Mit der Bahn von Riga nach Vilnius (Reiseberichte)
Nachdem ich schon lange Stunden in der Bahn von Tallinn nach Riga verbracht habe, führt mich am darauffolgenden Tag die Reise weiter von Riga nach Vilnius. Dies ist wohl der schwierigste Weg zwischen den Hauptstädten des Baltikums. Dagegen ist Tallinn-Riga noch ein richtiger Kinderspaziergang gewesen.
Zugegeben, selbst ich zweifelte kurzezeit an meinem Vorhaben und überlegte nicht doch eine Fahrt mit dem Businessclass Bus Riga-Vilnius zu unternehmen, näheres könnt Ihr aber im folgenden Bericht lesen lesen:
Aber zuerst einmal die Gepäckaufbewahrung am Bahnhof in Riga sowie die Nachtzüge aus/nach Moskau und St. Petersburg.
Könnte eine Knastzelle sein...
Der Zug nach Daugavpils ist schon angeschrieben (diesen verwende ich im Laufe des Berichts)
Das große Schwarze hinten an der Wand war die Abfahrtstafel der Züge zu Zeiten des Sowjetregimes. Wie man sieht, ist der Verkehr heutzutage auf ein Minimum reduziert und eine kleine Tafel reicht aus.
Hier erstmal der Serviceteil für den Fahrplanabschnitt:
Zwischen Riga und Vilnius gibt es keine Direktverbindung, gleiches Problem wie zwischen Tallinn und Riga. Nur ist diesmal zu beachten, dass es nicht nur keine Direktverbindung gibt, sondern auch keine anständige Umsteiverbindung. Das Einzige was einem übrig bleibt, wenn man nicht über Minsk, Moskau oder St. Petersburg fahren will (Stichwort: Visum) ist der Weg über Daugavpils, der 2. größten Stadt Lettlands. Um dort hinzukommen gibt es mehrere Verbindungen am Tag. Ich habe mich für diese Entschieden:
Riga Pass: 16:12 Uhr
Daugavpils: 19:04 Uhr
Daneben gibt es auch noch Abfahrten um: 7:32 Uhr und 17:25 Uhr ab Riga.
Um von Daugavpils weiter nach Vilnius, der Haupstadt Litauens zu gelangen ist eine Übernachtung in der Stadt notwendig. Denn zwischen Daugavpils und Vilnius gibt es nur eine tägliche Verbindung am Tag. Hierbei handelt es sich um den Nachtzug St. Petersburg-Vilnius, dieser Zug verkehrt (wie man es auf einer Landkarte sehen kann) durch Lettland und auch durch die Stadt Daugavpils. Somit entsteht folgender Reiseplan:
Riga Pass: 16:12 Uhr
Daugavpils: 19:04 Uhr
---Übernachtung---
Daugavpils: 7:16 Uhr
Vilnius: 9:18 Uhr
Die gepunktete Linie ist meine Route:
Lettland
Litauen
Von Vinlius führt der Weg weiter nach Warschau.
Der internationale Fahrplan im Bahnhof von Riga. Hier ist auch der Zug St. Petersburg-Vilnius zu finden
Abfahrt, gelb
Ankunft, weiß
1. Teil: Riga-Daugavpils
Nach einer Stadtführung durch Riga und einem ausführlichem Besuches des Marktes (sehr empfehlenswert; gemacht für stundenlanges trödeln) mache ich mich auf zum Bahnhof für die nächste Etappe. Ich machte mir schon etwas Sorgen, wie das mit dem Nachtzug funktionieren wird, aber ich war mal optimistisch, dass der auch so fährt, wie es mit der Mann im Sitz 61 (seat61.com) versprochen hat.
Die Fahrkarte nach Daugavpils lässt sich ganz einfach an einem der vielen Schalter am Bahnhof kaufen.
Zu diesem Zug gibt es (wie auf der Fahrkarte zu erkennen) eine Reservierung. Diese wird auch beim Einstieg von dem Zugbegleiter kontrolliert. Ich darf mich nur in meinem reservierten Wagen begeben. Zwischen Riga und Daugavpils fährt wieder einer dieser Triebwagen die ich auch schon zwischen Tallinn und Riga kennengelernt habe. Diesmal jedoch in Doppeltraktion und mit sehr hoher Auslastung.
Der Zug ist baugleich zu dem Zug aus dem vorigen Bericht Valg-Riga, somit erspare ich mir weitere Bilder.
Der Zug mit der Abfahrt in Riga um 16:12 hat den Namen Dinaburga und fährt als Expresszug mit wenigen Zwischenhalten. Diese Verbindung ist auf Grund der Schnelligkeit etwas teurer als die beiden anderen Verbindungen, aber bei den ohnehin günstigen Fahrkarten im Baltikum dürfte dieser Umstand keine Reisekasse sprengen. Auf Grund der Reservierungspflicht bin ich mir nicht sicher, ob man für diesen Zug auch im Zug eine Fahrkahrte hätte lösen können.
Kleine Anekdote zu den Toiletten:
Der Zugbegleiter (ein sehr netter Mann mit wenigen Englischkenntnissen, aber er versuchte sich verständlich zu machen) erklärte mir, dass die Zugtoilette erst nach der ersten Station aufgemacht wurde. Vorher durfte ich nur mit Außnahemgenehmigung von ihm auf die Toilette. Nach mir wird sofort wieder abgeschlossen. Wieso es dieses Prozedere gibt, kann ich nicht nachvollziehen.
Abgesehen davon verläuft die Fahrt von Riga nach Daugavpils sehr ruhig und der Zug hat sogar eine recht hohe Geschwindigkeit (für lettische Verhältnisse). Vorab buchte ich mir in Daugavpils das Hotel Duets. Dieses liegt sehr nah am Bahnhof, genau zwischen den Gleisen der Güterabfertigung. Hier wurde die gesamte Nacht über rangiert. Ein klasse Erlebnis für jeden Eisenbahnfahn und für 25 Euro inkl. reichthaltigem Frühstück eine lohnenswerte Angelegenheit.
Wenn auch einige Gäste von der Lautstärke nachts verschreckt sind, macht es mr umso mehr Spass, den an und abkommenden Zügen zuzuschauen. Der Personenverkehr mag in Lettland zwar mager sein, aber in dieser Nacht wurden wahrlich viele Güter disponiert.
Für mich als Fan ist es ein Wohltuen mit Tuten und Quietschen einschlafen zu dürfen...
2. Teil: Daugavpils-Vilnius
Am nächsten Morgen heißt es, früh aufstehen, früstücken und weiter in Richtung Bahnhof zum Nachtzug St. Petersburg-Daugavpils-Vilnius. Den Gegenzug nach Russland habe ich übrigens schon am Vorabend (Ankunft Daugavpils: 20:22 Uhr) fotographiert.
Die Züge haben bedingt durch einen Lokwechsel etwa 20 Minuten Aufenthalt in Daugavpils.
Die Fahrkarte für diesen Zug kaufte ich mit schon in Riga einen Tag zuvor. Hier war ich sehr erschreckt über den Preis für die zwei Stunden Zugfahren. Etwa 40 Euro (inkl. Reservierung) wurden von mir verlangt. Dies war der Punkt an dem ich überlegte, ob es die 40 Euro wirklich wert sind, wenn der Bus nur ein Bruchteil dessen kostet. Der Zug ist so teuer, da er nicht von der lettischen Bahn betrieben ist und auch (eigentlich) für Fahrgäste von Russland nach Daugavpils oder Vilnius gedacht ist. Ich sagte mir aber "man gönnt sich ja sonst nichts" und kaufte mir eine Fahrkarte.
Leider vergaß ich ich meiner Hektik nach meinem RailPlus Rabatt auf der BahnCard 25 zu fragen. Ich bin mir nicht sicher, inwiefern RailPlus im Baltikum akzeptiert wird, aber es hätte mir ja vielleicht noch eine Vergünstigung gebracht. Dieser Zug ist reservierugnspflichtig. Die Zugbegleiterinnen (ob russich oder litauisch, ich weiß es nicht) hatten eine Liste mit sämtlichen Reservierungen. Meine Fahrkarte wurde für die zwei Stunden Fahrt eingesammelt und erst kurz vor der Ankunft in Vilnius wieder ausgehändigt.
Interessant: Im Baltikum steigen an jeder Tür als erstes die Zugbegleiterinnen aus und säubern den Haltegriff neben der Tür. Der Fahrgast soll ja keine dreckigen Hände bekommen.
In den Zug eingestiegen kann ich mein Glück kaum fassen. ORIGINAL RUSSISCHE PLATZKARTNY. Das Hostel auf Rädern, ein offener Liegewagen praktisch. Im Gang und an den Seiten sind immer zwei Betten übereinander. Hier einige Bilder des Zuges
EINFAHRT
Die Auslastung war ganz gut, einige Passagiere sind auch schon in Daugavpils ausgestiegen.
Auch wenn ich in diesem Zug nicht geschlafen habe (es waren ja nur zwei Stunden fahrt) kann ich sagen, dass so ein offener Liegewagen viel mehr Komfort bietet, als vergleichbares bei der DB. Durch die Belegung mit nur zwei Personen übereinander ist relativ viel Platz und Freheit geschaffen. Das Gepäck lässt sich ohne Probleme in das Fach unter der Matraze legen.