T-Mobile im Ausland besser als in Deutschland? (Allgemeines Forum)

frank_le, Donnerstag, 06.06.2019, 09:24 (vor 1785 Tagen) @ fbettker

Das ist ja der Kritikpunkt. Die Telekom ist ein Wirtschaftsunternehmen und ist an Profitmaximierung interessiert. Das sehe ich auch nicht als Problem an, denn so ist unser Wirtschaftssystem aufgebaut. Die Regeln dafür gibt jedoch die Öffentliche Hand vor. Hier hat die Bundesregierung es versäumt, die notwendigen Ausbaustandards vorzuschreiben.


Man hört ja immer wieder, dass als Grund für die unzureichende Internetversorgung - sowohl mobil als auch stationär (d.h. via DSL/Kabel usw. also Breitband!) - angegeben wird, dass Telekom und Co. kommerzielle Anbieter sind, und eben nicht dort ausbauen, wo es sich nicht für sie lohnt. So kommunizieren es ja die Anbieter ja auch.

Das ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. Man müsste die Internetversorgung zur sog. "Grundversorgung" hinzufügen. Laut Wikipedia "setzt Grundversorgung voraus, dass diese zu einem angemessenen Preis angeboten wird − also auch in benachteiligten Gebieten (etwa in Bezug auf die Bevölkerungsdichte oder die Topographie), wo sich dies nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien für die Anbieter beziehungsweise für den Staat nicht lohnen würde. (...) Die von der Grundversorgung umfasste Infrastruktur wird regelmäßig den sich wandelnden wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen angepasst."

Als Beispiele werden hier u.a. der ÖPNV, die Gas-, Wasser und Elektrizitätsversorgung, die Abfallentsorgung, die Abwasserbeseitigung, und die Postzustellung genannt.

Warum sollten das nicht auch für Internetversorgung gelten? Wenn sich Unternehmen in Deutschland niederlassen, prüfen sie vorher, wie gut die Interversorgung am gewählten Standort ist - und das gilt nicht nur für Unternehmen mit IT-Anwendungen. Ein Grund, warum immer mehr Menschen in die Städte ziehen und dort die Wohnungsknappheit verschärft wird, ist, dass "auf dem Land" nicht nur teilweise sondern flächendeckend eine grottenschlechte Internetverbindung herrscht - inkl. Bahn- und Autobahnstrecken.

Und die oben angegeben Beispiele, die jetzt schon zur Grundversorgung gehören, zeigen, wie eben diese durchgesetzt wird. Und meistens ist direkt oder indirekt der Staat als "Anbieter" (mit-)beteiligt. Bei der Elektrizitätsversorgung konkurrieren Stadtwerke und mit "kommerziellen" Energieversorgungsunternehmen, die Abfallversorgung übernimmt entweder eine kommunale städtische Einrichtung, wenn diese die Versorgung nicht "outgesourct" hat, und bei der Postzustellung gibt es bei den Briefen ein Quasi-Monopol mit der Deutschen Post, während diese (mit DHL) bei der Paketzustellung mit den kommerziellen Anbietern wie UPS, Hermes usw. konkurrieren muss (was dann zu Quersubventionierungen zwischen Deutschen Post und DHL führt).

Und keiner schreit hier "Sozialismus" oder "Planwirtschaft", weil hier staatliche/kommunale Anbieter mit kommerziellen Anbietern konkurrieren (naja, außer den üblichen Verdächtigen).

Nochmal: Warum gehört die Internetversorgung nicht zur Grundversorgung? Warum überlässt man diese Sparte ausschließlich kommerziellen Anbietern, obwohl diese offensiv kommunizieren, dass man auch in Zukunft nie eine Abdeckung von 100% erreichen wird, weil die letzten 2-3 % ein Minusgeschäft bedeuten würde?

Die Bundesnetzagentur schreibt, wie z.Zt. der rechtliche Stand ist: "Das Angebot von breitbandigen Internetanschlüssen, wie z. B. DSL, VDSL, UMTS oder LTE unterliegt nach dem Telekommunikationsgesetz nicht den Vorgaben der Grundversorgung. Damit ist kein Anbieter verpflichtet, Endkunden mit einem breitbandigen Internetanschluss zu versorgen."

Deutschland: Entwicklungsland.

Jede Gemeinde welche Breitband ausbauen möchte kann eine Ausschreibung machen und mit Fördergeldern (100%) einen Anbieter beauftragen. Das passiert täglich in Deutschland.

Allerdings sind die Kosten teilweise extrem hoch für die letzten abgelegenen Höfe und Firmen.

Bei Mobilfunk gibt es Qualitative Unterschiede in der Versorgung. Mindestens ein Anbieter erfüllt nicht die Auflagen aus der Frequenvergabe - aber da getraut sich die Politik nicht einzugreifen sondern schwafelt lieber von flächendeckenden 5G.


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