so schnell wie nötig (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Donnerstag, 31.07.2008, 18:11 (vor 5742 Tagen) @ sappiosa

Irgendwo habe ich mal die folgende schöne Zusammenstellung gelesen:

Woran liegt es, wie lange ein Zug von A nach B braucht?
1. Strecke
2. Strecke
3. Strecke
4. Zwischenhalte
5. Höchstgeschwindigkeit

Vielleicht: 2. Beschleunigungsprofil, 3. Bremsprofil, also eine a(v) Relation?

Keine Frage, Energieverbrauch und Verschleiß steigen bei hohem Tempo drastisch.

Frage für die Autofahrer: was wäre nerviger:

1. man wird alle 25 Minuten von einem ICE mit 300 km/h vorbeigeknallt
2. man wird alle 10 Minuten von einem IC mit 200 km/h vorbeigefahren

Aber Geschwindigkeit ist kein Selbstzweck. Otto Normalfahrgast geht es sonstwo vorbei, Autos auf der A3 zu versenken, ihn interessiert die Reisezeit. Und zwar nicht die von Köln Hbf nach Frankfurt Hbf, sondern die von Haustür zu Haustür. O.g. 10 Minuten sind ihm dann wirklich wichtig, wenn sie ihm helfen, einen früheren Anschluss zu erreichen - denn dann verkürzen sie seine Reisezeit gleich um z.B. eine Stunde.

Wenn Otto damit eine Stadtbahn eher fahren kann, OK.
Wenn er 10 Minuten extra warten muss, nicht.

Also sollte sich die Bahn fragen: Was für Fahrzeiten von A nach B will ich denn erreichen, um optimale Anschlüsse zu gewährleisten? Und dann erst folgt die Frage: Welche Geschwindigkeit brauche ich für diese Fahrzeit?

"So schnell wie möglich" vs. "so schnell wie nötig".

Solche ITF-Konzepte vermisse ich des öfteren bei der DB; sie erweckt den Eindruck, jedes Projekt so zu planen, als wäre es allein auf der Welt. Wenn dann noch Kirchturm-Politiker hineinreden, ist Hopfen und Malz verloren.

Gegen die Lokalpolitik kann man leider wenig machen. Dafür muss die ganze Gesetzgebung neu strukturiert werden.
Deutschland ist leider kein Frankreich, wo landesweit über die LGV entschieden wird. Wenn Metz und Nancy weitgehend von ihren Fernverkehr beraubt werden, schade dann. Es wird ganz einfach einen Bahnhof "Lorraine TGV" gebaut, keine Widerrede.
Deutschland ist leider auch kein Spanien, das massenhaft von EU-Geldern unterstützt wird und wo man pro Jahr 50-100 km oder mehr SFS in den Boden knallt.
Deutschland ist leider auch kein Italien, wo man die Staatsbahn zum Bankrott finanziert, damit dort ein Schienen-Autobahnnetz entsteht.

Übrigens: Auch wenn man eine Neubaustrecke für Tempo 300 auslegt, dann aber laut Fahrplan "nur" mit Tempo 250 befährt, war das Geld nicht hinausgeworfen.

Im Moment macht Italien es genauso: auslegen für 300, befahren mit 250, Schnitt 200 -> Mailand-Bologna 1 Stunde, Bologna-Florenz 30 Minuten.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.


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