[DE/CH] Rheintalbahn-Desaster hat Nachspiel (Allgemeines Forum)

sb, Freitag, 13.10.2017, 16:03 (vor 2359 Tagen)

Gemäß dem eidgenössischen Bundesamt für Verkehr vom 13.10.2017 hat die durch fehlerhafte Tunnelbauarbeiten unter den Bestandsgleisen der Rheintalbahn, die südlich von Rastatt zu einer mehrwöchigen Totalsperrung dieses eigentlich unverzichtbaren Nord-Süd-Korridors führten, ein Nachspiel hinsichtlich des großen Kritikpunktes fehlender betrieblicher Rückfallebenen im Sinne von Umleitungsstrecken:

"Der Exekutivrat des Güterverkehrskorridors Rhein-Alpen hat sich an einer ausserordentlichen Sitzung in Gallarate (Italien) mit den Konsequenzen des siebenwöchigen Unterbruchs der Rheintalbahn für den internationalen Güterverkehr auseinandergesetzt. Er beschloss eine gründliche Aufarbeitung des Ereignisses und die Stärkung des Gesamtsystems für den Schienengüterverkehr im Hinblick auf allfällige weitere Ereignisse. Dabei soll das Hauptaugenmerk auf der verbindlichen Festlegung von Umleitungstrecken mit genügend Kapazität liegen. Ein wichtiger Diskussionspunkt des Treffens waren die organisatorischen Defizite, die sich in der Beseitigung der Sperre bei Rastatt sowie dem Krisenmanagement während der Sperre zeigten. (...) Es sind rasch genügend Umleitungstrassen in ausreichender Qualität (z.B. betreffend Länge der Güterzüge) zu sichern. Auf den Ausweichstrecken soll eine vorübergehende Priorisierung des Güterverkehrs gegenüber dem Personenverkehr geprüft werden. (...)"

Nebenbemerkung:

Damit dürfte auch so mancher Jubler über die angeblich so hervorragende Bewältigung dieses Desasters nachweislich und hochamtlich in die Schranken der Realität gewiesen sein...

Der DB schlottern sicher schon die Knie

Höllentalbahn, Freitag, 13.10.2017, 16:28 (vor 2359 Tagen) @ sb

angesichts dieses "Nachspiels".
Mit diesem Wort verbindet man üblicherweise Sanktionen oder Konsequenzen, aber wenn man ehrlich ist hat die Politik dieses Problem hierzulande nicht interessiert, und diese Regierungserklärung interessiert sie bestimmt noch viel weniger...
Also ein Nachspiel sieht für mich anders aus.
MfG Höllentalbahn

Der DB schlottern sicher schon die Knie

heinz11, Freitag, 13.10.2017, 17:23 (vor 2359 Tagen) @ Höllentalbahn

angesichts dieses "Nachspiels".
Mit diesem Wort verbindet man üblicherweise Sanktionen oder Konsequenzen, aber wenn man ehrlich ist hat die Politik dieses Problem hierzulande nicht interessiert, und diese Regierungserklärung interessiert sie bestimmt noch viel weniger...
Also ein Nachspiel sieht für mich anders aus.


Gerüchteweise war zu hören, daß in einigen Drogeriefilialen rund um den DB-Tower schon die Windeln knapp werden...
;)

Der DB schlottern sicher schon die Knie

TEE Rheingold, Freitag, 13.10.2017, 21:26 (vor 2359 Tagen) @ heinz11

Naja aber die Politik könnte sich einmischen und einigen Vorständen mindestens die Boni kürzen oder gar ganz streichen. Anders wird es die Plüschetage nicht lernen.

Hä?

Blaschke, Freitag, 13.10.2017, 21:32 (vor 2359 Tagen) @ TEE Rheingold

Huhu.

Naja aber die Politik könnte sich einmischen und einigen Vorständen mindestens die Boni kürzen oder gar ganz streichen. Anders wird es die Plüschetage nicht lernen.

Wie wo was soll die Plüschetage lernen?

Niemand hat was falsch gemacht. Ein Unfall passiert halt schon mal.

Und wenn Mercedes und MAN ein paar Trucks mehr verkaufen deswegen, ist das zumindest nicht gegen nationale Interessen.

