[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit (Allgemeines Forum)

sb, Mittwoch, 18.10.2017, 17:50 (vor 2354 Tagen)

Wie schon mehrmals darauf hingewiesen, ist die vielfach angenommene Wirtschaftlichkeit des TGV kaum zutreffend, wenn 2/3 der TGV-Verbindungen als defizitär gelten:

Frankreich: Vereinigung der Städte befürchtet TGV-Streichungen [Update] (lok-report.de, 18.10.2017)
"Wirtschaftlich gesehen geht es dem TGV gar nicht so gut: "Zwei von drei TGV-Verbindungen sind defizitär", erklärt die Verkehrsministerin Elisabeth Borne seit der Einführung der Mobilitätskonferenzen (Assises de la mobilité)."

Frankreich: Jean-Cyril Spinetta offiziel beauftragt, das Eisenbahnsystem neu zu formulieren (lok-report.de, 17.10.2017)
"• Festlegung einer Strategie für den Eisenbahnverkehr bis 2030: Welche Rolle soll der Schienenverkehr in der Mobilitätspolitik spielen, während gleichzeitig neue Herausforderungen entstanden sind (Macron-Busse, Fahrgemeinschaften, Staus in den Städten durch den Straßenverkehr, Low-Cost-TGV)?
• Überdenken des Wirtschafts- und Finanzmodells des Eisenbahnsystems: Wie kann das Wirtschafts- und Finanzmodell der Eisenbahnen wiederaufgebaut werden, wenn 70 % der TGV-Linien defizitär sind und SNCF Réseau derzeit mit 45 Mrd. Euro verschuldet ist, was bis 2025 auf 65 Mrd. Euro ansteigen wird?
• Vorbereitung auf eine erfolgreiche Umsetzung der Öffnung für den Wettbewerb: Der europäische Fahrplan sieht vor, dass der TGV bis 2020 und die TER- und TET-Züge bis spätestens 2023 für den Wettbewerb geöffnet werden.
"

Ein einfaches Streichkonzert dürfte genauso falsch sein wie ein "weiter so" ohne clevere Verbesserungen – und eben gerade nicht obendrein noch eine eigene Konkurrenz durch Billig-TGVs auf TGV-Hauptrouten aufbauen...

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

sflori, Mittwoch, 18.10.2017, 19:45 (vor 2353 Tagen) @ sb

Wie schon mehrmals darauf hingewiesen, ist die vielfach angenommene Wirtschaftlichkeit des TGV kaum zutreffend, wenn 2/3 der TGV-Verbindungen als defizitär gelten:

Ich hab jetzt die verlinkten Berichte kurz überflogen, aber bin nicht fündig geworden.

Warum defizitär? In erster Linie wird wohl die Nachfrage zu den aufgerufenen Preisen nicht passen.

Bleiben die Fragen: Sind die Trassen zu teuer? Oder der Betrieb der TGVs?

Hier habe ich einen Bericht aus 2010 gefunden, der auf hohe Trassenpreise hinweist:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-weltweit-die-milchkuh-tgv-kraenke...

Wenn es tatsächlich an den Trassen liegt, ist das doch ein hausgemachtes Problem. In den seltensten Fällen kann der Betrieb die sündhaft teure Infrastruktur alleinig finanzieren. Das Problem kennt man doch von überall her!?


Bye. Flo.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

ffz, Mittwoch, 18.10.2017, 20:09 (vor 2353 Tagen) @ sflori

Die TGV sind deshalb defizitär weil die Trassenpreise und die Kosten für Energie, Wartung und Personal die Einnahmen durch die Fahrkarten um ein Vielfaches übersteigen. Die meisten LGV's wurden im PPP Finanzierungsverfahren gebaut die Trassenpreise kann die SNCF überhaupt nicht erwirtschaften. Vor 2 Jahren lag das Defizit der TGV's bei etwa 60 Millionen Euro pro Jahr, wäre die SNCF keine Staatsbahn und müsste Gewinne erwirtschaften müsste man den TGV Verkehr sofort einstellen.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

sb, Mittwoch, 18.10.2017, 20:22 (vor 2353 Tagen) @ ffz
bearbeitet von sb, Mittwoch, 18.10.2017, 20:22

Die meisten LGV's wurden im PPP Finanzierungsverfahren gebaut die Trassenpreise kann die SNCF überhaupt nicht erwirtschaften.

