Vier mal Nord-Ostsee-Kanal (leider ohne Bilder) (Reiseberichte)

Hustensaft, Donnerstag, 23.03.2017, 08:39 (vor 2591 Tagen)

Einleitend muss ich gestehen, dass mir anfänglich gar nicht klar war, dass man den Nord-Ostsee-Kanal auf insgesamt vier Eisenbahnbrücken überqueren kann, bekannter sind nur zwei Brücken.

Los geht es am Hamburger Hbf, so kann ich mir den Schlenker über Altona sparen, mit dem Zug in Richtung Flensburg. Moderne Doppelstockwagen geführt von einer 112 - daran hätte man sich mein IC2 vielleicht mal ein Vorbild nehmen sollen, man sitzt dort jedenfalls sehr viel bequemer als im IC2 -, nur das Informationssystem ist noch nicht in Betrieb, allerdings mit der amüsanten Anmerkung, dass es noch auf den Wagen, der alles weiß, warte.

Ausstieg in Elmshorn und warten auf den Zug Richtung Westerland. Faszinierend zuzusehen, wie sich in der Gegenrichtung die Züge stapeln und die RB71 (ein Flirt) am Gleis 2 noch ein Stück vorzieht, um Platz für den RE aus Kiel zu machen, weiter in Richtung Hamburg geht es jedenfalls aktuell nicht. Dafür kommt meine Nord-Ostsee-Bahn, Quatsch, die ist es ja nicht mehr, mein RE aus Hamburg, der durch die Kupplungsprobleme aus einer bunten Mischung besteht: Wittenberger Steuerwagen, auf IC getrimmte IR-Wagen, aber auch Sitzwagen der einstigen DB-Nachtzüge, gezogen von einer Baureihe 245. Wer also noch einmal DB-Nachtzug fahren will, beeilt Euch, die eigentlich vorgesehenen Wagen stehen zu großen Teilen in Neumünster und Flensburg und dürften bald wieder zum Einsatz kommen.

Die Marschbahn gehört ja eigentlich eher ins Gebirge - erst eine Kurve nach links in Richtung Elbe (Glückstadt), dann nach rechts nach Itzehoe, wieder nach links bis Wilster und Kurve nach rechts und Bogen nach links. Irgendwann fahrt man dann relativ unbemerkt schon fast auf Höhe der Baumwipfel, auffällig wird es erst, wenn der Zug plötzlich die Geschwindigkeit reduziert, da auf der Hochdonner Hochbrücke nur Tempo 80 erlaubt ist. Plötzlich sind die Bäume weg und man betrachtet die Landschaft von oben - bei guter Sicht ist in Fahrtrichtung links das AKW Brunsbüttel sowie die dortige Hochbrüke der Bundesstraße 5 zu sehen, während in Fahrtrichtung rechts die Hochbrücke der A 23 zu erkennen ist. Wer bemerkt, dass man praktisch über die Häuser fährt, kann den damaligen Prozess eines Eigentümers gegen die Bahn verstehen, dessen Ende dazu geführt hat, dass heute nur noch geschlossene WCs zum Einsatz kommen dürfen. Bereits kurz nach der Brücke gibt der Zug wieder Gas (hier stimmt es wirklich) und weiter geht es bis zum nächsten Halt in Heide in Holstein.

Am Bahnhof in Heide kann man sehen, dass manchmal Humor doch eine nette Sache ist. Die Aussteigenden werden von einer Wand "begrüßt", deren rechter Automat mit den Worten "Nein, niemand hat das Bedienfeld gestohlen. Sie stehen vor der Rückseite." beschriftet ist. Hoffentlich überlebt diese nette Geste die Umstellung des Betreibers.

In Heide herrscht dann eine ungewohnte Gleisführung, steht der Zug nach Büsum doch am gleichen Bahnsteig, während der Zug nach Neumünster von Gleis 5 fährt, d.h. wir haben Linksverkehr (hält bei der in beiden Richtungen eingleisigen Strecke aber nicht lange vor). Die Fahrt mit der Nordbahn in einem Triebwagen LINT 41 (besser bekannt als 648) über den Kanal beginnt bald hinter Albersdorf, ist aber wegen der Topographie bei weitem weniger beeindruckend. Die Rampe ist kaum zu spüren und der Kanal liegt in einem relativ tiefen Einschnitt. Auch die Brücke ist in modernem Stil, die könnte so auch andernorts stehen.

