[AT] Fahrgastzuwachs von 7,3% in Niederösterreich durch ITF (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 25.05.2016, 22:11 (vor 2885 Tagen)
bearbeitet von J-C, Mittwoch, 25.05.2016, 22:14

Wie bereits die SBB bewies, kann so ein integraler Taktfahrplan wahre Wunder bewirken.

Nun hat die ÖBB schon seit Dezember 2015 den Taktknoten Wien Hbf in Betrieb genommen - die Taktierung zahlt sich aus.

Zitat vom Artikel:
BEZIRK. Von Jänner bis März 2016 waren in Niederösterreich 7,9 Prozent mehr Fahrgäste in den Nah- und Regionalverkehrszügen der ÖBB unterwegs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Detailauswertungen zeigen, dass die Steigerungen vor allem auf den Ausbau des Integrierten Taktfahrplans im Dezember 2015 zurückzuführen sind. Vor allem die neuen Taktknoten Wien Meidling und Wien Hauptbahnhof sowie die Stärkung der Knoten St. Pölten, Wr. Neustadt und Pöchlarn brachten einen kräftigen Fahrgastzuwachs. Der ÖBB Fernverkehr verzeichnete österreichweit ein Fahrgast-Plus von 4,7 Prozent.

Würde die DB sich mal daran versuchen... wobei, dafür müssen wohl die Züge etwas zuverlässiger werden...

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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(Bildquelle: ČD)

deutschlandweiter ITF wäre schon eine gute Sache...

Dominik, Duisburg, Mittwoch, 25.05.2016, 22:50 (vor 2885 Tagen) @ J-C

Man sieht es doch schon in einzelnen Bundesländern, was so ein ITF an Fahrgastzuwächsen führen kann. Als Paradebeispiel kann man schon den Rheinland-Pfalz-Takt nennen, wo man (auch schon vor dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014) schon erhebliche Fahrgastzuwächse hatte!

Auch mit dem NRW-Takt (mit verschiedenen ITF-Stufen und -Ergänzungen) konnte man schon erhebliche Fahrgastzuwächse verzeichnen. Gerade in Kombination mit Leistungsausweitungen können solche ITF-Knoten sehr stark wirken in Form von Fahrzeitverkürzungen, etc...

Ideal wäre natürlich, wenn dieses Prinzip deutschlandweit angewendet werden würde, aber ich befürchte, dass wir sehr weit weg davon sind. Auch eine Anpassung der kommunalen Verkehre an den ITF, womit man ideale Anschlüsse zwischen kommunalen Verkehr und SPNV hätte, würde in vielen Fällen schon verdammt viel bringen. Wobei das in Großstädten mit dichten Takten jetzt auch nicht so extrem notwendig wäre, aber in mittelgroßen Städten oder auf regionalen Buslinien um so wichtiger wäre...

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Gern benutzte Fahrzeuge: n-Wagen, süwex-FLIRT, Dostos, 403, Talent
Fahrzeuge, die ganz ok sind: Talent 2, 611
äußerst ungern benutzte Fahrzeuge: 402, Bimz, LINT, 425

Deutschlandweiter ITF wird nie funktionieren

218 466-1, Red Bank NJ / ex-Ingolstadt, Mittwoch, 25.05.2016, 23:09 (vor 2885 Tagen) @ Dominik
bearbeitet von 218 466-1, Mittwoch, 25.05.2016, 23:10

Man sieht es doch schon in einzelnen Bundesländern, was so ein ITF an Fahrgastzuwächsen führen kann. Als Paradebeispiel kann man schon den Rheinland-Pfalz-Takt nennen, wo man (auch schon vor dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014) schon erhebliche Fahrgastzuwächse hatte!
Auch mit dem NRW-Takt (mit verschiedenen ITF-Stufen und -Ergänzungen) konnte man schon erhebliche Fahrgastzuwächse verzeichnen. Gerade in Kombination mit Leistungsausweitungen können solche ITF-Knoten sehr stark wirken in Form von Fahrzeitverkürzungen, etc...

Das sind aber alles einzelne Netze, wie "Allgäu-Schwaben-Takt", "Werdenfels-Takt", die selbst untereinander schon nichtmehr aufeinander abgestimmt sind.
Und sebst da gibt es nicht nur Vorteile, denn mit deren Einführung mussten auf den meisten Strecken, auch die meisten Züge an allen Stationen halten und wurden deutlich langsamer, als zuvor.

Ideal wäre natürlich, wenn dieses Prinzip deutschlandweit angewendet werden würde, aber ich befürchte, dass wir sehr weit weg davon sind. Auch eine Anpassung der kommunalen Verkehre an den ITF, womit man ideale Anschlüsse zwischen kommunalen Verkehr und SPNV hätte, würde in vielen Fällen schon verdammt viel bringen. Wobei das in Großstädten mit dichten Takten jetzt auch nicht so extrem notwendig wäre, aber in mittelgroßen Städten oder auf regionalen Buslinien um so wichtiger wäre...

FV und NV kann man nicht unter einen Hut bekommen. Nur NV an Knoten an FV anpassen.
Der "Deutschlandtakt" scheitert an den unterschiedlichen Entfernungen der einzelnem Knoten und an den großen Unterschieden der Durchschnittsgeschwindigkeiten von ICE, IC und RE auf der selben Strecke.
Und nicht zuletzt an DB Bahn! Aufgrund der vielen Verspätungen, ist jeder Nicht-ITF-Anschluss mit regulär über 15 Minuten Wartezeit viel sicherer, als eine ganze Stunde am ITF-Knoten warten zu müssen.

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Dieser Beitrag gibt (sofern nicht anders gekennzeichnet) allein die Meinung der Verfasserin wieder
MET - Der beste Zug den es je gab
[image]

viele Anschlüsse kann man dennoch optimieren...

Dominik, Duisburg, Mittwoch, 25.05.2016, 23:28 (vor 2885 Tagen) @ 218 466-1
bearbeitet von Dominik, Mittwoch, 25.05.2016, 23:29

Man sieht es doch schon in einzelnen Bundesländern, was so ein ITF an Fahrgastzuwächsen führen kann. Als Paradebeispiel kann man schon den Rheinland-Pfalz-Takt nennen, wo man (auch schon vor dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014) schon erhebliche Fahrgastzuwächse hatte!
Auch mit dem NRW-Takt (mit verschiedenen ITF-Stufen und -Ergänzungen) konnte man schon erhebliche Fahrgastzuwächse verzeichnen. Gerade in Kombination mit Leistungsausweitungen können solche ITF-Knoten sehr stark wirken in Form von Fahrzeitverkürzungen, etc...


Das sind aber alles einzelne Netze, wie "Allgäu-Schwaben-Takt", "Werdenfels-Takt", die selbst untereinander schon nichtmehr aufeinander abgestimmt sind.
Und sebst da gibt es nicht nur Vorteile, denn mit deren Einführung mussten auf den meisten Strecken, auch die meisten Züge an allen Stationen halten und wurden deutlich langsamer, als zuvor.