Heißt das, dass ohne PPP zunächst viel weniger TGV-Strecken gebaut worden wären, aber nun aufgrund PPP die Kosten davon laufen?

Wer sind die Partner dieser PPP-Projekte?

Partner sind die üblichen französischen Gangster wie Vinci

Höllentalbahn, Mittwoch, 18.10.2017, 20:25 (vor 2353 Tagen) @ sb

Die sich ja auch an den aus unerfindlichen Gründen verlängerten Autobahnkonzessionen bereichern und einen Reingewinn von 25% je Umsatzeuro einstreichen.
Wettbewerb sieht anders aus...

ÖPP ist unwirtschaftlich und nicht der TGV

flierfy, Mittwoch, 18.10.2017, 23:55 (vor 2353 Tagen) @ Höllentalbahn

Das heisst dann aber auch, dass nicht der TGV unwirtschaftlich ist, sondern das Bereicherungs-Modell ÖPP.

ÖPP ist unwirtschaftlich und nicht der TGV

BR101 Pendler, Bünde - Hannover / Mainz, Donnerstag, 19.10.2017, 00:06 (vor 2353 Tagen) @ flierfy

Im gerade verlinkten Artikel von mir (siehe anderer Beitrag) wird u.a. auch von einer jährlichen Preisanpassung in Höhe von 5% geschrieben. Das ist Wahnsinn!

Das Verfahren ist eine staatliche Geldumverteilungsmaschine. Aus Steuergeldern und den Einnahmen der Passagiere werden zu festen Konditionen private Unternehmen finanziert. Es gewinnt in diesem Modell immer nur die eine Seite...

ÖPP ist unwirtschaftlich und nicht der TGV

Bronnbach Bhf, Donnerstag, 19.10.2017, 00:24 (vor 2353 Tagen) @ BR101 Pendler
bearbeitet von Bronnbach Bhf, Donnerstag, 19.10.2017, 00:26

Im gerade verlinkten Artikel von mir (siehe anderer Beitrag) wird u.a. auch von einer jährlichen Preisanpassung in Höhe von 5% geschrieben. Das ist Wahnsinn!

Das Verfahren ist eine staatliche Geldumverteilungsmaschine. Aus Steuergeldern und den Einnahmen der Passagiere werden zu festen Konditionen private Unternehmen finanziert. Es gewinnt in diesem Modell immer nur die eine Seite...

Das sind die Folgen und Konsequenzen, wenn ein Staat seine Infrastruktur privatisiert. Auf den Autobahnen, und nun auch auf den LGV's zahlen Autofahrer sowie die SNCF in Frankreich schlicht horrende Nutzungsgebühren. Der französische Staat hat all diese Ausgaben in die Infrastruktur nie aus dem eigenen Haushalt zahlen können. Die Privatwirtschaft hat den Ball dankend aufgenommen und die Bedingungen diktiert.

In Deutschland mag der Ausbau der Infrastruktur im Vergleich zu Frankreich wesentlich langsamer von statten gehen und gegangen sein. Aber diese Investitionen wurden und werden aus dem Haushalt des Bundes beglichen. Damit gehört die Infrastruktur dem Staat, und dieser kann die Nutzungsbedingungen direkt bestimmen. Auch wenn in Deutschland (gerade was den Substanzerhalt von Straße und Schiene angeht) die letzten 15 Jahre viel zu wenig investiert wurde. Im Verhältnis zu Frankreich herrschen bei uns fast schon paradisische Zustände.

Davon ist Frankreich Lichtjahre entfernt. Der Preis, den Frankreich als gesamte Volkswirtschaft für den immens schnellen Bau der LGV´s und den Bau und Betieb der Autobahnen durch die Privatwirtschaft zahlen muss, ist ein verdammt hoher.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

ffz, Mittwoch, 18.10.2017, 21:19 (vor 2353 Tagen) @ sb

Ohne PPP wäre außer der LGV Sud-Est nach Lyon und weiter nach Marseille und der LGV nach Lille keine LGV gebaut worden, sie sind alle im PPP finanziert zu astronomischen Trassenpreisen, auf den LGV's die vor wenigen Wochen eröffnet wurden sind pro Kilometer bis zu 40€ an Trassenkosten zu bezahlen pro Zug, das kann man nicht erwirtschaften.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Twindexx, St. Gallen (CH), Donnerstag, 19.10.2017, 07:54 (vor 2353 Tagen) @ ffz

Hoi,

Ohne PPP wäre außer der LGV Sud-Est nach Lyon und weiter nach Marseille und der LGV nach Lille keine LGV gebaut worden, sie sind alle im PPP finanziert zu astronomischen Trassenpreisen, auf den LGV's die vor wenigen Wochen eröffnet wurden sind pro Kilometer bis zu 40€ an Trassenkosten zu bezahlen pro Zug, das kann man nicht erwirtschaften.

