Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 2/4 | 58 B (Reiseberichte)

TD, Samstag, 29.12.2018, 13:47 (vor 1916 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen vorweihnachtlichen Bahntour. Im ersten Teil waren wir von Konstanz über Saarbrücken und die mittlerweile eingestellte Bahnstrecke nach Sarre-Union nach Nancy gefahren.

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Heute fahren wir nun von Nancy zurück an den Bodensee. Ich hatte längere Zeit mit der Reiseplanung verbracht mit dem Ziel, die vor der Einstellung stehende Bahnstrecke von Saint-Dié-des-Vosges nach Arches sinnvoll einzubauen und mich dann für die Nord-Süd-Richtung entschieden, so können wir auch noch die Strecke nach Remiremont mitnehmen und dann über Belfort und Mulhouse und weiter am Hochrhein zurückfahren.


Tag 3: Nancy - Saint-Dié-des-Vosges – Épinal – Remiremont – Épinal – Belfort – Mulhouse – Müllheim – Basel – Singen ( - Konstanz)

Nach dem Frühstück lassen wir zunächst den Blick aus dem Hotelfenster über die Dächer von Nancy schweifen, dann machen wir uns auf den Weg zum Gare de Nancy-Ville.

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Der Bahnhof wurde 1850 eröffnet und immer wieder erweitert, heute besteht er aus drei miteinander verbundenen Gebäuden. Die Hall Thiers wurde 2007 komplett modernisiert, man sieht ihr nicht mehr unbedingt an, dass dies eigentlich der älteste Bahnhofsteil ist. Neben dem obligaten öffentlichen Piano, welches an vielen größeren Bahnhöfen in Frankreich steht, hängt hier auch Werbung für das Nikolausfest.

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Auf einem der südlichen Stumpfgleise wartet bereits der Regionalzug nach Saint-Dié-des-Vosges. Der Régiolis-Triebzug trägt das Logo des Regionalverkehrs von Métrolor (eine Wortschöpfung aus Metropole und Lothringen).

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Bis Lunéville kennen wir die Strecke schon von der gestrigen Anreise, dort zweigt die eingleisige Strecke nach Saint-Dié-des-Vosges ab. Die Strecke folgt dem Fluss Meurthe in die Vogesen, nach einer Fahrzeit von knapp 30 Minuten sind rund 100 Höhenmeter überwunden und der Zug erreicht die Endstation Saint-Dié-des-Vosges.

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Der Anschlusszug steht zwar schon bereit, bis zur Abfahrt dauert es aber noch eine knappe halbe Stunde – Zeit genug, um den 20.000-Einwohner-Ort zu erkunden. Vorbei an der Martinskirche...

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...und über die Meurthe...

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...laufen wir bis zur Kathedrale. Die Gründung der Stadt Saint-Die geht auf den irischen Mönch Deodatus zurück, in dieser Tradition entstand auch die Kathedrale, sie wurde aus Sandstein der Vogesen erbaut.

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Doch nun zurück an den Bahnhof. Der Gare de Saint-Dié-des-Vosges liegt an der Bahnstrecke von Straßburg nach Lunéville, unweit des Bahnhofs liegt auch der Scheitelpunkt dieser Strecke. Außerdem zweigt hier die Bahnstrecke nach Arches ab.

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Die Bahnstecke nach Straßburg können wir auf dieser Tour nicht mitnehmen, das machen wir vielleicht besser mal im Sommer. Stattdessen wollen wir nun die Strecke nach Arches und weiter nach Épinal befahren. Zur Fahrt steht ein Blauwal-Pärchen bereit, dahinter sieht man auf dem gleichen Gleis noch den Régiolis, mit dem wir aus Nancy angereist waren.

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Ebenso wie bei der im letzten Teil besuchten Strecke nach Sarre-Union wurde auch auf der Bahnstrecke von Saint-Dié-des-Vosges nach Arches der Verkehr am 22. Dezember 2018 aufgrund des schlechten Streckenzustands auf Busverkehr umgestellt. Im Zug liegen Flugblätter aus, die zu einer Kundgebung für den Erhalt der Strecken einladen. Im Zug sind auch einige französische Bahnfreunde auf Abschiedstour unterwegs.

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Die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke wurde zwischen 1869 und 1876 erbaut, sie ist knapp 49 Kilometer lang. Die Strecke folgt zunächst noch ein Stück dem Tal der Meurthe, dann führt sie kurvenreich durch ein Waldstück hinauf zum Tunnel von Vanémont. Leider machen mir Gegenlicht und die dreckigen Scheiben des Triebwagens sehr zu schaffen, so dass ich von dem interessantesten Streckenabschnitt keine vorzeigbaren Bilder habe. Auf dem Bild der Haltepunkt von Biffontaine, hier haben wir den Scheitelpunkt der Strecke bereits überwunden und das Tal der Neuné erreicht.

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Das Empfangsgebäude von Laveline-devant-Bruyères hat seine Bahnfunktion schon länger verloren, es ist offenbar in Privatbesitz und durch einen Zaun vom Gleis getrennt.

