Acht Tage zwischen Ostsee und Salzkammergut 2/6 m 37 B (Reiseberichte)

TD, Samstag, 13.05.2017, 17:23 (vor 2512 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer Rundfahrt durch Deutschland und Österreich. Im ersten Teil waren wir vom Bodensee mit einem Abstecher zur Schwäbischen Alb-Bahn nach Tübingen gefahren, hier setzen wir den Reisebericht nun fort.

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Tag 2: Tübingen – Düsseldorf – Berlin

Als Strecken- und Zugsammler ist der Intercity „Loreley“ auf meine Wunschliste geraten, fehlt mir bisher doch noch die Fernverbindung von und nach Tübingen in meiner Sammlung. Und so heißt es heue früh aufstehen, um 6.11 Uhr fährt unser Zug.

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Seit dem Jahr 2009 ist Tübingen mit dem IC „Loreley“ von und nach Berlin bzw. Düsseldorf wieder an das Fernverkehrsnetz angeschlossen. Nachdem man den ersten Zug damals noch mit Musik am Bahnsteig begrüßte, gab es im Jahr 2010 ein böses Erwachen und der Zug wurde zum Politikum. Damals wurde bekannt, dass der Bahnhof Tübingen wegen des einen Fernzugs am Tag in der Bahnhofskategorie zum Fernbahnhof aufgewertet wurde und damit die Stationsgebühren um 400 Prozent stiegen. Allein für den Bahnhof Tübingen betrugen die Mehrkosten für das Land im Jahr 280.000 Euro, zusammen mit den anderen Bahnhöfen der Strecke gar 400.000 Euro. Damit wäre der IC für die Bahn sogar dann lukrativ, wenn niemand mitfährt – so war aus bösen Zungen zu vernehmen.

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Heute scheint eine Ersatzgarnitur oder ein getauschter Wagen unterwegs zu sein, denn anstatt des erwarteten Abteilwagens ist ein Großraumwagen eingereiht. Dem Neckar folgend fahren wir nach Stuttgart, dann über die Schnellfahrstrecke und über Heidelberg nach Mannheim, weiter nach Rheinhessen und ins Rheintal.

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Wegen der Stationsgebühren verglich ein Journalist den Intercity „Loreley“ mit der gleichnamigen Nixe auf dem Felsen am Rhein. So wie diese die Schiffer ins Verderben riss, würde der Zug für das Land Baden-Württemberg Unheil bringen.
Nun, hier jedenfalls der Blick aus dem Zugfenster auf den namensgebenden Schieferfelsen im oberen Mittelrheintal. Weiter geht die Fahrt durch die Kölner Bucht und durch Köln.

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Als Liebhaber langlaufender Züge wäre ich am liebsten von Tübingen nach Berlin durchgefahren. Die Verkehrstage passen aber nicht zur weiteren Reiseplanung, schließlich müssen wir an einem Sonntag im Regental sein. Als Kompromiss fahren wir bis zum Endbahnhof Düsseldorf und steigen dort in einen ICE nach Berlin um.

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Ok, das ist jetzt tatsächlich etwas langweilig: mit einem banalen ICE fahren wir auf direktem Wege nach Berlin, ganz ohne Umwege oder andere Besonderheiten.

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Auch hier exemplarisch zwei oder drei Streckenbilder. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica kennzeichnet den Übergang zur Norddeutschen Tiefebene. Weiter geht es Richtung Hannover...

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...und über den Mittellandkanal. Dann folgt die Fahrt auf der Schnellfahrstrecke nach Berlin.

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So, und hier sind wir auch schon am Berliner Hauptbahnhof angekommen. Wir starten zunächst zu einem kleinen Spaziergang zwischen Reichstag und Brandenburger Tor und fahren dann noch etwas U-Bahn – was ein Tourist vom Lande halt so in der Hauptstadt macht.

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Auf den Liniennetzplänen hatte ich schon häufiger gesehen, dass es in Berlin einen U-Bahnhof gibt, der nach meiner Heimatstadt bzw. der zugehörigen Straße benannt ist. Heute nun haben wir Zeit und Gelegenheit, die Station an der U 7 zu besuchen.