Sorry, das ist Quatsch. Die einzigen PPP-LGV in Frankreich sind Tours-Bordeaux, Le Mans-Rennes und die Umfahrung von Nîmes und Montpellier. Alle LGV, die vor 2017 in Betrieb gingen, wurden NICHT per PPP finanziert! Das ist immernoch der allergrösste Teil des LGV-Netzes.

Ansonsten sollte sich die SNCF eher fragen, wieso teilweise Tickets billigst für 20 € vertickt werden. Das kann ja nicht aufgehen. TGV Lyria hat keine solche Billigstkontingente und wird 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben. Und ohne die Pariser Terroranschläge wär man auch nie in die roten Zahlen gerutscht.


Grüsse aus Zermatt.

--
[image]

Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Meinrad aus Kanada, Oakville, Canada, Mittwoch, 18.10.2017, 20:35 (vor 2353 Tagen) @ ffz

Vor 2 Jahren lag das Defizit der TGV's bei etwa 60 Millionen Euro pro Jahr, wäre die SNCF keine Staatsbahn und müsste Gewinne erwirtschaften müsste man den TGV Verkehr sofort einstellen.

Bei 800 TGV-Fahrten pro Tag und 365 Tagen im Jahr liegt der Fehlbetrag gerade mal bei 200 Euro pro Fahrt (oder vielleicht bei einem Euro pro Passagier). Das ist ja nun noch nicht gerade der Untergang des Abendlands...

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

BR101 Pendler, Bünde - Hannover / Mainz, Mittwoch, 18.10.2017, 23:49 (vor 2353 Tagen) @ ffz

Sag mal, wo hast Du die 60 Millionen EUR gelesen?

In einem Bereicht von Le Point vom 29.09.2017 wird berichtet, dass SNCF alleine für den Betrieb der neuen Rennstrecke Paris - Bordeaux 90 Millionen EUR im Halbjahr zahlen muss. Bei dieser Sachlage kommen auf der SNCF für alle TGV Linien im Jahr ganz andere Beträge zustande...

Wenn ich den genannten Artikel richtig verstehe, Französisch ist nicht meine Muttersprache, dann muss die SNCF (insgesamt, nicht nur TGV?!) im Jahr 2 Milliarden EUR an Trassengebühren zahlen.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

ITF, Donnerstag, 19.10.2017, 08:40 (vor 2353 Tagen) @ BR101 Pendler

Das einstmals lukrative TGV Modell wurde in den vergangenen Jahren systematisch kaputt gerechnet.

- Die Trassenpreise wurden erwähnt, diese sind nicht nur auf den 3 neuen PPP Strecken viel zu hoch, sondern wurden auch auf den anderen LGV's in den vergangenen Jahren peu a peu massiv erhöht.

- Gleichzeitig hat die Konkurrenz nicht geschlafen, Mitfahrzentralen (BlaBlaCar), Billigflieger und Freigabe der Fernbusse haben dem TGV von allen Seiten zugesetzt.

- Die Ticketpreise für Fernpendler sind teilweise staatlich angeordnet künstlich niedrig gehalten.

- Die Produktivität im klassischen TGV ist teilweise mieserabel. Mir wurde zugetragen, dass ein TGV im Schnitt pro Tag 6 Stunden rollt. Jetzt führt man LowCost TGV's ein, die deutlich produktiver unterwegs seien sollen. Nur warum erhöht man nicht erstmal die Produktivität der TGV's...?

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit -Vorschlag

ITF, Donnerstag, 19.10.2017, 08:57 (vor 2353 Tagen) @ ITF

Ich würde den Franzosen empfehlen, für den TGV orientiert am deutschen Integrationsmodell Veränderungen vorzunehmen.
Bisher sind TGV und RER zwei wenig miteinander zu tun habendende Fremdkörper. Das muss sich ändern! Tarif- und Fahrplanintegration der Angebote müssen besser umgesetzt werden. Dazu sollte man Kernsterecken für den TGV definieren, auf denen er eigenwirtschaftlich und nur mit Zwangsreservierung zu Nutzen ist. Außerhalb des Kernnetzes übernimmt dann der selbe TGV eine Mischfunktion zwischen Fernzug und bubventioniertem RER. Außerhalb des Kenrnetzes wäre der TGV dann für alle Fahrgäste mit allen Fahrkarten nutzbar, ohne Reservierung. Über Ausgleichszahlungen oder Bestellungen durch die Regioenen könnte das Verkehren abseits des Kernenetzes dann finanziert werden.