Wie sehen da eigentlich die Fahrgaststatistik aus bzw. wie hat sich die Anzahl der Fahrgäste entwickelt? Je nachdem kann man diese Nachteile durchaus noch verschmerzen. Sollte sich das aber wirklich so stark auswirken, dass die Fahrgastzahlen stagnieren oder gar sinken, dann muss man sich überlegen, dass man da entgegensteuert.

Ideal wäre natürlich, wenn dieses Prinzip deutschlandweit angewendet werden würde, aber ich befürchte, dass wir sehr weit weg davon sind. Auch eine Anpassung der kommunalen Verkehre an den ITF, womit man ideale Anschlüsse zwischen kommunalen Verkehr und SPNV hätte, würde in vielen Fällen schon verdammt viel bringen. Wobei das in Großstädten mit dichten Takten jetzt auch nicht so extrem notwendig wäre, aber in mittelgroßen Städten oder auf regionalen Buslinien um so wichtiger wäre...


FV und NV kann man nicht unter einen Hut bekommen. Nur NV an Knoten an FV anpassen.
Der "Deutschlandtakt" scheitert an den unterschiedlichen Entfernungen der einzelnem Knoten und an den großen Unterschieden der Durchschnittsgeschwindigkeiten von ICE, IC und RE auf der selben Strecke.
Und nicht zuletzt an DB Bahn! Aufgrund der vielen Verspätungen, ist jeder Nicht-ITF-Anschluss mit regulär über 15 Minuten Wartezeit viel sicherer, als eine ganze Stunde am ITF-Knoten warten zu müssen.

Selbst wenn es deutschlandweit nicht funktionieren sollte, ist das keine Ausrede nichts gegen schlechte (aber eigentlich wichtige) Anschlüsse - und dazu zähle ich insbesondere sogenannte Sichtanschlüsse, wo man den Zug zwar sieht, aber nur noch die Rücklichter - zu unternehmen. Gut, vieles funktioniert leider aufgrund der vorgegebenen Infrastruktur leider nicht, aber es sind oft auch keine Großprojekte nötig (wie S21, etc..) um zumindest große Verbesserungen in dieser Hinsicht zu erzielen...

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viele Anschlüsse kann man dennoch optimieren...

218 466-1, Red Bank NJ / ex-Ingolstadt, Donnerstag, 26.05.2016, 00:40 (vor 2885 Tagen) @ Dominik

Wie sehen da eigentlich die Fahrgaststatistik aus bzw. wie hat sich die Anzahl der Fahrgäste entwickelt? Je nachdem kann man diese Nachteile durchaus noch verschmerzen. Sollte sich das aber wirklich so stark auswirken, dass die Fahrgastzahlen stagnieren oder gar sinken, dann muss man sich überlegen, dass man da entgegensteuert.

Wirklich vergleichen lässt sich das nicht, denn davor (bis 1993) gab es je nach Strecke z.T. nur eine einstellige Zahl an Zügen pro Tag und Richtung, an Sonntagen gesamt 0-3 Züge.
Da zwar fast alle Stationen inkl. jeder Milchkanne seither weitgehend stündlich /zweistündlich bedient werden, aber der PKW ggü. Mitfahrt im Zug auf gesamten Laufweg bis zu einer Stunde schneller ist, wird sicher nicht das volle Potential ausgeschöpft.
M.M. besser wäre Hinketakt mit abwechselnden schnellen RE und langsamen RB, statt nur ein oder zwei Halte Unterschied, die zudem über Halte an Kreuzungsbf. oder durch EC-Überholung wieder kompensiert werden, also 0 Minuten Zeitvorteil des RE.
In Ba-Wü ist man da mit IRE/RE/RB auf einzelnen Strecken weiter, aber das Konzept müste auf ganze Netze ausgedehnt werden.
Das Potential gab es bei Einführung des SWT zu sehen (für ab 3 Mark pro Nase, 51 Stunden freie Fahrt), als sich die Auslastung auch abseits der Magistralen bis zu verhundertfacht hat und statt 5 dann 500(!) Fahrgäste in völlig überfüllten Zügen waren.

Selbst wenn es deutschlandweit nicht funktionieren sollte, ist das keine Ausrede nichts gegen schlechte (aber eigentlich wichtige) Anschlüsse - und dazu zähle ich insbesondere sogenannte Sichtanschlüsse, wo man den Zug zwar sieht, aber nur noch die Rücklichter - zu unternehmen. Gut, vieles funktioniert leider aufgrund der vorgegebenen Infrastruktur leider nicht, aber es sind oft auch keine Großprojekte nötig (wie S21, etc..) um zumindest große Verbesserungen in dieser Hinsicht zu erzielen...

Dazu müsste man Strecken und Knoten in großem Stil ausbauen, sodass Züge in und aus allen Richtingen kreuzungsfrei, ohne Fahrstraßenausschlüsse gleichzeitig ein- ausfahren können und genug Bahnsteige für alle Züge nebeneinander vorhanden sind.
S21 ist diesbezüglich mit nur 8 Gleisen ein Rückschritt.
Mischverkehr auf Strecken sollte gänzlich durch Viergleisigkeit vermieden werden, damit wenigstens paralell Schnelltakt und Langsamtakt umgestzt werden könnten.
Aber dennoch geht das nicht überall. Z.B. Nürnberg - Augsburg wird man nicht unter 60 Minuten bekommen, 90 Minuten ist aber dafür zu lange und schnelle Züge künstlich zu verlangsamen, wegen der Knoten, kann auch nicht das Ziel sein.

Vor München nervt mich persönlich der Sichtanschlüss MNX <-> IC-Linie 60. Ein Fernzughalt am Hirschgarten (dort kommen sie sich entgegen) wäre da die Lösung, aber der normale Fahrgast wird auf unbequeme agilis- und BRB-Züge verwiesen. :(

Und Sichtanschlüsse wurden mit dem Allgäu-Schwaben-Takt 1993 sogar eingeführt. Memmingen E nach Oberstorf und nach Ulm ab 9:30, E von München an 9:31. Und weil das so "schön" war, gab es das gleiche zwei, vier, sechs und zehn Stunden später nochmal. In der Gegenrichtung entsprechend 10:30, 16:30 und 20:30 ebenfalls, z.B. E nach München ab 20:26, E von Oberstorf an 20:26. E von Ulm an 20:27.
Erst 2004 mit Verschiebung der EC (und 2011 auch der RE) hat sich das entspannt.

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Dieser Beitrag gibt (sofern nicht anders gekennzeichnet) allein die Meinung der Verfasserin wieder
MET - Der beste Zug den es je gab
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Deutschlandweiter ITF wird nie funktionieren

brandenburger, Perleberg, Donnerstag, 26.05.2016, 00:54 (vor 2885 Tagen) @ 218 466-1

FV und NV kann man nicht unter einen Hut bekommen. Nur NV an Knoten an FV anpassen.
Der "Deutschlandtakt" scheitert an den unterschiedlichen Entfernungen der einzelnem Knoten und an den großen Unterschieden der Durchschnittsgeschwindigkeiten von ICE, IC und RE auf der selben Strecke.

