Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (1/8 | 49 B.) (Reiseberichte)

TD, Samstag, 14.10.2017, 19:19 (vor 2358 Tagen)

Hallo zusammen,

mit einiger Verspätung möchte ich noch eine Reise aus dem September 2016 aufarbeiten. Eigentliches Ziel war der train jaune, der gelber Zug in den Pyrenäen; ich hatte dann den Blick noch etwas über die Rail Map Europe schweifen lassen und darüber hinaus die ein oder andere interessante Strecke entdeckt, die sich mit etwas gutem Willen in eine Rundfahrt einbauen ließ. Gut, wenn ich jetzt rückwirkend einen Blick auf die Karte werfe, ist der Begriff „Rundfahrt“ angesichts des Zickzackkurses vielleicht etwas weit hergeholt - aber der Weg ist ja das Ziel.

[image]

Wir starten in Konstanz und fahren durch die Schweiz nach Genf, weiter nach Marseille und Carry-le-Rouet an der Côte Bleue. Am zweiten Reisetag geht es über Nîmes zur Cevennenbahn nach Clermont-Ferrand. Dort besuchen wir die Zahnradbahn Panoramique des Dômes und fahren dann auf der Ligne des Causses nach Béziers. Am vierten Tag führt uns die Tour über Toulouse in die Pyrenäen nach Latour-de-Carol. Dann verbringen wir einen Tag bei der Schmalspurbahn Ligne de Cerdagne, bevor wir weiterfahren nach Barcelona und unterwegs einen Abstecher zur katalanischen Cremallera de Núria einbauen. An Tag 7 besuchen wir vormittags die Straßenbahn Tramvia Blau in Barcelona und machen dann richtig Kilometer bei der Fahrt bis Paris. Am vorletzten Reisetag fahren wir auf der Altbaustrecke der Ligne 4 von Paris nach Belfort und weiter nach Basel, bevor wir dann als weiteren Exoten einen der letzten durchgehenden Züge von Basel bis Konstanz nutzen. Die erstklassige Tour hatte ich zusammen mit meinem Bruder unternommen. So, nun genug der Vorrede, los geht’s!


Tag 1: Konstanz – Zürich – Genf – Lyon – Marseille – Carry-le-Rouet

Unsere Tour beginnen wir morgens um sechs Uhr in Konstanz, als erster Zug steht der Interregio nach Zürich auf unserem Plan. Viele meiner Reiseberichte beginnen mit dieser Interregio-Verbindung, so dass die ersten Bilder eigentlich zum Standardprogramm gehören – aber heute starten wir gleich mit einem „Exoten“, denn in den Zug ist einer der doch seltenen EW IV-Wagen mit Reihenbestuhlung eingereiht. Über den Seerücken fahren wir dem neuen Tag entgegen.

[image]

[image]

[image]

In Zürich wechseln wir ins Tiefgeschoss zum Intercity nach Genf. Im Doppelstockwagen fahren wir durch die Schweiz, über Bern und Fribourg führt uns die Reise in die Romandie.

[image]

[image]

Da der Himmel wolkenverhangen ist, habe ich von der Fahrt durch die Schweiz nur wenige Bilder. Immer wieder beeindruckend ist der Blick über den Genfer See bei der Fahrt durch die Weinberge hinunter nach Lausanne.

[image]

[image]

In Genf haben wir wegen gestückelter Fahrkarten vorsorglich eine Stunde Puffer eingebaut. Und so gibt es nun die Möglichkeit, für meinen ersten und zugleich letzten Besuch in der SBB Lounge im dortigen Bahnhof. Während ich die Lounge in Zürich immer voll erlebt habe, herrscht hier in Genf gähnende Leere, wir sind die einzigen Besucher. Die beiden Lounges wurden Ende 2016 geschlossen.

[image]

[image]

Mit einem lokbespannten TER geht es nun über die Grenze nach Frankreich, knapp zwei Stunden fahren wir im Regionalzug bis Lyon Part Dieu.

