(Hessen) Stillgelegte Bahnstrecken zurück ans Netz (Allgemeines Forum)
Nachdem man in Niedersachsen das Projekt Streckenreaktivierung mit teilweisem Erfolg praktiziert hat, gibt es in Hessen einen ähnlichen Anlauf.
Mehr als 80 Bahnstrecken wurden in Hessen stillgelegt. Die Landesregierung will die Entwicklung umdrehen und möglichst bald vier Strecken zurück ans Netz bringen. Doch in den betroffenen Gemeinden regt sich Widerstand.
n Neu-Isenburg mobilisiert eine Interessengemeinschaft dagegen, die frühere Güterstrecke durch die Stadt für den Personenverkehr umzuwidmen und so die Regionaltangente West durch Neu-Isenburg zu verlängern. Die Mitglieder befürchten ein Verkehrschaos, erhöhte Unfallgefahr und eine Teilung Neu-Isenburgs in Nord und Süd. Auch in der Stadtverordnetenversammlung ist das Thema umstritten.
Bei der Aartalbahn ist dagegen noch völlig offen, was überhaupt passieren soll. Über die Citybahn - eine Straßenbahn, die Mainz und Wiesbaden verbinden soll - diskutiert man schon lange, ein Bürgerentscheid könnte nächstes Jahr Klarheit bringen. Der Chef der Wiesbadener Verkehrsgesellschaft Jörg Gerhard schlägt vor, dass die Citybahn ab der Wiesbadener Stadtgrenze die Trasse der früheren Aartalbahn bis Bad Schwalbach weiterfährt und den Rheingau-Taunus-Kreis besser an Mainz und Wiesbaden anbindet. Anderen geht das nicht schnell genug: Linke und Piraten im Stadtparlament fordern, schon jetzt die Aartalbahn kurzfristig zu reaktivieren, ohne auf die Citybahn zu warten. Und wieder andere, etwa Manfred Nickel vom Arbeitskreis Aartalbahn, befürchten, dass die Citybahn für Menschen aus dem Umland nicht lukrativ sei. Mit ihr wären Fahrgäste aus Bad Schwalbach nach Mainz doppelt so lange unterwegs wie mit dem Auto. Man sei nicht gegen die Citybahn, sagt Nickel: "Wir halten dieses Projekt aber zur deutlichen Verbesserung der Situation im westlichen Taunus für zu kurz gegriffen."
Die Horlofftalbahn zwischen Wölfersheim/Södel und Hungen ist dagegen schon recht klar definiert und stößt auf große Zustimmung - obwohl sich die geschätzten Kosten von 10,6 auf 20,7 Millionen Euro fast verdoppelt haben. Der Verkehrsausschuss des Gießener Kreistags und der Wetterauer Kreistag haben dafür gestimmt, die Planungen aufzunehmen.