Hurra! Der Kunde nannte die "33"! (Reiseberichte)

Blaschke, Mittwoch, 16.04.2014, 21:32 (vor 3654 Tagen)

Hallihallo!


Eigentlich ist ja "42" die magische Zahl, die als Antwort immer irgendwie richtig ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/42_%28Antwort%29

Nun ist bzgl. des Interviewwesens allerdings die "33" üblicherweise bei "Frage 10" meine Lieblingsantwort.

Was faselt der alte Blaschke denn da wieder alles für ein Krams? Nun, es ist mal wieder dienstlich. Wie hier schon mal erwähnt, sagt sich die Bahn, wenn wir den Reisenden bei unserem "Reisenden-Erfassungs-System" schon mal am Haken haben und ihm ein paar Fragen zur Fahrkarte stellen, dann können wir ihm ja auch gleich ein paar Fragen zur Zufriedenheit und so mit unterjubeln. Die Bahn fragt da z.B. nach der Wichtigkeit und Freundlichkeit ihrer Kundenbetreuer - wobei etliche Reisende dann fragend da sitzen und überlegen, wen um Himmels Willen denn die Bahn mit "Kundenbetreuer" meint. Präzisiert man dann "Der Schaffner ist gemeint!", dann huscht über ihr Gesicht ein Lächeln; "Ach so!". Da besteht also noch erheblicher Umerziehungsbedarf beim Fahrgast. Dass mit der IC-Tür-Öffnen-Gedenkminute und dem Warten aufs Gezische kapieren übrigens immer mehr; da geht es gut voran. Aber das nur am Rande.

Eine der Zusatzfragen lautet regelmäßig:

"Führen Sie in diesem Zug ein Fahrrad mit sich?

31 = Ja
32 = Nein
33 = Weiß nicht / Keine Angabe"

Schnellmitdenker wissen natürlich jetzt, worin der Gag besteht. :-)

Jedenfalls antworten die Kunden artig, wenn man nicht in Gepäckabteilnähe befragt, ganz ernsthaft mit "32: Nein".

Der Running-Gag, der übrigens wirklich prima funktioniert - selbst früh morgens vor 5 Uhr im Pendlerzug bei sauertöpfischen Westfalen oder stolzen Bremer Hanseaten - ist dann meist eine gespielte Enttäuschung: "Und ich hätte erwartet, dass SIE mal die 33 nennen; weiß nicht." Das weckt erstaunlicherweise praktisch immer die Phantasie der Fahrgäste - sie grinsen und lächeln und stellen sich sehr oft bildlich vor, wie die Szenerie aussieht, wenn das jemand mal ernsthaft zum Besten gäbe. Man sieht ihnen das Kopfkino förmlich an.

Es wird also kurz gelacht. Das weckt dann natürlich die Neugierde der restlichen Fahrgäste - "was haben die denn da für Freude und warum?"; die anderen Kunden haben die Frage ja noch nicht gelesen und wissen also nicht, warum das "weiß nicht" so skurril ist. Folge: Die Neugier ist stärker als die Unlust, sich befragen zu lassen - sie überwinden sich also und geben bereitwillig auch Auskunft. Der schöne Nebeneffekt besteht also darin, dass die Verweigererquoten niedrig gehalten werden (denn natürlich weiß ich, als die als Qualitätsmerkmal des Interviewers im Hintergrund erfaßt und ausgewertet werden)

Nun habe ich bislang immer erwähnt, dass bislang noch NIEMAND jemals die "33" genannt hat.

Tja, nun fand ich aber am Sonntag im Emsland-Expreß meinen Meister. Ein jüngerer Emsländer, so um die 25, Typ Student, aber klasse drauf - echt Emsland: Kurz und trocken, aber absolut passend jeder Spruch -, gab als Anwort ganz ernsthaft und ohne eine Mine zu verziehen eben die "33" und ergänzte, er wisse das nicht mehr, das habe er auf dem Weg ins obere Dosto-Stockwerk vergessen. Und wollte damit natürlich mal testen, wie denn der Interviewer so drauf ist... Wir hatten dann unseren Spaß. Selbstredend gratulierte ich per Handschlag - was ihn dann wiederum verduzte! - und erklärte ihm, dass er nunmehr diesbezüglich der Premierenfahrgast sei. Und ich mir, wenn ich ehrlich sein will zu künftigen "Opfern" *g*, einen neuen Spruch ausdenken muß.


