Sozialverhalten von Fahrgästen in Fahrradabteilen des NVs (Allgemeines Forum)

Graukärtchenfahrer, Symbaden, Montag, 28.07.2008, 15:19 (vor 5743 Tagen)

Hallo!

Manchmal nehme ich mein Rad in einem Zug des NVs mit. Meist sind im RVF Dostos im Einsatz. Diese haben in niedriger Höhe einen guten Einstieg für Räder. In Raummitte befindet sich ein WC (behindertengerecht). In der anderen Hälfte des Wagens befinden sich normale Sitze.
Man muss noch dazu sagen, dass die Radmitnahme im RVF tariflich ein Wirrwar ist.
Auf der Rheintalstrecke ganztags ab 9:00 kostenfrei, für die BSB und die Höllentalstrecke muß man vor 19:30 den Vollpreis zahlen!

Letzte Woche fuhr ich mal wieder in den Schwarzwald, mit Fahrradkarte für stolze 4,80. Neben mir noch zwei andere Räder. Also das Abteil war fast nicht gefüllt. Max. zul- Anzahl der Räder: 12(?). Die Auszeichnung als Radabteil finde ich nun wirklich eindeutig.

Dann kam plötzlich so eine ältere Dame aus der anderen Richtung (also da wo normale Sitzplätze vorhanden sind und genügend frei waren) und fragte mich, ob das mein Rad sei und ich ihr mitteilte, dass das hier ein Radabteil sei. Ihre Antwort: "Hass".
Sie gab damit zu verstehen, dass sie Räder hasse und weiter sagte sie, dass sie dort auch als gerne sitzen würde. Die anderen Gäste hatte sie auch noch gefragt, ob das ihre Räder seien.
Ich war nicht auf Konfrontation aus, eigentlich hätte ich sie fragen sollen, ob sie sich auch eine Radfahrkarte gekauft hatte.

In einem anderen Fall war das Abteil voller, bzw. voll. Dort saß auf einem Klappsitz eine junge Schülerin. Ein Frau mit Kinderwagen kam herein, es gab keinen Platz mehr für den Kinderwagen. Die meisten Fahrgäste dort waren wie immer ohne Räder eingestiegen. Sie konnte also ihren Kinderwagen nicht vernünftig abstellen oder sich gar hinsetzen.
Ich schob mein Rad noch weiter zur Seite, fast schon in den kleinen Zwischengang hinein, so dass sie ihren Wagen doch noch gut abstellen konnte und gab der Mutter meinen Platz frei. Die Schülerin interessierte sich nicht dafür, obwohl sie die Szene mitbekam.

Im Grunde ist das Abteil immer zu mind. 50% oder mehr durch Gäste besetzt, die weder Räder dabei haben, behindert sind, noch Kinderwagen dabei haben. Meist sind diese sogar recht jung und schlicht zu faul und einfach ignorant nach oben zu gehen oder in einem anderen Wagen einzusteigen. Da wird eingestiegen, sich hingesetzt und dann gilt etwas auf die Spitze getrieben: "Nach mir die Sinntflut."
Auch wenn diese Fahrgäste genau sehen und eigentlich genau merken sollten, dass sie durch ihren belegten Klappsitz eine ganze Radlänge dicht machen, rücken diese nicht zur Seite oder gehen nach oben.
Die bleiben auch unverändert dort sitzen, selbst wenn eine ganze Radgruppe einsteigt. Das führt dann zu solchen Szenen, dass die Räder im Eingangsbereich der Tür abgestellt werden müssen, während im Bereich, der für die Räder reserviert ist, praktisch keine Räder stehen, aber durch die sitzenden Fahrgäste blockiert ist.

Ich beoachte das im Grunde jedes mal, mehr oder weniger stark. Im Berufsverkehr darf man kurz vor Abfahrt mit seinem Rad oder Kinderwagen überhaupt nicht mehr dort einsteigen. Da flüchten schon einmal Radfahrer mit ihren Rädern in andere Eingänge, was die Sache noch schlimmer macht. Ok, die restlichen Dostos sind zu dieser Zeit auch schon recht voll, aber man würde dort auch noch so gut als Fahrgast unterkommen.
Es ist im Grunde ein Verhalten wie in der Straßenbahn oder in Bussen in Deutschland. Die Leute bleiben im Eingangsbereich stehen und gehen nicht durch.

