Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN? (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 05.06.2019, 09:05 (vor 1758 Tagen)
bearbeitet von J-C, Mittwoch, 05.06.2019, 09:07

Tarife ohne Handy

Yes! Es gibt in Österreich einen Anbieter, der Verträge ohne Datenlimit bietet. Nach der Fusion von T-Mobile und UPC bietet Magenta nun endlich eine Option, die es in Deutschland, der Schweiz oder Polen schon länger gibt.

Dazu auch Freieinheiten für die Schweiz, Serbien und die USA.

Die Tarife gibt es sowohl mit - als auch ohne Handy.

Ohne Handy kostet der höchste Tarif - umlimitiert Surfen mit 300 Mbit/s Downstream - 60€

Interessante Entwicklung, wie ich finde.

Ich habe das Thema aber nicht umsonst aufgegriffen. Die SBB verzichtet ja bekanntlich auf WLAN im Zug, wilm stattdessen mit einer App kostenfreies Internet sicherstellen.

Bei dieser Entwicklung wird die Bedeutung von WLAN im Zug freilich immer geringer - zumindest für uns Europäer.

Denn klar ist, wenn es kein Datenvolumen zu schonen gilt und man mittels Repeater einen besseren Empfang kriegt, wozu braucht's noch WLAN?

Ich kann mir gut vorstellen, dass auch international das Roaming soweit in den Datentarifen inkludiert wird, dass man auch als Tourist zunehmend auf WLAN verzichten kann.

Aber wie seht ihr das?

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Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN?

musicus, Mittwoch, 05.06.2019, 09:12 (vor 1758 Tagen) @ J-C
bearbeitet von musicus, Mittwoch, 05.06.2019, 09:13

Denn klar ist, wenn es kein Datenvolumen zu schonen gilt und man mittels Repeater einen besseren Empfang kriegt, wozu braucht's noch WLAN?

Klar ist, wenn es kein Datenvolumen zu schonen gilt und man mittels Repeater sich auf mehrere Mobilfunknetze stützen kann, wozu braucht's noch privates Datenvolumen?

Ich kann mir gut vorstellen, dass auch international das Roaming soweit in den Datentarifen inkludiert wird, dass man auch als Tourist zunehmend auf WLAN verzichten kann.

Kann ich mir (aktuell noch) nicht vorstellen.

Aber wie seht ihr das?

Die Grundsatzprobleme sind nach wie vor die mitunter miserable bis nicht vorhandene Netzabdeckung entlang von Bahnstrecken, die per Mobilfunk real verfügbare (und auf mehrere Endnutzer aufzuteilende) Bandbreite sowie das massenhafte Fehlen von (guten) Mobilfunkrepeatern am Rollmaterial.

Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN?

neonsonne, Dresden, Mittwoch, 05.06.2019, 10:11 (vor 1758 Tagen) @ J-C

Ich denke, es wird noch lange Tarife geben, die für wenig Geld begrenztes Datenvolumen anbieten. Und diese Tarife nutzen viele und werden auch weiterhin viele nutzen. Mein persönliches Surfverhalten bedarf z. B. nicht viel Datenvolumen - außer bei langen Zugfahrten, da surfe ich intensiv - so Netz oder WLAN verfügbar...

60 Euro im Monat für den Handytarif wären mir als Normalverdiener endlos zu viel...

Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN?

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 05.06.2019, 10:15 (vor 1758 Tagen) @ neonsonne
bearbeitet von J-C, Mittwoch, 05.06.2019, 10:16

Also ich zum Beispiel nutze das WLAN nur noch, wenn ich eins zu Hause hab oder auf der Uni. Wenn ich im Cityjet oder Railjet das OnBoard-WLAN nutze, dann nur, um im OnBoard-Portal zu surfen.

Tatsache ist, dass ich mit meinen 10 GB für 16€ ansonsten ganz gut klarkomme...

Wenn man mit seinem Volumen eh klar kommt, glaub ich, braucht es auch kein WLAN mehr...

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Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN?

neonsonne, Dresden, Mittwoch, 05.06.2019, 10:34 (vor 1758 Tagen) @ J-C

Na doch, wenn ich z.B. bei einer 2h-Fahrt exzessiv surfen will, die Tageszeitung runterladen will, oder den Laptop nutze.

