Diskussion: v-min statt v-max beschleunigen? (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Donnerstag, 07.10.2010, 16:08 (vor 4942 Tagen)

Hallo ICE-Fans,


Alphorn (CH) hat uns schon mehrmals gezeigt, wie man auch ohne Rennbahnen Geschwindigkeit und Kapazität schaffen kann. CH ist in dieser Hinsicht DE weit voraus. Aber auch von Japan können wir lernen.

Aktuelle Diskussion in NL: sollen die ICs bei uns 200 km/h statt 140 km/h fahren ja/nein? Oder reicht 160 km/h aus?
Im Forum wird vorgerechnet, dass 200 km/h auf Amsterdam-Hanzelinie-Zwolle in Vergleich zu 160 km/h 4 Minuten Zeitgewinn bringt. Lies: 3 Sekunden pro Kilometer.
In Japan beschleunigt man auch Relationen, aber gewinnt man auf dem Kapspurnetz (also wo die normalen Züge fahren, nicht die hier so hochgeliebten Shinkansen!) 45 Sekunden pro Kilometer!

Der IC Den Haag-Gouda, der diese Strecke nonstop fährt, fährt bis zu 140 km/h. Der japanische Hankyu-IC muss sich mit einer vmax von 100-130 km/h zufrieden stellen, ist also langsamer. Dennoch ist der Hankyu-IC 10% schneller unterwegs als der NS-IC!

1. Lafas in NL? Nein, zwischen Den Haag und Gouda gibt es keine Lafas.
2. Hat Japan mehr Gleise? Nein, sogar weniger. Der schnellste IC fährt eingleisig.
3. In Japan fahren weniger Züge? Nein, sogar mehr. Der 10-Minuten-IC-Takt, den NS plant, hat Japan schon! Bahnhof Juso verarbeitet auf 6 Gleise 3x so viele Züge als Schiphol Airport.
4. Die RBs halten in Japan nicht so oft? Nein, genauso oft. Auf Juso-Nishinomiya auch 4x wie Den Haag-Gouda.
5. Die japanische Strecke ist länger? Nein, sogar kürzer.

Was machen wir falsch?

Die Antwort: man soll nicht die Streckengeschwindigkeit erhöhen, sondern die Knotengeschwindigkeit.
Anders gesagt: beschleunige 40 km/h zu 80 km/h, statt 140 km/h zu 200 km/h.

Die Ergebnisse findet man hier (zu den Grafiken scrollen).

1. NS hat eine Abfahrtsfolgezeit von 3 Minuten, der Hankyu-IC 100 Sekunden (1:40).
2. Die Beschleunigungs- und Bremskurven dauern zusammen bei NS 4:18, beim Hankyu 3:20.
3. Die Haltezeiten dauern zusammen bei NS 2:42, beim Hankyu 1:40 (25 Sekunden pro Halt)
4. NS hat eine Ankunftsfolgezeit von 5 Minuten, der Hankyu 3:20.

Addiert man das ganze, ergibt sich 15 Minuten bei NS und 10 Minuten beim Hankyu.
Und so funktioniert der 15-Minutentakt bei NS, der 10-Minutentakt bei NS nicht, aber der 10-Minutentakt in Japan schon!

1 und 4 kommen dadurch zustande, dass man Knoten mit 80 km/h befährt, statt mit 40 km/h => Infra bald wieder frei. Dies erlaubt dichtere Folgezeiten Abfahrt/Ankunft.
2 hat mit dem Fahrzeugmaterial (IC-Triebwagen mit S-Bahn-Beschleunigungskurve) zu tun, 3 wird vor allem an Schaffnerdisziplin zugeschrieben.


================================================= (eingleisig!)


Die Frage ist nun, in wiefern Deutschland von diesem Verfahren profitieren kann.
Ich bin der Meinung, dass man vor allem in NRW die Relationen ordentlich beschleunigen kann, sowohl FV, Regio als S-Bahn:

1. nicht LZB ausrollen, sondern Ein- und Ausfahrweichen für 80 km/h fit machen. Von LZB profitiert der Fernverkehr, von 80 km/h Weichen alle Züge
2. kurzere Folgezeiten durch Anpassung der Zusi (wenn möglich).
3. spurtstarkes Fahrzeugmaterial (soll mit den geplanten IC250-Triebwagen erheblich verbessern)
4. nicht die bereits schnellen Abschnitte weiter beschleunigen, sondern Lafas beseitigen, also:

     Nicht die vmax, sondern die vmin erhöhen !!


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.


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