Na gut, aber es gibt Annäherungen.

Die EC/IC-Linie 27 ist in Wittenberge seit Dezember 2015 genau im Knoten zur vollen Stunde. Und eine Dreiviertelstunde später sind die Züge in Büchen und bieten dort Richtungsanschluss nach Lübeck und Lüneburg.

Der Vollknoten in Magdeburg wird von NV und FV bedient.

Du bist 50 Jahre hintendrein

guru61, Arolfingen, Donnerstag, 26.05.2016, 05:23 (vor 2885 Tagen) @ 218 466-1

Hallo
Genau das waren bis in die 70er Jahre auch die Argumente der SBB, gegen einen Taktfahrplan.
http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:1642/eth-1642-01.pdf
Seite 192:
Als weiteres Hindernis verbuchte der Bericht die ungleich komplizierteren Verhältnisse im
schweizerischen Bahnnetz und dessen Dezentralitäten im Vergleich zum radial
strukturierten holländischen Netz.

Was in Deutschland fehlt ist eine vertiefte Abklärung, was genau getan werden müsste, dass man einen ITF schrittweise einführen könnte.
Dazu zählen:
- Eliminierung von Behinderungen, wie fehlende Weichen etc.
- Ausbauten, Überwerfungen, Doppelspurinseln, Trennung vom Güterverkehr etc
- Einsatz von Neigezügen
- Betriebsqualität
- etc.
Es sagt niemand, dass die Umsetzung in 10 Jahren geschafft ist, aber mit einem Konzept, das nicht alle 4 Jahre von wechselnden Koalitionen gebodigt wird, hätte man auch im Hochtechnologieland Deutschland die Möglichkeit nach und nach zu einem Angebot zu kommen, dass den Bedürfnissen entspricht.
In der Schweiz ist man jetzt im Jahr 35 der Umsetzung und noch lange nicht am Ende!
Gruss Guru

Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

naseweiß, Donnerstag, 26.05.2016, 11:45 (vor 2884 Tagen) @ guru61
bearbeitet von naseweiß, Donnerstag, 26.05.2016, 11:49

Guru schrieb:

Du bist 50 Jahre hintendrein ...

Dass die Userin hinten dran ist, sollte jedem klar sein. Am liebsten ist sie schließlich in alten Rumpelwagen hinter direkt hinterm dröhnenden Motor. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, doch zur Allgemeingültigkeit taugt das sicher wenig.

Was in Deutschland fehlt ist eine vertiefte Abklärung, was genau getan werden müsste, dass man einen ITF schrittweise einführen könnte.
Dazu zählen:
- Eliminierung von Behinderungen, wie fehlende Weichen etc.
- Ausbauten, Überwerfungen, Doppelspurinseln, Trennung vom Güterverkehr etc
- Einsatz von Neigezügen
- Betriebsqualität
- etc.

Das sind Detailmassnahmen, das ist lediglich der zweite oder dritte Schritt. Es fehlt Grundsätzliches, die Einigung über Finanzierung, Angebotsschema und Aufgaben-Aufteilung.

Berühmtes Problem sind die Trennung von Regional- und Fernverkehr und die Trennung der Aufgabenträger, welche zusammen ein Problemgemisch für den Mittelstreckenverkehr in schwacher besiedelten Gebieten ergeben. Das beste Beispiel ist die aktuelle Diskussion über die neue IC-Linie 34 von Frankfurt über Siegen nach Dortmund/Münster. In der Diskussion geht es um verschiedenste Konzepte, Laufwege, Zwischenhalte, Anbieter, Finanzzierungsvarianten, Fahrkartengültigkeiten usw.

Stattdessen bräuchte es eine klare Festlegung auf das Angebot im Sinne eines Kantenschemas, während alle anderen Fragen danach erörtert werden und nur so beantwortet werden dürfen, dass sie ersteres nicht verletzen. Und daür wird eine neue Angebotsklasse Mittelstreckenverkehr, welche sich insbesondere von der Organisation zwischen Regional- und Fernverkehr befindet, unerlässlich sein.

Es braucht folgdende STÜNDLICHE Verbindungen mit festen Kantenzeiten:

- Frankfurt(15/45) -30- Friedberg(45/15) -15- Gießen(00) -(Marburg/Cölbe)60- Wabern(00) -30- Kassel(30)
- Gießen(00) -60- Siegen(00)
- Siegen(00) -90- Hagen(30)
- Siegen(00) -15- Betzdorf(15/45) -15- Au(Sieg)(30) -30- Siegburg(00) -30- Köln(00)

Für die Main-Weser-Bahn heißt das, dass man die Trennung in DB-IC, DB-Dosto-RE und HLB-ET-RE aufgibt und das Alles in eine stündliche Mittelstreckenlinie integriert. Um der Funktion des heutigen ICs Rechnnung zu tragen, könnte die natürlich im Süden nach Mannheim/Karlsruhe/Stuttgart durchgebunden werden, ggf. auch im Norden. Minimalbedingung ist aber, dass man in Frankfurt und Kassel die ICEs erreicht, mit denen man in vielen Fällen sowieso schneller als mit der Durchbindung ist.

Die Linie Gießen-Siegen wäre am besten über Flügelung in Gießen an die Main-Weser-Linie gebunden und führe somit stündlich von/bis Frankfurt. Weiter südlich könnte man übrigens dann in Ma-Friedrichsfeld wieder flügeln (kleinerer Siegener Teil nach Mannheim, größerer Kasseler Teil nach Karlsruhe/Stuttgart).

Knackpunkt wäre dann, ob und wie man auch Siegen durchbindet. So könnte man z.B. zweistündlich von Frankfurt über Siegen nach Köln(-...) und zweistündlich nach Hagen(-...) fahren, während der jeweils anderen 2h-Takt in Siegen beginnt und Anschluss bietet. Von der Kapazität wäre es aber passender, wenn man immer nach Hagen fährt (gleich kleine Kapazität Gießen-Siegen-Hagen) und die Kölner Linie immer in Siegen beginnt (hohe Kapazität im Großraum Köln nötig). In jedem Fall sind aber stündliche Kurzanschlüsse für alle drei Relationen in Siegen zu gewährleisten.

Für die Kantenzeit Siegen-Hagen in 90 min müsste es ggf. Neigetechnik sein.

