[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr (Allgemeines Forum)

worfie, Mittwoch, 21.06.2017, 17:37 (vor 2493 Tagen)

Ich mag mich ja gerne mal über unmögliche Dinge bei Bahnens daheim aufregen, aber es gibt wohl so Tage, an denen so ziemlich alles daneben läuft.
Heute früh gab es (vom Wetterbericht angekündigtes) Sauwetter. Starkregen ohne Ende und ein bisschen Wind noch dazu. Gegen 6 Uhr hatte sich das meiste hier schon wieder verzogen, so dass meine Fahrt zur Arbeit recht unspektakulär war und ich sogar gleich im ersten Zug noch einen Stehplatz bekommen habe. Um 17 Uhr hatte mein Brötchengeber mich wieder in die freie Wildbahn entlassen, wo ich gleich am Bahnhof von roten Laufschriften ("Aufgrund von Starkregen Verspätungen und Einschränkungen beim Tokaido-Shinkansen") begrüßt worden bin. Während hier schon wieder strahlender Sonnenschein herrschte, hat sich das schlechte Wetter wohl entschlossen gen Osten weiterzuziehen, wo es mittels Starkregen zwischenzeitliche Streckensperrungen beim Tokaido-Shinkansen für Zugausfälle und Verspätungen von bis zu 200 Minuten gesorgt haben. Zuhause (ebenfalls überpünkltich) angekommen, kriege ich in den Haupt-TV-Nachrichten noch mit, dass am frühen morgen nur ein Stadtviertel weiter von mir eine Zeitungsausträgerin während der Ausübung ihrer Dienste wohl irgendwie vom Fahrrad aus in einen kleinen Bach (der infolge des Starkregens wohl plötzlich enorme Wassermengen aufgenommen haben muss) gestürzt sein muss und später im Meer tot aufgefunden wurde. Ich hoffe, dass Blaschi weniger gefährlich lebt.
Vor dem ins Bett gehen gabs dann sogar nochmal einen Sonderbericht im TV: Am Abend gegen 20 Uhr (bei euch 13 Uhr) ist -schon wieder beim Tokaido-Shinkansen- zwischen Osaka und Kyoto wohl die Oberleitung runtergekommen, wodurch der Streckenabschnitt seitdem komplett gesperrt ist. So wie es die TV-Nachrichten vermeldet haben, hängen sechs Züge samt Fahrgästen jetzt seit viereinhalb Stunden bei Notbeleuchtung und so wie es aussieht ohne funktionierende Toiletten fest.

Wetter und schnelle Evakuierungen kann anscheinend nicht nur die DB.

[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Donnerstag, 22.06.2017, 08:35 (vor 2493 Tagen) @ worfie

Betriebsstörungen beim Shinkansen? Das heit, jetzt begehen ganze Heerscharen von japanischen Bahmitarbeitern rituellen Suizid?

Ich hoffe, dass Blaschi weniger gefährlich lebt.

Er fährt nicht mit dem Fahrrad, keine Sorge.

Auf Regen auch in unserer Ecke der Welt hoffende Grüße,
der Colaholiker

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[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

Christian_S, Donnerstag, 22.06.2017, 09:17 (vor 2493 Tagen) @ Colaholiker

Betriebsstörungen beim Shinkansen? Das heit, jetzt begehen ganze Heerscharen von japanischen Bahmitarbeitern rituellen Suizid?

Dieser "Mythos" ist hier als Bild sicher weit verbreitet, aber doch eher etwas aus der Vergangenheit. Zwar gibts das auch heute noch, aber doch eher, wenn jemand selbst wirklich großen Mist gebaut und somit viel Schande übers Unternehmen gebracht hat.

Dennoch kann worfies Bericht ja nicht wahr sein. Fahrgäste 4 Stunden ohne Licht und Toiletten im Zug gefangen, das gibts doch angeblich nur in Deutschland? Alle anderen Länder machen doch sowas immer viiiiel besser ;)


Er fährt nicht mit dem Fahrrad, keine Sorge.