Unlimitiertes Datenvolumen vs. WLAN?

numi, Mittwoch, 05.06.2019, 10:21 (vor 1758 Tagen) @ J-C

Ich kenne das aus Taiwan. Als ich dort meine Touristensimkarte geholt hatte, meinte die Verkäuferin "You can now deactivate your Wifi.". Ich fand den Satz total komisch aber sie hatte natürlich recht. Wenn man überall ein perfektes Netz und unlimitiertes Datenvolumen hat, dann braucht man kein WLAN mehr.

Hier in Deutschland gibt es da natürlich zwei Probleme. Zum einen die katastrophale Netzabdeckung. Diese führt dazu, dass man bei einer Bahnfahrt mit dem eigenen Provider oftmals keine durchgehende Verbindung hat. Hier ist WLAN natürlich praktisch, da damit eine Verbindung zu allen drei Netzen aufgebaut werden kann und so die Chance auf eine Anbindung ansteigt.

Das andere Problem sind die sehr hohen Kosten für Datenvolumen in Deutschland. Im Vergleich zum umliegenden Ausland reden wir hier oftmals von einem Vielfachen der Preise. Da findet man es als Kunde natürlich schön, wenn man kostenlos surfen kann.


Wir müssen hier in Deutschland der politischen Realität ins Auge schauen. Es wird in absehbarer Zeit keine wirklichen Verbesserungen geben, dafür wird unsere Bundesregierung weiterhin sorgen. Man muss also irgendwie das beste aus der schlechten Situation machen. Da bietet sich dann der Aufbau von WLAN Netzen an, da die Unternehmen vor Ort das selbst machen können und die Bundesregierung darauf nur wenig Einfluss hat.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 05.06.2019, 10:30 (vor 1758 Tagen) @ numi
bearbeitet von J-C, Mittwoch, 05.06.2019, 10:32

Ich kenne das aus Taiwan. Als ich dort meine Touristensimkarte geholt hatte, meinte die Verkäuferin "You can now deactivate your Wifi.". Ich fand den Satz total komisch aber sie hatte natürlich recht. Wenn man überall ein perfektes Netz und unlimitiertes Datenvolumen hat, dann braucht man kein WLAN mehr.

Kriegt man da unlimitiertes Internet?

Hier in Deutschland gibt es da natürlich zwei Probleme. Zum einen die katastrophale Netzabdeckung. Diese führt dazu, dass man bei einer Bahnfahrt mit dem eigenen Provider oftmals keine durchgehende Verbindung hat. Hier ist WLAN natürlich praktisch, da damit eine Verbindung zu allen drei Netzen aufgebaut werden kann und so die Chance auf eine Anbindung ansteigt.

Ja, das ist natürlich ein Argument. Ist es eigentlich wirklich immer noch so, dass zwischen Berlin und Hamburg es kein Netz hat nach verlassen der Großräume?

Ich meine hier in Österreich kriege ich selbst im Gebirge oft noch LTE.

Das andere Problem sind die sehr hohen Kosten für Datenvolumen in Deutschland. Im Vergleich zum umliegenden Ausland reden wir hier oftmals von einem Vielfachen der Preise. Da findet man es als Kunde natürlich schön, wenn man kostenlos surfen kann.

T-Mobile bietet für 80€ unlimitiert Datenvolumen an. Was mich da stutzig machte, ist, dass man für 10 GB 60€ zahlen muss. In Österreich verlangt der selbe Anbieter für das selbe Datenvolumen gerade einmal 15€. Und für 60€ eben gleich unlimitiert.

Dabei reden wir jeweils von den Tarifen ohne Smartphone.

Die Volumenklippe scheint da in Deutschland ziemlich steil zu sein.


Wir müssen hier in Deutschland der politischen Realität ins Auge schauen. Es wird in absehbarer Zeit keine wirklichen Verbesserungen geben, dafür wird unsere Bundesregierung weiterhin sorgen. Man muss also irgendwie das beste aus der schlechten Situation machen. Da bietet sich dann der Aufbau von WLAN Netzen an, da die Unternehmen vor Ort das selbst machen können und die Bundesregierung darauf nur wenig Einfluss hat.