Wer der Betreiber ist und welche Fahrzeuge eingesetzt werden, sollte erst anhand dessen entschieden werden. Manchmal wünsche ich mir sogar so eine salomonische Regelung, dass zweistündlich die DB mit ihren Dostos und zweistündliche ein Konsortium der "Privaten" mit den Triebwagen verkehrt. Dann hätten alle was davon und wer zeitlch flexibel ist, kann sich das gewünschte Angebot suchen, wobei sich die beiden Betreiber innerhalb der einen Linie noch gegenseitig Konkurrenz und mehr Kundenzuspruch machen dürfen. Dennoch hat man ein flexibles, stündliches Angebot, abgesehen von eventuellen, zusätzlichen, zuggebundenen Sparpreisen mit den gleichen Fahrkarten nutzbar.

Gruß, naseweiß

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Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

guru61, Arolfingen, Donnerstag, 26.05.2016, 12:24 (vor 2884 Tagen) @ naseweiß

Guru schrieb:

Was in Deutschland fehlt ist eine vertiefte Abklärung, was genau getan werden müsste, dass man einen ITF schrittweise einführen könnte.
Dazu zählen:
- Eliminierung von Behinderungen, wie fehlende Weichen etc.
- Ausbauten, Überwerfungen, Doppelspurinseln, Trennung vom Güterverkehr etc
- Einsatz von Neigezügen
- Betriebsqualität
- etc.

Das sind Detailmassnahmen, das ist lediglich der zweite oder dritte Schritt. Es fehlt Grundsätzliches, die Einigung über Finanzierung, Angebotsschema und Aufgaben-Aufteilung.

Gruß, naseweiß

Hallo
Natürlich ist die Aufzählung nicht abschliessend. Ich gehe mit dir einig, dass man zuerst das optimale Angebot definieren und dann auf die Verwirklichung hinarbeiten muss. In der Schweiz wurde das seinerzeit (1982) so kommuniziert: Jede Hauptstrecke hat einen A, B oder C- Zug. A entspricht dem IC, B dem IR und C dem RE.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass in Deutschland in Zukunft sogar ein 4 Stufiges System eingeführt werden könnte: Ein A- Zug, der nur in wirklichen Grossstädten hielte. Z B München - Stuttgart - Frankfurt - Hamburg.

Aber eben, da muss dann auch der Rest stimmen: Anschlussbrüche sind für die Akzeptanz eines ITFs tödlich.

Gruss Guru

Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

naseweiß, Donnerstag, 26.05.2016, 13:27 (vor 2884 Tagen) @ guru61

In der Schweiz wurde das seinerzeit (1982) so kommuniziert: Jede Hauptstrecke hat einen A, B oder C- Zug. A entspricht dem IC, B dem IR und C dem RE.

Allgemein kann man das nicht sagen. Auf manchen Strecke hätte man wie heute nur eine Zugkatergorie, während man auf anderen ganz viele hat.

Extrembeispiel 1, Lübeck-Stettin:
Lübeck(00) - Bad Kleinen(00) - Güstrow(00) - Neubrandenburg(ca.30) - Pasewald(15/45) - Stettin(00)
300 km Strecken, 5 h Kantenzeit, nur eine, praktisch die niedrigste Zuggattung (RE), da Halt an alle 32 Zwischenstationen(!!!)

Beispiel 2, Frankfurt-Fulda:
- (A) ICE-schnell Frankfurt-Kassel bzw. Frankfurt-Erfurt ohne Halt
- (B) ICE-langsam mit Halten in Hanau, Fulda usw.
- (C) RE Frankfurt-Fulda, unterste Zuggattung, alle Halte, auf Wächtersbach-Fulda
- (D) RB Frankfurt-Wächtersbach, unterste Zuggattung, alle Halte, auf Hanau-Wächtersbach
- (E) S Frankfurt-Hanau

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Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

Holger2, Donnerstag, 26.05.2016, 18:55 (vor 2884 Tagen) @ naseweiß

Das beste Beispiel ist die aktuelle Diskussion über die neue IC-Linie 34 von Frankfurt über Siegen nach Dortmund/Münster. In der Diskussion geht es um verschiedenste Konzepte, Laufwege, Zwischenhalte, Anbieter, Finanzzierungsvarianten, Fahrkartengültigkeiten usw.

Ist doch gut, dass man so etwas auch mal diskutiert.

Es braucht folgdende STÜNDLICHE Verbindungen mit festen Kantenzeiten:

- Frankfurt(15/45) -30- Friedberg(45/15) -15- Gießen(00) -(Marburg/Cölbe)60- Wabern(00) -30- Kassel(30)

Gibt es doch schon, sogar mehr als das. Es fahren drei Züge pro 2 Stunden nach Kassel. Eine HLB versetzt mit einem RE. Und ein IC um eine halbe Stunde versetzt.

- Gießen(00) -60- Siegen(00)

Gibt es auch schon. Der hintere Teil der HLB nach Kassel bzw. der Anschlusszug an den RE ab Gießen.

- Siegen(00) -90- Hagen(30)

Da gibt es auch schon einen 30 - Minutentakt

- Siegen(00) -15- Betzdorf(15/45) -15- Au(Sieg)(30) -30- Siegburg(00) -30- Köln(00)

Die Verbindung gibt es auch schon. Mit einem idealen Taktknoten in Siegen.


Für die Main-Weser-Bahn heißt das, dass man die Trennung in DB-IC, DB-Dosto-RE und HLB-ET-RE aufgibt und das Alles in eine stündliche Mittelstreckenlinie integriert. Um der Funktion des heutigen ICs Rechnnung zu tragen, könnte die natürlich im Süden nach Mannheim/Karlsruhe/Stuttgart durchgebunden werden, ggf. auch im Norden. Minimalbedingung ist aber, dass man in Frankfurt und Kassel die ICEs erreicht, mit denen man in vielen Fällen sowieso schneller als mit der Durchbindung ist.

Damit trägst Du aber den unterschiedlichen Interessen nicht Rechnung. Grunds#tzlich könnte der Verkehr dortg aber etwas regelmäßiger sein. Aber als regelmäßiger Nutzer der Main - Weser - Bahn finde ich das Angebot dort grundsätzlich sehr gut. Und sehr pünktlich. Mein Vorschlag unter Integration des neuen IC nach Dortmund siehe hier


Die Linie Gießen-Siegen wäre am besten über Flügelung in Gießen an die Main-Weser-Linie gebunden und führe somit stündlich von/bis Frankfurt. Weiter südlich könnte man übrigens dann in Ma-Friedrichsfeld wieder flügeln (kleinerer Siegener Teil nach Mannheim, größerer Kasseler Teil nach Karlsruhe/Stuttgart).

Aber die Flügelung gibt es doch schon.
Halt nur zweistündlich. Und zur anderen Stunde muss man halt in Gießen umsteigen.

Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

naseweiß, Freitag, 27.05.2016, 11:23 (vor 2883 Tagen) @ Holger2
bearbeitet von naseweiß, Freitag, 27.05.2016, 11:26

Ist doch gut, dass man so etwas auch mal diskutiert.

Ich wollte nicht die Diskussion an sich kritisieren, nur das wahrscheinliche Ergebnis-Szenario mit einer weiteren Aufsplittung IC <-> RE.

