Mit dem Fernbus zum Locomore (Reiseberichte)
Hallo,
wen die ganzen Locomore-Berichte mittlerweile stören, einfach ignorieren. :)
Auch ich wollte letztes Wochenende mal den Locomore ausprobieren. Wenn man diversen Internetforen glaubt gibt es den Zug ja höchstens drei Monate, insofern wollte ich schnell sein. Da sich die Strecke Stuttgart - Berlin eigentlich von Nürnberg aus nie „einbauen“ lässt, sollte es eine reine Spaßfahrt werden. Und da ich für eine solche Spaßfahrt nicht viel Geld ausgeben wollte, habe ich mir eine Route ausgesucht bei der die An- und Heimreise mit dem Fernbus erfolgen kann und einigermaßen kurz ist.
Nach einigem Suchen und Probieren habe ich dann ein Schnäppchen gefunden: Nürnberg - Fulda - Frankfurt(Süd) - Frankfurt Hbf - Nürnberg. Die Anreise sollte mit Flixbus erfolgen, die Heimreise mit Hellö.
Der grüne Bus war pünktlich am Nürnberger ZOB. War aber ein älteres Modell umlackiert mit nachträglich montierten Steckdosen (immerhin!). Von Nürnberg bis Schweinfurt gut ausgelastet, also keine 2 Plätze für mich alleine. Fand ich etwas unbequem, die Neigung der Sitze war für meinen Geschmack in der normalen Stellung schon zu stark geneigt (jedenfalls zum Lesen) so dass ich dann froh war dass ich mich nach Schweinfurt etwas schräg setzen konnte. Ansonsten typisches Flixbus-Publikum, die Durchsagen des Fahrers fand ich aber ganz angenehm erfrischend. Pünktlich bei der Ankunft, pünktlich bei der Abfahrt, für 9 € kann man eigentlich nicht meckern zumal ich noch einen 3-€-Rabatt-Gutschein hatte und somit 6 € bezahlte.
Was man Flixbus lassen muss: Die App finde ich wirklich gelungen. Nativ (daher auch schön klein; ich geb's zu, ich bin selber Softwareentwickler), schnell, übersichtlich. Was mir nur generell fehlt: Echtzeitinformationen bzw. Linieninformationen. Flixbus macht ein Riesen-Geheimnis draus wo die Busse herkommen und wo sie hinfahren. Auf den ersten Blick denkt man immer dass es Direktverbindungen sind, nur über Umwege findet man's dann z. B. bei den Abfahrtsinformationen an der Haltestelle raus wo die Linien halten. Dabei finde ich das gerade interessant, erstens um abzuschätzen wie pünktlich sie sind und zweitens um abzuschätzen wie nervig die Fahrt ist, denn angenehm ist eigentlich nur der Teil auf der Autobahn.
Aber okay, in Fulda angekommen - ich muss zugeben dass ich noch nie da war - musste ich die Zeit bis am Abend „totschlagen“ bis der Locomore fuhr. Ich hab mir etwas die Stadt angeschaut (echt schön!) und dann noch ein paar Weihnachtseinkäufe erledigt.
Die Buchung zwei Tage vorher war problemlos, ich habe mich für einen Platz im modernisierten Großraum entschieden. Einzig die Platzierung des QR-Codes auf dem Papierausdruck fand ich schlecht, schließlich falte ich diese immer auf A6 so dass sie in den Geldbeutel passen. Die DB hat den QR-Code so angeordnet dass selbst dann der Code ungeknickt bleibt. Gut fand ich es, direkt per Bankeinzug ohne Zwischenhändler bezahlen zu können. Es reicht wenn meine Bank alle Zahlungsvorgänge kennt, ich muss nicht alles PayPal mitteilen oder gar Sofortüberweisung meine Bankdaten verraten.
Endlich war es soweit. Erstmal die Anzeige am Bahnhhof und der Aushangfahrplan. Einzig der fehlende Fettdruck hat mich verwirrt, ich dachte immer dass Fernzüge fett sind.