Da BEKOMMT die Plüschetage eher nach Boni anstatt das ihnen welche gestrichen werden.

Schöne Grüße von

jörg

Hä?

JW, Sonntag, 15.10.2017, 01:01 (vor 2357 Tagen) @ Blaschke

Hallo,

Wie wo was soll die Plüschetage lernen?

Niemand hat was falsch gemacht. Ein Unfall passiert halt schon mal.

Es wird der DB ja auch nicht vorgeworfen, dass sie diesen Unfall verursacht hat, sondern, dass sie nicht in der Lage war schnell genug Umleitungstrassen in ausreichender Qualität zu organisieren.

Gruß Jörg

Oh da ist sie wieder, die böse Plüschetage

Höllentalbahn, Freitag, 13.10.2017, 21:53 (vor 2359 Tagen) @ TEE Rheingold

Die "Plüschetage" arbeitet nach den Zielen und Kriterien, die ihr der Eigentümer also der Bund vorgibt.
Die Vernachlässigung der Nebenstrecken und der Sparzwang sind ja auch nur Auswirkungen einer Politik die meinte die DB müsse Dividenden abführen und gleichzeitig sich aus der Verantwortung für den Ausbau und Finanzierung von Nebenstrecken zieht.
MfG Höllentalbahn

Sammelfrage: Umleiterstrecken? Finanzierung?

sb, Samstag, 14.10.2017, 20:02 (vor 2358 Tagen) @ sb
bearbeitet von sb, Samstag, 14.10.2017, 20:02

Es sind rasch genügend Umleitungstrassen in ausreichender Qualität (z.B. betreffend Länge der Güterzüge) zu sichern. Auf den Ausweichstrecken soll eine vorübergehende Priorisierung des Güterverkehrs gegenüber dem Personenverkehr geprüft werden. (...)"[/i]

Angesichts der massiven Einschränkungen des Nord-Süd-Verkehrs dürfte dies – trotz verschobener Baustellen auf Alternativrouten – wohl kein leichtes Unterfangen werden?

Oder wird stattdessen – typisch deutsch? – nur an eine juristische Handhabe gedacht anstatt daran, wie das eigene Bahnsystem analog zu jenem der Schweiz wieder auf Vordermann gebracht werden könnte?

Sollte letzteres zutreffen: Kann die Schweiz denn solche "Juristen-Länder" wie Deutschland nur dann zum Einlenken bewegen, wenn sie direkte oder indirekte Möglichkeiten nutzt, Deutschland für die mehrjährige Verzögerung und bisherige Nichterfüllung des Staatsvertrages zur Rheintalbahn haftbar zu machen?

Schon hinsichtlich des BVWP hat die deutsche Bahnlobby dahingehend versagt, die Haushaltsmittel auf die einzelnen Verkehrsträger vernünftig zu allokieren, auch nachdem die klare Benachteiligung der Bahn nachweisbar war (und im Verborgenen auch zugegeben wurde). Wäre ein solcher Totalausfall wie "Rastatt" im bundesdeutschen Autobahnnetz an vergleichbarer Stelle passiert, hätte sich der Bundesverkehrsminister wohl "selbstverständlich" seiner politischen Verantwortung stellen müssen.

Vielmehr war und bleibt das Rastatt-Desaster für die Unterstützer einer gut(!) funktionierenden Eisenbahn eine politische Möglichkeit, fehlende Finanzmittel für den überfälligen Ausbau von Ausweichstrecken einzufordern und sicherzustellen; stattdessen freuten sich manche sogar, dass in Deutschland – anders als in Österreich – die Bahnpolitik aus der öffentlichen Debatte der Bundespolitik herausgehalten wurde...

[DE/CH] Rheintalbahn-Desaster hat Nachspiel

Manitou, Donnerstag, 19.10.2017, 01:47 (vor 2353 Tagen) @ sb

Eine Priorisierung des Güterverkehrs ist ein verfassungswidiger Vertragsbruch. Wenn auf einer Strecke Nahverkehrsleistungen bereits an Kunden verkauft worden sind (Monats- und Jahreskarten), so kann man nicht einfach den Vertrag brechen und die Sterecke ein 2. Mal (an Umleiter-Leistungen im Güterverkehr) verkaufen, während die Fahrgäste auf Ersatzverkehr mit im Durchschnitt doppelter Fahrzeit verwiesen werden.
Eine Ausnahme wäre allenfalls in den Tagesrandstunden (außerhalb der Zeiten eines regelmäßigen Berufs- oder Schülerverkehrs) denkbar.
Anders würde es bei einer überwiegend touristisch genutzten Strecke aussehen. Da könnte man Angebote zurücknehmen, weil Fahrgäste normalerweise erst kurz vor Fahrtantritt Fahrkarten kaufen.