Angekommen in Neumünster will ich eigentlich weiter nach Kiel. Nur: Die Puma-Wagen - deren erster Einsatz war in den 1990ern mal zwischen Wiesbaden und Hanau auf der damaligen RE 90, danach lange zwischen Frankfurt und Würzburg - wollen nicht, wegen einer Türstörung kommen wir nicht los. Also doch ein paar Schritte durch Neumünster und dann mit dem RE nach Kiel. Der Bahnhof in Kiel liegt spektakulär nahe am Wasser, das sind wirklich nur wenige Meter, bei der Einfahrt liegt auch eine große Skandinavien-Fähre dort.

Weiter geht es mit dem RE nach Flensburg in einem 648er der DB. Die Kanalquerung erfolgt noch in den Vororten von Kiel und ist erneut ziemlich unspektakulär, dazu auf der einen Seite noch durch eine parallele Straßenbrücke verdeckt. Spannender ist da im weiteren Verlauf dann die Brücke über die Schlei bei Lindaunis, eine alte Klappbrücke, die, wenn gerade kein Zug fährt, auch als Straßenbrücke dient, allerdings einspurig mit Wechsellichtzeichen. Schon vorher ist landschaftlich aber die Anfahrt nach Eckernförde sehr imposant.

In Flensburg steige ich dann um in den RE - den Zug hatte ich ja bereits beschrieben - in Richtung Hamburg um. Die Fahrtrichtung ist ungewohnt, fährt der Zug doch von der Himmelsrichtung her zunächst gen Dänemark, die Flensburger Gleislage ist aus der Luft sehr interessant. Ohne größere Besonderheiten geht es bis nach Rendsburg, wo man kurz nach dem Bahnhof schon die imposante Brücke über den Kanal sehen kann - die man zunächst unterfährt, so dass man sich unwillkürlich fragt, ob der Zug versehentlich falsch abgebogen ist. Aber nein, es geht in einer großen Schleife durch den Ort, der Zug schraubt sich dabei immer höher, am Ende fährt man fast parallel zur Rampe auf der anderen Kanalseite. Dann führt die Strecke nach links, überquert die eigene Zufahrt und es geht auf der eindrucksvollsten aller vier Brücken über den Kanal. Direkt nach der Kanalquerung geht es dann wieder nach links und langsam bergab weiter Richtung Hamburg. Wegen einer Störung am Bahnübergang erreichen wir Hamburg dann mit knapp 10 Minuten Verspätung, was alle Fahrgäste, die den - das ist der letzte des Tages - ICE nach Mannheim erreichen wollen, gehörig in Wallung bringt.

Wer also die Gelegenheit hat:
Die Rendsburger Kanalbrücke ist für Eisenbahnfans ein Muss, auch die auf der Marschbahn bei Hochdonn ist ein Erlebnis, während die beiden anderen Kanalbrücken eher erlebnismäßig entbehrlich sind.

Drei mal Nord-Ostsee-Kanal (m3B)

JeDi, überall und nirgendwo, Donnerstag, 23.03.2017, 10:07 (vor 2591 Tagen) @ Hustensaft

Danke für den Bericht! Von drei der Brücken hab ich Bilder, das dürfte eine mehr sein als bei Ottonormalfuzzy ;-):

Hochdonn:

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Eine unbekannte 251 mit NOB 81714 auf der Hochdonner Hochbrücke

Grünenthal:

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Wieder unbekannt, aber anderes EVU: Ein 648 der Nordbahn als NBE 81878 auf der Grünenthaler Hochbrücke

Rendsburg:

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In dieser Form leider Geschichte: 112 167 schiebt ihren Schleswig-Holstein-Express RE 21078 über die Rendsburger Hochbrücke.

Alle Bilder vom 19.07.2014 - ich hab noch mehr, wollte aber nicht suchen ;-)

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Weg mit dem 4744!

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