Und er als Unerschütterlicher hätte auch dafür eine Lösung ;)

Auf Regen auch in unserer Ecke der Welt hoffende Grüße,

Ja aber nur mal 2-3 Stunden und am besten nachts.

Das tolle Wetter genießende und gleich ins Freibad gehende Grüße


Christian_S

[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Donnerstag, 22.06.2017, 09:56 (vor 2493 Tagen) @ Christian_S

Dieser "Mythos" ist hier als Bild sicher weit verbreitet, aber doch eher etwas aus der Vergangenheit. Zwar gibts das auch heute noch, aber doch eher, wenn jemand selbst wirklich großen Mist gebaut und somit viel Schande übers Unternehmen gebracht hat.

Ja, das war auch mehr eine ironische Anspielung auf diesen Mythos. Ich denke, auch in Japan drfte man sich darüber im Klaren sein, daß bei heftigem Schietwedder eben nicht alles so funktioniert wie sonst.

Dennoch kann worfies Bericht ja nicht wahr sein. Fahrgäste 4 Stunden ohne Licht und Toiletten im Zug gefangen, das gibts doch angeblich nur in Deutschland? Alle anderen Länder machen doch sowas immer viiiiel besser ;)

Hehe...

Und er als Unerschütterlicher hätte auch dafür eine Lösung ;)

Er könnte argumentieren "Fett schwimmt oben".

Ja aber nur mal 2-3 Stunden und am besten nachts.

Nein JETZT! SOFORT! Daß die Temperatur mal gemütlich um 10° fällt!

Das tolle Wetter genießende und gleich ins Freibad gehende Grüße

Ich frage mich, was man daran genießen kann. Seit mehreren Nächten kriege ich kein Auge mehr zu, weil's in meiner Bude nicht mehr unter 28° kommt, da kannste gar nicht mehr so viel duschen wie man schwitzt.
Die zwei Kilometer bergauf von der Arbeit zum Bahnhof in der prallen Sonne führen mich an den Rand eines Kreislaufkollapses und Freibad (wo manin Frankfurt regelmßig während man im Becken ist sogar das Handtuch von der Wiese gemopst kriegt) und Arbeit vertragen sich absolut nicht. Und bei der Arbeit sieht es auch nicht besser aus - keine Klimaanlage, kurze Hose ist nicht erlaubt (wir haben hier keinen(!) Publikumsverkehr, und das Büro wird von 8 Personen und viiiieel Elektronik mörderisch aufgeheizt.

Heißes Wetter kann ich absolut nicht genießen.

Auf ads tolle Wetter in Norwegen und die Klimaanlage der Kabine nächsten zwei Wochen freuende Grüße,
der Colaholiker

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[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

Christian_S, Donnerstag, 22.06.2017, 10:51 (vor 2493 Tagen) @ Colaholiker


Ja, das war auch mehr eine ironische Anspielung auf diesen Mythos. Ich denke, auch in Japan drfte man sich darüber im Klaren sein, daß bei heftigem Schietwedder eben nicht alles so funktioniert wie sonst.

Das denke ich auch. Zumal die Einstellung aus der Vergangenheit, ein Fehler bedeute gleich große Schande, zwar nicht ganz verschwunden ist, aber sich schon ein wenig relativiert hat. Zwar gibt es auch bei der Eisenbahn noch immer ein gewisses "Strafensystem" bei Verfehlungen, aber das jetzt jemand deshalb gleich zum nächsten Baum geht ist eher unwahrscheinlich.


Er könnte argumentieren "Fett schwimmt oben".

In seiner Gegend sind die Flüsse eh nicht so tief, als das man darin untergehen könnte ;)


Nein JETZT! SOFORT! Daß die Temperatur mal gemütlich um 10° fällt!