Beispiele:

Ein TGV fährt Paris-Bordeaux nonstop im Kernetz. Ab Bordeaux verkehrt er weiter nach Irun oder Tarbes und ist für alle mit den selben Tickets wie ein RER nutzbar. Im Idealfall kann der TGV südlich von Bordeaux dann sogar etwas häufiger fahren, da er auch für Mittelstreckenreisende interessant wird. Gleichzeitig verbessert sich das Angebot aus den randregionen, was wiederum die Nachfrage ankurbelt.

Der TGV Lille-Marseille fährt eigenwirtschaftlich und mit Zwangsreservierung. Ab Marseille fährt der TGV zum offenen Tarif weiter nach Nice.

Der Lyria Paris-Lausanne fährt im verlässlichen Zweistundentakt. Paris-Dijon ist eigenwirtschaftlich mit Zwagsreservierung. Ab Dijon hält er in Dole, Mochuard, Frasne, Vallorbe, kann zum normalen RER-Preis genutzt werden und ist in den regionalen ITF mit guten Anschlüssen eingebunden.

RER oder TER?

flierfy, Donnerstag, 19.10.2017, 10:07 (vor 2353 Tagen) @ ITF

Müsste es nicht TER heissen?

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Lumi25, Donnerstag, 19.10.2017, 09:18 (vor 2353 Tagen) @ sb

Vielleicht sollte man auch einfach mal neue Sachen angehen.

Ein 3 Klassensystem in den HGV-Zügen wie im Railjet finde ich gar nicht so abwegig. Es gibt durchaus eine kleine Klientel die bereit ist entsprechende Fahrpreise zu bezahlen, wenn im Gegenzug der Komfort & Service stimmt.

Im Flugverkehr ist das ja schon längst Standard.

Natürlich kann man es nicht so wie beim Thalys machen, dass man einen Teil der vorhandenen 1. Klasse einfach als Premium hochstuft nur weil der Service dort etwas höher ist.


Eine TGV-Verbindung von Frankfurt nach Marseille gibt es ja bereits aber einen Thalys von Köln nach Marseille sucht man vergebens obwohl die Fahrzeit mit 6-7 Stunden noch im erträglichen wäre.

Von Amsterdam nach Marseille gab es ja mal einen Thalys.

HGV-Nachtzüge wären dann noch ein weiteres Feld worüber man durchaus mal nachdenken sollte. Von Paris nach Madrid/Sevilla oder das ganze auch von Köln/Frankfurt aus dürfte sicher kein uninteressantes Geschäftsfeld und von der Fahrzeit durchaus konkurrenzfähig sein.


Sollte das TGV-Netz voll geöffnent werden kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dies für viele private EVU oder auch Fluggesellschaften interessant werden könnte.

Langstrecken- und Nacht-HGV

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Freitag, 20.10.2017, 11:59 (vor 2352 Tagen) @ Lumi25

Hallo Lumi25,

Eine TGV-Verbindung von Frankfurt nach Marseille gibt es ja bereits aber einen Thalys von Köln nach Marseille sucht man vergebens obwohl die Fahrzeit mit 6-7 Stunden noch im erträglichen wäre.

Man kann sich die Frage stellen, ob solche Langstreckenrelationen wirklich lohnend sind.
Innerhalb Deutschlands (wenn ich Basel dazurechne) gibt es Strecken wie Hamburg-München und Hamburg-Basel, die stündlich angeboten werden (mit Umstieg wohl öfter).
Nach Interlaken, Zürich, Chur und Wien kommt man auch recht oft.
Aber ICE International Amsterdam-Basel (etwa gleiche Fahrzeit) gibt es nur 1x pro Tag; Amsterdam-München, Brüssel-Berlin und Brüssel-München gar nicht.
Angeblich sind Systemgrenzen Schuld dran.