Das finde ich eigentlich lustig. Was ist eigentlich der wesentliche Unterschied in der Netzpolitik in Deutschland und Österreich? In Österreich hat's auch genau 3 Anbieter, in Österreich werden Frequenzen auch versteigert...

...aber T-Mobile - bzw. Magenta bietet in Österreich einfach viel besseres Internet als Deutschland, war s.i.w. Testsieger im letzten Netzvergleich (und die Anbieter sind dort jeweils auf einem sehr hohen Niveau unterwegs), man ist in der Avantgarde des 5G-Ausbaus dort (bereits seit einiger Zeit wurde 5G seitens Magenta, was damals noch T-Mobile war, an ausgewählte Kunden ausgerollt).

Ich wüsste echt gerne, was Österreich hat, was Deutschland nicht hat.

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T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

Bluenight1983, Mittwoch, 05.06.2019, 10:50 (vor 1758 Tagen) @ J-C

Der Unterschied ist das die politische Schicht in Deutschland extrem Rueckstaendig ist und nur Abwartet anstatt mal zu handeln bevor es zu spaet ist. Wie hatte doch unsere Kanzlerin noch vor kurzem gesagt: Das Internet ist Neuland fuer uns. Das haette man 98 sagen koennen als sich das Internet so richtig angefangen hat in der breiteren Bevoelkerung zu verbreiten.

Es gaebe doch so eine einfache Moeglichkeit etwas zu aendern. Warum verpflichtet man nicht jeden Netzbetreiber ueber 99 Prozent der Flaeche Deutschlands mit LTE aus zu statten? Hat die
Regierung vielleicht angst das es dann weniger Milliarden bei der naechsten Vergabe gibt? Vielleicht ist das auch der Grund warum man an den Preisen nichts aendern will oder gar freies WIFI foerdern will.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

frank_le, Mittwoch, 05.06.2019, 17:47 (vor 1758 Tagen) @ Bluenight1983

Der Unterschied ist das die politische Schicht in Deutschland extrem Rueckstaendig ist und nur Abwartet anstatt mal zu handeln bevor es zu spaet ist. Wie hatte doch unsere Kanzlerin noch vor kurzem gesagt: Das Internet ist Neuland fuer uns. Das haette man 98 sagen koennen als sich das Internet so richtig angefangen hat in der breiteren Bevoelkerung zu verbreiten.

Es gaebe doch so eine einfache Moeglichkeit etwas zu aendern. Warum verpflichtet man nicht jeden Netzbetreiber ueber 99 Prozent der Flaeche Deutschlands mit LTE aus zu statten? Hat die
Regierung vielleicht angst das es dann weniger Milliarden bei der naechsten Vergabe gibt? Vielleicht ist das auch der Grund warum man an den Preisen nichts aendern will oder gar freies WIFI foerdern will.

Telekom hat längst 98% der Haushalte ausgebaut und damit die Verpflichtungen der Frequenzvergabe (müsste 97% gewesen sein) erfüllt. Die anderen beiden Netzbetreiber leider noch nicht.

https://www.lte-anbieter.info/verfuegbarkeit/lte-verfuegbarkeit-testen.php

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

Ösi, Mittwoch, 05.06.2019, 18:28 (vor 1758 Tagen) @ frank_le

97% der Haushalte sind aber nicht 97% der Fläche.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

numi, Mittwoch, 05.06.2019, 20:13 (vor 1758 Tagen) @ Ösi

Das ist ja der Kritikpunkt. Die Telekom ist ein Wirtschaftsunternehmen und ist an Profitmaximierung interessiert. Das sehe ich auch nicht als Problem an, denn so ist unser Wirtschaftssystem aufgebaut. Die Regeln dafür gibt jedoch die Öffentliche Hand vor. Hier hat die Bundesregierung es versäumt, die notwendigen Ausbaustandards vorzuschreiben.

Ich stelle mir eine Forderung wie folgt vor: Eine mindestens täglich befahrene Strecke des Öffentlichen Personenverkehrs ist zu 100% so abzudecken, dass ein Fahrgast in der Spitzenstunde mindestens eine Datenrate von 1 MBit/s nutzen kann.