Ich habe nur einmal erlebt, wie ein ZuB eine Gruppe von Schülern nach hinten und oben "gescheucht" hatte, mit der Begründung, dass sei ein Radabteil.
Leider eine Ausnahme :-(

Und von dem Verhalten in Karlsruhe am Hbf, bei Fahrt mit der KVV, will ich erst gar nicht reden. Da kann man schon teilweise gar nicht mehr aussteigen, da wird in die gelbe S-Bahn abends regelrecht reingestürmt, dass man schirr nicht mehr rauskommt. Da wird auch beim Aussteigen nicht zur Seite gerückt, man versucht sich durch die auszusteigenden Fahrgäste durchzuschlängeln, obwohl die ganze S-Bahn frei ist.

Ähnliches habe ich, auch in KA, selbst im ICE schon erlebt. Ein anderer ICE-Pendler, meist mit viel Gepäck (so eine Sackkarre) muß regelmässig auch in KA aussteigen. Der berichtete mir von seinem Problemen in KA auszusteigen und ich konnte das auch miterleben:
Kaum war die Tür des ICE offen, rückten die einsteigewilligen Fahrgäste so nah an die Tür, dass er schlicht nicht mehr rauskam. Da wird schlicht nicht mehr eine Gasse zum Aussteigen gebildet.

Fahrgastverhalten am ICE-Einstieg

NIM rocks, Montag, 28.07.2008, 15:30 (vor 5743 Tagen) @ Graukärtchenfahrer
bearbeitet von NIM rocks, Montag, 28.07.2008, 15:32

Hi,

ich habe eine ähnliche Szene schonmal am Münchner Hbf beobachtet: Ein abendlicher ICE 3 nach Essen wurde bereitgestellt, und es wird angesagt, dass der Zug heute in umgekehrter Wagenreihung, also mit der 2. Klasse am Kopfende und der 1. Klasse Richtung NIM, bereitgestellt wird. Soweit, so gut.

Die Fahrgäste der 2. Klasse sind es aber anscheinend nicht gewöhnt, in München das Privileg zu haben, ganz vorne/hinten, eben ohne weit zu laufen, einzusteigen. Vor der ersten Tür im 2. Klasse Endwagen bildete sich ein riesen Mob, und der Bahnsteig war zu 2/3 voll, und die Bahnsteige in München sind nicht allzu schmal. Nur ein paar Schlaue kamen auf die Idee, den Mob zu umrunden und durch eine der zig anderen Türen einzusteigen... schon interessant, sowas. Hinzu kam noch, das nebenan auf Gleis 23 der ICE nach Berlin stand, und hier auch schon die Leute kamen. Der Bahnsteig litt 10 Minuten eine ziemlich derbe Verstopfung durch... ;-)

MfG NIM rocks

Fahrgastverhalten am ICE-Einstieg

Heeni, Hamburg, Montag, 28.07.2008, 17:02 (vor 5743 Tagen) @ NIM rocks

Schön!

Da sag ich nur:

"Das Prinzip des ""dummen"" Fahrgastes"

"Oh ein Zug!" -> "Mein Zug!" [schnell hin bevor der losfährt] "Oh, eine Tür!" [schnell rein damit ich ihn nicht verpasse und noch einen Sitzplatz bekomme]

und dann hat man am anderen Ende des Zuges seine Reservierung und läuft durch drei halb leere Wagen...

Auch in Dresden immer wieder schön, allerdings wohl nie so wie in München!

Heeni

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So lange es voran geht, kommt man weiter!

Sozialverhalten von Fahrgästen in Fahrradabteilen des NVs

Fabi, Stuttgart, Montag, 28.07.2008, 15:56 (vor 5743 Tagen) @ Graukärtchenfahrer

Och, gerade bei der zitierten Strassenbahn, weiss ich nicht, ob das Verhalten vieler Menschen dort überhaupt noch "Sozial"-verhalten ist. Leider gibt es aber auch seitens der Unternehmen keine sinnvollen Überlegungen mehr. Also, für Gruppen (egal ob mit oder ohne Fahrrad) sollte Anmeldepflicht bestehen. Und ansonsten sollte man zwingend den Menschenverstand einsetzen, wenn man die Fahrzeuge betritt. Ausserdem sollten die Damen und Herren Fahrer mal die Regeln durchsetzen.

Also, einzelne Radfahrer benehmen sich eigentlich recht gut, aber man kann eben als Gruppe nicht erwarten, ohne sich anzumelden, zusammenhängend zu stehen bzw. zu sitzen.