Gibt es doch schon, sogar mehr als das. Es fahren drei Züge pro 2 Stunden nach Kassel. Eine HLB versetzt mit einem RE. Und ein IC um eine halbe Stunde versetzt.

Der neue RE98 fährt aber ab Treya (bzw. schon ab Kirchhain) als RB/RT-Ersatz. Dazu verkehrt er mit kleiner Gefäßgröße, diese Fahrgäste wären locker auch im RE/IC unterzubringen, würden die wie früher stündlich fahren und zusätzlich alle Fahrkarten akzeptieren, also ohne Aufsplittung IC <-> RE.

- Gießen(00) -60- Siegen(00)

Gibt es auch schon. Der hintere Teil der HLB nach Kassel bzw. der Anschlusszug an den RE ab Gießen.

Wenn aber die IC-Linie 34 ohne Halte in Gießen und Siegen Hbf dazu führt, dass der Stundentakt des RE99 ausgedünnt wird, ist das gefährdet, z.B. ein Problem für Umsteiger von Kassel nach Siegen.

- Siegen(00) -90- Hagen(30)

Da gibt es auch schon einen 30 - Minutentakt

Der 30-min-Takt benötigt aber 2 h Kantenzeit, Unterschied RE/RB nur ca. 5 Halte/5 min. Ich wollte nur einen schnellen Takt vorschlagen, der wie gesagt ggf. Neigetechnik und das Auslassen des ein oder anderen RE-Haltes benötigte um z.B. 80 min Fahrzeit (= 90 min Kantenzeit - (2x 5 min Umsteige/Wendezeit)) zu erreichen.

Damit trägst Du aber den unterschiedlichen Interessen nicht Rechnung.

Welches sind denn die Interessen, die du beschnitten siehst? Für den Durchgangsverkehr will ich auf die ICE-Strecken über Köln und Fulda verweisen, welche jeweils rund eine Stunde schneller sind:
- Frankfurt -60- Köln -60- Hagen vs.
- Frankfurt -90- Siegen(nicht über Gießen) -90- Hagen

- Frankfurt -60- Fulda -30- Kassel vs.
- Frankfurt -45- Gießen - 90- Kassel

Grundsätzlich könnte der Verkehr dort aber etwas regelmäßiger sein.

Ich wollte den meiner Meinung nach ausreichenden Minimalfall definieren:
- stündlicher Flügel-RE
- stündlicher Flügel-MHX
Zusammen 30-min-Takt Frankfurt-Gießen bzw. ca. 15/45-min-Takte Frankfurt-Dillenburg/Treysa.

Aber als regelmäßiger Nutzer der Main - Weser - Bahn finde ich das Angebot dort grundsätzlich sehr gut. Und sehr pünktlich.

Als teilweiser Anwohner der Strecke kann ich das bestätigen, erstaunlich angesichts der Überlastung. Was mir allerdings von S6-Pendlern berichtet wird, ist, dass es nicht so pünktlich ist.

Mein Vorschlag unter Integration des neuen IC nach Dortmund siehe hier

Dank dir. Dass die IC-L34 in der Trasse eine Stunde versetzt zur L26 kommt, halte ich auch für wahrscheinlich. Dann könnte man auch gleich nach Stuttgart auf L62 durchbinden. Leider kommt so der MHX (ohne Ausbau*) vollständig in die langsamere Trasse.

* Und der Ausbau West-Vilbel reicht da nicht, da man dann immer noch auf Vilbel-Friedberg den Mischverkehr hat, vermutlich somit der MHX so nicht 20 min, aber immer noch 15 min langsamer als in der schnellen Trasse.

Aber die Flügelung gibt es doch schon.
Halt nur zweistündlich. Und zur anderen Stunde muss man halt in Gießen umsteigen.

Es geht nur darum, Frankfurt-Siegen sündlich zu haben, ohne zusätzliche Trasse auf der Main-Weser-Bahn zu benötigen. Das scheint mir wichtiger und im Sinne des ITF, flexibeler und einfacher, als eine neue IC-Linien mit unterschiedlichen Fahrzeiten und Fahrkarten, welche sogar an Umsteigeknoten vorbeifährt.

Gruß, naseweiß

--
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Die ITF-Frage, Beispiel Gießen, Siegen usw.

Holger2, Freitag, 27.05.2016, 11:35 (vor 2883 Tagen) @ naseweiß

Dank dir. Dass die IC-L34 in der Trasse eine Stunde versetzt zur L26 kommt, halte ich auch für wahrscheinlich. Dann könnte man auch gleich nach Stuttgart auf L62 durchbinden. Leider kommt so der MHX (ohne Ausbau*) vollständig in die langsamere Trasse.

Ja, aber dann fährt er wenigstens wieder stündlich - und nicht dieser Wechsel, wie derzeit, wo sich am Ende keener mehr auskennt.

Holger

Du bist 50 Jahre hintendrein

Lumi25, Donnerstag, 26.05.2016, 22:18 (vor 2884 Tagen) @ guru61

- Eliminierung von Behinderungen, wie fehlende Weichen etc.
- Ausbauten, Überwerfungen, Doppelspurinseln, Trennung vom Güterverkehr etc
- Einsatz von Neigezügen
- Betriebsqualität
- etc.

Viergleisige Streckenabschnitte die ein paar km lang sind können für den Nahverkehr und Güterverkehr auch sehr nützlich sein. Überholungen im Stand sind immer sehr zeitraubend und nicht gerne bei den Bestellern gesehen. Man muss aber nicht deswegen immer komplette Strecken viergleisig ausbauen.

Das Thema Doppelspurinseln ist ja derzeit bei Münster-Lünen aktuell. Bin mal gespannt was sich dort in den nächsten Jahren tut.

"holländisches Netz" / Deutschland-Takt.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Freitag, 27.05.2016, 14:06 (vor 2883 Tagen) @ guru61

Hallo guru61,

Genau das waren bis in die 70er Jahre auch die Argumente der SBB, gegen einen Taktfahrplan.
http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:1642/eth-1642-01.pdf
Seite 192:

Als weiteres Hindernis verbuchte der Bericht die ungleich komplizierteren Verhältnisse im schweizerischen Bahnnetz und dessen Dezentralitäten im Vergleich zum radial strukturierten holländischen Netz.

So weit unterschiedlich waren die Netze nicht.
Sowohl CH als NL haben eine Städteregion und eine Peripherie.
In CH gibt es Basel-Bern-Zürich mit Ästen nach Genf, Brig, Interlaken, Chiasso, Chur, Romanshorn, Schaffhausen.
Bei uns hat man die Randstad und Verbindungen nach Vlissingen, Maastricht/Heerlen, Venlo, Arnhem/Nijmegen, Enschede, Groningen, Leeuwarden und Den Helder.