Auf gar keinen Fall! So bleiben und das bitte bis Ende August! 1x pro Woche ein schöner Regenschauer, gerne auch als abendliches Gewitter und alles ist gut :-)


Ich frage mich, was man daran genießen kann. Seit mehreren Nächten kriege ich kein Auge mehr zu, weil's in meiner Bude nicht mehr unter 28° kommt, da kannste gar nicht mehr so viel duschen wie man schwitzt.
Die zwei Kilometer bergauf von der Arbeit zum Bahnhof in der prallen Sonne führen mich an den Rand eines Kreislaufkollapses und Freibad (wo manin Frankfurt regelmßig während man im Becken ist sogar das Handtuch von der Wiese gemopst kriegt) und Arbeit vertragen sich absolut nicht. Und bei der Arbeit sieht es auch nicht besser aus - keine Klimaanlage, kurze Hose ist nicht erlaubt (wir haben hier keinen(!) Publikumsverkehr, und das Büro wird von 8 Personen und viiiieel Elektronik mörderisch aufgeheizt.

Heißes Wetter kann ich absolut nicht genießen.

Das kommentiere ich jetzt einfach mal mit: Weichei :-P

Mir macht die Hitze gar nichts aus, im Gegenteil, das ist genau mein Wetter. Da blühe ich so richtig auf. Das Schlafzimmer wird tagsüber abgedunkelt und abends, wenn die Sonne weg ist, ordentlich durchgelüftet, dann schläft sichs auch gut. Nur gut, das wir in einem Altbau wohnen :-)


Auf ads tolle Wetter in Norwegen und die Klimaanlage der Kabine nächsten zwei Wochen freuende Grüße,

Schiff ahoi :-)

[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Donnerstag, 22.06.2017, 11:23 (vor 2493 Tagen) @ Christian_S

Er könnte argumentieren "Fett schwimmt oben".


In seiner Gegend sind die Flüsse eh nicht so tief, als das man darin untergehen könnte ;)

Da kenne ich mich zu wenig aus.

Auf gar keinen Fall! So bleiben und das bitte bis Ende August! 1x pro Woche ein schöner Regenschauer, gerne auch als abendliches Gewitter und alles ist gut :-)

Wer so Wetter will, soll nach Südspanien ziehen. Soll ganz hübsch sein dort.

Das kommentiere ich jetzt einfach mal mit: Weichei :-P

Da reden wir nochmal drüber, wenn Du bei 3° dick eingemummelt mir im T-Shirt begegnest, mein Lieber. :-P

Mir macht die Hitze gar nichts aus, im Gegenteil, das ist genau mein Wetter.

Wenn ich solches Wetter bräuchte, wäre ich Afrikaner geworden.

Da blühe ich so richtig auf. Das Schlafzimmer wird tagsüber abgedunkelt und abends, wenn die Sonne weg ist, ordentlich durchgelüftet, dann schläft sichs auch gut.

Abgedunkelt ist meins auch. Aber die Hitze kommt trotzdem rein, die Wände sind nicht besonders gut gedämmt, über meiner wohnung ist der Dachboden (dunkle Ziegel, ungedämmt) und durch die Dämmung der Decke kriecht die Hitze lediglich mit leichter Verzögerung durch. Und da alle Fenster meiner Wohnung auf der gleichen Gebäudeseite zu einer Art windgeschützten Innenhof liegen kann ich abends die Fenster aufreißen wie ich will, da zieht nix durch. Nicht das leiseste Lüftchen.

Nur gut, das wir in einem Altbau wohnen :-)

Sandburg mit gelegentlichem Backstein in der Fuge, Baujahr 1950, seitdem nur das notwendigste dran gemacht.