[image]

[image]

Die Strecke ist landschaftlich eigentlich ganz nett, insbesondere der Abschnitt ab Bellegarde entlang der Rhone und weiter bis Ambérieu-en-Bugey ist sehenswert – aber Wetter, Sonnenstand und die fotografierunfreundlichen Fensterschreiben des TER vereiteln vorzeigbare Bilder.

[image]

Bei den großzügigen Übergangszeiten kann man sich zwischendurch etwas die Beine vertreten und auch mal den Bahnhof verlassen, dann setzen wir die Reise mit einem TGV fort.

[image]

[image]

[image]

Auf der LGV Rhône-Alpes und weiter auf der LGV Méditerranée geht es nun in den Süden. Ich rätsle noch heute über den Schaffner im TGV, anfangs vermute ich einen Animateur zur Kinderbespaßung, aber das ist in der ersten Klasse wohl ehr unwahrscheinlich. Stattdessen wird es wohl ein echter Schaffner mit einer Passion für Zauberei gewesen sein, jedenfalls hat der gute Mann bei der Fahrkartenkontrolle für jeden Fahrgast einen Trick parat: mal bäumt sich die Krawatte auf, dann schlagen Flammen aus dem Notizbuch und wer sich langweilt, darf die Zeit bis zum nächsten Halt damit verbringen, den magischen Knoten zu lösen, mit dem das Gepäck an der Ablage befestigt wird.

[image]

In schneller Fahrt geht es unterdessen über die Rhone und weiter durch die Provence bis zum Endbahnhof Marseille-Saint-Charles.

[image]

[image]

[image]

Auch in Marseille bleibt Zeit für ein paar Schritte aus dem Bahnhof, von der Terrasse vor dem Gebäude gibt es einen Blick hinüber zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde. Bei einer Tour vor fünf Jahren waren wir dort oben (zum Reisebericht).

[image]

[image]

[image]

Während ich die Côte d’Azur schon kenne, die sich zwischen Marseille und der italienischen Grenze erstreckt, soll es diesmal an die Côte Bleue (blaue Küste) gehen, die westlich von Marseille liegt. Die Bahnstrecke entlang der Côte Bleue ist nicht elektrifiziert, ein BGC-Triebwagen wartet zur Fahrt entlang der Küste.

[image]

[image]

Die Strecke führt zunächst durch das Stadtgebiet von Marseille, dann weiter entlang der Küste durch die Hügel der Chaîne de l’Estaque nach Westen.

[image]

[image]

Gut, so ganz tiefblau wie in den Tourismusprospekten ist das Wasser an der Côte Bleue nicht – wobei das vielleicht auch nur an den furchtbar schmutzigen Scheiben des Triebzugs liegt. Unterbrochen durch einige Tunnel bietet sich immer wieder ein Blick auf das Meer, so wie bei Ensuès-la-Redonne.

[image]

[image]

Als Tagesziel haben wir uns den 6.000-Einwohner-Ort Carry-le-Rouet ausgesucht. Vom Bahnhof laufen wir hinunter in den Ort und verbringen den Rest des Tages nun mit einem Spaziergang entlang der Küste.

[image]

[image]

Der Ort steht an der 13. Stelle der sonnigsten Städte Frankreichs – nur schade, dass wir heute etwas Pech haben und die Abendsonne hinter den Wolken verschwindet.

Es geht gleich weiter...

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (Forts. Teil 1)

TD, Samstag, 14.10.2017, 19:21 (vor 2358 Tagen) @ TD

Tag 2: Carry-le-Rouet – Niolon – Marseille – Nîmes – Clermont-Ferrand

Die Bahnstrecke entlang der Côte Bleue führt weiter bis Miramas und hat dort Anschluss an eine andere Bahnlinie, allerdings finde ich keine vernünftige Verbindung über diese Route, und so fahren wir heute zunächst nach Marseille zurück, wobei dieser Streckenabschnitt ohnehin der schönere sein soll. Und so finden wir uns um kurz vor acht Uhr morgens am Bahnhof von Carry-le-Rouet ein.

