Reaktion von Fahrgästen nach "Köln" (Allgemeines Forum)

Alexander, Donnerstag, 17.07.2008, 22:57 (vor 5734 Tagen)

Hallo zusammen,

wie beurteilt ihr derzeit die Reaktionen nach der Entgleisung von Köln?

Ich lese derzeit immer öfter auf Arbeit die Meldung, "Fahrgast meldet Geräusch vom Drehgestell"

Es ist seit Sonntag jeden Tag mind. ein ICE irgendwo unterwegs (in Bayern) geräumt wurden und dann leer ins nächste ICE-Werk gefahren.

Es kommen dabei immer die Meldungen von undefinierbaren Geräuschen von Fahrgästen, die Zugbegleiter nehmen diese zum Glück derzeit noch erst, aber ich frage mich ob sich das mit der zeit nicht legt und wenn ein Zugbegleiter vielleicht schon mehrmals den Zug geräumt hat obwohl am ende nix war, nimmt er die Fahrgäste irgendwann noch ernst?

Das meiste sind Flachstellen, die ich tag täglich auch erlebe - jedoch kann man als Tf oder Zf unterwegs kaum feststellen, ob diese nun noch in der Toleranz oder außerhalb liegen (auch ein Bordtechniker kann es bestimmt nicht unterwegs). Die Konsequenz ist meistens Vmax 100 km/h (Die Verantwortung ne falsche Entscheidung zu treffen, wöllte ich auch nicht auf mich nehmen).

Ich habe eher die Vermutung, dass es derzeit verstärkt darauf geachtet wird und Fahrgäste auch dinge hören, welche diese schon Jahre gehört haben...

Es wird bestimmt einige Monate so weiter gehen und sich dann legen.
Man muss nur die Vergleiche zu den Kofferbomben ziehen. Kurz nach dem missglückten Versuchen in Dresden, Köln und Koblenz hat man an jeder Ecke eine Kofferbombe gesehen und ständig wurden Bahnhöfe gesperrt. Mittlerweile werden die Koffer wieder einfach in die Hand genommen und weg geschafft...


Was denkt ihr, wie wird sich das in den nächsten Monaten entwickeln?
Werden die Fahrgäste weiterhin so ernst genommen?

Viele Grüße

Reaktion von Fahrgästen nach "Köln"

Steffen, Donnerstag, 17.07.2008, 23:27 (vor 5734 Tagen) @ Alexander

Interessantes Thema :-)

Ich lese derzeit immer öfter auf Arbeit die Meldung, "Fahrgast meldet Geräusch vom Drehgestell"

Das ist eigentlich eine logische Folge von dem Drehgestell-Unfall. Erstens achten jetzt die Fahrgäste mehr auf verdächtige Geräusche, und vor allem dürfte auch die Schwelle, wann etwas gemeldet wird, deutlich nirdriger sein als sonst. Das pendelt sich aber wieder ein - spätestens nachem das nächste Flugzeug abgestürzt und der nächste Reisebus umgekippt ist. (Nein, ich hoffe NICHT dass solche Unglücke geschehen!!)

Es kommen dabei immer die Meldungen von undefinierbaren Geräuschen von Fahrgästen, die Zugbegleiter nehmen diese zum Glück derzeit noch erst, aber ich frage mich ob sich das mit der zeit nicht legt und wenn ein Zugbegleiter vielleicht schon mehrmals den Zug geräumt hat obwohl am ende nix war, nimmt er die Fahrgäste irgendwann noch ernst?

Auch das dürfte sich bald wieder "normalisieren". Auch denke ich im Moment hat jeder Zub Angst, als Gefahrenignorant in den Medien Karriere zu machen. Zumal ja auch in den Medien breit getreten wurde, dass einer der Zubs die Gefahr, die diesmal tatsächlich da war, herabgespielt hat. Teilweise nimmt man wohl auch Rücksicht auf die derzeit ohnehin ängstlicheren Fahrgäste, aber ich denke in 4-6 Monaten ist der Zustand von vor zwei Wochen wieder erreicht.


Das mit den Kofferbomben hattest Du ja schon angesprochen. Das lässt sich aber auf nahezu alle Unglücke, Anschläge und (seltenen) Naturerscheinungen ausweiten. Und ich denke das ist ein Schutzmechanismus, damit der Mensch nicht in permanenter Angst lebt und hinter jeder Ecke eine Gefahr sieht oder glaubt, in der nächsten Sekunde vom Blitz getroffen zu werden.

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Reaktion von Fahrgästen nach "Köln"

ICE-T-Fan, Donnerstag, 17.07.2008, 23:55 (vor 5734 Tagen) @ Alexander

Ich selbst kann es schlecht beurteilen, da ich seit dem Unfall her nicht wieder ICE gefahren bin und die By-Wagen eh eine völlig anders dimensionierte Geräuschkulisse haben.

Ich denke ich würde mir nicht soviele Sorgen machen und einfach hoffen das es gutgeht.