Schiff ahoi :-)

Danke, das mit der Handbreit Wasser unterm Kiel hat bisher immer geklappt. :D

Den Ventilator schon auf Maximum laufen habende Grüße,
der Colaholiker

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[JP] Tokaido-Shinkansen: Nichts geht mehr

worfie, Donnerstag, 22.06.2017, 17:18 (vor 2492 Tagen) @ Christian_S

Dennoch kann worfies Bericht ja nicht wahr sein. Fahrgäste 4 Stunden ohne Licht und Toiletten im Zug gefangen, das gibts doch angeblich nur in Deutschland? Alle anderen Länder machen doch sowas immer viiiiel besser ;)

In der Schweiz wäre das nicht passiert.
Und außerdem haben die Shinkansen ja nicht einmal mehr Fresskisten. Ich glaub für moonglum wäre das alles nichts.
Aber immerhin haben sie ja mehrfach in den TV-Livenachrichten berichtet, dass die Fahrgäste "unverletzt" sind. Na denne ;)

[JP] Tokaido-Shinkansen: Betriebsstabilität

JanZ, HB, Donnerstag, 22.06.2017, 09:36 (vor 2493 Tagen) @ worfie

Ich hänge mich mal dran: Bist du schon länger in Japan und kannst etwas darüber sagen, wie die legendäre Betriebsstabilität beim Shinkansen abseits solcher Extremereignisse erreicht wird? Ich hatte letztes Jahr mal für ein Referat dazu recherchiert, und alles, was ich dazu gefunden hatte, war eine Präsentation. Da war die Rede davon, dass man eben nicht großartige Reserven vorhalte, sondern zum Beispiel verspätete Züge einfach früher enden lasse. Super, das kann die DB auch, und die wird dann nicht für ihre große Flexibilität und Pünktlichkeit der Rückleistung gelobt. Außerdem habe ich schon mehrfach gehört, dass vor allem abseits des Shinkansen auch nicht alles Gold ist, was glänzt, und beispielsweise Sperrungen wegen PU auf der Tokioter S-Bahn an der Tagesordnung sind.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

[JP] Tokaido-Shinkansen: Betriebsstabilität

Christian_S, Donnerstag, 22.06.2017, 10:55 (vor 2493 Tagen) @ JanZ

Ich hänge mich mal dran: Bist du schon länger in Japan und kannst etwas darüber sagen, wie die legendäre Betriebsstabilität beim Shinkansen abseits solcher Extremereignisse erreicht wird? Ich hatte letztes Jahr mal für ein Referat dazu recherchiert, und alles, was ich dazu gefunden hatte, war eine Präsentation. Da war die Rede davon, dass man eben nicht großartige Reserven vorhalte, sondern zum Beispiel verspätete Züge einfach früher enden lasse. Super, das kann die DB auch, und die wird dann nicht für ihre große Flexibilität und Pünktlichkeit der Rückleistung gelobt. Außerdem habe ich schon mehrfach gehört, dass vor allem abseits des Shinkansen auch nicht alles Gold ist, was glänzt, und beispielsweise Sperrungen wegen PU auf der Tokioter S-Bahn an der Tagesordnung sind.

Vor allem ist die Herangehensweise ans tägliche Betriebsgeschäft eine ganz andere als hier in Europa. Zwar ist auch Japan ein marktwirtschaftliches Land, aber die innere Einstellung der Menschen ist noch immer eine ganz andere. Das System muss funktionieren und man hat alles zu tun, das in der eigenen Macht steht, damit das auch klappt.
So werden bei der Bahn z.B. wichtige Bauarbeiten nachts in der Betriebspause erledigt, damit der Betrieb nicht darunter leidet. In Deutschland schreiben wir Bauarbeiten aus und Firma xyz gewinnt, weil sie das günstigste Angebot abgibt. Ob das gut ist oder wie lange das dann dauert spielt keine Rolle, solange die Kosten stimmen und Ausschreibung nach EU-Recht betrieben wurde. In Japan ist das anders: Dort hat das zu erfolgen, wenn es nicht stört! Und wenn das eben viele Bauarbeiter bindet ists halt so. Also wird die Weiche nachts getauscht, morgens der erste Shinkansen soll schliesslich wieder pünktlich fahren ...