[image]

[image]

Im morgendlichen Berufsverkehr ist eine alte RRR-Garnitur unterwegs. Die Bahnstrecke entlang der Côte Bleue wird von der SNCF als Panoramastrecke beworben wie die Schwalbenlinie oder der Mont-Blanc-Express – und das zurecht. Über Viadukte und durch Tunnel geht es entlang der Felsküste, viele der geschützten „Calanques“ (Felsbuchten) beherbergen kleine Orte oder Häfen.

[image]

[image]

[image]

[image]

Einer dieser Orte ist Niolon, der Bahnhof liegt hoch über einer Bucht. Wir legen hier einen Zwischenstopp ein, schauen noch dem Zug nach, wie er im nächsten Tunnel verschwindet und laufen dann hinab zum Hafen.

[image]

[image]

Einige der Boote gehören zu einer Tauchschule, oben am Berg liegt der Bahnhof. Wir folgen einem Fußpfad auf die Anhöhe der Küste und umrunden einen Felsen...

[image]

[image]

[image]

...bis sich der Blick auf das La Vesse-Viadukt ergibt. Die Brücke zwischen zwei Tunneln ist einer der vielen Kunstbauten der Bahnstrecke von Marseille nach Miramas. Die Bahnstrecke wurde von 1907 bis 1915 von Paul Séjourné erbaut. Da es keine Küstenebene gibt, musste die Strecke in den Fels gebaut werden. Die Bahnlinie ist die einzige direkte Verbindung, eine Küstenstraße gibt es nicht. Ja, gut, mit Zug wäre das Bild noch schöner – aber beim nächsten Zug, der über das Viadukt fährt, möchten wir schon wieder als Fahrgast an Bord sein.

[image]

[image]

Und hier sind wir schon fast wieder zurück am Bahnhof und können von oberhalb des Tunnelportals einen Blick über die Bahnsteige bis zum Empfangsgebäude werfen.

[image]

Jetzt sind wir doch etwas zeitig zurück am Bahnhof. Während mein Bruder einem seltenen Pokémon nachspürt, folge ich noch ein Stück den Gleisen – ich muss sagen, das ist schon eine landschaftlich tolle Strecke.

[image]

[image]

[image]

Der nächste Zug ist wieder ein Triebwagen, etwa 20 Minuten fahren wir jetzt noch durch das zerklüftete Kalkmassiv entlang der Küste bis Marseille.

[image]

So, und an dieser Stelle machen wir jetzt einen Schnitt, nachdem damit die Ligne de la Côte Bleue inhaltlich abgeschlossen ist und dieser Teil des Reiseberichts schon eine gute Länge erreicht hat.

Das Stichwort für den zweiten Teil lautet dann „Ligne des Cévennes“, aber dazu dann mehr in den nächsten Tagen.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau - Merci

RhBDirk, Samstag, 14.10.2017, 22:28 (vor 2358 Tagen) @ TD

Merci. Momentan überlege ich, wohin ich nächstes Jahr im September in Urlaub fahre. Daher warte ich mal auf den weiteren Bericht. Zumindest auf Nîmes bin ich gespannt.

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau - Tickets?

RhBDirk, Sonntag, 15.10.2017, 07:17 (vor 2357 Tagen) @ RhBDirk

Mit welchen Tickets warst du unterwegs?

Zu den Tickets

TD, Sonntag, 15.10.2017, 17:38 (vor 2357 Tagen) @ RhBDirk

Mit welchen Tickets warst du unterwegs?

Hallo,
wir waren mit Einzelfahrscheinen unterwegs, soweit verfügbar hatte ich Loisir- oder Prem-Angebote gebucht. Für die Fahrt durch die Schweiz hatte ich mittels fiktivem Vorlauf einen DB-Sparpreis gebucht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich keinen Preisvergleich mit Interrail durchgerechnet habe und es mir mangels Sprachkenntnissen auch zu mühsam war, mögliche regionale Angebote zu recherchieren.