Ich dachte schon ich bin zu blöd, aber mein Platz existierte nicht. Ich ging zum Personal (erkennbar an einer Fleecejacke) und der Typ sagte mir, dass ich recht habe. Ich soll mich einfach irgendwo reinsetzen, als Entschädigung wurde mir ein Kaffee angeboten. Dummerweise war dann auch die Kaffeekanne leer, fand ich witzig. Das Ticket wurde eingetippt (warum dann ein QR Code?), den Ausweis muss man nur stichprobenartig vorzeigen, die App lost das per Zufallsprinzip aus. Eigentlich ganz nett.
Überrascht hat's mich dann schon wie viele WCs und Türen defekt waren, ich dachte die Waggons wären generalüberholt worden? Okay, gesperrte Toiletten haben ihre Ursache auch oft bei den Fahrgästen und wenigstens kann man auf eine andere ausweichen. Beim Bus gibt's ja nur die eine und wenn die nicht geht hat man Pech.
Die Organisation und Ansagen wirkten auf mich etwas improvisiert, aber so ist das halt bei einem Startup. Das Abteil hingegen fand ich sehr bequem, die Farbgebung hat mir gefallen und das WLAN hat testweise zumindest funktioniert, habe dann aber ohnehin in einem analogen Buch gelesen. Ich würde jedenfalls den Zug sofort wieder benutzen wenn der von Nürnberg irgendwo hin fahren würde.
Den Weg von Frankfurt Süd zum Hauptbahnhof ging ich dann zu Fuß. Hellö scheint ein Geheimtipp zu sein, während Flixbus für die Fahrt knapp 20 € gewollt hätte, hat mich der Hellö für 13 € mitgenommen. Obwohl das Buchungssystem den Bus als gut gebucht angezeigt hatte, war der Bus dann fast leer. Zwei Österreicher und eine osteuropäische Dreiergruppe, die dann aber auch in Nürnberg ausgestiegen sind.
Die Onlinebuchung war natürlich problemlos, allerdings finde ich die einzige Bezahlmöglichkeit per Kreditkarte schlecht. Ich weiß nicht wie das in Österreich ist, aber in Deutschland hat längst nicht jeder eine Kreditkarte, zumindest PayPal sollte man schon noch anbieten, auch wenn ich persönlich trotzdem lieber mit Kreditkarte bezahle. Die App ist ziemlich schlecht gemacht, mit irgendeinem Web-Framework so dass sie auf Android, iOS und Windows gleich schlecht funktioniert. Auch fehlt eine Wallet-Integration, die selbst die DB jetzt hinbekommen hat. Auch deren Papierticket hat das eingangs genannte Manko mit schlecht angeordnetem QR Code.
Trotzdem, den Bus fand ich top, neu, USB-Steckdosen, bequemer als Flixbus, das WLAN hat dank der spärlichen Belegung gut funktioniert und sogar für Videostreaming gereicht. Irgendwann ging's dann aber nicht mehr obwohl mein Handy noch 4G hatte, ich denke dass ich gedrosselt wurde. Obwohl es die meisten Leute hier es ja nicht mögen, wenn abends das Licht brennt, fand ich die Dunkelheit im Bus einen Nachteil gegenüber der Bahn, da ich Lesen mit diesen kleinen Leseleuchten bei dunkler Umgebung deutlich anstrengender empfinde als in einem normal beleuchteten Raum.
Nürnberg wurde dann mit +15 erreicht obwohl oder weil er einen komischen Weg genommen hat: Auf der A3 bis Nürnberg Nord und dann über die Äußere Bayreuther Straße rein zum ZOB. Ich dachte schon er vergisst Nürnberg und fährt gleich nach Regensburg. ;)
Tja, war ganz nett und für 6 € (Flixbus) + 13 € (Hellö) +7 € (Locomore) = 26 € kann man auch mal sinnlos durch die Gegend fahren.
Viele Grüße,
Bernhard