Es wäre dann natürlich noch ergänzende Gesetzgebung notwendig. z.B. bei Tunnelstrecken wäre noch dafür zu sorgen, dass der Infrastrukturbetreiber zur Kooperation verpflichtet werden muss.

Leider sind wir aber auch bei der aktuellen 5G Ausschreibung wieder weit weg von harten Vorgaben.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

fbettker, Donnerstag, 06.06.2019, 08:55 (vor 1757 Tagen) @ numi
bearbeitet von fbettker, Donnerstag, 06.06.2019, 08:59

Das ist ja der Kritikpunkt. Die Telekom ist ein Wirtschaftsunternehmen und ist an Profitmaximierung interessiert. Das sehe ich auch nicht als Problem an, denn so ist unser Wirtschaftssystem aufgebaut. Die Regeln dafür gibt jedoch die Öffentliche Hand vor. Hier hat die Bundesregierung es versäumt, die notwendigen Ausbaustandards vorzuschreiben.

Man hört ja immer wieder, dass als Grund für die unzureichende Internetversorgung - sowohl mobil als auch stationär (d.h. via DSL/Kabel usw. also Breitband!) - angegeben wird, dass Telekom und Co. kommerzielle Anbieter sind, und eben nicht dort ausbauen, wo es sich nicht für sie lohnt. So kommunizieren es ja die Anbieter ja auch.

Das ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. Man müsste die Internetversorgung zur sog. "Grundversorgung" hinzufügen. Laut Wikipedia "setzt Grundversorgung voraus, dass diese zu einem angemessenen Preis angeboten wird − also auch in benachteiligten Gebieten (etwa in Bezug auf die Bevölkerungsdichte oder die Topographie), wo sich dies nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien für die Anbieter beziehungsweise für den Staat nicht lohnen würde. (...) Die von der Grundversorgung umfasste Infrastruktur wird regelmäßig den sich wandelnden wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen angepasst."

Als Beispiele werden hier u.a. der ÖPNV, die Gas-, Wasser und Elektrizitätsversorgung, die Abfallentsorgung, die Abwasserbeseitigung, und die Postzustellung genannt.

Warum sollten das nicht auch für Internetversorgung gelten? Wenn sich Unternehmen in Deutschland niederlassen, prüfen sie vorher, wie gut die Interversorgung am gewählten Standort ist - und das gilt nicht nur für Unternehmen mit IT-Anwendungen. Ein Grund, warum immer mehr Menschen in die Städte ziehen und dort die Wohnungsknappheit verschärft wird, ist, dass "auf dem Land" nicht nur teilweise sondern flächendeckend eine grottenschlechte Internetverbindung herrscht - inkl. Bahn- und Autobahnstrecken.

Und die oben angegeben Beispiele, die jetzt schon zur Grundversorgung gehören, zeigen, wie eben diese durchgesetzt wird. Und meistens ist direkt oder indirekt der Staat als "Anbieter" (mit-)beteiligt. Bei der Elektrizitätsversorgung konkurrieren Stadtwerke und mit "kommerziellen" Energieversorgungsunternehmen, die Abfallversorgung übernimmt entweder eine kommunale städtische Einrichtung, wenn diese die Versorgung nicht "outgesourct" hat, und bei der Postzustellung gibt es bei den Briefen ein Quasi-Monopol mit der Deutschen Post, während diese (mit DHL) bei der Paketzustellung mit den kommerziellen Anbietern wie UPS, Hermes usw. konkurrieren muss (was dann zu Quersubventionierungen zwischen Deutschen Post und DHL führt).

Und keiner schreit hier "Sozialismus" oder "Planwirtschaft", weil hier staatliche/kommunale Anbieter mit kommerziellen Anbietern konkurrieren (naja, außer den üblichen Verdächtigen).

Nochmal: Warum gehört die Internetversorgung nicht zur Grundversorgung? Warum überlässt man diese Sparte ausschließlich kommerziellen Anbietern, obwohl diese offensiv kommunizieren, dass man auch in Zukunft nie eine Abdeckung von 100% erreichen wird, weil die letzten 2-3 % ein Minusgeschäft bedeuten würde?