Insofern hat der gute Mann mir jetzt etwas Kopfarbeit beschert - andererseits sind solche Dinge natürlich Highlights und zeigen, dass die Welt noch nicht ganz verdorben ist von lauter Ernsthaftigkeit und Starrsinn.

Übertroffen wird er höchstens noch vom ebenso genialen Münsterländer, der auf die Frage nach dem Grund der Fahrt mal meinte, "Besuch bei Freunden" käme seinem Fahrtanlaß wohl am nächsten und als ich zwecks womöglicher Korrektur/Präzisierung nachfragte, er ganz entspannt antwortete, dass er auf der Beerdigung seines Kumpels gewesen sei, was man ja als Besuch interpretieren könne - immerhin habe er ja auch mit ihm gesprochen; der Kumpel habe ja nur nicht geantwortet. Ein Dialog, der ein paar älteren Herrschaften nebenan nun überhaupt nicht gefiel und sie sich über unsere vermeintlich pietätlose Unterhaltung zart erregten.


Ja, fahr' Zug und Du erlebst was. Spannender als jedes Fernsehprogramm. Und statt GEZ-Gebühren zu zahlen, bekommt man manchmal sogar noch was vom Fahrpreis wieder (also die normalen Fahrgäste; ich natürlich nicht, weil ich ja nix bezahle).

Schöne Grüße aus der Friedensstadt Osnabrück von

jörg

*Lach*

ICE-T-Fan, Donnerstag, 17.04.2014, 02:07 (vor 3654 Tagen) @ Blaschke

Danke Jörg, YMMD. :-)

Hurra! Der Kunde nannte die "33"!

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Donnerstag, 17.04.2014, 08:48 (vor 3654 Tagen) @ Blaschke

Sehr gut.

Erinnert mich an folgenden Dialog, den ich vor ewigen Zeiten mal in einer S-Bahn erlebte.

(Fahrgast, stark alkoholisiert): "Schulligung, mußsch hier auschdeign?"
(Ich) "Wo möchten Sie denn hin?"
(Fahrgast) "Weißsch nichmehr."
(Ich) O.o

Woraufhin der Fahrgast sich erhob und ausstieg.

Vom Allohol die Finger lassende Grüße
der Colaholiker

OT: "Weiß ich nicht"

JanZ, HB, Donnerstag, 17.04.2014, 09:20 (vor 3654 Tagen) @ Colaholiker
bearbeitet von JanZ, Donnerstag, 17.04.2014, 09:21

Sehr gut.

Erinnert mich an folgenden Dialog, den ich vor ewigen Zeiten mal in einer S-Bahn erlebte.

(Fahrgast, stark alkoholisiert): "Schulligung, mußsch hier auschdeign?"
(Ich) "Wo möchten Sie denn hin?"
(Fahrgast) "Weißsch nichmehr."
(Ich) O.o

Woraufhin der Fahrgast sich erhob und ausstieg.

Vom Allohol die Finger lassende Grüße
der Colaholiker

Das erinnert mich wiederum an folgenden Dialog, den ich als Schüler mal morgens mit meiner Mutter hatte:

M: Kann es sein, dass du vorhin noch nicht ganz wach warst?
Ich: Warum?
M: Ich habe dich gefragt, ob du heute zur Schule musst, und du hast gesagt "Weiß ich nicht".

Ich konnte mich dann tatsächlich an diesen Dialog auch nicht mehr erinnern ;-).

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Hurra! Der Kunde nannte die "33"!

heinz11, Donnerstag, 17.04.2014, 09:01 (vor 3654 Tagen) @ Blaschke


Ja, fahr' Zug und Du erlebst was. Spannender als jedes Fernsehprogramm. Und statt GEZ-Gebühren zu zahlen, bekommt man manchmal sogar noch was vom Fahrpreis wieder (also die normalen Fahrgäste; ich natürlich nicht, weil ich ja nix bezahle).

Hi Blaschi,

mit dem Erlebnisfaktor beim Zugfahren stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Und wenn es nur das S-Bahnfahren im Leipziger Citytunnel ist (falls Du Dich noch dran erinnern kannst...)