Der Unterschied ist vor allem die Dichte der Strecken in der städtischen Region.
Zürich hat alleine schon etwa 20 S-Bahnlinien. In Basel und Bern kommen noch jeweils 10 hinzu. Dagegen hat Utrecht nur Linien nach Zwolle, Baarn, Almere, Weesp-Schiphol, Breukelen, Den Haag, Breda, Tiel und Rhenen. Da diese alle Utrecht als Startort haben, müsste man die Zahl noch halbieren. Verbleiben also nur 4-5 Linien.

Was in Deutschland fehlt ist eine vertiefte Abklärung, was genau getan werden müsste, dass man einen ITF schrittweise einführen könnte.
Dazu zählen:
- Eliminierung von Behinderungen, wie fehlende Weichen etc.
- Ausbauten, Überwerfungen, Doppelspurinseln, Trennung vom Güterverkehr etc
- Einsatz von Neigezügen
- Betriebsqualität
- etc.

Die wichtigste Voraussetzung fehlt hier noch: gleichwertige Behandlung FV/NV. Zwar haben wir auch einen IC Direkt mit Zuschlag, aber es soll nicht sein dass ich auf Stuttgart-Nürnberg mit einem IC-Aufpreis bestraft werde, weil in der Stunde, in der ich fahren möchte, zufälligerweise ein IC statt eines RE verkehrt.

Von Rotterdam nach Breda bezahle ich immer € 9,30. Egal ob "Sprinter", "IC" oder IC Direkt.

Es sagt niemand, dass die Umsetzung in 10 Jahren geschafft ist, aber mit einem Konzept, das nicht alle 4 Jahre von wechselnden Koalitionen gebodigt wird, hätte man auch im Hochtechnologieland Deutschland die Möglichkeit nach und nach zu einem Angebot zu kommen, dass den Bedürfnissen entspricht.

Nur ist es in Deutschland so dass man 5-6 Zuggattungen hat: ICE, IC/EC, IRE, RE, RB, S.
Die Schweiz hat nur 3, NL sogar nur 2. Das macht die Sache schon leichter.
Erst nachdem wir den IR verabschiedet hatten, wurde bei uns ein 15-Minutentakt möglich.

Aber: je weniger Zuggattungen, je weniger Flexibilität in der Angebotsdarstellung pro Zielort.
Bei uns ist lediglich die Frage: der "IC" hält, der "IC" hält nicht.

Ich vermute, man braucht auch Knoten pro Zuggattung.
Mannheim wäre ein ICE-Knoten: Köln/Frankfurt - Mannheim - München/Basel.
Heidelberg wäre ein IC-Knoten: Mainz/Frankfurt - Heidelberg - Stuttgart/Karlsruhe.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

"holländisches Netz" / Deutschland-Takt.

naseweiß, Freitag, 27.05.2016, 20:07 (vor 2883 Tagen) @ Oscar (NL)

Genau das waren bis in die 70er Jahre auch die Argumente der SBB, gegen einen Taktfahrplan.
http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:1642/eth-1642-01.pdf
Seite 192:

Als weiteres Hindernis verbuchte der Bericht die ungleich komplizierteren Verhältnisse im schweizerischen Bahnnetz und dessen Dezentralitäten im Vergleich zum radial strukturierten holländischen Netz.

So weit unterschiedlich waren die Netze nicht.
Sowohl CH als NL haben eine Städteregion und eine Peripherie.
In CH gibt es Basel-Bern-Zürich mit Ästen nach Genf, Brig, Interlaken, Chiasso, Chur, Romanshorn, Schaffhausen.
Bei uns hat man die Randstad und Verbindungen nach Vlissingen, Maastricht/Heerlen, Venlo, Arnhem/Nijmegen, Enschede, Groningen, Leeuwarden und Den Helder.

Aber inwiefern ist Holland ein radial strukturiertes Netz? In der Schweiz gibt es dagegen mit Zürich und Bern zwei zentrale Knoten radialer Netze, bei denen sich der ITF besonders entfalten kann. Einzig nennenswerte Radialknoten in Holland wäre dein Lieblingsbeispiel Utrecht. Gerade aber Rotterdam und Amsterdam sehe ich nicht als Zentren radialer Netze. Und sobald man Querverbindungen hat (z.B. Rotterdam-Utrecht-Zwolle), muss niemand über das Zentrum fahren und benötigt dort einen ITF-Umstieg.

Der Unterschied ist vor allem die Dichte der Strecken in der städtischen Region.
Zürich hat alleine schon etwa 20 S-Bahnlinien. In Basel und Bern kommen noch jeweils 10 hinzu. Dagegen hat Utrecht nur Linien nach Zwolle, Baarn, Almere, Weesp-Schiphol, Breukelen, Den Haag, Breda, Tiel und Rhenen. Da diese alle Utrecht als Startort haben, müsste man die Zahl noch halbieren. Verbleiben also nur 4-5 Linien.

Du musst aber bedenken, dass die Züricher S-Bahnen:
- als Linien nur im 30-min-Takt verkehren
- zum Teil Express-S-Bahnen sind, praktisch eine Kategorie darüber, vgl. Stadt-Express
- dazu noch diverse Neben-Linien als S-Bahn bezeichnet werden

Für Utrecht käme ich auf 12 Linien (30-min-Takt) bzw. 6 Korridore (15-min-Takt):
(zugegeben, keine durchgebunden)
1.) Woerden - Den Haag und Verstärker Woerden
2.) Breukelen - Amsterdam - Uitgeest und Verstärker Breukelen
3.) Hilversum - Almere und Hilversum - Amsterdam - Den Haag
4.) Den Dolder - Baarn und Den Dolder - Amersfoort - Zwolle
5.) Veenendaal - Rhenen und Verstärker Veenendaal
6.) Geldermalsen - Tiel und Geldermalsen - Breda

Als Hauptunterschied zwischen Schweiz und Holland würde ich Verteilung/Dichte der Besiedlung und der Bahnstrecken sehen. In Holland sind das Dicke "Blopse" von ca. 100.000 Einwohnern aufwärts auf der Landkarte (und dazwischen viel Feld), die durch wenige Hauptachsen verbunden werden. In der Schweiz sind es viele kleine Täler mit kleinen Orten und sehr viele Bahnstrecken. Genau diese Verteilung macht das Netz der kompliziert mit sehr vielen Umsteigepunkten, wodurch der ITF eine starke Wirkung haben kann. In Holland mit den starken Hauptachsen und dem dichten Takt braucht es praktisch gar keinen ITF, wenn die Umsteigezeiten sowieso niedrig sind.

Die wichtigste Voraussetzung fehlt hier noch: gleichwertige Behandlung FV/NV. Zwar haben wir auch einen IC Direkt mit Zuschlag, aber es soll nicht sein dass ich auf Stuttgart-Nürnberg mit einem IC-Aufpreis bestraft werde, weil in der Stunde, in der ich fahren möchte, zufälligerweise ein IC statt eines RE verkehrt.

