Ich mag urgerne ja reisen zwischen Tschechien und Wien. Meistens beschränkt es sich darauf, dass man halt über die Grenze fährt und dabei die Landschaft betrachten kann - wahlweise im Railjet, im polnischen EC oder im Ex100/101 im Eurofima-Abteil.

Heute aber war es definitiv anders als gewohnt.

14:00. Gerade kam ich aus der U1 raus, ging ich Kofferschieber zum Aufzug und musste natürlich wie so oft lange warten, bis erstmal der Aufzug zu mir kam, dann noch mit anderen Fahrenden zur Tiefgarage und dann erst nach oben zum Bahnsteig.

Dann den Zug erreicht, der wie immer weit vorne ist, mir angeschaut, welchen Wagen ich nehme und dann erstaunt festgestellt, dass ein Wagen der zweiten Klasse durch einen der ersten Klasse ersetzt wurde. Da dachte ich mir so "Wozu...."

Vor allem war das dann eine lustige Komposition: hinter der Lok der Wagen der ersten Klasse, dann das Restaurant, dahinter ein Wagen der zweiten Klasse, danach ein Wagen der ersten Klasse und dann wieder ein Wagen der zweiten Klasse.

Also eingestiegen und prompt musste ich feststellen, dass es keine Plätze mehr gab. Es gab viele Reservierungen und vermutlich müsste ich ein Ticket der ersten Klasse haben, würde ich mich nicht um einen Sitzplatz keine Sorgen machen wollen. Da soll der Wagen nämlich fast leer sein.

Ganz toll, aber man kam mit einem Leidensgenossen, einem tschechischen Studenten, der eben auch an meiner TU studiert - dazu noch das Fach, welches mein Zimmernachbar auch studiert, ins Gespräch.

Ich hatte einen Stehplatz direkt am leeren Abteil des Zugchefs. Zuerst fertigt eben jener den Zug ab und kontrollierte dann die Fahrkarten. Davor wollte aber noch der WARS-Mitarbeiter durch mit seinem Caddy und hat dies nicht unbedingt freundlich kundgetan. So mussten wir kurz in die vollen Abteile eindringen, damit er durchkam...

Außerdem musste man immer Platz machen für Leute, die ihr Pendeln innerhalb des Zuges noch fortsetzen wollen...

Meine Reise hätte eh nur 1:15h gedauert, also war das mit dem Stehen jetzt kein Drama, der Tscheche hingegen fährt noch weiter, nämlich 2 Stunden mit jenem Zug.

Außerdem, nach dem der Zugbegleiter zurückkam, durften wir 2 in seinem Dienstabteil Platz nehmen und wie es typisch für eine Reise im Abteil ist, man kam sehr rasch ins Gespräch, welches sogar interessant war. Als ich ihn nach der Belegung im Zug fragte, meinte er im O-Ton "Sch**e".

Er war ansonsten sehr sympathisch, ein älterer Herr, der sogar zu 1/8 Tscheche ist, wie man erfährt. Die Welt ist doch klein.

Naja und ehe man es sich versah, war man in Breclav - pünktlich, dabei hab ich mich wegen der Lanfgsamfahrt zwischen Süßenbrunn und Gänserndorf schon Sorgen gemacht. Es wurden nämlich die Gleise und Bahnsteige erneuert auf einem Teilabschnitt.

Aber nein, man kam pünktlich. Dort musste man aber wechseln, schließlich ist ja Personalwechsel angesagt in Breclav. Dem Zugbegleiter nach würden 60-70 Fahrgäste dort auf den EC, der aus Budapest kommt und nach Prag weiterfährt weiterfahren. Einige fahren übrigens dann von Prag mit dem Kopernikus bis Leipzig erfuhr ich dann auch.

In der Hinsicht finde ich es immer interessant, wohin die Leute eigentlich alle fahren, die in einem EC nach Polen fahren, der dann in Tschechien eben einen Anschluss nach Prag hat.

In Breclav musste man natürlich raus aus dem Abteil, ich kam in den erste-Klasse-Wagen zwischen den zwei Zweitklasswagen, von dem ich erfuhr und auf dem drinnen auch ausdrücklich steht, dass er deklassiert ist.

Und so konnte ich auf den letzten 10 Minuten aufpreisfrei die erste Klasse der PKP erleben. Ehrlich gesagt, ist nicht so viel komfortabler wie ein Wiesel vom Sitz her.

Nach Abfahrt kam für mich eine absolute Premiere: Eine Polizeikontrolle, die erste meines Lebens sogar!

Zu Anfang war es eigentlich absolut unspektakulär. Mein schweizer Ausweis wurde halt kontrolliert, selbstverständlich gründlichst. Wurde auch gescannt und so weiter.

Bei einem Fahrgast wurde es dann aber... lustig.

Also, er kommt aus Bangladesch, hat zyprische Aufenthaltspapiere und will seine bulgarische Frau in Ostrava besuchen. Das muss man auch erstmal hinkriegen.

Jener wurde so lange kontrolliert, ich habe das Ende nicht mehr erlebt, da ich ja auch aussteigen musste.

Aber das war definitiv ein Erlebnis. Und das sage ich als routinierter Kofferschieber ^^

Gruß nun aus Tschechien
Jan-Christian

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?

(Bildquelle: ČD)