Na ja, ich habe bei der AVG gelernt, einzusteigen, mich nicht aufzuregen, zu lesen und aususteigen. Das hat mir menschlich geholfen. :-)

Letztens kam die badische Fahrradrentnermafia sogar auf die Idee, die Fahrräder (sechs Stück) vor der vordersten Türe zu parken und sich auf die eigentlichen Klappsitze (da wo die Fahrräder hingehören) zu setzen. Das ging so lange gut, bis man mal links aussteigen musste und kurz vor Baiersbronn gab es dann auch endlich mal eine Bemerkung des Fahrers dazu. Die Menschen, die dort ein- bzw. aussteigen wollten, wurden mit "Typisch Deutschland, ..." von den Herren und Damen auf die anderen Türen verwiesen.

Aber alles in allem gebe ich Dir recht, wobei ich das Probleme eben auch bei Fahrradgruppen sehe.

Fabi

Sozialverhalten von Fahrgästen in Fahrradabteilen des NVs

Steffen, Montag, 28.07.2008, 16:08 (vor 5743 Tagen) @ Fabi

Gestern bin ich (mal wieder) in der Euregiobahn gefahren. Steigt in der letzten Station vor dem Fahrtrichtungswechsel eine Kleingruppe ein - dummerweise an der falschen der beiden Türen (also nicht da, wo der sehr große Platz zum Fahrradabstellen ist).

Weil also im Türbereich kein Platz für die Fahrräder war, wurde das Fahrrad 2 Stufen rauf in den Mini-Bereich direkt vor der Hinteren Fahrertür gewuchtet. Bis man gemerkt hat, dass am anderen Ende des Zuges wohl mehr Platz zu sein scheint. Also, Fahrrad rückwärts die Treppe runter schieben, im (engen) Türbereich wenden und einmal quer durch den ganzen Wagen.


...war auch die Rentnerfahrradmaffia, aber keine Gelbfüssler sondern Scheinländer ;)

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Sozialverhalten von Fahrgästen in Fahrradabteilen des NVs

br 403, Ruhrpott, Montag, 28.07.2008, 15:58 (vor 5743 Tagen) @ Graukärtchenfahrer

Kaum war die Tür des ICE offen, rückten die einsteigewilligen Fahrgäste so nah an die Tür, dass er schlicht nicht mehr rauskam. Da wird schlicht nicht mehr eine Gasse zum Aussteigen gebildet.

Das kenn ich allzu gut. Da gibt es nur noch eins bei mir, wenn kein Platz gemacht wird dann macht man sich eben selber Platz aber nicht grad auf die freundlichste Art und Weise.

Verständnisfrage

fabs, Braunschweig, Montag, 28.07.2008, 17:22 (vor 5743 Tagen) @ Graukärtchenfahrer

Moin!
Du hast es einer (vermutlich) jungen Frau, die nicht mehr Schwanger ist, ermöglicht, sich zu setzen. Einerseits sehr lobenswert, andererseits frage ich mich, warum man solchen Mitreisenden extra einen Platz freigeben sollte? Haben diese auch nach der Schwangerschaft weiterhin ein höheres Bedürfnis auf einen Sitzplatz als der Bauarbeiter, der den ganzen Tag körperlich hart gearbeitet hat und nun nach Hause will?
Wenn das Kind selbst läuft, aber noch vergleichsweise unsicher ist, ist es auch verständlich. Aber wenn es noch im Kinderwagen liegt?!

Was genau habe ich jetzt übersehen bzw. wo liegt mein Denkfehler?

Viele Grüße
fabs

--
Es gibt Dinge im Leben, die dich schnell aus der Bahn werfen können!
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Verständnisfrage

Graukärtchenfahrer, Symbaden, Montag, 28.07.2008, 18:02 (vor 5743 Tagen) @ fabs

Du hast es einer (vermutlich) jungen Frau, die nicht mehr Schwanger ist, ermöglicht, sich zu setzen. Einerseits sehr lobenswert, andererseits frage ich mich, warum man solchen Mitreisenden extra einen Platz freigeben sollte? Haben diese auch nach der Schwangerschaft weiterhin ein höheres Bedürfnis auf einen Sitzplatz als der Bauarbeiter, der den ganzen Tag körperlich hart gearbeitet hat und nun nach Hause will?

Du hast schon recht, ich mache sonst auch keinen Unterschied.
Es ist eine Weile her, ich weiß es auch nicht mehr so recht. Aber irgendetwas war da, dass ich ihr deshalb entgegen gekommen wird. Ich glaube, sie stand mit dem Kinderwagen inmitten ohne wirklich guten Halt im Fahrradabteil.
Kann auch sein, dass durch mein Verschieben meines Rads fast in den kleinen Zwischengang ein weiterer Platz frei wurde und wir beide Platz hatten :-)

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