[JP] Tokaido-Shinkansen: Betriebsstabilität

worfie, Donnerstag, 22.06.2017, 17:16 (vor 2492 Tagen) @ JanZ

Ich hänge mich mal dran: Bist du schon länger in Japan und kannst etwas darüber sagen, wie die legendäre Betriebsstabilität beim Shinkansen abseits solcher Extremereignisse erreicht wird? Ich hatte letztes Jahr mal für ein Referat dazu recherchiert, und alles, was ich dazu gefunden hatte, war eine Präsentation. Da war die Rede davon, dass man eben nicht großartige Reserven vorhalte, sondern zum Beispiel verspätete Züge einfach früher enden lasse. Super, das kann die DB auch, und die wird dann nicht für ihre große Flexibilität und Pünktlichkeit der Rückleistung gelobt. Außerdem habe ich schon mehrfach gehört, dass vor allem abseits des Shinkansen auch nicht alles Gold ist, was glänzt, und beispielsweise Sperrungen wegen PU auf der Tokioter S-Bahn an der Tagesordnung sind.

Einfach aus dem Bauch heraus und ohne groß zu recherchieren, würde ich sagen, dass es verschiedene Gründe hat, warum im normalen Zustand der Verkehr besser läuft:

1.) Die Infrastruktur ist in einem besseren Zustand
Die Bahnhöfe in Japan sehen nicht aus, als wenn sie sich im Kriegszustand befinden würden (ich hoffe mal, dass man Oldenburg inzwischen modernisiert hat). Stattdessen wird der Fahrgastfluss gezielt gesteuert mit Markierungen wo welche Tür hält. Das spart eine Menge Zeit beim Fahrgastwechsel. Sperrgepäck wie Fahrräder, deren Verladung Zeit kosten könnte, sind gar nicht erst erlaubt und für Rollstuhlfahrer steht zum einen idR. Personal bereit und zum anderen wird eine kleine Klapprampe benutzt und keine komischen Hublifte, für deren Bedienung das Personal im Zweifelsfall durch den ganzen Zug laufen muss und die sich dann noch elendig langsam bedienen lässt.
Wenn Betriebsruhe ist, wird die Strecke gewartet und man lässt sie nicht einfach wie in Deutschland verkommen und wundert sich dann, dass man plötzlich nach einer Messfahrt zig LA-Stellen hat. Größere Bauarbeiten finden während des laufenden Betriebs statt und werden langfristig geplant. Überhaupt kann man sagen: Ein EVU = Eine Infrastruktur und nicht wie in Deutschland, wo zig Unternehmen(nsteile) nicht wissen, was die andere Hand macht, stattdessen aber den schwarzen Peter nach belieben hin- und herschieben können, und wo man anscheinend nicht mehr in der Lage ist, eine Baustelle auch nur vier bis acht Wochen im Voraus in den Fahrplan einzuplanen.
Dito die Fahrzeuge. Die werden gewartet und gereinigt und außerdem werden HGV-Fahrzeuge nicht so lange eingesetzt wie in Deutschland. Der 300er Shinkansen, der vom Alter etwa mit dem ICE1 vergleichbar ist, ist bereits seit fünf Jahren komplett ausgemustert. Es wäre aber trotzdem mal interessant, die Kilometerleistungen zu vergleichen. Auch scheint man mehr Fahrzeuge zu haben. Grob über den Daumen gepeilt müssten auf dem Tokaido-Shinkansen so ca. 300 Leistungen pro Tag angeboten werden. Ich weiß nicht, wie groß der Teil der tatsächlich einsatzbereiten Flotte ist, aber für den Tokaido- und Sanyo-Shinkansen müssten glaube ich irgendwas über 200 Fahrzeuge (700 und N700A) zur Verfügung stehen. Wieviele ICE besitzt die DB? Vermutlich durch alle Baureihen weg abzüglich der TD irgendwas über 250-260 Fahrzeuge? Die sind dann aber auch auf allen Strecken verteilt.