Um das Zahlen der GEZ-Gebühren kommst Du leider nicht herum. Nachdem der Bundestag die Zwangsbeglückung per Gesetz eingeführt hat, und das Ganze in Rundfunkbeitrag umbenannt hat (für wie blöd hält man uns eigentlich?), werden auch nicht fernsehbesitzende Haushalte mit der vollen Strafgebühr belegt.

(OT:) GEZ-Gebühr... - so leistet man Widerstand!

Blaschke, Freitag, 18.04.2014, 16:28 (vor 3653 Tagen) @ heinz11
bearbeitet von Blaschke, Freitag, 18.04.2014, 16:30

Hallo!

Um das Zahlen der GEZ-Gebühren kommst Du leider nicht herum. Nachdem der Bundestag die Zwangsbeglückung per Gesetz eingeführt hat, und das Ganze in Rundfunkbeitrag umbenannt hat (für wie blöd hält man uns eigentlich?), werden auch nicht fernsehbesitzende Haushalte mit der vollen Strafgebühr belegt.

Das heißt aber noch lange nicht, dass ich die deswegen freiwillig zahle.

Nein, ich warte IMMER bis zur Pfändungsandrohung. Danach vereinbare ich dann mit der Stadt - die für das Einziehen zuständig ist - eine Ratenzahlung (ganz praktisch, wenn man pleite ist *g*) - einmal jährlich veranstalten wir das Ritual.

Die Gebühren für den ganzen Aufwand, den die Behörden da treiben, sind LÄCHERLICH GERING. Die durch meine Weigerung entstehenden Kosten dank Briefen, Mahnbriefen, der Abgabe des Verfahrens an die Heimatstadt, erneute Briefe, Mahnbriefe etc. verursachen mit Sicherheit ein Vielfaches an Verwaltungskosten.

Somit macht die GEZ mit mir kein Gewinn! Würden das noch viel mehr Bürger so handhaben, dann hätte sich die Gebühr bald erledigt.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Widerstand gibt es nämlich: Den Krankenkassen-Zusatzbeitrag. Allein bei meiner Krankenkasse zahlten den, wenn ich es richtig im Kopf habe, über 200.000 Mitglieder nicht. Für's Eintreiben war dann der Zoll zuständig. Bei mir waren sie 2x vor der Tür - ich aber nicht da. Habe dann danach die 96 € für 1 Jahr direkt bar beim Zoll bezahlt. An Strafgebühren kostete das irgendwas bei unter 20 €. Das war es mir wert - der Verwaltungsaufwand betrug sicherlich ein Vielfaches der 20 € und da wird man auch mit den 96 € bei weitem nicht ausgekommen sein. Unterm Strich machte man also einen Verlust mit mir (und mit den meisten anderen Nichtzahlern sicherlich auch). Da ist der schöne Plan, den Bürger mal wieder abzuzocken, nicht ganz aufgegangen.

Für das zweite Jahr habe ich ebenfalls nie bezahlt. Allerdings ist da bislang auch noch nicht der Zoll erschienen - dabei habe ich mich nach meinem Besuch extra mit "Tschüß, bis nächstes Jahr!" verabschiedet. Und auch sonst stellte da bislang niemand mehr Forderungen. Hat man wohl stillschweigend beerdigt das Ganze. Wie übrigens den Zusatzbeitrag auch!!!!


Also anstatt zu klagen, Bürgerinitiativen zu gründen und sich aufzuregen und viel Zeit und Nerven zu investieren, ist es VIEL wirkungsvoller, gar nichts zu machen und die Abzockertruppen einfach zu ignorieren.

Aushöhlung durch Ignoranz - DAS ist das beste Mittel!


Schöne Grüße von

jörg

Jaja, die Menschen nördlich der Mittelgebirgsschwelle

Frankfurt (Main) Süd, Donnerstag, 17.04.2014, 17:21 (vor 3654 Tagen) @ Blaschke

Tja, nun fand ich aber am Sonntag im Emsland-Expreß meinen Meister. Ein jüngerer Emsländer, so um die 25, Typ Student, aber klasse drauf - echt Emsland: Kurz und trocken, aber absolut passend jeder Spruch -, gab als Anwort ganz ernsthaft und ohne eine Mine zu verziehen eben die "33" und ergänzte, er wisse das nicht mehr, das habe er auf dem Weg ins obere Dosto-Stockwerk vergessen.