Viele Grüße

Tobias

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (Forts. Teil 1)

Splittergattung, Dienstag, 17.10.2017, 00:09 (vor 2355 Tagen) @ TD

Ach, du auch noch! Ich arbeite ja auch gerade noch an einem Reisebericht aus dem August 2016, wo ich einige Ziele angefahren habe, wo du auch warst - sogar die Cremallera de Nuria hast du drin. Die hab ich nämlich auch, genau wie den Train Jaune. Und in Paris und Barcelona war ich auch. Aber einen Unique Selling Point hab ich dann doch noch retten können davor, von dir, mrhuss oder sonst jemandem gepostet zu werden ;-)

Machen wir ein kleines Wettrennen-in-Bildern, wer zuerst in den Pyrenäen ist?

Aber bis hierher schöner Bericht, danke dafür!

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (Forts. Teil 1)

TD, Dienstag, 17.10.2017, 19:27 (vor 2355 Tagen) @ Splittergattung

Ach, du auch noch! Ich arbeite ja auch gerade noch an einem Reisebericht aus dem August 2016, wo ich einige Ziele angefahren habe, wo du auch warst - sogar die Cremallera de Nuria hast du drin. Die hab ich nämlich auch, genau wie den Train Jaune. Und in Paris und Barcelona war ich auch.

Auch von mir ein Dankeschön für Deinen Bericht, in der Schweiz hattest Du ja leider ein ziemliches Wetterpech.

Das ist auch eine Alptraum-Vorstellung für mich, dass zeitgleich ein zweiter Reisebericht mit dem gleichen Ziel im Forum auftaucht. Das ging mir auch schon so, als vor einigen Tagen der Reisebericht von mrhuss plötzlich wieder nach oben geholt wurde.

Sorry, dass ich Dir jetzt auch in die Quere komme – aber vielleicht ist es ja auch interessant, welchen Fokus die einzelnen Reiseberichtschreiber setzen, wo wir vielleicht an gleicher Stelle abgedrückt haben und wo wir unterschiedliche Eindrücke mitgebracht haben.

Machen wir ein kleines Wettrennen-in-Bildern, wer zuerst in den Pyrenäen ist?

Also, wenn ich mein Tempo mit zwei Berichten pro Woche beibehalte, komme ich heute in einer Woche in Latour-de-Carol an...


Viele Grüße

Tobias

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (Forts. Teil 1)

Splittergattung, Mittwoch, 18.10.2017, 00:37 (vor 2354 Tagen) @ TD

Auch von mir ein Dankeschön für Deinen Bericht, in der Schweiz hattest Du ja leider ein ziemliches Wetterpech.

Passt schon, danach hat es nur noch an einem Tag (also insgesamt an 2 von 23) nennenswert geregnet - es hat schon einen Grund, warum mein Reisebericht so heißt wie er heißt :-)

Das ist auch eine Alptraum-Vorstellung für mich, dass zeitgleich ein zweiter Reisebericht mit dem gleichen Ziel im Forum auftaucht. Das ging mir auch schon so, als vor einigen Tagen der Reisebericht von mrhuss plötzlich wieder nach oben geholt wurde.

Sorry, dass ich Dir jetzt auch in die Quere komme – aber vielleicht ist es ja auch interessant, welchen Fokus die einzelnen Reiseberichtschreiber setzen, wo wir vielleicht an gleicher Stelle abgedrückt haben und wo wir unterschiedliche Eindrücke mitgebracht haben.

Ach, das war eigentlich sogar eher ironisch gemeint von mir, ich mag ja deine Berichte. Und ganz bestimmt haben wir unterschiedliche Sachen beobachtet - so habe ich ja wahrscheinlich viel weniger Stadtbesuche drin als du, allein weil du neun Tage auf acht Berichte komprimierst und ich 23 Tage auf sieben Berichte. Und in Barcelona war ich z.B. nur sehr kurz, aus Paris habe ich praktisch keine Fotos, weil ich da auch nicht primär zum Besichtigen war.

Machen wir ein kleines Wettrennen-in-Bildern, wer zuerst in den Pyrenäen ist?


Also, wenn ich mein Tempo mit zwei Berichten pro Woche beibehalte, komme ich heute in einer Woche in Latour-de-Carol an...

Ich erst in zwei Wochen (Kapitel 5 - und zwei Berichte pro Woche ist für mich machbar, aber sportlich), ich geb mich geschlagen... ;-)

Viele Grüße!

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum