Advent zwischen Limmat und Brocken – 2/2 m 67 B. (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen vorweihnachtlichen Bahnreise zwischen Limmat und Brocken. Im ersten Teil waren wir über Zürich nach Mainz gefahren, hatten Locomore getestet und waren nach einem Besuch in Bad Harzburg in Goslar angekommen. Wir setzen die Reise nun in Goslar fort.
Tag 3: Goslar – Wernigerode – Brocken – Wernigerode – Vienenburg - Braunschweig
Der Tag beginnt kalt aber mit blauem Himmel, so dass wir vor der Abreise noch einen Morgenspaziergang durch Goslar unternehmen. Wo gestern noch die Weihnachtsmarktbuden für adventliche Stimmung gesorgt haben, verdecken die Hütten nun den Blick auf manche der Sehenswürdigkeiten.
Wir beginnen mit dem Bäckergildehaus aus dem Jahr 1501...
...und setzen den Rundgang am Marktplatz mit dem Gildehaus Kaiserworth fort.
Das Gebäude „Großes Heiliges Kreuz“ stammt aus dem Jahr 1254, es wurde als Hospiz errichtet und ist eine der ältesten städtischen Einrichtungen der Armenfürsorge in Europa.
Nach dem Besuch am Rathaus und der Marktkirche St. Cosmas und Damian wird es Zeit...
...um den Bahnhof aufzusuchen. Der Bahnhof wurde 1866 als Endpunkt der Strecke Vienenburg-Goslar eröffnet, später kamen weitere Bahnstrecken hinzu. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Bahnhof an das D-Zug-Netz angebunden mit Verbindungen nach Berlin, Dresden, Bremen, Köln oder Aachen, heute gibt es hier so gut wie keinen Fernverkehr mehr. Bei der Diskussion um HKX und Locomore wird manchmal vergessen, dass es mit dem Harz-Berlin-Express noch einen weiteren eigenwirtschaftlichen Fernverkehrszug gibt, und jener verbindet Goslar mit Berlin. Aber das wäre mal eine Anregung für eine weitere Tour, heute haben wir ein anderes Ziel.
Mit dem HEX fahren wir nun durch das Harzvorland nach Wernigerode. Die Strecke führt über den sogenannten Nordharzlückenschluss, der seit 1996 Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verbindet.
Bei Stapelburg ist von der Bahnstrecke aus die Ruine der gleichnamigen Burg zu sehen. Die mittelalterliche Niederungsburg wurde durch die Grafen von Wernigerode errichtet, seit dem 18. Jahrhundert ist sie dem Niedergang preisgegeben.
Nachdem ich vor einigen Jahren schon einmal im Sommer auf dem Brocken war, kam mir bei der Reiseplanung der Gedanke, den Besuch in der Vorweihnachtszeit zu wiederholen. Bei der Reiseplanung hatte ich dabei noch schöne Winterbilder vor Augen – als wir in Wernigerode zu den Gleisen der Harzer Schmalspurbahnen wechseln, weiß ich allerdings schon, dass es mit Schnee nichts werden wird.
Mit einem Dampfzug geht es nun also zunächst auf die Harzquerbahn und dann auf der Brockenbahn weiter auf den höchsten Berg im Norden Deutschlands.
Nachdem die Strecke das Stadtgebiet von Wernigerode verlassen hat, führt sie erst einmal durch die Buchenwälder des Harzes, mit zunehmender Höhe dominieren dann die Fichten. Nach dem Verlassen des Bahnhofs Drei Annen Hohne erreicht die Strecke den Nationalpark Harz. Je näher wir dem Gipfel kommen, desto interessanter wird auch der Blick aus dem Zugfenster, denn nun eröffnen sich erste Ausblicke und es gibt nun mehr als nur Wald zu sehen.
Nach einer Stunde und 40 Minuten ist die Strecke von rund 33 Kilometern zurückgelegt. Während der Fahrt hat der Zug rund 900 Höhenmeter überwunden und wir stehen nun zu Füßen von Sendeanlage, Brockenherberge und Brockenhaus. Das Brockenhaus beherbergt heute ein Nationalpark-Besucherzentrum, während die Kuppel früher als Abhöreinrichtung der Stasi genutzt wurde.
Der Brocken ist für sein raues Klima bekannt und so konnten sich noch ein paar traurige Schneereste halten. Der Gipfel liegt oberhalb der Waldgrenze auf 1.141 Metern.
Die Bahnstrecke zum Brocken wurde 1899 eingeweiht, von 1961 bis 1992 ruhte der öffentliche Personenverkehr aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze. Der Bahnhof Brocken ist der höchstgelegene Bahnhof einer Adhäsionsbahn in Deutschland. Am höchstgelegenen Normalspur-Bahnhof Deutschlands war ich übrigens auch schon (zum Reisebericht).
Und dann beginnt für uns auch schon wieder die Talfahrt. Die Strecke umrundet zunächst eineinhalb Mal den Gipfel und führt dann zum Bahnhof Goetheweg, wo unser Zug für eine Zugkreuzung in das dortige Stumpfgleis fährt.
Auf der Rückfahrt steigen wir bereits an der Station Wernigerode-Westerntor aus, denn wir wollen noch einen kleinen Abstecher in die Altstadt von Wernigerode machen.
Durch die Altstadtgassen im Heideviertel laufen wir zum Marktplatz mit dem bekannten Rathaus, wo wir auf dem Weihnachtsmarkt eine Pause einlegen.
Der repräsentative Bau wurde um das Jahr 1420 errichtet, damals jedoch als Weinkeller und Spielhaus. Erst nachdem das frühere Rathaus bei einem Stadtbrand zerstört wurde, wurde das Gebäude zum Rathaus erkoren. Vor dem Rathaus auf dem Markt erinnert der Wohltäterbrunnen an verdiente Bürger und Persönlichkeiten.
Schließlich treten wir die Weiterfahrt nach Braunschweig an, zunächst geht es mit dem HEX nach Vienenburg.
In Vienenburg steht dann der Umstieg auf den erixx nach Braunschweig an. Das Empfangsgebäude von Vienenburg wurde 1838 bis 1840 erbaut. Ein Schild weist das Gebäude als ältesten noch erhaltenen Bahnhof Deutschlands aus, wobei es wohl Diskussionen über diesen Superlativ gibt.
Den Abend verbringen wir nun in Braunschweig auf und über dem Weihnachtsmarkt. Wen dieser Off-Topic-Teil nicht interessiert, der scrolle 8 Bilder weiter. Der Weihnachtsmarkt erstreckt sich zu Füßen des Braunschweiger Doms, der unter Heinrich dem Löwen zwischen 1173 und 1195 als dreischiffige Gewölbebasilika errichtet wurde.
Deutlich jünger ist das neugotische Rathaus, das zwischen 1894 und 1900 erbaut wurde. An der Süd-West-Ecke befindet sich ein 61 Meter hoher Turm, der an einen flämischen Glockenturm erinnert.
Es geht gleich weiter...
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