Anno 2004, im kühlen Monat März. Fahrt mit dem Wochenendticket von Berlin Zoo nach Wyk auf Föhr. Mit dem Wochenendticket ging es aber nur bis Niebüll. Dem Aushang in Niebüll neg, oder wie das heißt, ließ sich entnehmen, dass a) für das Bähnchen von Niebüll nach Dagebüll Mole der Fahrschnverkauf direkt im Zug erfolgte und b) das Bähnchen und die Fähre nach Wyk von derselben Firma betrieben wurden. Wir (meine süddeutsche Wenigkeit und zwei Kommilitonen aus dem Ruhrpott) also eingestigen.

Schaffner: Moin. (Es war bereits dunkel. Wir waren zwar um 7.00 in Berlin losgefahren, aber unterwegs hatten wir mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen gehabt.)
Einer von uns: Guten Abend. Können wir bei Ihnen auch gleich die Tickets für die Fähre nach Wyk kaufen?
Schaffner: Ja.
- ca. 30 Sekunden allseitiges Schweigen. Nichts tat sich. -
Einer von uns: Das würden wir dann gerne tun.
Schaffner: Ach so!

Ohne Gruß, damit ich mir nicht wieder Plagiatsvorwürfe vom Colaholiker einhandle. ;-)

Jaja, die Menschen nördlich der Mittelgebirgsschwelle

worfie, Freitag, 18.04.2014, 00:23 (vor 3653 Tagen) @ Frankfurt (Main) Süd

Schaffner: Moin. (Es war bereits dunkel.)

Ich verstehe nicht ganz, in welchem Zusammenhang dein Kommentar, dass es bereits dunkel war, mit der Begrüßung des Schaffners steht. Aber normalerweise begrüßt man sich in unseren Breitengraden auch, wenn die Sonne gerade nicht zu sehen ist. Da es hier oben von Regen, viel Regen, nicht so viel Regen, bewölkt, dicker Nebel und nicht ganz so dicker Nebel viel unterschiedliches Wetter gibt, ist es eigentlich auch eher die Regel, dass man die Sonne nicht sieht ;)

Einer von uns: Guten Abend. Können wir bei Ihnen auch gleich die Tickets für die Fähre nach Wyk kaufen?
Schaffner: Ja.
- ca. 30 Sekunden allseitiges Schweigen. Nichts tat sich. -

Aber das war doch eine schnelle, präzise und kompetente Auskunft ;)

"moin"

rayquaza, Freitag, 18.04.2014, 01:29 (vor 3653 Tagen) @ worfie

Schaffner: Moin. (Es war bereits dunkel.)

Ich verstehe nicht ganz, in welchem Zusammenhang dein Kommentar, dass es bereits dunkel war, mit der Begrüßung des Schaffners steht. Aber normalerweise begrüßt man sich in unseren Breitengraden auch, wenn die Sonne gerade nicht zu sehen ist.

Das norddeutsche "moin" kommt wohl eher nicht von "Morgen", wie er wohl dachte.

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zukünftige Fragen

rayquaza, Freitag, 18.04.2014, 01:29 (vor 3653 Tagen) @ Frankfurt (Main) Süd

Schaffner: Moin. (Es war bereits dunkel. Wir waren zwar um 7.00 in Berlin losgefahren, aber unterwegs hatten wir mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen gehabt.)
Einer von uns: Guten Abend. Können wir bei Ihnen auch gleich die Tickets für die Fähre nach Wyk kaufen?
Schaffner: Ja.
- ca. 30 Sekunden allseitiges Schweigen. Nichts tat sich. -
Einer von uns: Das würden wir dann gerne tun.
Schaffner: Ach so!

Das geht auch andersrum: Ich hatte kürlich bei einer Fahrt das Personal gefragt, wie sicher ein bestimmter Anschluss üblicherweise klappt, um dann nochmal zu betonen, dass ich für eine zukünftige Fahrt fragte (sonst hätte der Anschlusszug evtl unnötig recht lange gewartet). Ähnliches hatte ich auch schon mehrfach mit Fahrkarten und von anderen Fahrgästen erlebt, und so gewöhnt man sich sowas an ;-)

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