Die Bundesnetzagentur schreibt, wie z.Zt. der rechtliche Stand ist: "Das Angebot von breitbandigen Internetanschlüssen, wie z. B. DSL, VDSL, UMTS oder LTE unterliegt nach dem Telekommunikationsgesetz nicht den Vorgaben der Grundversorgung. Damit ist kein Anbieter verpflichtet, Endkunden mit einem breitbandigen Internetanschluss zu versorgen."

Deutschland: Entwicklungsland.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

frank_le, Donnerstag, 06.06.2019, 09:24 (vor 1757 Tagen) @ fbettker

Das ist ja der Kritikpunkt. Die Telekom ist ein Wirtschaftsunternehmen und ist an Profitmaximierung interessiert. Das sehe ich auch nicht als Problem an, denn so ist unser Wirtschaftssystem aufgebaut. Die Regeln dafür gibt jedoch die Öffentliche Hand vor. Hier hat die Bundesregierung es versäumt, die notwendigen Ausbaustandards vorzuschreiben.


Man hört ja immer wieder, dass als Grund für die unzureichende Internetversorgung - sowohl mobil als auch stationär (d.h. via DSL/Kabel usw. also Breitband!) - angegeben wird, dass Telekom und Co. kommerzielle Anbieter sind, und eben nicht dort ausbauen, wo es sich nicht für sie lohnt. So kommunizieren es ja die Anbieter ja auch.

Das ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. Man müsste die Internetversorgung zur sog. "Grundversorgung" hinzufügen. Laut Wikipedia "setzt Grundversorgung voraus, dass diese zu einem angemessenen Preis angeboten wird − also auch in benachteiligten Gebieten (etwa in Bezug auf die Bevölkerungsdichte oder die Topographie), wo sich dies nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien für die Anbieter beziehungsweise für den Staat nicht lohnen würde. (...) Die von der Grundversorgung umfasste Infrastruktur wird regelmäßig den sich wandelnden wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen angepasst."

Als Beispiele werden hier u.a. der ÖPNV, die Gas-, Wasser und Elektrizitätsversorgung, die Abfallentsorgung, die Abwasserbeseitigung, und die Postzustellung genannt.

Warum sollten das nicht auch für Internetversorgung gelten? Wenn sich Unternehmen in Deutschland niederlassen, prüfen sie vorher, wie gut die Interversorgung am gewählten Standort ist - und das gilt nicht nur für Unternehmen mit IT-Anwendungen. Ein Grund, warum immer mehr Menschen in die Städte ziehen und dort die Wohnungsknappheit verschärft wird, ist, dass "auf dem Land" nicht nur teilweise sondern flächendeckend eine grottenschlechte Internetverbindung herrscht - inkl. Bahn- und Autobahnstrecken.

Und die oben angegeben Beispiele, die jetzt schon zur Grundversorgung gehören, zeigen, wie eben diese durchgesetzt wird. Und meistens ist direkt oder indirekt der Staat als "Anbieter" (mit-)beteiligt. Bei der Elektrizitätsversorgung konkurrieren Stadtwerke und mit "kommerziellen" Energieversorgungsunternehmen, die Abfallversorgung übernimmt entweder eine kommunale städtische Einrichtung, wenn diese die Versorgung nicht "outgesourct" hat, und bei der Postzustellung gibt es bei den Briefen ein Quasi-Monopol mit der Deutschen Post, während diese (mit DHL) bei der Paketzustellung mit den kommerziellen Anbietern wie UPS, Hermes usw. konkurrieren muss (was dann zu Quersubventionierungen zwischen Deutschen Post und DHL führt).

Und keiner schreit hier "Sozialismus" oder "Planwirtschaft", weil hier staatliche/kommunale Anbieter mit kommerziellen Anbietern konkurrieren (naja, außer den üblichen Verdächtigen).

Nochmal: Warum gehört die Internetversorgung nicht zur Grundversorgung? Warum überlässt man diese Sparte ausschließlich kommerziellen Anbietern, obwohl diese offensiv kommunizieren, dass man auch in Zukunft nie eine Abdeckung von 100% erreichen wird, weil die letzten 2-3 % ein Minusgeschäft bedeuten würde?

