekommt man sicherlich auch normale Uhrzeiten angeboten. Wenn man das so macht wie ich, muss man früh zwischen 7 und 8 Uhr antreten. Mir bleiben etwa 3 Stunden, um das Wunderland zu entdecken. Und ich muss zugeben, dass das wirklich nicht viel Zeit ist.
Mini-Italien
Beeindruckt bin ich auf jeden Fall, mit wie viel Liebe zum Detail man die Miniaturwelt erschaffen hat und auch für „große Kinder“ ist ein Besuch sehr zu empfehlen. Mit der Hamburger Hochbahn begebe ich mich wieder zum Hotel:
Langsam schlaucht das alles. Ich hetze zurück ins Hotel, um dort im wahrsten Sinne des Wortes 5 vor 12 auszuchecken. 27 Stunden Hamburg gehen zu Ende. Bis zur Abfahrt habe ich noch vom McDonald‘s im Hauptbahnhof einen Blick auf das Geschehen in den Gleisen. Die meisten Züge kommen zwar pünktlich rein, aber nur mit Verspätung wieder raus. Das selbe Schicksal soll auch meinen ICE ereilen. Für meine Hamburg-Reise schließt sich auch mit der Rückfahrt ein Kreis: Wieder stellt mir die Bahn ICE-T „Sonneberg“ hin, gestern noch als ICE 1606 unterwegs auf der Berliner Linie, heute reist er als ICE 1689 über Kassel nach München. Für mich geht’s heute nicht nach Leipzig, sondern erstmal nach Franken in den Heimaturlaub. Erholung hab ich jetzt auch dringend nötig…
Eigentlich hätte ich mir nach diesem Trip gewünscht, nächste Saison wieder nach Hamburg reisen zu dürfen. Wie wir alle nun mittlerweile wissen, hat der HSV den Aufstieg auf der Zielgeraden verspielt.