Die Überreaktionen damals nach den Kofferbomben hat mich teilweise schon genervt, da ich live mitbekommen habe wie eine Mitarbeiterin von Station & Service einen Fahrgast rund gemacht hat, weil sie ihren großen schweren Koffer für nichtmal eine Minute an ihrer Sitzbank stehen ließ um sich 5 Meter weiter beim Bäcker was zu kaufen. Da hab ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt.

Aber so sind die Menschen nunmal... erst ein Unglück auf sich zukommen lassen udn hinterher so reagieren als wäre jede Zugfahrt eine Bedrohung für ihr Leben.
Hätte man diese Intensität schon früher auf Seiten der Fahrgäste und des Personals eingesetzt, hätte dieser Radsatz-Achsen-Bruch und die anschließende ganze Diskussion vermieden werden können.
Leider schreien die Menschen immer erst dann auf, wenn schon was passiert ist und nicht wenn man es noch verhindern kann.

PS:
Wer schonmal ICE-T Frankenwaldbahn oder Erfurt-Leipzig gefahren ist, dürfte derzeit bei einem empfindlichen Gemüt schweißgebadet den Zug verlassen, bei den vielen Lebengeräuschen. Die Tatsache das die ICE-T 30% schneller durch die Kurven fahren hört man nämlich sehr deutlich und trotzsem ist Gott sei Dank bisher nix passiert.

Eine Seefahrt, die ist lustig.....

GUM, Freitag, 18.07.2008, 21:21 (vor 5733 Tagen) @ ICE-T-Fan

PS:
Wer schonmal ICE-T Frankenwaldbahn oder Erfurt-Leipzig gefahren ist, dürfte derzeit bei einem empfindlichen Gemüt schweißgebadet den Zug verlassen, bei den vielen Lebengeräuschen. Die Tatsache das die ICE-T 30% schneller durch die Kurven fahren hört man nämlich sehr deutlich und trotzsem ist Gott sei Dank bisher nix passiert.

JA ! Sehe ich genauso. Interessant wird die Fahrt mit dem ICE-T dann erst auf dem Abschnitt Nürnberg-München, wenn man auf gerader Strecke mit über 200 km/h hin- und herschaukelt (kaputte Neigetechnik vorausgesetzt!!).

Zum Thema Kulanz der Zugbegleiter:
Ich habe erst einmal einen Zug wegen technischer Mängel verlassen müssen. Ich fand das übrigens sehr kulant vom Zugbegleiter, dass er auf meine freundliche Nachfrage hin und bei einer kaputten Klimaanlage im Wagen 28 mir den Sparpreis für den 10 Minuten später fahrenden ICE zwischen N und M umgeschrieben hat.
Insofern kann ich wirklich nur schätzen, dass sich die meisten Zubs auch (kleineren) Sorgen der Fahrgäste annehmen.
Ich hatte irgendwie nach über 4 Stunden ICE-T komplett Kopfschmerzen und habe mich in Nürnberg erstmal "durchgelüftet" !

Eine Seefahrt, die ist lustig.....

Steffen, Freitag, 18.07.2008, 21:35 (vor 5733 Tagen) @ GUM

Zum Thema Kulanz der Zugbegleiter:
Ich habe erst einmal einen Zug wegen technischer Mängel verlassen müssen. Ich fand das übrigens sehr kulant vom Zugbegleiter, dass er auf meine freundliche Nachfrage hin und bei einer kaputten Klimaanlage im Wagen 28 mir den Sparpreis für den 10 Minuten später fahrenden ICE zwischen N und M umgeschrieben hat.
Insofern kann ich wirklich nur schätzen, dass sich die meisten Zubs auch (kleineren) Sorgen der Fahrgäste annehmen.
Ich hatte irgendwie nach über 4 Stunden ICE-T komplett Kopfschmerzen und habe mich in Nürnberg erstmal "durchgelüftet" !

War es denn nicht möglich, in einen anderen, kühleren Wagen zu wechseln?

Als ich neulich in einem Doppelstockwagen gefahren bin (Steuerwagen mit Glas-Trennwand) war gust in der Zughäfte, in der ich mich hingesetzt hatte, die Klimaanlage kaputt. Mir (und anderen Fahrgästen) war das gar nicht aufgefallen, denn ich war in keiner anderen Zughälfte, um den Unterschied hätte spüren zu können.

Bei der Fahrkartenkontrolle meinte der KiN dann (nett und locker), man solle sich ruhig in einen anderen Wagen oder in die andere Wagenhälfte setzen, weil nur hier die Klimaanlage kaputt sei.

Fand ich auch nett.

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Nur "eine" ICE T-Packung (7-teilig)

GUM, Freitag, 18.07.2008, 22:09 (vor 5733 Tagen) @ Steffen
bearbeitet von GUM, Freitag, 18.07.2008, 22:10

War es denn nicht möglich, in einen anderen, kühleren Wagen zu wechseln?

War leider nur "eine" Packung ICE T7. In Wagen 27 wars nicht wirklich kühler und auch (damals) noch Raucher. Fand ich aber nett und fair, zumal ich nicht viel später in München angekommen bin.

