Nach dem Abendessen ging ich zum Bahnhof und nahm gegen 23 Uhr den Nachtzug aus Syrakus gen Norden, der bei Abfahrt + 8 hatte. Im Abteil war schon ein Mann, ein weiterer und ich stiegen in Catania zu, ab Acireale war das Abteil voll.
Einmal wachte ich auf, als wir rangiert wurden und es anfing von drumherum zu brummen. Ich schaute auf die Uhr, kurz vor eins, wir wurden wohl gerade auf die Fähre geschoben. Später wachte ich auf und merkte, wie es aufhörte zu brummen, da wurden wir gerade von der Fähre runter geschoben. Es ist also kein Problem, während der Fährüberfahrt im Zug zu bleiben. Vor Salerno wachte ich auf und sah, dass wir + 25 hatten, lt. Google Zeitachse hatten wir Paola statt planm. 4:26 bereits um 4:12 erreicht, aber statt um 4:29 weiter zu fahren blieben wir bis 4:51 Uhr dort. In Salerno standen wir dann einige Minuten, um andere Züge vorzulassen, anschließend ging es mit mehr als + 30 z T in Schleichfahrt weiter nach Napoli C.le, Ankunft dort mit „nur“ + 28. Zwischen Salerno & Neapel liegt eine Art Halb-Rennbahn, die Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h ermöglicht und längere Tunnels aufweist, aber sie kann – im Gegensatz zu den richtigen Rennbahnen Italiens – auch von normalen Zügen befahren werden. In normalen Zügen dauert die Fahrt zwischen den beiden Städten so planm. 36 min. Dabei hat man einen schicken Ausblick auf den Vesuv. An jenem Morgen war leider alles ziemlich grau.
In Neapel angekommen dachte ich, jetzt hab ich wenigstens noch eine Viertelstunde, doch schon weniger als 5 min nach dem Nachtzug traf am Nebenbahnsteig der Frecciarossa 1000 ebenfalls aus Salerno ein, in den ich nun umstieg. Ich begab mich zu meinem „Schlitten“ (so heißt „Wagen“ in der unterhaltsamen deutschsprachigen Version der Trenitalia-Webseite :D) und stellte höchst erfreut fest, dass ich diesen mit einer Horde von ca. 70 schreienden Jugendlichen in Begleitung von Lehrern teilte – ja tolle Wurst. Dank Reservierungspflicht gibt es in italienischen Zügen generell keine Reservierungsanzeigen, deswegen traute ich mich auch nicht, mich in einen ganz anderen Wagen zu setzen… Es waren an sich normale Menschen, nur normal unterhalten konnten sie sich nicht, sie konnten nur schreien – und das die ganze Fahrt lang… -.- Kurz nach Abfahrt in Neapel sah ich einen Fyra bei Neapel. Auch wenn ich die Dinger nie in echt gesehen hatte, sprach der Hundekopf irgendwie mit mir. Nun folgten 570 km in 3:15 h, davon 11 min für Zwischenhalte – das macht eine planmäßige Durchschnittsgeschwindigkeit von 186 km/h. Von den drei Fahrten Catania – Neapel – Bologna – München hat Neapel – Bologna tatsächlich die meisten km, und das obwohl Bologna – München ja sehr kurvenreich ist und einen ordentlichen Umweg macht! Zusätzlich zur hohen Geschwindigkeit sollen die weiteren Vorzüge des italienischen HGV nicht unerwähnt bleiben: Neapel – Mailand wird in der morgendlichen HVZ teils im 5-min-Abstand !!! mit verschiedenen Halteschemata gefahren. Gefahren wird stets mit Tempo 300, bzw. Rom – Florenz (& Salerno – Neapel) „nur“ mit 250 km/h.
Mein Zug rannte nach Rom und bog kurz vor dem Hbf. rechts ab und hielt in Roma Tiburtina. Dort waren nur 2 min Aufenthalt vorgesehen. Doch die Meute der Schüler hatte sich schon an den Türen versammelt, bereits nach 68 min Fahrzeit mussten sie schon rauchen. Die Lehrer machten zwar nicht mit, aber sahen auch keine Notwendigkeit, dem Treiben Einhalt zu gebieten, selbst als man die Zubine immer energischer pfeifen hörte, hat die Lehrerin ihre Schüler an der Tür zwar beaufsichtigt, aber nicht hineingeholt. Dementsprechend war es mit den 2 min nichts, mit + 7 ging es weiter, nun ging es mit „nur“ 250 km/h auf der ältesten Rennbahn Italiens weiter gen Norden. Bald war schon die Toskana erreicht – Wahnsinn! Von Rom nach Florenz sind es nur 81 min Fahrzeit. In Florenz musste interessanterweise niemand rauchen, obwohl dort 9 min Zeit gewesen wären, denn hier hielten wir am Kopfbhf. Santa Maria Novella. Der private Fernverkehr von Italo, der uns in Rom-Tiburtina schon eingeholt hatte, holte uns auch hier wieder ein. Die Verspätung wurde kaum abgebaut, weiter ging der wilde Ritt in anderer Fahrtrichtung und nun wieder mit 300 km/h. Die Strecke Florenz – Bologna verläuft zu über 90 % im Tunnel – möge sich daran erinnern, wer Oberfranken – Erfurt als teuerste U-Bahn der Welt bezeichnet. ;-) Nach 35 min Fahrzeit ab Florenz erreichten wir schließlich mit + 5 Bologna im Tiefbahnhof für die HGV-Züge.
