Mit der RHB zum Rheinbähnle 2/2 | 48 Bilder (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer hochsommerlichen Tagestour um den Bodensee. Im ersten Teil waren wir von Konstanz mit einem Umweg zur Rorschach-Heiden-Bergbahn und zur Bergbahn Rheineck-Walzenhausen nach Bregenz gefahren.
In Bregenz setzen wir den Bericht nun fort. RHB und RhW kannte ich zuvor bereits, der Besuch dieser Bahnen war mehr ein Mitnahmeeffekt – mit dem Rheinbähnle steht nun das eigentliche Ziel unseres Ausflugs auf dem Programm.
Das Rheinbähnle ist zwar auch auf dem Landweg erreichbar, mir war aber ein Kombi-Angebot „Schiff & Rheinbähnle“ der Vorarlberg Lines ins Auge gestochen. Die Vorarlberg Lines haben 2006 die Bodenseeschifffahrt der ÖBB übernommen.
Mit der „Stadt Bregenz“ fahren wir nun am österreichischen Uferabschnitt des Bodensees von Bregenz zur Rheinmündung. Der Blick zurück fällt auf Bregenz und den Pfänder, der Berg der Allgäuer Alpen gilt als Hausberg von Bregenz.
Zur Vermeidung der Verlandung an der Mündung des Alpenrheins wurde im Rahmen der Rheinregulierung eine viereinhalb Kilometer lange sogenannte Vorstreckung gebaut, mit der der Rhein begleitet durch zwei Dämme in den Bodensee geleitet wird. Am östlichen der beiden Dämme gibt es einen Schiffsanleger, und dort steht schon das Rheinbähnle bereit.
Im Jahr 1892 schlossen die Schweiz und Österreich einen Staatsvertrag zur Regulierung des Alpenrheins, in dessen Folge die Dienstbahn der Internationalen Rhein-Regulierungs-Kommission (IRRK) errichtet wurde. Ein Teilstück der ehemaligen Dienstbahn wird heute als Museumsbahn befahren.
Die Schmalspurbahn hat eine Spurweite von 750 Millimetern, sie wird vom Verein Rhein-Schauen betrieben und als „Rheinbähnle“ vermarktet. Die Strecke ist teilweise elektrifiziert.
Die Strecke führt auf dem Damm von der Rheinmündung bis zum ehemaligen Werkhof in Lustenau. In Fahrtrichtung links liegt der Bodensee, hier mit der „Stadt Bregenz“, mit der wir zum Rheindamm gefahren sind.
In Fahrtrichtung rechts begleitet uns nun der Rhein auf der weiteren Fahrt. Vom Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Reichenau-Tamins bis zur Mündung ist der Alpenrhein gut 90 Kilometer lang.
Um die Sedimentation zu steuern, ist im Mündungsbereich ein permanenter Abbau von Kies, Lettenmaterial und Sand nötig. Außerdem müssen die Dämme instandgehalten werden, hierzu ist die Dienstbahn aber entbehrlich geworden.
Schließlich beginnt der elektrifizierte Streckenabschnitt und der Stangenstromabnehmer wird angelegt. Die Strecke hat mittlerweile die in den Bodensee reichende Vorstreckung verlassen und folgt weiterhin dem kanalisierten Rhein.
Kurz vor Erreichen des Werkhofs quert die Strecke die L40; auf der Straße waren wir am Mittag mit dem SEV-Bus von St. Margrethen nach Bregenz gefahren.
Schließlich ist die Endstation am ehemaligen Werkhof erreicht. Das Areal wird ebenso wie das Rheinbähnle vom Verein Rhein-Schauen unterhalten und als Museum mit drei Hallen betrieben.
Das Kombiangebot beinhaltet auch eine Museumsführung und so lassen wir uns in die Geschichte der Rheinregulierung, den Lebensraum Alpenrheintal und den Hochwasserschutz einführen. Die Lokremise steht unter dem Motto „Bau.Kraft“ und widmet sich der Entwicklung der Dienstbahn.
Ich bin kein großer Technikexperte und mit Dienstbahnen habe ich auch nicht so viel am Hut, deshalb kann ich zu den einzelnen Exponaten nicht besonders viel beitragen. Die Lokomotiven tragen teilweise ungewöhnliche Namen, dies ist die Diesellok „Wald“ aus dem Jahr 1939. Daneben eine Draisine zur Streckeninspektion.
Und das letzte Bild aus der Lokremise zeigt die Diesellok „Rhein“ (Jahrgang 1950)...
...anschließend widmen wir uns noch den anderen Ausstellungsteilen zu den Regulierungsprojekten, zu der Geschichte der Staatsverträge und dem Hochwasserschutz. Dann wird es Zeit für die Rückfahrt.
Die Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung wurde errichtet, um Gestein aus mehreren Steinbrüchen der Region zum Bau und der Ausbesserung des Rheindamms zu transportieren. Die Strecke hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, alte Streckenteile wurden abgebaut und neue Streckenteile erschlossen. Zuletzt war die Strecke 33 Kilometer lang, sie verband Steinbrüche und Werkhöfe beiderseits der österreichisch-schweizerischen Grenze. Bis zu 400 Tonnen Steinbruchmaterial wurden am Tag mit der Bahn bewegt. Jenseits der von uns heute befahrenen Strecke von Lustenau zur Rheinmündung ist die Strecke auch rheinaufwärts noch befahrbar, an bestimmten Tagen werden Fahrten von Lustenau entlang des Rheins zum Grenzübergang Wiesenrain und über eine historische Rheinbrücke zum Werkhof Widnau angeboten. Das muss ich mir mal für einen weiteren Ausflug in die Ecke vormerken.
Unterwegs gibt es eine Begegnung mit der Lok „Urs“, die dieselelektrische Lokomotive stammt aus dem Jahr 1949 und trug zusammen mit der Lok „Heidi“, die unseren Zug zieht, bis zuletzt die Hauptlast der Materialtransporte. Der Verein Rhein-Schauen verfügt auch über zwei betriebsfähige Dampfloks, mit denen ebenfalls Fahrten angeboten werden.
Das Rheinbähnle fährt durch das Naturschutzgebiet „Neue Rheinmündung". Die Flachwasserbereiche und Schlickflächen, Feuchtwiesen, Röhrichte und Auwälder im Rheindelta sind insbesondere für Vögel ein wichtiges Brut- und Rastgebiet.
Schließlich ist das Streckenende auf dem Rheindamm erreicht und wir können noch der Lok „Heidi“ beim Umsetzen zusehen. Die Zweisystemlok stammt aus dem Jahr 1946, hinter der Lok ist ein offener Fahrradwagen eingereiht.
Die Vorstreckung reicht noch ein ganzes Stück weiter in den See hinaus, leider reicht die Zeit jedoch nicht mehr für einen Spaziergang bis zur eigentlichen Mündung...
...denn die MS „Stadt Bregenz“ holt uns schon wieder ab.
Durch die Bregenzer Bucht fahren wir zurück in die Landeshauptstadt Vorarlbergs. Da der Alpenrhein unablässig Gesteinsmaterial aus den Bergen, sogenanntes Geschiebe, mitbringt und sich dieses hier ablagert, geht man davon aus, dass die Bregenzer Bucht in einigen Jahrhunderten verlanden wird. Wer noch einmal eine Schiffsfahrt auf dem Bodensee unternehmen möchte, muss sich überhaupt beeilen, in zehn- bis zwanzigtausend Jahren wird dann der gesamte See verlandet sein.
Es geht gleich weiter...
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