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Celestar, Mittwoch, 06.02.2019, 09:53 (vor 1878 Tagen) @ J-C

Wenn wir uns das mal in Einzelnen ansehen.

Und das wäre, dass die Bahn prinzipiell von der CO2-Bilanz her das Verkehrsmittel der ersten Wahl ist. Ich mag zwar wie ein hipper Weltverbesserer klingen, der ich eigentlich gar nicht seinn will [...]

Ja und Nein. Wir haben meiner Ansicht nach ein Problem mit zu viel CO2-Produktion in allen Bereichen. Dieses Problem müssen wir lösen. Und ja, die Bahn produziert im Fernverkehr weniger CO2 pro PKM als die meisten anderen Verkehrsmittel, beim Nahverkehr sieht das teilweise schon nicht mehr so gut aus.

Der 'hippe Weltverbesserer' kommt aber dann zum Vorschein, wenn du glaubst, weil für *dich* 5-6 Stunden Reisezeit in Ordnung sind, dass es für alle anderen auch zutreffen *muss*.

Ich fände es auch schön, wenn mehr Leute mit der Bahn fahren würden, aber dazu muss die Bahn (und teilweise auch die Politik) endlich ihre Hausaufgaben machen. Und offensichtlich finden viele Leute dass die Bahn einfach nicht den Anforderungen entspricht. Persönlich fallen mir hier 3 Punkte ein:

wenn wir uns die Situation mit dem Klimawandel anschauen und dann sehen, dass der Verkehr - insbesondere der Luftverkehr - einen erheblichen Anteil daran beiträgt.

Das ist so einfach nicht richtig. Im Moment macht der innerdeutsche Luftverkehr 1% der Verkehrsleistung aus. 5% des Straßenverkehrs auf die Schiene zu bringen reduziert den CO2 Ausstoß etwa 10 mal so viel wie 50% des innerdeutschen Luftverkehrs auf die Schiene zu bringen. Die Frage ist, was ist leichter? Insgesamt macht der gesamte internationale Luftverkehr so etwa 2-3% der CO2 Emissionen aus. Wenn mach sich die Diskussionen so anhört, glaubt man, es seien 50%.
Oder ein anderen Datenpunkt: Die gesamte Flotte der Lufthansa stößt weniger CO2 aus als das Kraftwerk Neurath. Ob es vor diesem Hintergrund sinnvoll war, Druckwasserreaktoren abzuschalten, und alte Braunkohlekraftwerke 30 Jahre weiter zu betreiben, muss sich der Leser selber überlegen.

Außerdem sollten wir aufhören, die Umweltdiskussion auf eine CO2 Diskussion einzuschränken. Da gehören andere Parameter mit dazu. Und bei Dingen wie Flächenverbrauch (der gerade bei Waldflächen massiv viel CO2 produziert) und Lärmemmissionen steht der Schienenverkehr gerade auf längeren Strecken gegenüber dem Luftverkehr eher schlecht da.

finde ich, sollten wir weniger über Synergien im innerdeutschen Luftverkehr reden, sondern darüber, dass der Luftverkehr ganz generell weniger wird und man wieder mehr mit der Bahn fährt.

Ich glaube hier liegt der allgemeiner Fehler der (deutschen) Umweltpolitik. Wir versuchen immer wieder, den Leuten einzureden, dass die sich einschränken müssen, das sie auf Dinge verzichen müssen etc. Ich halte das weder für notwendig noch für zielführend.
Der Luftverkehr wird nicht weniger, sondern mehr.
Der Energieverbrauch wird nicht weniger, sondern mehr.
Der Straßenverkehr wird nicht weniger, sondern mehr.
usw.
Aufgabe ist es, das Zeugs CO2-neutral zu bekommen. Nicht zu reduzieren, sondern die Verfeuerung von fossilen Brennstoffen zu beenden. Bald. Technisch möglich ist das. Dazu muss niemand auf irgendwas verzichten, außer ein paar ewig gestrige auf rauchende Autos.
Mit heute zur Verfügung stehenden oder in Entwicklung befindlichen Technologien sind wir in der Lage, in 30-50 Jahren den CO2-Ausstoß auf Null zu bringen, oder sogar unter Null. Wenn wir aber weiterhin fortschritt- und technikfeindlich auftreten und handeln, werden uns andere Nationen nicht nur wirtschaftlich, sonder auch umwelttechnisch links, rechts, oben und unten überholen. Wollen wir das wirklich?

Celestar


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