Mit dem Gottardino zur Ferrovia Genova–Casella (2/4 m 67 B) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Rundfahrt nach Italien und Frankreich. Im ersten Teil hatten wir den Gotthard-Basistunnel besucht und waren anschließend nach Mailand gefahren, hier setzen wir den Bericht nun fort.
Tag 2: Mailand – Chambéry – Lyon – Nizza
Heute wollen wir die Bahnstrecke von Mailand in Richtung Frankreich erkunden. Die anderen beiden grenzüberschreitenden Verbindungen über die Tendabahn und an der Küste kannte ich bereits, heute soll es nun der TGV sein.
Zunächst werfen wir vom Hotelzimmer einen Blick auf die Gleise am Bahnhof Porta Garibaldi. Rechts der Torre Unicredit, in der Mitte die Torri Maire Tecnimont und links die begrünten Zwillingstürme Bosco Verticale, an deren Fassaden rund 900 Bäume gepflanzt wurden.
Hier stehen wir dann vor dem Bahnhof Milano Porta Garibaldi. Den TGV nach Paris hat man an den zweitgrößten Bahnhof der Stadt verbannt, die SNCF betreibt in einem Pavillon am Bahnsteigzugang einen eigenen Schalter.
Und das ist er, der TGV Mailand-Paris. Die Triebköpfe haben eine spezielle Beschriftung eigens für die Verbindung. Es gibt täglich drei Direktverbindung mit dem TGV nach Paris, die Reisezeit für die Gesamtstrecke beträgt zwischen sieben und acht Stunden, wir werden jedoch nur eine Teilstrecke mitfahren.
Zwischen Mailand und Turin nutzt der TGV die Altstrecke, wir fahren durch die Norditalienische Tiefebene, am Horizont sind die Alpen zu sehen.
Nach Turin wird es für mich dann interessant, denn diese Strecke kenne ich noch nicht. Die Bahnlinie verläuft durch das Susatal (Val di Susa) nach Osten und folgt dem Fluss Dora Riparia in die Berge.
Die Bahnstrecke von Turin ins französische Modane ist auch als Frejus-Bahn bekannt. Die Bahnstrecke gewinnt nun deutlich an Höhe und die Landschaft wird alpin, vor dem Zugfenster ziehen die Gipfel der Grajischen Alpen vorbei.
Bardonecchia ist der letzte Ort auf der italienischen Seite, der Bahnhof liegt auf 1.258 Metern über dem Meer, hier ist auch der Scheitelpunkt der Gebirgsstrecke. Wenig später fährt der Zug in den Mont-Cenis-Tunnel oder Fréjus-Tunnel ein. Der Eisenbahntunnel wurde 1871 eröffnet, er war damals der erste Tunnel durch den Alpenhauptkamm. Bis zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels war der Mont-Cenis-Tunnel mit gut 12 Kilometern zudem der längste Tunnel der Welt.
Und hier sind wir in Frankreich angekommen, der Grenzbahnhof befindet sich in Modane. Die Bahnstrecke führt in einem 180-Grad-Bogen in den Ort. Auf der französischen Seite wird die Bahnstrecke Maurienne-Strecke genannt.
Die Maurienne ist ein Gebiet in den französischen Westalpen rund um das Tal des Flusses Arc; die Bahnstrecke folgt dem Fluss talabwärts. 1917 ereignete sich auf der Strecke einer der schwersten Eisenbahnunfälle mit geschätzt bis zu 700 Toten. Ein vollbesetzter Militärzug mit unzulässig hohem Gewicht war nicht mehr zu bremsen, entgleiste und geriet in Brand.
Schließlich lassen wir die Alpen hinter uns und erreichen die sanfte Landschaft Savoyen. Die Bahnstrecke von Modane bis Chambéry wurde ab 1925 als Pilotstrecke elektrifiziert, damals setzte man noch auf eine seitliche Stromschiene, wobei sich später doch die Oberleitung durchsetzte. Die klassische Mont-Cenis-Bahn endet in Chambéry, hier verlassen wir den TGV.
Die Departementshauptstadt hat etwa 60.000 Einwohner, hier haben wir eine knappe Stunde Zeit für einen Spaziergang durch die schmucke Altstadt.
Bekannt ist der Ort insbesondere für das Schloss Chambéry, der ehemalige Wohnsitz der Herzöge von Savoyen. Auch der Fontaine des Éléphants aus dem Jahr 1838 gehört zu den Sehenswürdigkeiten.
Doch nun zurück an den Bahnhof, er wurde 1923 umbenannt und heißt offiziell Chambéry - Challes-les-Eaux, um auch dem bahnhofslosen Kurort Challes-les-Eaux formal einen Bahnanschluss zu bieten. Mit einem Regionalzug fahren wir weiter nach Lyon, der TER ist ein lokbespannter Wagenzug.
Die Strecke führt am Ufer des Lac d’Aiguebelette entlang, weiter geht es durch den ländlich geprägten Teil Savoyens.
Nach der Ankunft im Bahnhof Lyon-Part-Dieu holen wir noch ein Außenbild des Zugs nach, dann drehen wir eine Runde um den Bahnhof. Für eine Stadtbesichtigung sind die 55 Minuten Übergangszeit zu kurz, und so nutzen wir die Zeit, um den Reiseproviant wieder aufzufüllen...
...und dann geht es auch schon weiter. Mit einem TGV Duplex fahren wir durch bis Nizza, etwa viereinhalb Stunden trennen uns noch von der Côte d’Azur.
Bis Marseille machen wir jetzt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke kräftig Kilometer, mal mit Blick auf die französischen Alpen,...
...dann über die Rhone...
...und auf beeindruckenden Brücken über das Land.
Bei Bandol gibt es einen ersten Blick auf das Meer. Ab Marseille fährt der TGV auf der Altbaustrecke entlang der Côte d’Azur nach Nizza. Für weitere Streckenfotos wird es nun aber zu dunkel.
Nach der Ankunft in Nizza bringen wir das Gepäck ins Hotel und starten zu einem Abendspaziergang durch die Stadt, vom Place Masséna...
...mit der Fontaine du Soleil...
...und den Wasserspielen auf der Promenade du Paillon.
Und mit einem Blick auf den Strandboulevard beenden wir den zweiten Reisetag.
Es geht gleich weiter...
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