Fußball mit der Bahn II - Frankfurt, Augsburg, Berlin (22 B) (Reiseberichte)

ICE 1517, Dienstag, 22.01.2019, 02:32 (vor 1913 Tagen)

Hallo zusammen,

als Fußballauswärtsfahrer eines rot-weißen Brauseclubs in Sachsen (RB Leipzig) habe ich mich 2018 auf den Weg gemacht – mit Bus und Bahn in viele spannende Städte und Stadien in Deutschland, Schweden und Österreich. Im ersten Teil habe ich über meine Fahrten nach NRW und Göteborg berichtet. Auch im heutigen Bericht wartet wieder ein bunter Mix aus Sehenswürdigkeiten, Zügen und ein wenig Fußball. Diesmal soll es nach Frankfurt am Main, Augsburg und Berlin gehen.


Frankfurt am Main
Reiseberichte über nicht stattgefundene Reisen sind hier selten zu sehen. Hinter jedem Ereignis, bei dem schwierige Wetterlagen für Ausfälle oder Betriebseinstellung sorgen, stehen viele Schicksale und Geschichten. Insofern will ich meine der Vollständigkeit halber aufführen, auch wenn sie eher unspektakulär ist.

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Die Tickets sind gebucht, als Sturmtief Fabienne für Sonntag, den 23.09. angekündigt wird. Orkanartige Böen und heftige Regenfälle werden erwartet, direkt über Frankfurt. Was hat man über die Bahn gelernt bei solchen Unwettern? Dass gerne mal der Betrieb eingestellt wird. Das Risiko, bei der letzten Verbindung des Abends hängen zu bleiben und am nächsten Morgen nicht rechtzeitig auf Arbeit zu kommen, war mir jedenfalls zu groß und ich bin zuhause geblieben.

Im Nachhinein ist man immer schlauer: Die Achse Frankfurt-Fulda-Erfurt-Leipzig wäre komplett frei gewesen. Nur wenig südlich auf der Achse Frankfurt-Würzburg-Nürnberg hingegen ging nichts mehr. Die Bahn hat glücklicherweise im Rahmen seiner Kulanzregelung die vorsichtshalber nicht angetretene Reise erstattet. Das Ticket fürs Stadion ist freilich futsch.

Frankfurt, wir sehen uns hoffentlich nächste Saison!

Augsburg
Am Samstag, den 20. Oktober geht es nach Augsburg. Das Spiel ist schon um 15:30 Uhr, eine Rückfahrt nach Spielende ist jedoch nicht möglich. Das Geheimnis liegt in Bauarbeiten zwischen Nürnberg und Bamberg, die dafür sorgen, dass die ICE-Züge von München nach Leipzig und Berlin deutlich früher losfahren. Ich verbringe den Rest des Wochenendes daher in meiner früheren Heimat, die in der Mitte des Bauabschnitts liegt.

Für mein Wochenende brauche ich also 4 Bahntickets und das Buchungssystem stresst mich im Vorfeld gewaltig. Zuerst geht es damit los, dass im letzten Buchungsschritt die Fehlermeldung „Buchung fehlgeschlagen“ kommt. Ich probiere es erneut und es klappt, ich habe mein erstes Ticket. Die Fehlermeldungen reißen jedoch im weiteren Verlauf nicht ab und das Buchungssystem wird langsam misstrauisch angesichts der vielen Buchungsversuche, irgendwann werde ich zu anderen Zahlungsverfahren genötigt. Ich weiche auf die App aus, um zu buchen. Ich hätte misstrauisch werden sollen und könnte mir noch heute an den Kopf fassen, an einem Tag mit so vielen Fehlermeldungen ausgerechnet per SofortÜberweisung zu bezahlen. Die App leitet mich zur Zahlung weiter, die Zahlung ist erfolgreich und die DB-App quittiert mir das mit „Buchung fehlgeschlagen“. Ich habe jetzt also Geld bezahlt für kein Ticket.

Ich rufe mal wieder bei der Hotline an und man kann mir dort leider nicht weiterhelfen, ich soll bitte eine Mail schreiben. Ich frage, ob ich das Ticket nun wenigstens am Telefon buchen darf. Plötzlich bricht die Verbindung ab. Ein Anruf kostet Sie 20 Cent aus dem deutschen Festnetz… und dabei soll’s auch bitte bleiben, einen zweiten Anruf wage ich nicht mehr. Am nächsten Tag sind alle Probleme wie weggeblasen und ich kann die restlichen Tickets buchen. Wenigstens einmal habe ich Glück und ein Sparpreis ist sogar noch im Preis gefallen, es gibt doch ein wenig Gerechtigkeit auf dieser Welt.