[DE/CH] Rheintalbahn-Desaster hat Nachspiel

sb, Donnerstag, 19.10.2017, 11:24 (vor 2353 Tagen) @ Manitou

Eine Priorisierung des Güterverkehrs ist ein verfassungswidiger Vertragsbruch.

Solcher Vertragsbruch ist doch allenfalls gesetzeswidrig, nicht verfassungswidrig?

Wenn auf einer Strecke Nahverkehrsleistungen bereits an Kunden verkauft worden sind (Monats- und Jahreskarten), so kann man nicht einfach den Vertrag brechen und die Sterecke ein 2. Mal (an Umleiter-Leistungen im Güterverkehr) verkaufen, während die Fahrgäste auf Ersatzverkehr mit im Durchschnitt doppelter Fahrzeit verwiesen werden.

Prinzipiell naheliegend, doch kann auf wichtige Umstände verwiesen und die Fahrgäste per Fahrgastrechte entschädigt werden?

[DE/CH] Rheintalbahn-Desaster hat Nachspiel

Twindexx, St. Gallen (CH), Donnerstag, 19.10.2017, 12:14 (vor 2353 Tagen) @ Manitou

Hoi,

Eine Priorisierung des Güterverkehrs ist ein verfassungswidiger Vertragsbruch. Wenn auf einer Strecke Nahverkehrsleistungen bereits an Kunden verkauft worden sind (Monats- und Jahreskarten), so kann man nicht einfach den Vertrag brechen und die Sterecke ein 2. Mal (an Umleiter-Leistungen im Güterverkehr) verkaufen, während die Fahrgäste auf Ersatzverkehr mit im Durchschnitt doppelter Fahrzeit verwiesen werden.

Echt nicht? Dann erklär das mal DB Netz! Die machen das unter der Begründung «Bauarbeiten» andauernd. Eine solche kurzfristige Priorisierung des Güterverkehrs würde ja auch nicht von ungefähr kommen, sondern wäre eine Ausnahme wegen eines kurzfristigen Ereignisses. Und die Idee ist jetzt, dass wie man es zwischen Tübingen und Horb gemacht hat, nicht individuell abmachen müsste, sondern es dafür verbindliche internationale Regelungen geben soll.

Man kann sowas auch auf europäischer Ebene als europäisches Gesetz beschliessen. Das würde dann in allen EU-Mitgliedsländern gelten ohne dass die nationale Politik in den einzelnen Ländern noch was dazu zu sagen hätte. Mit der ETCS-Ausrüstung der Güterverkehrskorridore hat Deutschland ja die EU schon spüren bekommen: Um die Planungskapazitäten für die Strecke Basel-Emmerich rechtzeitig bereitstellen zu können, hat die DB die Fertigstellung der ABS München-Ingolstadt zurückstellen müssen.


Hier ist übrigens eine Erklärung des BAV zum Thema: https://www.bav.admin.ch/bav/de/home/aktuell/bav-news/aktuelle-ausgabe/artikel-1.html


Grüsse aus IC 715.

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[image]

Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.

[DE/CH] Rheintalbahn-Desaster hat Nachspiel

JeDi, überall und nirgendwo, Donnerstag, 19.10.2017, 12:43 (vor 2353 Tagen) @ Twindexx

Echt nicht? Dann erklär das mal DB Netz! Die machen das unter der Begründung «Bauarbeiten» andauernd. Eine solche kurzfristige Priorisierung des Güterverkehrs würde ja auch nicht von ungefähr kommen, sondern wäre eine Ausnahme wegen eines kurzfristigen Ereignisses.

Genau deswegen laufen auch mehrere Klagen gegen die Baufahrplanerstellung durch DB Netz.

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Weg mit dem 4744!

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