Die Bundesnetzagentur schreibt, wie z.Zt. der rechtliche Stand ist: "Das Angebot von breitbandigen Internetanschlüssen, wie z. B. DSL, VDSL, UMTS oder LTE unterliegt nach dem Telekommunikationsgesetz nicht den Vorgaben der Grundversorgung. Damit ist kein Anbieter verpflichtet, Endkunden mit einem breitbandigen Internetanschluss zu versorgen."

Deutschland: Entwicklungsland.

Jede Gemeinde welche Breitband ausbauen möchte kann eine Ausschreibung machen und mit Fördergeldern (100%) einen Anbieter beauftragen. Das passiert täglich in Deutschland.

Allerdings sind die Kosten teilweise extrem hoch für die letzten abgelegenen Höfe und Firmen.

Bei Mobilfunk gibt es Qualitative Unterschiede in der Versorgung. Mindestens ein Anbieter erfüllt nicht die Auflagen aus der Frequenvergabe - aber da getraut sich die Politik nicht einzugreifen sondern schwafelt lieber von flächendeckenden 5G.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Donnerstag, 06.06.2019, 09:45 (vor 1757 Tagen) @ fbettker
bearbeitet von J-C, Donnerstag, 06.06.2019, 09:49

Das ist ja der Kritikpunkt. Die Telekom ist ein Wirtschaftsunternehmen und ist an Profitmaximierung interessiert. Das sehe ich auch nicht als Problem an, denn so ist unser Wirtschaftssystem aufgebaut. Die Regeln dafür gibt jedoch die Öffentliche Hand vor. Hier hat die Bundesregierung es versäumt, die notwendigen Ausbaustandards vorzuschreiben.


Man hört ja immer wieder, dass als Grund für die unzureichende Internetversorgung - sowohl mobil als auch stationär (d.h. via DSL/Kabel usw. also Breitband!) - angegeben wird, dass Telekom und Co. kommerzielle Anbieter sind, und eben nicht dort ausbauen, wo es sich nicht für sie lohnt. So kommunizieren es ja die Anbieter ja auch.

Das ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. Man müsste die Internetversorgung zur sog. "Grundversorgung" hinzufügen. Laut Wikipedia "setzt Grundversorgung voraus, dass diese zu einem angemessenen Preis angeboten wird − also auch in benachteiligten Gebieten (etwa in Bezug auf die Bevölkerungsdichte oder die Topographie), wo sich dies nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien für die Anbieter beziehungsweise für den Staat nicht lohnen würde. (...) Die von der Grundversorgung umfasste Infrastruktur wird regelmäßig den sich wandelnden wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen angepasst."

[…] Warum sollten das nicht auch für Internetversorgung gelten?

Gute Frage.
In Österreich hat man dazu 1 Milliarde Euro bereitgestellt (Link)
Der Zweck dieser 1 Milliarde Euro ist recht klar ersichtlich:

Die Förderungsprogramme zu Access, Backhaul, Connect und Leerrohr bilden im Rahmen von Breitband Austria 2020 (BBA_2020) die Grundlage für die Vergabe von Förderungsgeldern, die aus der Breitbandmilliarde stammen. Mit Hilfe dieser Förderungsmittel soll die digitale Kluft zwischen Land und Stadt geschlossen werden, indem sie in jenen Gebieten zum Einsatz kommen, in denen es in absehbarer Zeit sonst keine Versorgung mit Hochleistungsbreitband geben würde.

Heißt, wo es sich für die Mobilfunker nicht rentiert, errichtet der Staat die Infrastruktur. Dann können die Mobilfunker diese eben nutzen.

Nochmal: Warum gehört die Internetversorgung nicht zur Grundversorgung? Warum überlässt man diese Sparte ausschließlich kommerziellen Anbietern, obwohl diese offensiv kommunizieren, dass man auch in Zukunft nie eine Abdeckung von 100% erreichen wird, weil die letzten 2-3 % ein Minusgeschäft bedeuten würde?

Eben, das ist absurd und kann nicht der Zweck des Wettbewerbs sein.

Die Bundesnetzagentur schreibt, wie z.Zt. der rechtliche Stand ist: "Das Angebot von breitbandigen Internetanschlüssen, wie z. B. DSL, VDSL, UMTS oder LTE unterliegt nach dem Telekommunikationsgesetz nicht den Vorgaben der Grundversorgung. Damit ist kein Anbieter verpflichtet, Endkunden mit einem breitbandigen Internetanschluss zu versorgen."