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Das idyllische Bahnhofsensemble von Lépanges knipse ich durch die offene Tür, deshalb nun mal ein Bild ohne die Dreckschlieren der Zugfenster.

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Auf der Fahrt durch das Tal der Vologne reißt der Himmel etwas auf, links der Turm der Kirche Saint-Valbert von Docelles aus dem 18. Jahrhundert.

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Kurz darauf der Bahnhof von Docelles-Cheniménil, auch hier herrscht schon Endzeit-Stimmung.

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Auf der Pont de Jarménil quert die Strecke die obere Mosel und mündet kurz darauf bei Arches in die Bahnstrecke von Épinal nach Remiremont. Arches scheint mir für einen längeren Aufenthalt nicht besonders attraktiv, so dass wir im Zug sitzen bleiben und weiterfahren bis zur Endstation Épinal – auch wenn wir dadurch einen Streckenabschnitt mehrfach befahren.

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Ok, jetzt also Épinal. Die 30.000-Einwohner-Stadt am Südwestrand der Vogesen wird von der oberen Mosel durchflossen und hat eine historische Altstadt. Die Basilika Saint-Maurice stammt aus dem 11. Jahrhundert.

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Es geht gleich weiter...

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Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 2/4 Forts.

TD, Samstag, 29.12.2018, 13:48 (vor 1916 Tagen) @ TD

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Das ursprüngliche Empfangsgebäude des Bahnhofs von Épinal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1956. Anlässlich der Aufnahme einer TGV-Verbindung von Remiremont über Épinal nach Paris wurde der Bahnhof 2007 modernisiert, er präsentiert sich seither außen als auch innen recht farbenfroh. Nur mit der Angabe „18:32“ auf dem Wandbild innen kann ich nicht viel anfangen. Weiß zufällig jemand, für was das steht?

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Zum Zeitvertreib fahren wir nun einmal nach Remiremont und anschließend wieder zurück nach Épinal. Der TGV hatte leider nicht in unseren Reiseplan gepasst, und so wird es wieder ein Regionalzug. Immerhin gibt es nun etwas Abwechslung in Form eines älteren Z2-Elektrotriebzugs. Der Zug kommt aus Nancy (aber auf dem direkten Weg und nicht über den Umweg via Saint-Dié-des-Vosges, den wir gewählt hatten).

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Durch das Tal der oberen Mosel fahren wir nun zunächst zurück nach Arches, hier der Abzweig der Strecke nach Saint-Dié-des-Vosges. Unsere Strecke folgt weiter der Mosel und erreicht nach einer halben Stunde Fahrzeit die Endstation Remiremont. Die Strecke führte früher noch rund 30 Kilometer weiter hinauf in die Vogesen bis nach Bussang an der Moselquelle, jener Abschnitt ist heute ein Radweg.

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Auf zur nächsten Stadtbesichtigung: Laubengänge aus dem 17. und 18. Jahrhundert prägen das Zentrum von Remiremont, bekannt ist der Ort auch für die ehemalige Abtei Saint-Pierre mit der Stiftskirche.

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Zu den ehemaligen Klosteranlagen gehört auch der Brunnen im Jardin des Olives am früheren Stiftsgebäude.

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Der Bahnhof von Remiremont wurde 1864 eröffnet, etwas jünger ist die Denkmallok vor dem Bahnhof, die 030T stammt aus dem Jahr 1891. Seit 1989 ist Remiremont Endbahnhof, dafür hat der 8.000-Einwohner-Ort zwischenzeitlich täglich zwei TGV-Verbindungen nach Paris.

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Genug gesehen, fahren wir wieder zurück nach Épinal. Deute ich es richtig, dass die roten Fahnen mit der Innenreinigung des Zugs im Zusammenhang stehen? Jedenfalls befindet sich noch Reinigungspersonal im Zug und ich meine, dass dieses dann auch die Fahnen abnimmt. Wir können aber trotzdem schon einsteigen.

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Durch das Moseltal fahren wir wieder hinunter nach Épinal...

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...wo es diesmal sogar einen für Frankreich schlanken 15-Minuten-Anschluss gibt. Ein einzelner Dieseltriebwagen wird für die Fahrt nach Belfort bereitgestellt, im Hintergrund übrigens der TGV nach Remiremont.

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Die Fahrt von Épinal nach Belfort gefällt mir recht gut, das liegt einerseits daran, dass das Wetter etwas freundlicher wird, zum anderen aber auch an der offenen Landschaft. Die Strecke ist nicht elektrifiziert. Auf dem ersten Abschnitt bis Aillevillers ist die Strecke zweigleisig, dabei ist der Verkehr äußerst dünn, wenn ich es richtig sehe, gibt es je Richtung gerade mal drei Fahrten am Tag. Sofern ich den französischen Wikipedia-Artikel zu der Strecke richtig verstehe, wird aber eine Elektrifizierung und Aufwertung als Nord-Süd-Strecke diskutiert.

