Fraglich. (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Freitag, 08.02.2019, 23:52 (vor 1876 Tagen) @ Bambalouni
bearbeitet von J-C, Freitag, 08.02.2019, 23:53

Ich stehe dem Wettbewerb sehr kritisch gegenüber.

1. Wo wird gespart?
Die größte Stellschraube ist doch das Personal. Wer seine Leute schlecht bezahlt, hat weniger Kosten und gewinnt die Ausschreibung. Zwar recht sich das so langsam in Zeiten von Personalknappheit, aber insgesamt ist das doch bedenklich. Bestes Beispiel: Die Erfurter Bahn.

Wenn wir uns die Situation heute anschauen, ist offensichtlich eines der Stellschrauben der Fahrzeugaufwand. Ich meine, woran erklärt man sich sonst die ganzen Ausfälle etwa bei NX oder anderen? Richtig, weil man knapp kalkuliert hat!

Beim Personalaufwand stelle ich zumindest fest, dass gerade bei den Privatbahnen man mehr auf Zugpersonal setzt - zumindest bei den Begleitern.

2. Wurde es besser?
Zum Teil ja. Neue und moderne Züge sind unterwegs mit einigen Innovationen. Aber: Es gibt genauso viele Probleme. Schauen wir uns die Eurobahn an, die fast alle ihre Züge kürzlich warten lassen musste und mehrere Züge ausfallen ließ. Wäre auf solche größeren Zugausfälle ein großer Betreiber wie die DB nicht besser aufgestellt gewesen, da DB Regio viel mehr Züge und Personal hat.

Aber sicher. Kann man in Österreich doch sehen, dort gab es nie eine Ausschreibung für Verkehrsleistungen im Bahnverkehr und trotzdem hat man größtenteils modernes Zugmaterial. Was ausgeschrieben wird, das sind die Züge selbst, aber ich denke, das ist durchaus best practice.

Wenn man sich die Verkehrsdiensteverträge anschaut, stellt man durchaus auch fest, dass man etwa auch auf ein Bonus-Malus-System setzt. Also kann es auch dort Strafen geben, wenn die Bahn eine schlechte Performance hat.

Mag sein, dass es etwas länger dauerte, bis man flächendeckend auf Neubauzüge setzt und in Bundesländern wie Kärnten lässt die Modernisierung noch auf sich warten. Aber Hand auf's Herz, das ist immer noch besser als ein wiederkehrender Betreiberwechsel mit all seinen Macken und den wiederkehrenden Kinderkrankheiten der Neubautriebwägen.

Bei einem kontinuierlichen Betrieb kann man neues Material fließend einsetzen, ohne dass man alles auf einen Schwung mit seinen doch erheblichen Risiken umstellt.

Wir haben seit einiger Zeit klimatisierte Züge mit WLAN und auch verstellbaren Sitzen (dafür aber auch keine erste Klasse) im Regionalverkehr. Mal ehrlich, was hätte eine Privatbahn jetzt besser gemacht?

3. Wohin fließen die Gewinne?
Die DB Regio gehört dem DB Konzern also dem Staat. Das Geld fließt also indirekt zum Bund. Und wie ist es bei den anderen? Abellio ist eine Tochter der niederländischen Eisenbahn, also quasi deren Arriva. Das Geld fließt also in die Niederlande. Bei der Eurobahn geht das Geld nach Frankreich. In meinen Augen also schlechter als zu DB Regio!
Es gibt aber Ausnahmen. Bis zur Übernahme war die Westfalenbahn beispielsweise eine Tochter mehrerer Nahverkehrsunternehmen in OWL. Auch die Erfurter Bahn ist hier als positives Beispiel zu nennen. Eigentümer ist die Stadt Erfurt.

Naja und dann fließt bei der DB dann doch Geld ins Ausland - Stichwort Arriva und DB Schenker.

Das ist halt das Ding in Deutschland. Wie bei so ziemlich allen größeren Konzernen in Deutschland hat die DB auf Expansion gesetzt. Das kann im Güterverkehr ganz gut klappen und sinnvoll sein, im Personenverkehr - Stichwort Arriva - haut das vielleicht nicht ganz so hin.

Und ich glaube, das ist das Problem was wir so haben.

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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(Bildquelle: ČD)


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