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Die Station wurde 1978 eröffnet, gestaltet wurde sie von Rainer G. Rümmler. Die ausgedehnten horizontalen Linien sollen die Geschwindigkeit der U-Bahn symbolisieren – soweit kann ich das gestalterische Konzept nachvollziehen. Ich muss aber zugeben, dass ich ohne nachzulesen nicht auf die Idee gekommen wäre, dass die Farben das Wappen der Stadt Konstanz widerspiegeln sollen. Aber entscheidet selbst:

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Nun aber zurück ins Regierungsviertel, wo sich in den Sommermonaten nach Einbruch der Dunkelheit die Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in ein Freilichtkino verwandelt und eine Film- und Lichtprojektion auf verschiedenen Projektionsflächen die deutsche Parlamentsgeschichte erzählt.

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Normalerweise wären solche Nachtbilder ein schöner Tagesabschluss und Schlusspunkt für einen Reisebericht. Aber nicht heute, denn wir haben noch einen Spättermin.

Es geht gleich weiter...

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Acht Tage zwischen Ostsee und Salzkammergut 2/6 Fortsetzung

TD, Samstag, 13.05.2017, 17:26 (vor 2512 Tagen) @ TD

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Gegen 22 Uhr finden wir uns im U-Bahnhof Deutsche Oper ein. Der Bahnhof in Charlottenburg wurde 1906 unter dem Namen Bismarckstraße eröffnet und später mehrfach umbenannt. 1983 wurde der Bahnhof modernisiert und verlor seine ursprüngliche Gestaltung. Im Jahr 2000 brannte ein Zug im Bahnhof aus, wodurch auch der Bahnhof schwer beschädigt wurde. Bei der nun folgenden Sanierung wurde der Bahnhof wieder in den Ursprungszustand versetzt. Der Bahnhof hat zwei Bahnsteige mit vier Gleisen, wobei für den Regelverkehr nur die Außengleise genutzt werden. Somit stehen die Mittelgleise für Einsatzzüge und andere Zwecke zur Verfügung – so auch für das U-Bahn-Cabrio.

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Die Berliner Verkehrsbetriebe bieten zu bestimmten Terminen Nachtfahrten durch den Berliner Untergrund an. Für diese ungewöhnlichen Rundfahrten steht ein Zug mit offenen Plattformwagen bereit, wir sind auf die Tour um 22.30 Uhr gebucht.

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Die offenen Loren sind mit Sitzplattformen versehen, für jeden Fahrgast liegt ein Schutzhelm bereit, zudem erhält man ein Headset für die Moderation.

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Dann kann die Tour jetzt ja starten. Mit etwa 35 Stundenkilometern geht es durch den Untergrund. Zunächst fahren wir durch das Überführungsgleis zum U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz, dann geht es auf den Gleisen der U 7 zum U-Bahnhof Berliner Straße.

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Während der Fahrt gibt ein Moderator interessante Informationen zur Geschichte der Berliner U-Bahn und den U-Bahnhöfen, zur Tunnelbauweise und der Technik. Als wir durch den Bahnhof Konstanzer Straße fahren, passiert dem Moderator allerdings ein Fauxpas, erklärt er den Ort doch tatsächlich zu einer „schwäbischen Stadt“. Gut, für einen Berliner mag Konstanz irgendwo tief im Süden sein wenn nicht schon in der Schweiz – aber muss man deswegen gleich Badener zur Schwaben machen?

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Nachdem wir am Bahnhof Berliner Straße auf die Strecke der U 9 gewechselt hatten und dann durch den Verbindungstunnel am U-Bahnhof Leopoldplatz gefahren waren, haben wir bei diesem Bild den U-Bahnhof Seestraße der U 6 erreicht. Hier gibt es eine Foto- und Toilettenpause. Wir nutzen den Aufenthalt für einen Blick auf den Zug. Die Akku-Lok 4052 wurde 1997 gebaut, sie ist 40 Stundenkilometer schnell und wird über Batterie- oder Stromschienenspannung angetrieben.

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Am anderen Ende hängt ein Steuerwagen, der zweiachsige Spitzenwagen stammt aus dem Jahr 1999. Weiter geht die Fahrt zum Nauener Platz, dann auf der U 8 zum Hermannplatz und auf der U 7 wieder zum Richard-Wagner-Platz sowie zum Start- und Zielbahnhof Deutsche Oper.

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Sehr amüsant ist auch die Fahrt durch die Bahnhöfe. Die Reaktionen der dort wartenden Fahrgäste sind ein Erlebnis für sich, wenn statt eines erwarteten U-Bahnzugs die Wagenschlange mit den behelmten Fahrgästen auftaucht. Bei der ungewöhnlichen Fuhre wechseln die Gesichtsausdrücke zwischen Überraschung, Erstaunen und Erheiterung.