2.) Der Netzaufbau
Es gibt nicht so viele Shinkansen-Strecken und die, die es gibt, sind bis auf ein paar kleine Ausnahmen völlig vom restlichen Netz getrennt, während man in Deutschland den ICE über weite Teile auf Altbaustrecken im Mischverkehr fahren lässt und selbst Neubaustrecken irgendwo im Altnetz eingefädelt werden. Das ist zwar ne super Idee, um Geld zu sparen, aber noch eine viel bessere Idee um zuverlässig jegliche Art von Verspätung und Störung (und sei es nur die einer S-Bahn) im ganzen Netz zu verteilen. Auch ist das Shinkansen-Netz durch Absperrungen und Streckenführungen auf Viadukten abgesperrt, so dass sich keine Bäume, Tiere, Menschen (normalerweise zumindest nicht) und Autos darauf verirren können. Dazu ist das Netz recht minimalistisch aufgebaut, dafür gibt es dann an Zwischenstationen ausreichend Überholgleise.

Wie es bei Störungen aussieht, kann ich nicht so gut sagen, denn zum einen sind Großstörungen wie gestern richtig selten und zum anderen gibt es hier nicht so wunderbare Informationssysteme wie das RIS (oder ich habe sie einfach noch nicht gefunden), wo man den Status jedes einzelnen Zuges immer im Überblick behalten kann. Normalerweise werden hier nicht die Infos zu Zügen veröffentlich, sondern immer der Zustand der befahrenen Strecke. Störungen sind auch da selten, so dass bei Verspätungen ab 5-10 Minuten eigentlich überall auf den Bahnhöfen und auch im TV-Programm Hinweismeldungen eingeblendet werden. Gekocht wird aber auch nur mit Wasser. Wegen des Starkregens gab es gestern vormittag schon eine Großstörung. Im Winter hat es irgendwo zwischen Nagoya und Tokyo stark geschneit, da gab es auch Meldungen, dass sich die Züge zwischen 5-15 Minuten verspäten können. Bei Taifunen und größeren Erdbeben kann es genaåso gut zu Verspätungen und zwischenzeitlichen Betriebseinstellungen kommen.

Sperrungen wegen PU und gerne auch mal wegen BÜ-Unfällen gibt es auch relativ häufig bei den normalen Linien. Da hängt es aber auch sehr von der Linie ab. Gewisse Linien (hier gerade die JR) sind für ihre "notorische Unpünktlichkeit" bekannt und teilweise auch bei Suizidkandidaten beliebt.

Was in Deutschland (und der EU) wesentlich besser ist, sind aber die gesetzlich geregelten Fahrgastrechte. So etwas gibts hier nicht . Die Leute, die gestern fünf Stunden im Zug festhingen kriegen den Zuschlag zurückerstattet (Pi mal Daumen dürften das 40% des Fahrpreises sein) und das wars. Als nette Geste gab es in Kyoto wohl noch einen "Hotel-Zug", also einen ganz normalen Shinkansen als Aufenthaltsmöglichkeit. Aber die Übernahme von Hotel-Kosten oder Taxen? Pustekuchen. Und nachts zwischen kurz vor 1 und halb fünf morgens fährt kein Zug.

[JP] Tokaido-Shinkansen: Betriebsstabilität

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Freitag, 23.06.2017, 08:20 (vor 2492 Tagen) @ worfie

Dito die Fahrzeuge. Die werden gewartet und gereinigt und außerdem werden HGV-Fahrzeuge nicht so lange eingesetzt wie in Deutschland.

Wartung und vor allem Reinigung ist in der Tat so ein Knackpunkt. Was die Einsatzdauer angeht, würde ich sagen, wenn die Fahrzeuge anständig gewartet werden (warum hat man die Stromrichter nicht früher zu tauschen begonnen, als absehbar war, daß es für die verbaute Generation keine Ersatzteile mehr gibt), ist das meines Erachtens sekundär, so lange das Fahrzeug aus Fahrgastsicht zeitgemäßt ist. Zugegeben, die ICE 1 haben mit dem Redesign seinerzeit etwas Fahrgastkomfort verloren, aber dennoch habe ich in einem solchen Zug nicht das Gefühl, in irgendeiner vollkommen veralteten Kiste zu sitzen. Im Gegenteil, für die Fahrgäste dürften die ICE 1 aufgrund des Platzangebots auch fürs Gepäck, der (wenn sie denn funktioniert -> Wartung!) ordentlichen Klimaanlage mit Druckschutz, etc. durchaus mit das komfortabelste sein. Die Stufen beim Einstieg sind im historisch gewachsenen Eisenbahnsystem Deutschlands nun mal nicht so einfach zu beseitigen, aber das ist angesichts des im Vergleich zum NV selteneren Haltes und geringeren Fahrgastwechsels durchaus verschmerzbar.

