Bahn war/ist in D bestenfalls zweit- oder drittrangig. (Allgemeines Forum)

s103, Montag, 22.04.2019, 12:12 (vor 1803 Tagen) @ ktmb

Wichtiger scheint der Politik aktuell doch vielmehr, dass die Autobahnen halbwegs flüssigen Reisegenuss bzw. Güterverkehr erlauben. Das Auto steht/stand immer auf Nr. 1 der Aufmerksamkeit. Die aktuelle Umweltdiskussion könnte der Bahn durchaus helfen. Die Frage ist nur in der Umsetzung verborgen. Der Staat sollte sich nur auf das Erbringen von Infrastruktur konzentrieren und DB Fernververkehr/Regio privatisieren, sodass zumindest der Staat keine Mehrheiten mehr hält. Dann könnte sich das Angebot verbessern und die Preise könnten sogar sinken.

Zum Punkt Prioritäten:
Der Ländervergleich der Investitionen pro Bürger in die Bahn war ja bereits erwähnt. Bei allen zur Debatte stehenden Mehrgeldern für die Bahn fällt mir auf, dass es dabei nicht darum zu gehen scheint, wie die vorhandenen Mittel des Bundesverkehrsetats verwendet werden (mit der "Gefahr" der Reduzierung von für Straßen verwendeter Gelder), sondern um eventuelle zusätzliche Mittel, die unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Finanzministers und der Koalition stehen, d. h. dass in einem größeren Personenkreis sowie zum übergreifenden Thema des Bundeshaushalts insgesamt Konsens nötig ist. Beispiele: Für Digitalisierung 500 Mio. zusätzlich (Wünsche gehen darüber hinaus), für Infrastrukturerneuerung zusätzlich (prima), für Fahrkarten im FV zum ermäßigten Steuersatz aktuell im Stadium "heiße Luft".

Ich will nicht bestreiten, dass es auch im Straßenbau zu großen Teilen um Brückensanierungen und Ersatzbauten (Bestandserhaltung) geht, jedoch zeigt sich die Grundhaltung in der Bewertung, weniger in direkten Aussagen, klar: An Straßen wird nicht gerüttelt.

Ein Blick in die Zukunft: Elektromobilität mag auf mittlere Sicht einige Umweltprobleme lösen, an den Stadt- und Landschaftsbildern wird sich unterdessen wenig ändern, wenn die Zahl der Autos - elektrisch mit gutem Umweltgewissen - immer weiter steigt.
Das heißt, dass Zielsetzungen und Planungen für den Modal Split stets wichtig sind.

Straßenneubauten sind m. E. nur zur Beseitigung verbleibender großer Engpässe sinnvoll, keinesfalls Kapazitätserweiterungen im großen Stil, sonst bleibt zwischen den überbauten Flächen irgendwann keine Natur mehr übrig. Mit Staus wird man immer leben müssen, denn genau das ist der Faktor, der den Straßenverkehr in der Menge begrenzt (und das ist letzten Endes aus diversen Gründen erforderlich - deutlich höhere Maut mit entsprechender Begrenzungsabsicht wäre eine Alternative).

Zum Rang der Bahn vs. Straßenverkehr muss in der erwähnten Umweltdiskussion mit Erderwärmung und Schadstoffbelastungen (Fahrverboten) also wirklich ein Umdenken in Gang kommen.

Von Privatisierung der Bahnverkehre halte ich dagegen absolut nichts. Gewinnorientierung führt stets zu Rosinenpickerei und möglichst Abgrenzung von der Konkurrenz, extrem übersteigert z. B. dass Züge in attraktiver Frequenz nur noch Fr. und So. fahren würden, da hier die Marge am größten ist.
Der Staat muss Angebotsvorgaben machen und für Interoperabilität der Tarife sorgen, sonst kann es leicht schiefgehen. Ausschreibungen haben sich bewährt, dieser Aspekt einer Privatisierung ist i. O.


Schöne Grüße
Gero


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