Über die Pfefferminzbahn zum Neusiedler See – 3/5 m 48 B (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 31.07.2018, 18:29 (vor 2068 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum dritten Teil unserer kleinen Rundreise über die Pfefferminzbahn zum Neusiedler See. Im zweiten Teil hatten wir die Ilmtalbahn und die Pfefferminzbahn besucht, heute geht es weiter nach Polen.

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Tag 3: Magdeburg – Stendal – Berlin – Cottbus – Görlitz - Jelenia Góra / Hirschberg – Wrocław / Breslau

Als Streckensammler hat der deutsch-polnische Grenzübergang bei Görlitz besondere Priorität für mich bei der Fahrt nach Breslau, denn die Variante über Cottbus kenne ich noch vom seligen EC Wawel. Für die Fahrt nach Görlitz nutzen wir aus Tarifgründen die Nordroute via Berlin.

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Und so kommen wir in den Genuss der Mitfahrt im aufgemotzten Triebwagen der BR 425 der S-Bahn Mittelelbe. Es kann sich sehen lassen, was man hier aus der ersten Klasse gemacht hat, es gibt Tische, Ledersitze und sogar Leselampen.

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Ansonsten ist die Fahrt am frühen Morgen von Magdeburg durch die Altmark bis Stendal ereignislos und nach der Ankunft in Stendal können wir noch ein Bild des Triebzugs nachholen.

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Die Bahnstrecke von Magdeburg nach Wittenberge war 1849 auch die erste Strecke, die Stendal einen Bahnanschluss bescherte. Der Bahnhof befand sich damals aber noch am östlichen Ortsrand und wurde später verlegt, das heutige Empfangsgebäude wurde zwischen 1869 und 1871 erbaut. Hier auf dem Bahnhofsvorplatz verkehrte bis 1926 eine Straßenbahn.

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Die meisten Fernverkehrszüge umfahren Stendal auf der Schnellfahrtstrecke von Hannover nach Berlin – aber nicht alle, und so geht es für uns mit einem Intercity weiter in die Hauptstadt.

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Auch von der Fahrt auf der Schnellfahrtstrecke nach Berlin gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen. Bei der Tourplanung hatte mir der 9-Minuten-Übergang in Berlin etwas Sorge bereitet, aber wir sind gut in der Zeit.

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Am Berliner Hauptbahnhof steigen wir um, bis Görlitz werden wir nun mit der ODEG reisen. Den Anfang macht ein komfortabler, innovativer, spurtstarker S-Bahn-Zug (KISS) zur Fahrt nach Cottbus.

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Für einen Besuch in der Hauptstadt reicht die Zeit diesmal nicht – aber immerhin bietet die Fahrt auf der Stadtbahn doch ein schönes Sightseeingprogramm mit Spree und Reichstagskuppel.

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Etwas später bietet sich beim Blick aus dem Zugfenster ein ganz anderes Bild. Die großstädtische Besiedlung ist den Wäldern Brandenburgs gewichen, die Fahrt durch die Niederlausitz endet schließlich in Cottbus.

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Zeit für einen kleinen Abstecher ins Zentrum von Cottbus, hier sind wir am Altmarkt mit dem Marktbrunnen angelangt. Der historische Handelsplatz war früher mit Fachwerkhäusern umbaut, heute prägen Bürgerhäuser im sächsischen Barock und klassizistische Traufenhäuser die gute Stube der Stadt.

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Unweit des Altmarkts steht die Oberkirche St. Nikolai, die spätgotische, dreischiffige Backsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert ist die größte Kirche der Niederlausitz.

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Doch nun zurück an den Bahnhof von Cottbus. Ob das Empfangsgebäude die Anschrift „Hauptbahnhof“ zu Recht trägt, ist Auslegungssache, bahnamtlich hat der Bahnhof diesen Titel offenbar nicht. Wobei: das mit dem „bahnamtlich“ ist ja auch so eine Sache, ist die Bahn doch gar keine Behörde.

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Mit einem Desiro der ODEG geht es weiter auf der von der Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft erbauten Strecke nach Südosten. Der Streckenabschnitt von Cottbus bis Görlitz ist nicht elektrifiziert.

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Mittlerweile haben wir die Oberlausitz erreicht, auch diese Etappe ist von viel Wald und Grün geprägt.

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Die Bahnstrecke von Cottbus nach Görlitz wurde 1867 eröffnet, aus jener Zeit stammt auch das Empfangsgebäude des Bahnhofs von Rietschen in der regionaltypischen Ziegelbauweise. Heute ist Rietschen ein Haltepunkt, das Gebäude hat keine Bahnfunktion mehr und wurde im Rahmen eines deutsch-polnischen Kunstprojekts von Grundschülern umgestaltet.

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Schließlich ist Görlitz erreicht. Da wir Görlitz bereits kennen, ist diesmal kein längerer Aufenthalt eingeplant, stattdessen drehen wir nur eine Runde um bzw. durch das Empfangsgebäude. Das Gebäude steht seit 1984 unter Denkmalschutz, die Empfangshalle wurde damals in ihren Originalzustand zurückversetzt. Dabei wurde auch die charakteristische achteckige Hallenuhr nachgebaut, nachdem das Original 1958 verschrottet worden war.

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Es geht gleich weiter...

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Über die Pfefferminzbahn zum Neusiedler See – 3/5 Fortsetz.

TD, Dienstag, 31.07.2018, 18:31 (vor 2068 Tagen) @ TD

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So, nun wird es für mich interessant, denn polnische Dieseltriebwagen kommen ja nicht besonders häufig nach Deutschland und mit der Baureihe SA135 bin ich noch nie mitgefahren. Die Regionalverkehrslinie D 19 von Görlitz nach Jelenia Góra / Hirschberg wird von der Koleje Dolnośląskie betrieben.