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Nach rund zwei Stunden und einer zurückgelegten Strecke von etwa 35 Kilometern endet schließlich diese außergewöhnliche Stadtrundfahrt. Bis vor ein paar Jahren gab es mit der Panorama-S-Bahn ja auch die Möglichkeit für eine oberirdische Schienenrundfahrt durch Berlin. Wie ist es eigentlich um jenen Zug bestellt, wird er jemals wieder fahren?

Wir sind nun aber am Ende dieses Berichtsteils angelangt. Am dritten Reisetag geht es an die Ostsee, aber dazu dann mehr in den nächsten Tagen.

Viele Grüße

Tobias

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Danke für deinen Bericht!

Berlin-Express, nähe BPHD, Samstag, 13.05.2017, 21:25 (vor 2511 Tagen) @ TD

Als ich damals mit der Tunneltour gefahren bin, ging es am Alex am Ankunftsgleis der U5 los und dann über die U8, U9, U6, U7 und U8 wieder zurück zum Alex.

Die Panorama S-Bahn soll, in welcher Form auch immer, beim Tag der offenen Tore in Erkner eingesetzt werden.

http://www.s-bahn-berlin.de/aktuell/2017/084_tdot_erkner.htm

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[image] #FreeAssange

Danke für deinen Bericht! +1

JeDi, überall und nirgendwo, Mittwoch, 17.05.2017, 10:49 (vor 2508 Tagen) @ Berlin-Express
bearbeitet von JeDi, Mittwoch, 17.05.2017, 10:49

Als ich damals mit der Tunneltour gefahren bin, ging es am Alex am Ankunftsgleis der U5 los und dann über die U8, U9, U6, U7 und U8 wieder zurück zum Alex.

Das geht aber derzeit wegen der Sanierung des Weisentunnels nicht, die U5 ist ja derzeit ein Inselbetrieb.

Die Panorama S-Bahn soll, in welcher Form auch immer, beim Tag der offenen Tore in Erkner eingesetzt werden.
http://www.s-bahn-berlin.de/aktuell/2017/084_tdot_erkner.htm

Richtig, sie steht inzwischen (wieder) im S-Bahn-Netz in Erkner (zum TdoT letztes Jahr auch schon). Der Zustand ist wohl soweit in Ordnung, der Einbau von ZBS zwar aufwändig, aber möglich. Allerdings steht das Thema logischerweise nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, schließlich fährt auch 8 Jahre nach der S-Bahn-Krise noch nicht wieder das volle Angebot. Es ist zwar nicht mehr viel, was fehlt, aber es fehlt noch was ;-)

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Weg mit dem 4744!

Danke!

oppermad, Wuppertal/Wunstorf, Montag, 15.05.2017, 07:53 (vor 2510 Tagen) @ TD

Moin,

vielen Dank für den Bericht. Der Hammer für mich war für mich die U-Bahn oben ohne. Was es alles gibt, da staune ich.

Vor etwa 10 Jahren war ich mit einem Sonderzug der üstra in Hannover unterwegs. Zum Einsatz kam ein "normaler" TW 6000 (6253) des Regelverkehrs, jedoch damals noch mit rotem Zielschild "Dienstwagen" beschildert. Das allein hat schon gereicht, um ein vielfaches Erstaunen der wartenden Fahrgäste auszulösen.

Der "Rest" der Fahrt ist nicht minder sehenswert und interessant, mein persönliches Highlight bleibt die U-Bahn.

Viele Grüße,

Dirk

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Wer ist kundig auf folgenden Baureihen:
101, 103, 110, 111, 112, 120, 139, 140, 141, 143, 150, 151, 155, 181.2, 218, 225, 233, 362, 420, 472, 601, 605, 624, 628, 643 und 644?
Richtig: Bender!

Vielen Dank:)

462 001, Taunus, Montag, 15.05.2017, 19:19 (vor 2510 Tagen) @ TD

Hallo Tobias,

vielen Dank für diesen klasse Bericht;-)-)

Das U-Bahncabrio habe ich auch schon mal ausprobiert und ich fand es super. Damals ging es die gleiche Route wie bei Berlin-Express(also ab/bis Alex).

Und zur Panorama-S-Bahn: Es soll irgendwann mal wieder Stadtrundfahrten mit der Bahn geben, nur wann...

Da freue ich mich schon auf die nächsten Teile.


Gruß
Marcel

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Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1434 (+13)
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Stand: 10.03.2024

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