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Und hier erreichen wir Aillevillers, zunächst die Kirche Décollation-de-Saint-Jean-Baptiste...

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...und kurz darauf der Bahnhof. Etwas deprimierend ist die Tour ja schon, wenn man überall nur auf Niedergang trifft. Der Bahnhof Aillevillers war einst ein wichtiger Kreuzungspunkt mehrerer Bahnlinien; auch der legendäre Bäderzug Train d’eaux, der wohlhabende Badegäste aus Paris zu den Thermalbädern in den Vogesen brachte, machte einst hier Station und es wurden Kurswagen rangiert. Heute ist der Bahnhof nur noch ein Haltepunkt an der Strecke von Épinal nach Lure und Belfort, die anderen Strecken sind stillgelegt.

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Durch die Ausläufer der Vogesen führt die Strecke weiter nach Lure, dort trifft sie auf die Verbindung von Paris nach Mulhouse. Beim nächsten Bild fahren wir durch den früheren Bergbauort Ronchamp.

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In Belfort angekommen gäbe es mit einer Übergangszeit von einer knappen Dreiviertelstunde die Möglichkeit für die nächste Städtetour, aber so langsam sinkt die Motivation, zumal wir Belfort schon kennen. Und so nutzen wir die Zeit, um in einem Supermarkt unsere Vorräte aufzufüllen und warten dann im Bahnhof auf den Zug nach Mulhouse.

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Für weitere Streckenbilder ist es nun zu dunkel. Bezüglich der Rückfahrt war ich lange unschlüssig, welche Route bzw. welcher Grenzübergang es denn werden soll. Straßburg wollte ich wegen des Weihnachtsmarkt-Rummels vermeiden und bei Basel hatte ich keine Lust auf den Bahnhofswechsel. Und so ist es schließlich Neuenburg geworden, zumal der Fahrplan auch passt. In Mulhouse steigen wir somit in den Blauwal nach Müllheim.

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Gut, das könnte man auch für einen weihnachtlichen Lichterglanz halten, wir sehen hier das Chemiewerk von Chalampé nahe des Rhein und der französisch-deutschen Grenze.

Von Müllheim fahren wir anschließend mit einem Regional-Express nach Basel zum Badischen Bahnhof, von dieser Etappe habe ich allerdings gar keine Bilder, denn der Zug ist recht voll. Die meisten werden sich einen Doppelstockwagen der DB auch so vorstellen können, eingesetzt wird ein Wagen der Schwarzwaldbahn.

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Nach der Ankunft am Badischen Bahnhof werfen wir noch einen Blick in das Tonnen-Gewölbe der Schalterhallte mit dem Kugelleuchter...

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...dann wird es Zeit für die letzte Etappe der Reise. In Landesfarben geht es mit der BR 612 auf der Hochrheinbahn nach Singen.

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In echt fahren wir anschließend von Singen mit dem seehas nach Hause, hier im Reisebericht setzen wir an dieser Stelle die nächste Tour an und fahren mit einem IC nach Zürich, um dort den Nachtzug nach Prag zu besteigen.

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Aber halt, der Teil ist jetzt eigentlich schon lang genug, deshalb machen wir hier einen Schnitt. In den nächsten Tagen folgt Teil 3 mit Zürich, Prag, Brünn und Wien. Eine Region mit Nahverkehrszügen zu erkunden ist durchaus ganz reizvoll – aber jetzt reicht es auch mal wieder und wir freuen uns nun auf langlaufende Fernzüge mit Speisewagen und anderen Annehmlichkeiten.


Viele Grüße

Tobias

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Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 2/4 Forts.

ArbitroCollina, Samstag, 29.12.2018, 22:35 (vor 1915 Tagen) @ TD

Besten Dank für deinen Reisebericht. Ich freu mich schon auf die folgenden zwei Teile, da ich doch eher Fan von Fernzügen und Langläufern bin :)

Gruss
Christian

Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 2/4 Forts.

Turbonegro, Sonntag, 30.12.2018, 09:58 (vor 1915 Tagen) @ TD

Wenn ich mir den Bahnverkehr in Frakreich außerhalb der Hauptstrecken so ansehe, kommen mir die Erinnerungen an die 70er und 80er Jahre der Bundesbahn hoch.

Die Züge fahren ohne vernünftige Reiseketten, Taktfahrpläne und sehr selten. Das hat zur Folge, wenige Fahrgäste, unwirtschaftliche Züge, Stillegungen.
Auch wenn Frankreich in einigen ländlichen Gegenden sehr dünn besiedelt ist, könnte man doch etwas mehr aus den Strecken machen, die Bahnhöfe moderniesieren und die Taktzahl erhöhen.
Es wird Zeit für die Bahnreform in Frankreich.

Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 2/4 Forts.

mdln, Sonntag, 30.12.2018, 20:50 (vor 1915 Tagen) @ TD

Sehr schöner Bericht!

In Frankreich ordentliche Verbindungen im Nahverkehr(und dann auch noch mit Umstieg) hinzubekommen grenzt an eine Lotterie^^

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