Es kann sein, dass Mehrsystemtechnik in einem TGV leichter machbar ist wie in einem ICE. Beim TGV muss man nur die Lokomotiven umbauen, beim ICE den ganzen Zug. Wäre der Aufwand gleich gross, dann hätte es vermutlich längst einen ICE International Frankfurt-Marseille gegeben.

Andererseits: was hat der e320, das(s?) der ICE International nicht hat? Der e320 ist ja auch ein verteilt angetriebener Mehrsystem-Rennzug.

Von Amsterdam nach Marseille gab es ja mal einen Thalys.

Gibt es s.i.w. immer noch, wenn auch nur saisonal am Samstag.
Im Winter fährt der Ski-Thalys nach Bourg St. Maurice. Brüssel-Chambéry wird nonstop gefahren.

HGV-Nachtzüge wären dann noch ein weiteres Feld worüber man durchaus mal nachdenken sollte.

Nachtzug ist gleich Nachtzug ist nicht gleich Nachtzug.

In Frankreich verkehren schon saisonale Nacht-TGV, z.B. Paris-Bourg St. Maurice in der Wintersaison. Das sind aber reine Sitzwagenzüge.
HGV-Schlaf-/Liegewagenzüge gibt es bisher nur in China. Z.B. Beijing-Guangzhou, 2000 km. Es fahren 16-teilige CRH1E-Triebwagen mit den Kategorien Hard/Soft/Deluxe Sleeper (und seit Juli der CRH2E).
In China geht das, weil man die Strecke fast ununterbrochen schnell fahren kann und weil die Städte ganz gross sind.

Von Paris nach Madrid/Sevilla oder das ganze auch von Köln/Frankfurt aus dürfte sicher kein uninteressantes Geschäftsfeld und von der Fahrzeit durchaus konkurrenzfähig sein.

In Europa müsste man das mit zwei Halbzügen machen, damit das Einzugsgebiet möglichst gross ist. Berlin/Hamburg - Frankfurt - Barcelona - Madrid/Sevilla (in Frankfurt oder Barcelona ggf. Zugteil wechseln).

Sollte das TGV-Netz voll geöffnet werden kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dies für viele private EVU oder auch Fluggesellschaften interessant werden könnte.

Wichtig ist, dass man nachts die Hochgeschwindigkeit ausfahren kann.
Ansonsten kann man besser 200 km/h NightJets einsetzen.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Donnerstag, 19.10.2017, 10:57 (vor 2353 Tagen) @ sb

Salut fans de l'ICE allemand,

hier meine Gedanken dazu:

1. TGV-Anbindung der Pariser Banlieue. Stellt Euch mal vor, der ICE würde nicht mehr in Berlin-Spandau, Hamburg-Harburg oder München-Pasing halten. In Deutschland undenkbar, in Frankreich Realität: Jean-Claude, der in einem Pariser Vorort wohnt, muss zuerst etwa eine Stunde mit dem RER (lies: S-Bahn) zur Pariser Innenstadt, bevor er in den TGV nach Marseille einsteigen kann.

Zwar gibt es Bahnhöfe wie Massy und Marne-La Vallée, aber das sind eher Äquivalente für Köln Messe/Deutz (das ich hier gerne als "Köln ICE" bezeichne), oder meinetwegen Sagehorn als Alternative für Bremen. Züge, die in Paris beginnen/enden, bedienen besagte Bahnhöfe nicht.

2. Bessere Verknüpfung TGV mit TER. Was ist aus dem Vorhaben "cadencement" geworden? Es war mal die Idee, Orte wie Bordeaux, Toulouse, Montpellier, Lyon und Dijon als ITF-Taktknoten darzustellen.

3. Die TGVs halten zu wenig. Eigenes Thema.

4. Mehr 2. Klasse. Zur Zeit ist eine TGV-Garnitur 4B-Bar-3A. Wieso nicht 5B-Bar-2A, wie beim ICE International?

5. Mehr Corail. Corail war damals eine starke Marke, etwa wie "InterCity" in Deutschland. Anständige klassische Züge auf dem klassischen Netz. Jetzt sind die Corail-Züge meist in den TER-Dienst abgewandert.
Ich verstehe dass gerade die Corail-Züge noch defizitärer sind als die TGVs und dass die neuen Coradia Liner-Triebwagen wesentlich kostengünstiger sind, aber zugleich ist es ein Qualitätsrückschritt. In Deutschland wird der lokbespannte IC-Wendezug ja auch hochgelobt. Andereseits zeigt LEO Express (CZ) wie luxuriös ein FV-Triebwagen sein kann.