Deutschland: Entwicklungsland.

In Österreich hat Magenta zur Zeit die besten Tarife im Angebot, Tarife, von denen man in Deutschland nur träumen kann.

Die Telekom ist also durchaus keiner, der den Wettbewerb um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis scheuen würde. Aber die Konditionen in Deutschland fördern das offenbar nicht.

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Nachsatz

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Donnerstag, 06.06.2019, 09:57 (vor 1757 Tagen) @ J-C

Es gibt ja durchaus Leute, die in Deutschland die mangelnde Innovationsbereitschaft der Telekom kritisieren.

Ich hab's zwar schon einmal gesagt, aber ich möchte das nochmal verdeutlichen. Die Telekom hat Innovationskraft und das nicht wenig. Sie bietet wie gesagt derzeit die wohl besten Konditionen im österreichischen Mobilfunkmarkt an. Die Telekom ist eben DER Innovationsbringer hier in Österreich, sie gehört zu den ersten beim 5G-Ausbau (bei dem Österreich überhaupt die Nase vorn hat).

Dadurch, dass eben auch Infrastruktur bereit steht, wo ein Ausbau sich sonst nicht rentieren würde, kann ein Wettbewerb umso besser entstehen. Hier in Österreich liefern sich die 3 Anbieter einen Preiskampf, während sie ein Spitzenniveau haben. Das ist doch genau das, was uns beim Wettbewerb immer versprochen wurde und genau das, was wir doch wollen! Warum geht das? Eben weil der Staat seine gestaltende Rolle wahrnimmt!

Ich glaube, es ist ein ziemlicher Schlag ins Gesicht für Deutschland, wenn der Ex-Monopolist im Ausland bessere Konditionen zum günstigeren Preis anbietet als hierzulande.

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T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

musicus, Mittwoch, 05.06.2019, 20:26 (vor 1758 Tagen) @ Bluenight1983

Es gaebe doch so eine einfache Moeglichkeit etwas zu aendern. Warum verpflichtet man nicht jeden Netzbetreiber ueber 99 Prozent der Flaeche Deutschlands mit LTE aus zu statten?

Wozu?
Siedlungs- und Verkehrsflächen machen in Deutschland keine 15% aus.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

numi, Mittwoch, 05.06.2019, 10:55 (vor 1758 Tagen) @ J-C

In Taiwan gibt es so Touristensimkarten, mit einer bestimmten Gültigkeit. Ich hatte mir eine 6-Tage-Karte geholt. Dabei waren dann 6 Tage unlimitiertes Internet sowie 50 Freiminuten. Gekostet hat das 400 TWD (also ca 11 Euro).


Bezüglich des schlechten Ausbaus gibt es ja eigentlich die Möglichkeit mit der Versteigerung der Frequenzen auch eine Mindestqualität vorschreiben zu können. Das wurde bisher kaum gemacht. Die Mobilfunkanbieter haben ja auch keinerlei Interesse daran irgendetwas zu verbessern. Alle drei Anbieter machen gigantische Gewinne auf dem deutschen Markt. Mit dieser Situation sind alle sehr zufrieden. Da kommt dann keiner von sich selbst auf die Idee, größere Investitionen zu tätigen.

T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland?

sibiminus, Mittwoch, 05.06.2019, 18:53 (vor 1758 Tagen) @ J-C

T-Mobile bietet für 80€ unlimitiert Datenvolumen an. Was mich da stutzig machte, ist, dass man für 10 GB 60€ zahlen muss. In Österreich verlangt der selbe Anbieter für das selbe Datenvolumen gerade einmal 15€. Und für 60€ eben gleich unlimitiert.

Dafür können wir uns bei Hans Eichel & Co. bedanken. Die damalige Bundesregierung hatte entschieden, die UMTS-Lizenzen höchstbietend zu versteigern. Deswegen hatte Eichel auch die Abkürzung UMTS umgedeutet in "unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung der Staatsschulden" - an der Praxis hat sich nichts groß geändert und das merkt man am Preisniveau.