Die anderen von Dir vorgebrachten Argumente für einen stabileren Betrieb unterschreibende Grüße,
der Colaholiker

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[JP] Tokaido-Shinkansen: Betriebsstabilität

worfie, Freitag, 23.06.2017, 18:48 (vor 2491 Tagen) @ Colaholiker

Dito die Fahrzeuge. Die werden gewartet und gereinigt und außerdem werden HGV-Fahrzeuge nicht so lange eingesetzt wie in Deutschland.


Wartung und vor allem Reinigung ist in der Tat so ein Knackpunkt.

Alt muss nichts heißen, das stimmt. Im Nahverkehr mustert man derzeit bei uns die Bauserie 103 aus, was ich schade finde, weil die wirklich noch urig aussieht und eben "103" gerade wegen seines deutschen Namensvettern eine tolle Bedeutung hat. Die Züge wurden zwischen 1963 und 1984 gebaut und waren eigentlich immer gut in Schuss, wenn man da als Vergleich deutsche n-Wagen nimmt, die stellenweise rosten, klappern wie ne Coladosensammlung und nur alle Jubeljahre mal grundgereinigt werden.
Beim HGV wird kaum ein Triebzug so ein Alter erreichen. Ob es daran liegt, dass neue Züge wesentlich energieeffizienter und damit billiger zu Betreiben sind oder ob eine hohe Laufleistung den Zügen soviel abverlangt, dass sich eine Aufarbeitung nicht wirklich lohnt, vermag ich nicht genau zu sagen.

Die ICE 1 sind natürlich wundervolle Züge, etwas vergleichbares gibt es im normalen Brot-und-Butter-FV in Japan auch gar nicht. Hier sind die Züge alle darauf getrimmt, dass viele Leute reinpassen und versprühen einen Charme wie eine Flugzeugkabine, mit dem einzigen riesigen Unterschied, dass man im Shinkansen viel Platz für seine Beine hat. Aber selbst im Nahverkehr ist es nicht anders. Viele Japaner sind selbst begeistert, wenn sie einen stinknormalen Bombardier-Dosto sehen ("wow, so etwas ist ein Nahverkehrszug? Der sieht ja richtig toll aus.").

Gerade deswegen finde ich es irgendwie seltsam, warum die Züge in Deutschland trotz des tollen Designs immer so versifft sind. Wikipedia zitiert an dieser Stelle Mehdorn: "Während der ICE nach Angaben der Deutschen Bahn AG acht bis zehn Prozent des Konzernumsatzes erbringt, prägt er 90 Prozent des Ansehens des Unternehmens in Deutschland." Wenn ich meine Antwort kurzfassen würde, sage ich nur einmal "Heusenstamm" als Codewort.
Wenn 90 Prozent des Ansehens durch den ICE generiert werden, wie kann es denn überhaupt sein, dass selbst ICE völlig verdreckt, innen nicht gereinigt, mit defekten Klimaanlagen (wenn hier so etwas vorkommen sollte, wird der Zug getauscht) und teilweise sogar noch mit Graffiti-Schmiererien (so etwas kommt hier in den TV-Nachrichten und ruft umfangreiche Polizeiermittlungen auf den Plan) durch das Land geschickt werden? Obwohl, vielleicht ist gerade das ja das Image, was sich die Bahn wünscht? Dann braucht man aber auch kein Geld mehr für schickes Design ausgeben und kann die Züge gleich wie eine Flugzeugkabine ausstatten und mit Werbung vollkleben.

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