Am Freitag Abend reise ich also von Leipzig in meine Heimat, hier ist das noch problemlos möglich. Samstag Früh startet dann die Vollsperre. Und ich kann es kaum glauben, dass nach einem Jahrzehnt regelmäßiger Bauaktivität und regelmäßiger (Teil-)Sperrungen zwischen Nürnberg und Bamberg ein Schienenersatzverkehr mit so vielen Anfängerfehlern noch möglich ist. Ich mache mich am frühen Samstag Morgen auf den Weg. Mein Bus nach Nürnberg trägt die Aufschrift „Dienstfahrt“. Es wäre schon mal ein Anfang, die Busse richtig zu kennzeichnen, wohin die Reise überhaupt geht – auch in Anbetracht der Tatsache, dass es vier verschiedene Fahrten gibt: Bamberg (RE), Bamberg (S-Bahn), Fürth (S-Bahn) und Nürnberg (RE). Die beste Aufschrift bei einem Bus war immer noch „Nürnberg – Bamberg und zurück“. Bitte steckt dieses Schild in den Schredder… auch um den Busfahrern das Unheil zu ersparen, was sich an den Türen abspielt, wenn Fahrgäste aller Richtungen anströmen und nach dem Ziel fragen.

Ich habe es jedenfalls erfolgreich nach Nürnberg geschafft. Weiter geht’s mit ICE 581 nach Ingolstadt, die BRB bringt mich von dort nach Augsburg.

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Augsburg verfügt über eine wunderschöne Altstadt, ein ausgiebiger Rundgang ist dringend zu empfehlen.

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In der Innenstadt steigt unterdessen auch ein Fanfest des FC Augsburg. Anlass ist der 111. Jahrestag des ersten Spiels des FC Augsburg. Man hat den heutigen Tag daher als Retrospieltag ausgerufen. Welch Ironie, dass ausgerechnet der jüngste Verein der Liga zu diesem besonderen Anlass zu Gast ist.


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Ein paar Straßen weiter parkt ein anderer Mannschaftsbus, den man allerdings nicht von innen besichtigen kann.

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Die Fugger sind prägende Figuren der Augsburger Stadtgeschichte. Das ist definitiv noch ein Programmpunkt für mich beim nächsten Augsburg-Besuch.

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Der botanische Garten bietet mir vor dem Spiel noch etwas fürs Auge und ein wenig Ruhe, insbesondere der japanische Garten ist dafür eine gute Anlaufstelle. Freilich gibt es bessere Zeitpunkte als einen wolkenverhangenen Tag Ende Oktober, um einen botanischen Garten in ganzer Pracht zu erleben.

Es geht mit der Straßenbahn weiter zur WWK Arena. Einen Fahrplan braucht es dafür nicht. Sobald eine Straßenbahn an der Haltestelle weg ist, kommt schon die Nächste.

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Die WWK Arena ist die Spielstätte des FC Augsburg. Die Röhren an der Fassade leuchten im Dunkeln in den Vereinsfarben. Heute ist der Sonnenuntergang noch etwas zu spät dafür.


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Zum Jubiläum ist die Arena ausverkauft. Das Spiel endet 0:0. Ein Ergebnis, mit dem die Augsburger wohl ganz gut leben können, auch wenn die Partie wenig unterhaltsam war und kaum Spielfluss aufkam. Es sagt viel aus, wenn der aufregendste Moment die 3minütige Unterbrechung durch den Videoschiedsrichter war – vor 111 Jahren hat’s das jedenfalls noch nicht gegeben.

Die Rückreise abends verläuft komplett mit Regionalverkehr über Treuchtlingen und Nürnberg. Bis dahin klappt das auch reibungslos, der Schienenersatzverkehr danach ist zum Abgewöhnen. Die Bushaltestelle am Nelson-Mandela-Platz ist durch eine Baustelle eher ungeeignet für solch große Mengen an Reisenden. Dass an der Bushaltestelle noch Fahrgäste stehen, die schon vor einer halben Stunde nicht mitgekommen sind, lässt nichts Gutes verheißen. Und dann um 20:55 Uhr für eine Doppeltraktion Talent 2 nur zwei Busse zu schicken, ist auch mutig. Ich kriege leider keinen Platz und rücke daher mit der nächsten S-Bahn nach Fürth vor und nutze ab dort den SEV, der überall hält. Über die Beschilderung der Busse habe ich heute schon gemeckert. In Fürth muss ich darüber meckern, wie man denn eigentlich die SEV-Haltestelle findet. In der Unterführung führen mehrere Treppen nach oben zu verschiedenen Haltestellen: Tor 1, Tor 2 oder doch lieber Tor 3? Natürlich nehme ich zuerst die falsche Treppe (Zonk) und muss nochmal einige Schritte zur richtigen Haltestelle laufen, aber die Zeit bis zur Abfahrt reicht gerade noch so. Dass ich zuhause den letzten Stadtbus verpasse und noch 3km laufen darf, krönt diesen Tag – auch für meinen Schrittzähler, der mich für über 26.000 Schritte lobt.


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