172 Der Nachtzug aufs Festland eilt herbei
173 Wenn das nicht der Vesuv ist, möge man mich bitte eines Besseren belehren ;-)
174 Nachtzug von der Insel und Rennzug
175 Nebel im Mezzogiorno
176 Hauptstadtbahnhof, aber kein Hauptbahnhof
177 Szenerie in der Toskana
178 Toskanische Bergdörfer
179 Firenze SMN
180 Weg isser
Vorsicht vor Gepäckträgern in Bologna: Ein Typ hat gleich gesehen, dass ich mich nicht auskannte. Ungefragt trug er meinen Koffer und meinen Kekse die Treppen hoch bis zum richtigen Gleis und sogar in den richtigen Wagen. Ich habe ihm 1 € gegeben. Er wollte 10 €, nach Diskussion 2 €. Ich bei einem € geblieben. Dann hat er mich beleidigt.^^ Immerhin, sonst ist nix passiert, er ist nicht handgreiflich geworden und hat mich auch nicht beklaut. Aber seine Dienste beim Gepäck Tragen werden bei älteren Damen dringender gebraucht. ;-)
Als Entschädigung für die schreiende Meute erhielt ich nun ein Einzelabteil. :-) Der EC wurde bereits hier von einem Stier bespannt, doch südlich von Verona fuhr er lt. Tracking und auch nach Gefühl nicht schneller als 160, obwohl die Strecke 200 hergibt. Kennt da jemand die Hintergründe? Zwischen Verona und Brenner fährt der Stier ja durchaus 180. Genug Puffer hatte der Fahrplan auf jeden Fall. Bereits ab Bologna war min. ein DB-Mitarbeiter mit Italienisch-Kenntnissen im Zug, der blieb auch bis München. In Verona waren 17 min Pause und Fahrtrichtungswechsel mit Umsetzen der Lok. Dann ging es in die Berge, mit Ausnahme von ein paar kurzen Momenten war das Wetter aber eher meh… Bereits südlich von Bozen gingen der deutsche & österreichische Zoll durch den Zug und schauten, ob irgendjemand verdächtig aussah. Hinter Bozen folgten viele Tunnel, da war ich futtern. Im Restaurant saß ein dicker Italiener, der schon sichtlich einen sitzen hatte. Er bestellte regelmäßig für irgendjemand anderen im Speisewagen Bier und war jedes Mal ganz überrascht, dass derjenige es nicht haben wollte und trank es tapfer selbst.^^ Hinter Franzensfeste guckte ich ziemlich verdutzt, es lag nämlich plötzlich Schnee! Oben kurz vor dem Brenner ging ein Schneeschauer nieder und es lag noch eine fast geschlossene Schneedecke! Die Ankunft am Brenner erfolgte eine min vor Plan, nun waren 13 min Aufenthalt. Am Brenner verließ das Trenord-Personal den Zug, stattdessen kam ein ÖBB-Zub, der an jedem Wagen außen an einen Knopf trat und schaute, dass darauf ein weißes Licht leuchtete. Dann kam der besoffene Italiener aus dem Speisewagen nach draußen und begann mich vollzulabern: „I come from Caserta [Raum Neapel], it’s a bad place, many many Mafiosi people.“ Gern hätte ich geantwortet: “Good for you, I have just been to Palermo.” Aber ich glaube, das hätte mir nicht geholfen, dass ich weiterhin meine Ruhe habe. :D Kurz nach 16.30 Uhr waren wir dann in Innsbruck, zur besten Pendlerzeit konnte ich mein Einzelabteil natürlich nicht mehr behalten: es kamen drei Mitreisende, eine bis Wörgl, zwei bis Minga. Die restliche Fahrt war unspektakulär und ebenfalls pünktlich bis Minga.
181 „Il treno EuroCitty ottanta quatro di Trenord a Monaco di Baviera“
182 Verona
183 – 185 Die Berge Südtirols
186 Henkersmahlzeit bei Henry
187 Nördlich von Bozen
188 Die Festung Franzensfeste
189 Huch!
190 So viel Schnee! :-O
191 – 193 Auf der Brenner-Nordrampe
194 Am Ziel!
Am Ende noch die obligatorische Statistik, ohne Metro:
Es waren 11 Fahrten, insg. 4.125 km (davon 3.344 in Italien) in 44:17 h (zzgl. 6:46 h Zwischenhalte) plus 2 x 8,3 km Fähre. ;-) Folgende Strecken waren für mich Neuland: St. Gallen – Zürich, Gotthardtunnel & NBS, Giubiasco (bei Bellinzona) – Monza, Mailand – Palermo, Fiumetorto (bei Palermo) – Catania, Catania – Messina sowie Salerno – Bozen (bis Bologna über die Rennbahnen).
Nach der Zahl der Strecken-km ist Italien nun auf Platz 2 (nach DE). ;-)
Es grüßt
Das Krümelmonster
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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)