Zumal wirklich viele Fahrgäste so empfunden haben und bei einem längeren Halt, wo irgendwo auf Anschluss gewartet wurde fast der halbe Wagen auf dem Bahnsteig war....


Als ich neulich in einem Doppelstockwagen gefahren bin (Steuerwagen mit Glas-Trennwand) war gust in der Zughäfte, in der ich mich hingesetzt hatte, die Klimaanlage kaputt. Mir (und anderen Fahrgästen) war das gar nicht aufgefallen, denn ich war in keiner anderen Zughälfte, um den Unterschied hätte spüren zu können.

Bei der Fahrkartenkontrolle meinte der KiN dann (nett und locker), man solle sich ruhig in einen anderen Wagen oder in die andere Wagenhälfte setzen, weil nur hier die Klimaanlage kaputt sei.

Fand ich auch nett.

JA ! Deshalb bin ich ja auch gerne Bahn-Fahrgast, weil im Gegensatz zu vielen "Service-Wüste" Betrieben die Mitarbeiter zu über 90% sehr nett sind.

Reaktion von Fahrgästen nach "Köln"

ICE-TD, Freitag, 18.07.2008, 00:32 (vor 5734 Tagen) @ Alexander

Am Dienstag wurden in meinem ICE auch in einem Wagen "klappernde" Geräusche gemeldet. Zum Glück war ein Bordtechniker in der Nähe. Der konnte natürlich auch nichts feststellen, der Zug ist gut 10 Jahre alt und gut 4 mio km gelaufen, da "klappert" dann schon mal was. Der Zug wurde hinterher im Werk nochmal untersucht und natürlich auch nichts gefunden.
Ich denke mal, damit werden wir noch ein paar Wochen leben müssen, bis sich die Lage beruhigt und das Ganze aus den Köpfen und Zeitungen verschwunden ist.

Reaktion von Fahrgästen nach "Köln"

liebe70, Freitag, 18.07.2008, 13:31 (vor 5733 Tagen) @ Alexander

Hallo zusammen,

wie beurteilt ihr derzeit die Reaktionen nach der Entgleisung von Köln?

Diese sind den Umständen entsprechend normal.

Ich lese derzeit immer öfter auf Arbeit die Meldung, "Fahrgast meldet Geräusch vom Drehgestell"

Und?

Es ist seit Sonntag jeden Tag mind. ein ICE irgendwo unterwegs (in Bayern) geräumt wurden und dann leer ins nächste ICE-Werk gefahren.

Nicht nur in Bayern, ich hatte letzten Samstag mit dem 690 in Hessen das "Vergnügen".

Es kommen dabei immer die Meldungen von undefinierbaren Geräuschen von Fahrgästen, ...

Zum Glück. Ich kann nicht überall sein und da ist mir eine solche Meldung lieber, als gar keine. Außerdem ist es mir egal, ob es ein Reisender mir sagt oder ein Zub/Gastro-Mitarbeiter.

...die Zugbegleiter nehmen diese zum Glück derzeit noch erst, ...

Die Zub sollten die Meldungen in jedem Fall ernstnehmen. Aufgrund ihrer Berufserfahrung sollten sie sich zumindest dieses Geräusch anhören und können danach immer noch entscheiden, was sie tun.

...aber ich frage mich ob sich das mit der zeit nicht legt ...

Bei den Reisenden legt sich das mit der Zeit, ohne Frage. Nach Eschede waren auch alle furchtbar hummelig, DB-Mitarbeiter eingeschlossen.

...und wenn ein Zugbegleiter vielleicht schon mehrmals den Zug geräumt hat obwohl am ende nix war, nimmt er die Fahrgäste irgendwann noch ernst?

Ja. Auf jeden Fall. Ein Zub der seine Reisenden nicht ernstnimmt, ist sowieso fehl am Platz.

Das meiste sind Flachstellen, die ich tag täglich auch erlebe - jedoch kann man als Tf oder Zf unterwegs kaum feststellen, ob diese nun noch in der Toleranz oder außerhalb liegen (auch ein Bordtechniker kann es bestimmt nicht unterwegs). Die Konsequenz ist meistens Vmax 100 km/h (Die Verantwortung ne falsche Entscheidung zu treffen, wöllte ich auch nicht auf mich nehmen).

Lieber so als andersherum. Die Vmax liegt bei bestimmten Zügen bei 160 km/h, wenn eine Flachstelle ein bestimmtes Maß noch nicht erreicht hat.

Ich habe eher die Vermutung, dass es derzeit verstärkt darauf geachtet wird und Fahrgäste auch dinge hören, welche diese schon Jahre gehört haben...

Weil sie sich daran gewöhnt haben. Das ist bei den Zub genauso. Wenn ich einen unruhigen Wagenlauf vorgemeldet habe, kam in den seltensten Fällen ein Bordtechniker, um sich die Sache anzuschauen bzw. anzuhören. Also meldet man dann eben nichts mehr weiter, kommt ja doch keiner. In diesem Fall wird der Zub nicht ernstgenommen. :-(

Werden die Fahrgäste weiterhin so ernst genommen?

Ja, siehe oben.

Gruß, Ralf

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