Nachdem ich die Sonderfahrt hier angekündigt hatte, möchte ich nachträglich mit einer Woche Verspätung einen persönlichen Reisebericht hier einbringen.

Ich war mit dem Sonderzug unterwegs, da mir die Fahrt von meiner Mutter zum Geburtstag geschenkt wurde.

Los ging es um 8:16 Uhr ab Eisenach. Gezogen wurde der Sonderzug mit der öffentlichen Zugnummer RE 16277 von der Lok 41 1144-9.

Abfahrt war mit einer Minute Verspätung, da wir Blockabstand zur vorausfahrenden Regionalbahn (08:13 Uhr) einhalten mussten und diese 1 Minute verspätet abfuhr.

Die Fahrt selbst war recht unspektakulär im Gegensatz zur Rückfahrt, aber dazu später mehr. Wir waren in Gotha, Neudietendorf, Erfurt und Weimar jeweils pünktlich. In Apolda und Bad Sulza mit 1 Minute Verspätung. Im Kunden-RIS stand der Zug ab Erfurt mit 3 min Verspätung.

Auf der Hinfahrt habe ich im Abteil eines Bomz gesessen. Ich mag die Wagen, die fuhren früher als RE zwischen Eisenach und Meiningen. Ich hatte das erste freie Abteil hinter der Dampflok. Das allererste Abteil war für Dienstzwecke gesperrt. Mit mir saßen paar echte Dampflokfans im Abteil, die die meiste Zeit aus dem Fenster geschaut und sich die Lok angehört haben. Ich habe dort erfahren, dass man für einen Mitgliedsbeitrag von 60 Euro/Jahr alle Sonderfahrten dieses Vereins frei hat.
Ich überlege mir gerade, ob ich da nicht Mitglied werde.

PS: Wie man sehen kann, hielt der Sonderzug auf "der grünen Wiese". Der Bahnsteig war nicht auf der ganzen Länge gemäht. War ein interessantes Panorama. Kam man sich stilecht wie in alten Zeiten vor. ;-)

In Bad Sulza selbst war viel los. Die Stadt hat laut Wikipedia knapp 4900 Einwohner, es waren aber laut MDR 13.000 Gäste an dem Tag anwesend. Das ist eine richtig gute Quote.

Für alle die nicht ortskundig sind: Bad Sulza liegt zwischen Apolda und Naumburg, eine Station vor Großheringen und dem Saaleck, wo sich die Saalbahn und die Stammbahn treffen.

In Bad Sulza haben wir die kurze 4-Kilometer-Runde genommen und die Stadt besichtigt.
Darunter ein Denkmal von Schiller und Goethe an der Toskana-Therme.

Und natürlich Goethes Gartenhaus #2...

.. mit ein paar netten Gras-Figuren, deren Bewuchs aber noch nicht so weit war.

An der Therme und am Ortseingang gibt es noch dieses schöne Drahtgestell, welches die Umrisse der Stadt darstellen soll, samt Thüringer Wappen.

Am Festplatz am Gradierwerk war eine Menge los, da habe ich keine Fotos gemacht. Wir waren da nach dem Wandern noch gut zwei Stunden.

Zurück ging es dann um 16:05 Uhr ab Bad Sulza mit dem Gegenzug RE 16278. Dieser kam aus Großheringen und wurde dort von IC 2154 überholt. Das führte zu der unangenehmen Situation, dass der 2154 mit 120 km/h durch Bad Sulza gefahren ist, als die Leute gerade auf den Dampfzug gewartet haben. Der Bahnsteig war brechend voll und etliche Leute standen direkt an der Bahnsteigkante, insbesondere Kinder und auch ein älteres Ehepaar. Es gab in den gesamten 35 min, auf denen ich dort auf den Zug gewartet habe, nicht eine Ansage! Zum Glück waren zwei Mitarbeiter der DB Sicherheit vor Ort und konnten die Leute zurückrufen, kurz bevor der Intercity da entlang gefahren ist. Ein PU wäre sonst vorprogrammiert gewesen.

In Apolda gab es eine Überholung durch die RB 16274 (Mo-Fr als RB 16324), daher der 10-minütige Aufenthalt dort.

Auf der Rückfahrt habe ich in Wagen 21-15 000-0 gesessen. Das war früher mal ein Abteilwagen, welcher zum Großraumwagen umgebaut wurde. Die 000-Nummer hat er deswegen, weil es diesen Bmp nur als Prototyp gibt und nicht in Serie gegangen ist.

Die Rückfahrt war interessant in mehrerlei Hinsicht. Ersten weil einige Dampfzugfans die ganze Fahrt lang das Fenster offen hat und es einen handfesten Streit mit anderen Reisenden gab, denen der Rauch und der Lärm gestört hat. Ich saß da amüsiert dabei. Dafür konnte man den Sound der alten Dampflok wunderbar hören und ich habe selbst mehrere Male aus dem Fenster geschaut und mir das live angehört. Richtig klasse.

In Weimar kamen wir recht pünktlich an. Dann kam die Ansage, dass sich die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögert, da es zwischen Weimar und Erfurt einen PU gegeben hätte. Das hat viele Fahrgäste in Anbetracht der vielen Fuzzies am Streckenrand dann irgendwie nicht gewundert. Die Spekulation machte ziemlich schnell die Runde, selbst unter den Mitarbeitern. Nach 35 Minuten Aufenthalt ging es dann weiter, nachdem der RE Altenburg-Würzburg und der ICE 1544 den nun deutlich verspäteten Sonderzug überholt hatten. Letztendlich waren es "Personen im Gleis" ohne Unfall. Ich tippe nach wie vor auf einen Fuzzies.

In Erfurt kamen wir dann in ein deftiges Gewitter und wurden ordentlich nass. Es regnete im Bahnhof(!) durch das offene Fenster in den Wagen. Das kleine Bahnsteigdach in Erfurt an Gleis 9/10 ist ein schlechter Scherz, wie bei der Diskussion mit den Vereinsleuten verlautet wurde. Dem schließe ich mich an.

Bis Eisenach wurde die Verspätung um 10 Minuten reduziert. Der Sonderzug wurde mit einer Trasse für 80 km/h bestellt, die Dampflok schafft aber 90 km/h. Das sind immerhin 10% mehr. Trotzdem waren wir an dem Tag der mit Abstand langsamste Zug auf der Thüringer Stammbahn. Aber die Fahrt hat trotzdem Spaß gemacht.

In Eisenach wurde die Dampflok abgekuppelt und die Wagen mit einer 143er gen Erfurt weg gefahren.