Österreichisches Potpourri, Teil 1 (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Freitag, 15.02.2019, 21:50 (vor 1868 Tagen)

Hallo liebes Forum,

am letzten Februar-Wochenende 2018 unternahm ich einen Ausflug nach Österreich, bei dem ich so ziemlich alles sah, was Österreich bahntechnisch zu bieten hat: Nightjet, Westbahn, Cityjet, alte IC-Steuerwagen, Tauri, ausländisches Wagenmaterial, Talent, Railjet sowie alte CityShuttle-Wagen. Von den typisch österreichischen Zügen fehlten wohl nur Wanderdüne & S-Bahn Wien. ;-)
Ich bin ja Streckensammler. Ich nehme mir die Bueker-Karten, und alles, wo ich schon langgegurkt bin, mache ich weiß. Nun wollte ich in Österreich einen langen durchgehenden Strich weiß machen: die Gesäusebahn. Das konnte man gut verbinden mit einem Besuch in Graz. Die Gesäusebahn wird nur am Wochenende befahren, früh Richtung Süden, nachmittags Richtung Norden – da ich im Winter bei Schnee fahren wollte, fiel die Nordfahrt aus, da ist es dunkel. Also musste ich Sa früh um 8:05 Uhr in Amstetten sein. Das geht von München aus entweder mit Übernachtung in Amstetten, aber so viel Geld war mir der Spaß doch nicht Wert, oder irgendwie mit einer abenteuerlichen Verbindung mit dem letzten Meridian, Abfahrt kurz vor Mitternacht, nach Salzburg und dort fast zwei Stunden Wartezeit auf den Nightjet. Dann fiel mir auf, dass doch zu einer vernünftigen Zeit ein Nightjet in Bregenz startet, das ist ja auch nicht so weit weg von München.^^ Um noch etwas länger schlafen zu können und nicht in aller Herrgottsfrühe zweieinhalb Stunden in Amstetten warten zu müssen, verlängerte ich die NJ-Fahrt noch bis St. Pölten.
So fuhr ich von München zum Bodensee und von dort über Niederösterreich nach Graz – und das war nur die Hinfahrt. :D Ich denke, damit habe ich den Preis für die kreativste Streckenführung gewonnen.^^