Amicalement,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

flierfy, Donnerstag, 19.10.2017, 12:56 (vor 2353 Tagen) @ Oscar (NL)

1. TGV-Anbindung der Pariser Banlieue. Stellt Euch mal vor, der ICE würde nicht mehr in Berlin-Spandau, Hamburg-Harburg oder München-Pasing halten. In Deutschland undenkbar, in Frankreich Realität: Jean-Claude, der in einem Pariser Vorort wohnt, muss zuerst etwa eine Stunde mit dem RER (lies: S-Bahn) zur Pariser Innenstadt, bevor er in den TGV nach Marseille einsteigen kann.

Die Bahnhöfe im Zentrum sind doch viel leichter aus den Vorstädten zu erreichen als ein Bahnhof in einem anderen Vorort. Ohne Anschluss an eine Ring- oder Tangential-Linie bringen vorgelagerte Bahnhöfe nur den Leuten was, die in unmittelbarer Nähe wohnen. Und das sind vergleichsweise wenig Leute.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Paladin, Hansestadt Rostock / Stralsund, Donnerstag, 19.10.2017, 13:31 (vor 2353 Tagen) @ flierfy

1. TGV-Anbindung der Pariser Banlieue. Stellt Euch mal vor, der ICE würde nicht mehr in Berlin-Spandau, Hamburg-Harburg oder München-Pasing halten. In Deutschland undenkbar, in Frankreich Realität: Jean-Claude, der in einem Pariser Vorort wohnt, muss zuerst etwa eine Stunde mit dem RER (lies: S-Bahn) zur Pariser Innenstadt, bevor er in den TGV nach Marseille einsteigen kann.

Die Bahnhöfe im Zentrum sind doch viel leichter aus den Vorstädten zu erreichen als ein Bahnhof in einem anderen Vorort. Ohne Anschluss an eine Ring- oder Tangential-Linie bringen vorgelagerte Bahnhöfe nur den Leuten was, die in unmittelbarer Nähe wohnen. Und das sind vergleichsweise wenig Leute.

Aus genau diesem Grund halten die Züge ja auch in Hamburg-Altona, Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg, analog in Berlin im Ost-West bzw. Nord-Süd Verkehr.

Man kann jetzt über einiges Streiten - Hamburg Dammtor (*hust), Berlin-Ostbahnhof (->Ostkreuz 100x besser), ... aber dass man das Konzept zugunsten von 2-3 Minuten aufgeben sollte, halte ich für Unsinn.

[FR] TGV vs. Wirtschaftlichkeit

Bluenight1983, Freitag, 20.10.2017, 14:15 (vor 2352 Tagen) @ Oscar (NL)

So gerne ich mit dem TGV oder ICE mit 320 Sachen durch die Pampa Frankreichs fahre, so sehe ich doch die vielen vielen Vorteile das deutsche Netz hat.

Als erstes haben nur die Franzosen wirklich Nutzen von dem Netz wenn sie in Paris wohnen oder nach Paris wollen. Natürlich sind das viele, denn es ist DIE Metropole des Landes. Aber die vielen vielen anderen Menschen stehen da außen vor.

Und was ich auch immer wieder nicht verstehe ... Im Regionalverkehr in Frankreich gibt es keinen richtigen Takt. Könntet ihr euch vorstellen das zwei mal am Tag drei Stunden lang KEIN Zug fährt? Und ich spreche hier nicht von irgendwelchen Linien mitten im Nichts.

Und das von einer Großstadt, 130.000 Einwohner, keine 150km von Paris entfernt, kein Zug mehr ab 22 Uhr verkehrt ... Da lobe ich echt die Deutschen Verhältnisse.

Und das man an Bahnhöfen wie Est und vor allen Dingen Nord, was ja der größte Bahnhof Europas nach Fahrgastzahlen sein soll, in Paris, kaum Sitzgelegenheiten gibt, ist noch eine ganz andere Sache. Und das man bei Ankunft am Bahnhof nicht ersehen kann wo der Zug fahren wird, sondern erst mehr oder weniger Minuten vorher, ist sich auch schwer dran zu gewöhnen. :)

Und das man im Bahnhof Nord im Zug meine Laptoptasche samt Inhalt geklaut hatte, und die Zugbegleiter, Polizei, etc. nicht mal Interesse geheuchelt haben ... Aber gut, das wird jetzt so richtig Off-Topic ...


Gruß,

Christian

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