Eigentlich ist die Sache komplizierter (Allgemeines Forum)

Frank Augsburg, Ansbach, Mittwoch, 30.07.2008, 21:11 (vor 5721 Tagen) @ 101-Fan

Hallo zusammen,

mit der Sichtweise, daß man zwischen X und Y mit wesentlich geringerer Geschwindigkeit nur Z Minuten Minus gegenüber dem Plan macht, lassen sich freilich über 40 Jahre Streckenausbaugeschichte der alten DB und auch die Neubauprojekte der jüngsten Vergangenheit infrage stellen. Wie Steffen sehr richtig feststellte, kommt es drauf an, welche Vorstellungen das Unternehmen Bahn an sich hat. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob da überhaupt strategische Vorstellungen existieren, aber ich kann mich täuschen, da ich nur Außenstehender bin.
Ein gesamtdeutscher Fahrplan im Fern- und Regionalverkehr kann so gut gestaltet sein, wie er will, es wird immer Punkte geben, bei denen der Anschluß "suboptimal" ist. Wie dem abhelfen? Die Verbindungen auf den Knoten zu (und folglich auch von ihm weg) beschleunigen. Gerade soviel, daß der "Takt" klappt. Aber auch soviel, daß Reserven bestehen. Diese Reserven auszuloten und ihre Notwendigkeit festzustellen - das ist die Kunst, vor der ich im übrigen trotz allen Gemeckers meinerseits höchsten Respekt habe. Mehr noch, die Reserven dann in Minuten zu beziffern.
Wenn nun der ICE 513 zwischen Köln und Frankfurt +6 machte mit 200 km/h, kann man das so deuten, daß der ganze Aufwand für 300 km/h nicht lohnt. Man kann es aber auch so deuten, daß die Auslegung auf 300 es ermöglicht, bei Einschränkungen, welcher Art auch immer, den Takt halbwegs zu halten und den Fahrplan nicht mehr als notwendig durcheinander zu bringen und im umgekehrten Fall - bei Verspätung am Startpunkt - wenigstens den Zielpunkt so zu erreichen, daß ein Größtmaß der Anschlüsse gegeben ist.
Freilich gilt das alles innerhalb gewisser Grenzen.
Ich bin nur popeliger Schienenfahrzeugtechniker und verstehe von Verkehrsplanung nur so viel, wie ich mal irgendwann mir angelesen habe, und das ist wenig - zugegeben. Deswegen tu ich meinen Extrakt hier als Meinung kund, und nicht als Vortrag und bitte, das auch so zu sehen.
In einem @101- Fan stimme ich Dir zu: Es bringt niemandem etwas, irgend eine Inselrelation irre zu beschleunigen, wenn dies nicht ins Gesamtkonzept paßt. Die Freude bei allen, welche die Inselrelation nutzen, ist zwar groß, dafür steigt der Frust bei denen, die sich dann entsprechend länger an Start- und Zielpunkt die Beine in den Bauch stehen, eben weil die irre Beschleunigung nicht in den Takt paßt. Aber davon sehe ich im Netz der DB nicht viel, insgesamt macht das einen halbwegs durchdachten Eindruck, den zulässigen Gegenmeinungen hier im Forum bei diversen Verbänden zum Trotz.
Nach meiner Meinung liegt das Problem ganz woanders, nämlich darin, zugunsten solcher Prestigeobjekte die Paralleltrassen, die auch bedient werden sollen/ müssen, auszudünnen und dort das Angebot zu verschlechtern. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Viele Grüße
Frank

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)


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