Freitagabend begann die Fahrt um 18:33 in München mit dem doppelten Ungeheuer aus Jurassic Park. Bald nach pünktlicher Abfahrt waren wir schon bei + 7, was bis Lindau aber auf + 3 reduziert werden konnte. Leutkirch – Hergatz war für mich streckentechnisch Neuland, dort lagen so interessante Ortsnamen wie Beutelsau und Ratzenried. Der Lokwechsel in Lindau wurde um 2 min gekürzt, Ankunft in Bregenz dann pünktlich.
Hier hatte ich eine gute halbe Stunde Wartezeit, aber der NightJet wurde recht früh bereit gestellt. Zunächst hatte ich nur eine Mitreisende in meinem 6er-Liegeabteil, doch im Laufe der Fahrt durch Vorarlberg füllte es sich, ab Feldkirch waren alle Betten belegt. Bis Feldkirch war die Strecke für mich Neuland, später nur noch der westliche Teil der Neubaustrecke im Inntal (Unterquerung Jenbach) sowie die Rosenheimer Kurve. Lt. Tracking befuhr der Zug auf der Westbahn durchgehend die Schnellfahrstrecke. Der Schaffner war sehr bemüht und freundlich, aber irgendwie hatte er das Prinzip von einem Nachtzug nicht so ganz verstanden. In Bregenz fragte er, ob wir jetzt schlafen wollten und er die Betten umklappen solle – ähm, ja, zum Schlafen war ich doch hier. Ich hatte gesagt, ich hatte bis St. Pölten gebucht, damit ich länger schlafen könnte, aber muss ab Amstetten weiterfahren – wenn der Zug verspätet sei, solle er mich bitte so wecken, dass in Amstetten umsteigen könnte. Er weckte mich dann, als der Zug in Amstetten stand – da hätte ich auch nicht mehr aussteigen können.^^ Obwohl wir pünktlich waren. Und die anderen Aussteiger für St. Pölten wurden später geweckt.^^
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1 „Gestatten, mein Name ist Zweiachtzehnosaurus, und mein Hobby ist Röhren. Am liebsten gemeinsam mit meinem Bruder!“
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2 Rechts die Autotransportwagen meiner Inlandslangstrecke. Links exotische kroatische Wagen.
Um 6:08 erreichte der Zug dann nach achteinhalbstündiger Fahrt auf die Minute pünktlich St. Pölten. Ich wartete dort eine Stunde lang, von der Temperatur war es sogar ganz gut auszuhalten. Dann nahm ich die Westbahn mit einem ihrer älteren Vehikel zurück nach Amstetten, lt. meiner Tabelle legte der Zug die Strecke mit einer planmäßigen Durchschnittsgeschwindigkeit von 174,2 km/h zurück, was wahrlich nicht schlecht ist für vmax 200 und 21 min Fahrzeit. 8,90 € kostete der Spaß bei Zahlung im Zug. In Amstetten hatte ich auch noch eine halbe Stunde Aufenthalt, aber so war es immer noch besser als die ganzen zweieinhalb Stunden hier zu warten, zumal ich dann schon kurz vor halb sechs aus dem Zug geworfen worden wäre.
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3 Guten Morgähn…
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4 Weaung
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5 Jetzt wird der Desiro aber mächtig größenwahnsinnig
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6 Noch ein NightJet
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7 Die Anzeige war falsch. Ich habe sie trotzdem geentert. Ich Rebell, ich.
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8 Patriotischer Railjet
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9 Alibizugpaar
Nun ging es weiter im Desiro ML, in Österreich Cityjet genannt, der eines der nur zwei wöchentlichen Zugpaare auf dem oberen Teil der Gesäusebahn bildete. Bis Kleinreifling hielt er häufig (bis hierhin gibt es Taktverkehr), danach führte die Fahrt durch menschenleeres Gebiet. Die Strecke verlief flussaufwärts entlang der Enns, die hier mehrere Staustufen durchfließt. Lt. Openrailwaymap sind überwiegend gerade einmal 60 – 70 km/h möglich. Ich kann schon verstehen, dass man den Taktverkehr durch dieses faktisch unbesiedelte Gebiet eingestellt hat und sich auf Ausflugsverkehr beschränkt. Bei schönem Wetter gibt es hier sicher viele Ausflügler, aber heute war es sehr trüb. Es saßen nur ca. 5 Menschen im Zug. Trotzdem hatten alle (!) Stationen eigene Stationswärter. Auch wenn das Wetter hätte besser sein können, war die Landschaft überaus sehenswert. Die Gesäusebahn ist für mich eine der schönsten durchgehenden Bahnstrecken Österreichs, bei besserem Wetter vielleicht sogar die schönste!
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10 Auf in die Berge
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11 Hier ist das Wetter noch vernünftig
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12 Hier lässt es schon nach
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13 – 19
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20 Inzwischen hat es sich so richtig eingetrübt
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22 Hieflau
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23 – 24 Berge
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25 Das Tal weitet sich wieder
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26 – 28 Wettertechnisch geht es wahrlich nicht bergauf^^
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29 Wallfahrtskirche Frauenberg
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30 Letztes Bild der Gesäusebahn
Nach 2:14 h war ich in Selzthal. Nach einer halben Stunde Aufenthalt kamen aus zwei verschiedenen Richtungen der IC aus Salzburg & Linz, die gemeinsam nach Graz weiterfuhren und deshalb vereinigt wurden. Der Salzburger hielt dazu kurz, öffnete die Türen und ließ die ganzen Raucher, die sich über den Zwischenstopp freuten, hinaus – diese guckten dann aber schön blöd, als er anschließend noch um mehrere Wagenlänger vorsetzte und auf den Linzer Zug auffuhr.^^ So ergab sich die interessante Konstellation, dass quasi zwei eigenständige Züge aneinandergekoppelt waren und 1 x Lok & Steuerwagen sich in der Mitte befanden. Ich nahm Platz im Steuerwagen des Linzer Zuges, der bis hierhin vorausgefahren war, d. h. ich saß mittig und hinter der Lok des Salzburgers – leider war es kein singender Stier, sondern ein Alpenstaubsauger.^^ Bei den ICs lassen sich nur in den Steuerwagen die Fenster öffnen, ich wählte dafür freundlicherweise das andere Wagenende als meine paar Mitreisenden.^^ Ziemlich schnell merkte ich, dass die interessante Reihung leider auch zur Folge hatte, dass man gerne mal Schnee vom vorderen Zugteil durchs Fenster reingeschmissen bekam.^^ Die schnelle Fahrt führte in anderthalb Stunden mit nur zwei Zwischenhalten nach Graz. Streckentechnisch begann für mich ab der Brucker Schleife Neuland.
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31 Nach der Durchquerung des Nichts angekommen im Fast-Nichts^^
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32 Südöstlich von Selzthal fahren IC Schöckl und IC Pyhrn-Priel gemeinsam
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33 – 35 Wettertechnisch ist nun so ungefähr der Tiefpunkt erreicht^^
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36 Der Transalpin nach Zürich
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37 Hat was
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38 Lok-Parade
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39 Kurz vor Bruck/Mur
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40 Schon besser^^
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41 Angekommen^^
Für 341 km Luftlinie hatte ich nun inkl. Umstiegen 17:41 h gebraucht. Google für gibt die Strecke mit dem Fahrrad 26 h an.^^

Wie die Stadt aussieht, erfahrt ihr gleich. ;-)

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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