Kapitel 3: Auf zu neuen Ufern! Teil 1 (Reiseberichte)
Hallo liebes Forum,
weiter geht es mit meiner Osteuropa-Tour, deren Bericht seit September 17 fällig ist.
Was bisher geschah: Im ersten Kapitel hatte ich mich bis nach Südkroatien gearbeitet. Und im zweiten Kapitel über den richtigen Balkan bis nach Budapest und von dort an die ukrainische Grenze.
Genau dort setzt nun der dritte Teil an. :-)
1 – 2 Erste Eindrücke aus dem Zug
Auch bei der Einfahrt in den Bahnhof Tschop fotografierte ich aus dem Fenster, bis ein Uniformierter etwas nicht allzu nett Klingendes in Richtung meines Fensters brüllte. Dann ließ ich’s doch lieber.^^
Nach Ankunft wurden die Reisenden direkt zum Zollsaal gelotst, die Armada an Uniformierten passte schon auf, dass man nirgendwo anders hin lief.^^ Die Schalter dort erinnerten etwas an die Schalter am Flughafen, bloß älter. Für 70 Leute waren immerhin beide Schalter geöffnet.^^ Jetzt kommt das beste: an den Schaltern stand auf Ukrainisch und in den Sprachen aller Nachbarländer (nicht aber auf Englisch oder Deutsch): „Die Ukraine ist ein Land frei von Korruption! Das Zahlen von Bestechungsgeldern ist eine Straftat!“ :D Schön, dass man darüber schon vor der Einreisekontrolle informiert werden muss. :D :D Bei der Einreisekontrolle erwartete ich also alles mögliche, aber nicht das, was nun kam: Die Dame schaute in meinen Pass und fragte mit Akzent: „Wo fahren Sie chin?“ So verdutzt, wie ich war, hätte ich fast „Nach Lemberg“ geantwortet, dachte aber, das sei vielleicht nicht so gut, und sagte stattdessen: „Nach Lwiff“, woraufhin ich prompt von ihr korrigiert wurde: „Das cheisst Lwiiu. Wie lange bleiben Sie?“ Das war es aber auch an Fragerei, ich bekam meinen Stempel und durfte weiter zur Gepäckkontrolle, wo der Mensch keinerlei mittel- oder westeuropäische Sprachen konnte. Er fragte, wo ich hinfahre, nannte als Beispiel ein paar Orte, nur so verstand ich die Frage. Meinen Koffer öffnete er bloß teilweise und tastete kurz drin rum, nachdem ich den Besitz von Mediki verneint hatte, war der zweite und letzte Teil der Einreise geschafft und ich war frei.
In Budapest hatte ich noch versucht, an Hrywnja zu kommen, aber offenbar ist die Ukraine kein beliebtes Touristenziel, sodass mir keine Wechselstube helfen konnte.^^ In Tschop fand ich zwei Geldautomaten, einen kaputt und einen mit schlechtem Kurs. Da, wo Google Maps mir einen angezeigt hatte, war nichts, also musste ich zum relativ schlechten Kurs Hrywnja ziehen. Dann warf ich noch einen Blick ins Ortszentrum. Wenn man noch nie in der Ecke war, ist es sicher interessant, aber gewiss nicht spektakulär – daher auch kein Foto. ;-)
Schließlich ging ich zur Pizzeria. Ich hatte ja 3:40 h Aufenthalt in Tschop, und das war auch gut so. Die Karte gab’s nur auf Ukrainisch, alles andere hätte die Bedienung auch nicht gesprochen. Der Einfachheit halber blieb ich bei Pizza (obwohl ich von den Slowaken weiß, dass sie Pizza gern, aber nicht gut essen), aus irgendeinem Grund wählte ich die mir völlig unbekannte Pizza Paradiso, die natürlich nicht schmeckte. -.- Es dauerte lange, bis ich die Karte entziffert und mich entschieden hatte, es dauerte ewig, bis das Essen kam, aber es dauerte am längsten, bis das Wechselgeld kam. Insgesamt verbrachte ich 1:45 h im Restaurant – meine Fresse! Das Restaurant war fast leer, aber bei den anderen Gästen ging’s auch nicht schneller…
Da am Bahnhof Fotografieren verboten war (ich hatte extra gefragt), fotografierte ich eben von der nahen Fußgängerbrücke aus, was keine Probleme bereitete. Inzwischen weiß ich, dass es beim illegalen Fotografieren des Bahnhofs natürlich keinen Unterschied macht, von wo aus man fotografiert.^^ Später habe ich aber in der Ukraine an diversen Bahnhöfen problemlos fotografiert, nur am Grenzbahnhof war das nicht erwünscht.