WLAN für Laptop

ES89, Hamburg / Rostock, Donnerstag, 06.06.2019, 00:06 (vor 1757 Tagen) @ J-C

Denn klar ist, wenn es kein Datenvolumen zu schonen gilt und man mittels Repeater einen besseren Empfang kriegt, wozu braucht's noch WLAN?

Neben den genannten Gründen: Weil man neben dem Samrtphone vielleicht richtig, per Laptop, arbeiten möchte/muss.
Die Beraterhanseln haben ja alle einen Surfstick, für die ist das kein Problem. Aber für den nicht dauermobilen Beschäftigten, der von seinem Arbeitgeber nicht mit Surfstick-Datenvolumen ausgestattet sind, ist WLAN (+ VPN-Tunnel) schon super - und ein Grund, die Bahn als gewähltes Verkehrmittel gegenüber dem Kfz vorzuziehen.

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Für zumindest drei Abteile je Wagenklasse!

WLAN für Laptop

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Donnerstag, 06.06.2019, 00:09 (vor 1757 Tagen) @ ES89

Denn klar ist, wenn es kein Datenvolumen zu schonen gilt und man mittels Repeater einen besseren Empfang kriegt, wozu braucht's noch WLAN?


Neben den genannten Gründen: Weil man neben dem Samrtphone vielleicht richtig, per Laptop, arbeiten möchte/muss.

Wenn man ein Smartphone hat...

Die Beraterhanseln haben ja alle einen Surfstick, für die ist das kein Problem. Aber für den nicht dauermobilen Beschäftigten, der von seinem Arbeitgeber nicht mit Surfstick-Datenvolumen ausgestattet sind, ist WLAN (+ VPN-Tunnel) schon super - und ein Grund, die Bahn als gewähltes Verkehrmittel gegenüber dem Kfz vorzuziehen.

...kann man es auch als mobilen Hotspot nutzen. Hab ich schon hin und wieder getan. Hat man für sich einen Repeater, der an sich recht gut die Daten weiterleitet.

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WLAN für Laptop

oska, Donnerstag, 06.06.2019, 00:43 (vor 1757 Tagen) @ ES89

Neben den genannten Gründen: Weil man neben dem Samrtphone vielleicht richtig, per Laptop, arbeiten möchte/muss.
Die Beraterhanseln haben ja alle einen Surfstick, für die ist das kein Problem. Aber für den nicht dauermobilen Beschäftigten, der von seinem Arbeitgeber nicht mit Surfstick-Datenvolumen ausgestattet sind, ist WLAN (+ VPN-Tunnel) schon super - und ein

Grund, die Bahn als gewähltes Verkehrmittel gegenüber dem Kfz vorzuziehen.

WLAN ist schon sehr angenehm im Zug. Gar nicht für große Menge an Datenvolumen, sondern einfach als Verfügbarkeit um kurzfristig wichtige Dinge nachzugucken. Und sei es nur der Anschlusszug.

Aber als größten Vorteil gegenüber dem Kfz würde ich die Fahrweise sehen. In der Stadt Stop&Go, Ampeln und Abbiegen, auf der Autobahn die Spurwechsel beim Überholen. Eventuell kannst Du den Laptop sogar auf einen Tisch stellen und hast eine Steckdose zum Laden. Auf jeden Fall kannst Du kurz aufstehen und hast genug Platz um in Deiner Tasche zu kramen und den Laptop ein- oder auszupacken. Egal wie das Wetter draussen ist. Auch wenn hier und da mal ein WC defekt ist, in den meisten Zügen kommen dennoch mehr funktionierende WC vor, als es sie in Kfz gibt.

Ein Surfstick ist - im Vergleich zum Preis des Laptops - übrigens gar nicht so teuer. Und Du kannst dort die gleichen Billigkarten nutzen, wie im Handy auch. Z.B. einen 500-MB-Tarif vom Aldi, für 3,99 bei einer Laufzeit von 28 Tagen. Aber auch nach Verbrauch der 500 MB kannst Du den Tarif noch bis zum Ende der Laufzeit mit einer gedrosselten Geschwindigkeit nutzen. Wenn Du keine großen Datenmengen übertragen musst sondern einfach nur eine (langsame) Verbindung brauchst, kann sich das lohnen. Um mit Bildern oder anderen großen Daten zu arbeiten hilft das natürlich nicht.

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