Bitte liebe Bahn, fahr wieder zuverlässig und pünktlich! (Allgemeines Forum)

Blaschke, Freitag, 24.04.2015, 20:15 (vor 3262 Tagen)
bearbeitet von Blaschke, Freitag, 24.04.2015, 20:20

Hallo allerseits!


Und, liebe Bahn, nimm bitte auch all die Leutchen wieder mit, die sonst nur mit ihrem SUV sonntags zum Bäcker fahren für die BamS und das mit einem Fetzen Käse verzierte Salat-Tomate-Ei-Sovital-Gesundheits-Körner-Brötchen aus eigener Herstellung kaufen.

Weil Du die Tage seltener gefahren bist, liebe Bahn, kreuchen sie jetzt auf den Landstraßen dieser Republik herum. Und ich frage mich: Warum kaufen sich die Leute solche SUV? 583 PS, tiefergelegte Nockenwelle, Sorg-Sportluftfilter mit extrabreitem Ansaugrohr, doppelter Doppelendauspuff, Zylinderkopftuning und aufgebohrtem Ölfilter. Und dann sind sie zu bräsig, auf schnurgerade, gegenverkehrsfreier, einsamer Landstraße mitten im Nichts einen ausnahmsweise vorschriftsmäßig fahrenden Lkw zu überholen. Völlig verkrampft halten sie das Lenkrad fest, schweißgebadet, so dass der Fahrersitz einem mittelbrasilianischem Sumpf nach dem Monsunregen ähnelt. Und dann, irgendwann am Ende der langen Gerade, so ähnlich wie in der Formel 1 kurz vor der Kurve, nehmen sie doch allen Mut zusammen. Kommt mir dann immer vor wie eine alte Baumarktwerbung: "Mach es zu Deinem Projekt". Also: Möglichst dicht auf den Lkw auffahren, was die Sicht auf die Gegenfahrbahn drastisch erhöht. Dann 4x mal rüberzucken, irre, immer noch alles frei. 5 Gedenksekunden, traue ich mich oder nicht? Ja, jetzt oder nie; "Mach et, Otze". Dann nach links rüber. Anschließend blinken, die Hinterleute sollen ja sehen, was gerade passiert ist, und dann: VOLLGAS. Der Auspuff quittiert das mit einer gewaltigen Rußwolke - kein Wunder, derartiges hat die Maschine seit dem letzten Krieg nicht mehr erlebt. Zum Glück weiß der Fahrer nicht, dass die billige Technik mit dem Tun überfordert ist und ein Eintrag in den Fehlerspeicher folgt, "Kunde gab Vollgas". 3x - und der tolle Motor ist hin. Nachdem sie dann am Lkw vorbei sind, wird natürlich 14,6 cm vor ihm direkt wieder eingeschert - schließlich ist der Gegenverkehr nur noch 400 Meter entfernt und außerdem sind die Kräfte auch am Ende, Entspannung muß her. Zwar muß der Lkw deswegen dann gleich mal mit seinen 40 Tonnen auf dem Auflieger in die Eisen. Aber das ist ja nicht schlimm, der SUV'ler hat auf einer dieser Ratgeber-Seiten der Zeitung ("Herr Redakteur, mein Fuß tut weh, was kann ich da machen?" - "Keine Ahnung, aber gehen Sie mal zum Arzt!" - "DANKE!") mal gelesen, dass so eine moderne Eisenbahnlok beim Bremsen die Energie zurückspeist. Muß dann beim Lkw ja ähnlich sein. Wenn der bremst, fließt der Sprit zurück in den Tank. Während der SUV'ler, glücklich, als hätte der eine Dosis Opiate geschluckt, weiter die Landstraße entlang zuckelt.

Exkurs: Ich bin ja prinzipiell eigentlich dafür, Überholmanöver auch ins Navi einzuprogrammieren. "Überholen Sie jetzt!". Aber eben nur eigentlich. Wenn dann nämlich der entgegenkommende selbständige ostsibirische Brummifahrer auf Heimatkurs grad die Karbotage-Regelungen umgeht, und noch ein paar Erdbeeren vom Feld direkt neben der Autobahn (das sind die besten Erdbeeren, weil sie gleich ALLE Schadstoffe enthalten; da muß man nicht 20 Sorten Gemüse mampfen für's selbe Ergebnis) zum nächsten Großmarkt transportiert und deswegen alle Ortungssysteme abgeschaltet hat - und dann bei Henriette von Dingbartshausen im SUV das Navi quäkt: "Überholen Sie jetzt!" - da hört der Professor auf der Intensivstaion ein letztes: "Aber das Navi hat doch gesagt ...." und dann berichtet BILD und TomTom (niederländisch! Wahrscheinlich auch zugenebelt!) hat Schuld und die USA und Porsche und Rußland und überhaupt. Nicht auszudenken.


Liebe Bahn, nimm Du sie bitte wieder zurück auf Deine Schienen! Auch wenn sie unsicher sind, ob der Zug, der um 16:54 Uhr auf Gleis 2b nach Irrenlohe fahren soll und der um 16:52 Uhr auf Gleis 2b steht und mit "Irrenlohe" am Zug und auf dem Bahnsteiganzeiger ausgeschildert ist, auch wirklich dahin fährt, obwohl 4 andere Fahrgäste das bejaht haben und sogar der Lokführer und der Schaffner behaupten, der Zug fahre dorthin. Und wenn sie nicht begreifen, warum zwischen Bremen-Walle und Bremen-Oslebshausen keine Platzreservierung möglich ist, warum das Schöne-Wochenend-Ticket nicht Dienstags gilt und warum man mit einem Fahrschein einfache Fahrt von Cottbus-Willmersdorf Nord nach Ruhlsdorf-Zerpenschleuse nicht über Büches-Düdelheim fahren darf. Auch nicht auf dem Rückweg. (Wobei es da schöne Verbindungen gibt, mit nächtlichen 2:34 Std. Pause auf dem Bahnhof "Schönhauser Allee" z.B.). Liebe Bahn, bei Dir sind sie trotzdem besser aufgehoben, Ihr paßt etwas auf und geleitet sie sanft auf die richtigen Wege. Und wenn sich mal einer trotzdem beschwert, dann seid ihr das gewohnt.

Also, liebe Lokführer und Schaffner und alle anderen Bahnen: Bitte nicht mehr soviel streiken. Und, liebe DB-Chefetage: Bitte zeigt ein Herz für all die Untergebenen und Kunden und die, die es vielleicht (wieder) werden wollen. Vielen Dank!

Schöne Grüße von

jörg

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