Das ICE-Netz und die klasischen IC-Linie kann man als richtigen Fernverkehr ruhig getrennt lassen. Bei den ex-D/IR-Linien, wie eben dein Beispiel Stuttgart-Nürnberg oder mein Beispiel Gießen/Siegen, wäre aber das wichtig, die Trennung aufzuheben. Diese Linien sollten nach englischem Vorbild als konzessionierte Linien des Mittelstreckenverkehrs ausgeschrieben werden. Gewinnbrigende Teile könnten dabei weniger gewinnbringende mittragen.

Aber: je weniger Zuggattungen, je weniger Flexibilität in der Angebotsdarstellung pro Zielort.
Bei uns ist lediglich die Frage: der "IC" hält, der "IC" hält nicht.

Aber ihr macht es doch vor: Je weniger Zuggattungen, um so dichterer Takt - z.B. die Vision des 10-min-Taktes von IC und Sprinter - um so weniger Bedarf für den ITF. Der ITF ist eher dort wichtig, wo wenige Züge in dünnem Takt verkehren. Wenn du beim 2h-Takt einen verpassten Anschluss gibt, ist das viel ärgerlicher als beim 15-min-Takt.

Ich vermute, man braucht auch Knoten pro Zuggattung.
Mannheim wäre ein ICE-Knoten: Köln/Frankfurt - Mannheim - München/Basel.
Heidelberg wäre ein IC-Knoten: Mainz/Frankfurt - Heidelberg - Stuttgart/Karlsruhe.

Das ist aber ein Sonderfall. Wo sonnst in Deutschland wäre das noch der Fall? In Köln oder Dortmund fahren ICE und IC gemeinsam, in Hannover, Hamburg oder Leipzig auch. In Nürnberg gibt es praktisch nur noch ICEs. Der Rhein-Neckar-Raum hat die Besonderheit der drei FV-Achsen von Norden (Riedbahn mit ICE von Frankfurt und Frankflug, zwei IC-Strecken von Mainz und Darmstadt), welche sich dann wiederum gen Oberrhein und Stuttgart aufteilen (Korrespondenzen sinnvoll).

Wobei die Achse Köln-Dortmund insofern vergleichbar wäre, dass dort die RE/RRX die Knoten zentral bedienen sollten (zentrale Durchmesserlinien in NRW), während die ICE/IC, die meist das Linienende entweder in Köln oder Dortmund haben, irgendwie dazwischen verkehren, ohne besondere Bindung an den ITF, nur durch den Mischverkehr mit den RE/RRX zwangsweise genauso im 15-min-Takt. Und die S-Bahnen als dritte Kategorie verkehren auf ihrer eigenen Infrastruktur sowieso davon unabhängig.

Gruß, naseweiß

--
[image]

"holländisches Netz" / Deutschland-Takt.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Samstag, 28.05.2016, 08:15 (vor 2882 Tagen) @ naseweiß

Hallo naseweiß,

Als weiteres Hindernis verbuchte der Bericht die ungleich komplizierteren Verhältnisse im schweizerischen Bahnnetz und dessen Dezentralitäten im Vergleich zum radial strukturierten holländischen Netz.

So weit unterschiedlich waren die Netze nicht.
Sowohl CH als NL haben eine Städteregion und eine Peripherie.
In CH gibt es Basel-Bern-Zürich mit Ästen nach Genf, Brig, Interlaken, Chiasso, Chur, Romanshorn, Schaffhausen.
Bei uns hat man die Randstad und Verbindungen nach Vlissingen, Maastricht/Heerlen, Venlo, Arnhem/Nijmegen, Enschede, Groningen, Leeuwarden und Den Helder.

Aber inwiefern ist Holland ein radial strukturiertes Netz?

Bei einem radialen Netz denke ich eher an das französische TGV-Netz. Dort reist man vor allem von, nach oder via Paris.

In der Schweiz gibt es dagegen mit Zürich und Bern zwei zentrale Knoten radialer Netze, bei denen sich der ITF besonders entfalten kann.

Basel? Lausanne?

Einzig nennenswerte Radialknoten in Holland wäre dein Lieblingsbeispiel Utrecht. Gerade aber Rotterdam und Amsterdam sehe ich nicht als Zentren radialer Netze. Und sobald man Querverbindungen hat (z.B. Rotterdam-Utrecht-Zwolle), muss niemand über das Zentrum fahren und benötigt dort einen ITF-Umstieg.

Ich hatte in unserem Netz eher die komplette Randstad als Radialknoten betrachtet, als Vergleich zum CH-Städtedreieck Basel-Bern-Zürich.
Die Umleiterstrecken die Du nennst, gibt es in CH auch, z.B. Brig-Lausanne via Martigny, Zürich-Biel-Lausanne oder Basel-Frick-Baden-Zürich. Vergleichbar mit Vlissingen-Nijmegen-Arnhem-Zwolle bei uns.

Du musst aber bedenken, dass die Züricher S-Bahnen:
- als Linien nur im 30-min-Takt verkehren
- zum Teil Express-S-Bahnen sind, praktisch eine Kategorie darüber, vgl. Stadt-Express
- dazu noch diverse Neben-Linien als S-Bahn bezeichnet werden

Für Utrecht käme ich auf 12 Linien (30-min-Takt) bzw. 6 Korridore (15-min-Takt):
(zugegeben, keine durchgebunden)
1.) Woerden - Den Haag und Verstärker Woerden
2.) Breukelen - Amsterdam - Uitgeest und Verstärker Breukelen
3.) Hilversum - Almere und Hilversum - Amsterdam - Den Haag
4.) Den Dolder - Baarn und Den Dolder - Amersfoort - Zwolle
5.) Veenendaal - Rhenen und Verstärker Veenendaal
6.) Geldermalsen - Tiel und Geldermalsen - Breda

Solche "Express-S-Bahnen" haben wir in der Tat nicht im Mass von Zürich.
Der "Sprinter" Utrecht-Almere hält nicht in Hollandsche Rading, Hilversum Mediapark und Bussum Zuid (in diesen 3 Orten hält S 57nn Utrecht-Weesp).
Der "IC" Utrecht-Leiden fährt Utrecht-Woerden nonstop und bedient ab Woerden alle Halte. Woerden ist an sich aber kein IC-Halt; die ICs nach Den Haag und Rotterdam halten dort nicht.

Die von Dir bezeichnete Nebenlinien werden in Utrecht mit andere Verkehrsträgern betrieben.
Nach Nieuwegein und IJsselstein verkehrt die Trambahn.
Nach Vianen, Zeist und Wijk bij Duurstede verkehren Regionalbusse.
Nach De Uithof (Unicampus) verkehren zur Zeit noch dichtvertaktete Busse, soll aber eine Trambahn kommen.