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Nach kurzer Fahrt überqueren wir die Lausitzer Neiße und damit die deutsch-polnische Grenze. Der Neißeviadukt ist 475 Meter lang und wurde 1847 mit der Bahnstrecke von Görlitz ins damalige Kohlfurt (Węgliniec) eröffnet, zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden einige Bögen gesprengt und später unter polnischer Leitung wieder aufgebaut. Der Blick fällt am deutschen Ufer auf die Obermühle, die einstige Getreidemühle beherbergt heute die östlichste Bierbrauerei Deutschlands.

Bald darauf ist in der Ferne der Kirchturm von Jerzmanki (Hermsdorf) zu sehen.

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Etwa eineinhalb Stunden dauert die Fahrt von Görlitz bis Jelenia Góra, das ist eine reizvolle Landpartie durch Niederschlesien mit einigen Wald- und Wiesenbahnsteigen, dazwischen auch alte Bahnhöfe wie in Zaręba (Lichtenau).

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Abschnittsweise prägen Schienenstöße die Fahrt und das monotone Rütteln macht etwas schläfrig...

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...da muss man schon aufpassen, dass man das historische Empfangsgebäude von Stara Kamienica (Altkemnitz) nicht versäumt. Wir fahren hier auf einem Teilstück der Schlesischen Gebirgsbahn, die von der Preußischen Staatsbahn als Teil einer neuen Bahnverbindung zwischen Berlin und Wien gebaut wurde.

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Am Fuße des Riesengebirges führt die Strecke schließlich nach Jelenia Góra (Hirschberg), wo die Fahrt mit der Koleje Dolnośląskie endet.

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Auch hier haben wir Zeit für einen kleinen Stadtrundgang eingeplant. Die niederschlesische Stadt Jelenia Góra hat 80.000 Einwohner – und eine schmucke Altstadt.

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Obwohl es in Hirschberg keine Kriegszerstörungen gab, verfielen nach 1945 zahlreiche Häuser in der Altstadt. Erst nach 1965 wurden die Bürgerhäuser aus der Barock- und Rokokozeit vereinfacht rekonstruiert. Im Zentrum liegt der Hirschberger Ring...

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...rund um das Rathaus.

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Ja, doch – ich sehe da auch eine Straßenbahn, die zwischen den Autos parkt. Die ausgemusterte Bahn dient als Touristinformation, heute gibt es in Jelenia Góra keinen Straßenbahnbetrieb mehr.

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Vorbei an der Kreuzerhöhungskirche...

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...laufen wir zurück zum Bahnhof. Seit 1866 ist Hirschberg (bis 1945 Hirschberg (Rsgb) Hbf) an das Bahnnetz angeschlossen. Der Bahnhof wurde in den letzten Jahren renoviert und modernisiert. Wir wollen nun weiterreisen nach Breslau.

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Hmm, das war aber anders geplant. Ich hatte mir für die Strecke gezielt den Intercity ausgesucht, da dieser eigentlich aus einem Pesa Dart bestehen sollte und ich diesen Fernverkehrstriebwagen gerne mal von innen angeschaut hätte. Stattdessen steht ein Wagenzug für die Fahrt nach Breslau bereit, schade.

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Aber die Strecke ist schön, zumindest anfangs bei der Fahrt durch das Hirschberger Tal, hier bei Janowice Wielkie (Jannowitz). Weiter folgt die Strecke landschaftlich reizvoll dem Tal des Flusses Bober.

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Wir sind weiter auf der Schlesischen Gebirgsbahn unterwegs und fahren durch die Ausläufer des Riesengebirges, rund um Wałbrzych (Waldenburg) geht es dabei recht kurvenreich zu. Hat man eigentlich von dem ominösen Gold-Zug von Wałbrzych mal wieder etwas gehört, den die Nazis in einem Stollen versteckt haben sollen?
Die weitere Fahrt nach Breslau ist dann landschaftlich langweilig.

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Mit Breslau ist schließlich unser heutiges Tagesziel erreicht. In der Stadt war ich zwar schon mehrfach – aber trotzdem ist hier rund um das alte Rathaus am Großen Ring immer wieder schön.

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Ich mag auch die Atmosphäre, die an lauen Sommerabenden am Ring herrscht, da lohnt es sich auf jeden Fall, nach Sonnenuntergang nochmals herzukommen.

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Ja, und damit sind wir am Ende des dritten Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt Teil 4 mit der Weiterfahrt an den Neusiedler See. Ob wir dann mehr Glück haben und wenigstens die Mitfahrt im Pendolino der PKP klappt?

Viele Grüße

Tobias

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Über die Pfefferminzbahn zum Neusiedler See – 3/5 Fortsetz.

moonglum, Hagen, Dienstag, 31.07.2018, 20:34 (vor 2068 Tagen) @ TD

Wiederum große klasse!

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Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

https://adobe.ly/2PMZyEV

Über die Pfefferminzbahn zum Neusiedler See – 3/5 Fortsetz.

Der Stebener, Bad Steben/Saalfeld, Donnerstag, 02.08.2018, 00:27 (vor 2067 Tagen) @ TD

Eine sehr interessante und gut bebilderte Dokumentation, die Lust auf mehr macht! :-)
Freue mich schon auf Teil 4.

Den polnischen Wagenzug hätte ich dem modernen Triebwagen aber vorgezogen bzw. es wäre mir nicht unrecht gewesen, wenn dieser statt des "geplanten" Triebwagens am Bahnsteig gestanden hätte. ;-)

Gruß
Jan

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