3 – 6 Bahnhof Tschop
7 Dort werden die Kurswagen meines Zuges aus Budapest umgespurt
8 Der Bahnhof von außen
9 Die Bahnhofshalle
Dann war es auch fast schon wieder Zeit für meinen Zug. Aus mitteleuropäischer Sicht war er extrem lang, fast 20 Wagen. Aus (nord-)osteuropäischer Sicht ist das eher normal. ;-) Eine mega aufgetakelte, alte Provodniza mit einem riesigen Vorbau kontrollierte die Tickets und schiss erstmal jeden zusammen, der nicht Russisch mit ihr sprach (das betraf auch zahlreiche Westukrainer). Es war ein moderner Zug, Steckdosen in den Abteilen, kleine Klappfenster im Gang und Klimaanlage, aber trotzdem war es unfassbar heiß. Ich betrat den Zug und hörte ein lärmendes Schnarchen – es kam aus meinem Abteil. Auf dem unteren Bett lag eine alte dicke Frau, die extrem laut schlief. Auf dem anderen unteren Bett saß offenbar ihre Tochter, die mich gleich auf Ukrainisch zutextete und mir wahrscheinlich verklickerte, wie ich meinen Koffer verstauen sollte. Bloß ich verstand kein Wort und sagte einfach gar nichts. :D Als der Koffer verstaut war, ging ich nochmal kurz nach draußen an die frische Luft. Kurz vor Abfahrt legte ich mich auf mein oberes Bett und schlief aus Erschöpfung nach dem frühen Aufstehen und des Kulturschocks sofort ein – dabei war es erst 17 Uhr (bzw. 16 Uhr ungarischer Zeit). Da in Osteuropa die Entfernungen so groß sind, gibt es in den normalen Reisezügen gar keine Sitzwagen, sondern nur Schlafwagen. Innerukrainische Tickets können übrigens ganz bequem online gekauft werden!
10 – 11 Mein Zug
12 Ohne Kurswagen sieht das ungarische Gefährt wie ein Spielzeugzug aus^^
13 Links mein Zug, rechts kommt eine Elektritschka
14 Sie ist in desolatem Zustand…
Nach einer halben Stunde wachte ich kurz vor den Karpaten auf. Die Schnarcherin entpuppte sich als Auslandsukrainerin, die normalerweise in Boston wohnt und jetzt ihre Familie in Kiew besuchte, und sie sprach gut Englisch, was mir die Sache erheblich leichter machte.^^ Sie war nach Budapest geflogen, mit dem Bus nach Uzhhorod gefahren und hatte an der Grenze geschlagene 4 h wegen der Kontrollen gewartet. Sie war ganz überrascht, dass es auch eine Zugverbindung gab.^^ Die landschaftlich sehr schöne Fahrt führte durch die Karpaten in der Abendsonne, die einzige bergige Ecke der Ukraine. Man sah alte Dörfer mit prächtigen Holzkirchen, manchmal hatte man auch hier den Eindruck, man fahre durch ein Freilichtmuseum. Ab Lawotschne war es dann dunkel.
15 Offenbar haben sich in diesem abgestellten Zug Leute häuslich eingerichtet
16 – 17 Ein laaanger Zug (dabei war ich schon in Wagen 5)
18 – 19 Unterwegs in den Karpaten
Gegen 22:20 Uhr erreichte der Zug Lemberg, wo ich zunächst das prächtige Bahnhofsgebäude fotografierte. Ich hatte im Vorfeld recherchiert, dass die letzte Tram 3 min oder so nach Ankunft meines Zuges fahren würde. Allerdings fuhren nun durchaus noch einige Trams durch die Wendeschleife. Ich machte mich bemerkbar, dass ich mitwollte, doch keiner hielt an, irgendwann zeigte mal eine Tramfahrerin nach links – zum Taxistand. Nun stand ich also hier mit einem Mega-Kulturschock und durfte spätabends in einem Land, wo man keine Fremdsprachen außer Russisch spricht, auch noch um den Taxipreis feilschen. Bei einem ehemaligen Schulkameraden, der jetzt bei der deutschen Botschaft in Kiew arbeitet, hatte ich mich erkundigt, er meinte 100 – 120 Hrywnja (1 € = 30 UAH) sei ein guter Preis für Einheimische. Ich fand einen seriös aussehenden Fahrer, gab ihm das Handy mit der Zieladresse. Und dachte mir, dass es vielleicht keine so gute Idee war, mein Handy aus der Hand zu geben, während er am Steuer saß – aber er gab es anstandslos zurück und sagte auf Ukrainisch: „130 Hrywnja“. Ich schlug 100 vor. Er sagte: „130“. Ich: „Joa, 120 klingt gut.“. Dann kramte er all sein Englisch zusammen und nannte den Betrag 130 sogar auf Englisch. Na gut.^^ Er fuhr vernünftig, da ich einen Koffer dabei hatte, gab ich am Ende natürlich 140 UAH.
20 – 21 Angekommen in Lemberg
22 Bahnhofshalle
23 Wenn ich mich recht entsinne, hing die Karte ein Jahr später noch genau so…
24 Das prächtige Bahnhofsgebäude
25 Bahnhof
In Lemberg hatte ich ein Zimmer in einem kleinen Hotel neben der Altstadt für ca. 20 € pro Nacht. Ich hatte mich im Vorfeld extra versichert, dass das Personal Englisch kann (selbst in Hotels keine Selbstverständlichkeit!).
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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)