In Zürich verkehren auf vergleichbaren Strecken aber Vollbahnen. Und Zürich hat auch ein Tramnetz.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

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Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

"holländisches Netz" / Deutschland-Takt.

guru61, Arolfingen, Freitag, 27.05.2016, 20:40 (vor 2883 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von guru61, Freitag, 27.05.2016, 20:41

Hallo guru61,

Genau das waren bis in die 70er Jahre auch die Argumente der SBB, gegen einen Taktfahrplan.
http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:1642/eth-1642-01.pdf
Seite 192:

Als weiteres Hindernis verbuchte der Bericht die ungleich komplizierteren Verhältnisse im schweizerischen Bahnnetz und dessen Dezentralitäten im Vergleich zum radial strukturierten holländischen Netz.

So weit unterschiedlich waren die Netze nicht.
Sowohl CH als NL haben eine Städteregion und eine Peripherie.
In CH gibt es Basel-Bern-Zürich mit Ästen nach Genf, Brig, Interlaken, Chiasso, Chur, Romanshorn, Schaffhausen.
Bei uns hat man die Randstad und Verbindungen nach Vlissingen, Maastricht/Heerlen, Venlo, Arnhem/Nijmegen, Enschede, Groningen, Leeuwarden und Den Helder.

Hallo Oscar
Das weiss ich auch. Aber das war damals das Dogma bei den SBB. So wie heute das Dogma bei der DB ist, dass ein ITF in Deutschland nicht möglich ist.

Das war übrigens auch die Meinung des Fahrplanchefs der NS, Seite 192:
So zitiert der Bericht den Fahrplanchef der NS, der fand, ein starrer Fahrplan für die gesamte Schweiz sei aufgrundder geografischen und verkehrlichen Zentrums- und Transitlage des Landes ein «Ding der Unmöglichkeit». Denn das starre System weise eine schlechte
Anschlussfähigkeit an den internationalen Verkehr auf, was für das in geografischer
Randlage befindliche Holland viel weniger ins Gewicht falle als für das
Transitland Schweiz.

Ich rate dir diese Dissertation einmal zu lesen, wie es ein paar "Spinner " geschafft haben, einen Taktfahrplan in der Freizeit zu entwerfen.
Und! Das ist für mich das Wunder, dass es innerhalb der SBB möglich war, dies auch zu Gehör zu bringen und Vorgesetzte zu überzeugen: Seite 216:
Deshalb demonstrierten die drei «Spinner» ihr Konzept kurz vor ihrem Auftritt in Choindez einen Nachmittag lang vor Max Rietmann, Emilio Figini und Samuel Berthoud, dem Leiter des Kommerziellen Dienstes Personenverkehr. Sie sassen dabei vor einem sehr skeptischen Fahrplanchef und einem zunehmend wohlwollenden Betriebschef-Stellvertreter
– der KDP-Vertreter war gegenüber den Attraktivität steigernden Vorschlägen
ohnehin aufgeschlossen. Die drei «Spinner» hatten sich gewappnet und konnten
jede Detailfrage (in welchen Zügen sind Speisewagen vorgesehen? Wie viele
Minuten beträgt die minimale Umsteigezeit in Olten?) beantworten. Zwischen
dem Fahrplanchef und dem Betriebschef-Stellvertreter kam es beinahe zum
Eklat, als Letzterer die misstrauischen Fragen und Einwände des Ersteren nicht
mehr tolerieren wollte und den dreien attestierte, es sei nicht so dumm, was
sie da gemacht hätten.113 Jener, der da seinen Kollegen in die Schranken wies
und den «Spinnern» Wohlwollen schenkte, war Max Rietmann,

Seite 223:
Zwei Monate später zeigte sich der Vorsitzende der SBB-Generaldirektion, Otto
Wichser, in einem persönlichen Brief an die Autoren «stark beeindruckt», dankte
ihnen für diesen «wertvollen Beitrag» und liess ihnen eine pekuniäre Anerkennung
zukommen

Das stellt der damaligen Leitung der SBB ein sehr gutes Zeugnis aus dass sie diese "Insubordination" gutgeheissen hat, und auf die fachlichen Argumente eingegangen ist.

Schlussendlich hat die Bahn mit diesem Wurf, die Renaissance des OeV eingeleitet.

Dies sollten sich vielleicht die Leute hinter die Ohren schreiben, die es "nervt" wenn eine Institution ihre demokratische, gesetzlich legitimierte Möglichkeit zur Fahrplanmitgestaltung wahrnimmt.

Der Entwurf des Taktfahrplans kam zwar aus den SBB aber nicht von den SBB!

Wobei ich persönlich meine, dass ein ITF mit der heutigen DB nicht möglich ist. Weder die Strecken, noch die Betriebsqualität noch die Tarife lassen heute einen ITF über ganz Deutschland ohne weiteres zu.

Für einen weitgehenden Deutschlandtakt müsste noch einiges geändert werden. Aber eben, das hat noch nie Jemand seriös abgeklärt.


Die wichtigste Voraussetzung fehlt hier noch: gleichwertige Behandlung FV/NV. Zwar haben wir auch einen IC Direkt mit Zuschlag, aber es soll nicht sein dass ich auf Stuttgart-Nürnberg mit einem IC-Aufpreis bestraft werde, weil in der Stunde, in der ich fahren möchte, zufälligerweise ein IC statt eines RE verkehrt.

Das wäre genau etwas, dass in eine solche Abklärung gehörte.

gruß,

Oscar (NL).

Gruss Guru

[AT] Fahrgastzuwachs von 7,3% in Niederösterreich durch ITF

GibmirZucker, Donnerstag, 26.05.2016, 00:51 (vor 2885 Tagen) @ J-C

Gute Nachrichten, die Niederösterreicher können es. Vielleicht erreicht der ÖV in Niederösterreich dann einen Modal Split von 146%.

[AT] Fahrgastzuwachs von 7,3% in Niederösterreich durch ITF

telemaxx, Bremen, Hannover, Donnerstag, 26.05.2016, 09:12 (vor 2884 Tagen) @ J-C

Wow, tolle Neuigkeiten! Glückwunsch und ich hoffe, dass der Weg weiter beschritten wird.

Andererseits auch nicht überraschend. Die Überschrift könnte lauten: "Verblüffend: Gute Anschlüsse und schnellere Fahrzeiten locken Fahrgäste" ;)

[AT] Fahrgastzuwachs von 7,3% in Niederösterreich durch ITF

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Samstag, 28.05.2016, 00:44 (vor 2883 Tagen) @ telemaxx

Naja, man kann auch sagen:

Sehet her, in Niederösterreich wurde ein ITF eingeführt und seitdem stiegen die Fahrgastzahlen bedeutsam - geht auch anderswo ;-)

Klar, dass ein ITF wesentlich zur Attraktivität des ÖPNV beiträgt, ist kein Geheimnis - jedoch ist das für Politiker in Deutschland wohl sehr wohl geheim - noch geheimer als die Verhandlungen zu solch lustigen Abkommen wie TTIP und CETA. :P

--
Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
[image]
(Bildquelle: ČD)

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