Fußball mit der Bahn I – Mönchengladbach und Göteborg (33 B) (Reiseberichte)

ICE 1517, Sonntag, 13.01.2019, 13:07 (vor 1902 Tagen)

Hallo zusammen,

im Jahr 2018 hat mich das Fußballfieber gepackt und ich bin meinem Verein erstmals hinterher gefahren…und dann nochmal und noch einige Male mehr. Die Bahn greift in diesem Werbevideo das Thema selbst auf und die ein oder andere Szene kommt mir bekannt vor. Neben Freud und Leid kenne ich auch das Gefühl, als einziger Gästefan in einen vollbesetzten Bus mit den Fans der Heimmannschaft zu steigen – zu meiner eigenen Sicherheit bin ich dann natürlich nicht als Gästefan erkennbar.

6600km habe ich in diesem Jahr aus diesem Anlass zurückgelegt, quer durch die Republik, einmal nach Schweden und einmal nach Österreich. Den Großteil meiner Reisen habe ich mit der Bahn zurückgelegt. Wenn es nicht anders ging, dann mit IC Bus oder Flixbus. Ausgangspunkt war immer eine Großstadt in Sachsen, in der ein gewisser Brauseclub ansässig ist. Ich bin meistens alleine aufgebrochen, aber der schöne Aspekt bei diesen Reisen ist: Man bleibt selten allein.

Mir ist es wichtig, nicht nur für 90 Minuten Fußball durch die Gegend zu fahren, sondern immer auch von den Städten etwas zu sehen. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Streifzug durch Teil 1 meiner Fußball-/Reisehistorie im vergangenen Jahr geben. Es wartet ein bunter Mix aus Reiseerlebnissen, Sehenswürdigkeiten, Zügen und ein wenig Fußball.


Mönchengladbach

Die erste Fußball-Auswärtsfahrt in meinem Leben führt Anfang Februar von Leipzig zur Borussia nach Mönchengladbach. An einem verlängerten Wochenende schlage ich meine Zelte dazu in Düsseldorf auf. Für die Hinfahrt nutze ich ein Upgrade in die 1. Klasse und fahre am Freitag Abend mit der S5X von Leipzig Messe nach Halle(Saale) und von dort mit dem IC2 nach Hannover.


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Meine erste Fahrt mit dem Doppelstock-Intercity ist noch von einer gewissen Vorfreude geprägt, die bald von der Realität eingeholt wird. Wohlfühlatmosphäre sieht wahrlich anders aus und fühlt sich auch anders an. Der ICE 2 von Hannover nach Düsseldorf besänftigt mich, als ich in den Ledersesseln einsinken darf.

In Düsseldorf habe ich mich für das InterCityHotel in der Nähe vom Hauptbahnhof entschieden. Perfekte Lage, komfortabel, ausgiebiges Frühstück, für Fußball-Fans gibt’s sogar Sky und ein schönes Goodie gibt’s noch oben drauf. Es gibt für die Dauer des Aufenthalts ein Ticket für den ÖPNV. Was ich vorher nicht wusste: Das Ticket gilt nicht nur für Düsseldorf, sondern für den gesamten VRR – ein klasse Extra für Urlauber.

Bevor es zum Fußball geht, nutze ich die erste Tageshälfte für einen Rundgang durch die City und einen Besuch des Rheintowers.

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Blick von ganz oben auf Düsseldorf

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Am Rhein entlang

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Die Königsallee: Es sieht ruhig und idyllisch aus, doch nur wenige Schritte entfernt tobt auf der rechten Seite das Shoppingfieber.

Die S-Bahn bringt mich nach Mönchengladbach und ich staune darüber, wie viel Sicherheitspersonal hinter dem Zugbegleiter steht. Ist NRW so gefährlich, dass es 3 Mann zur Fahrkartenkontrolle braucht? Am Hauptbahnhof in Mönchengladbach wartet schon ein Heer von Shuttle-Bussen. Dicht gedrängt geht es dann weiter zum Borussia-Park.


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Das Stadion leuchtet in stimmungsvollem Grün. Wenn die Borussen „Die Seele brennt“ singen, kann man das nach der 89. Minute durchaus glauben. Nachdem Leipzig in einem eher zähen Spiel in vorletzter Minute in Führung geht, wollen die Gladbacher die Nachspielzeit nicht mehr sehen und verlassen in großer Zahl schon das Stadion.

Den Sonntag verbringe ich bei den Erzfeinden der Borussia-Anhänger - in Köln.

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Schokobrunnen mit Rheinblick: Ich besuche das Schokoladenmuseum. Neben allem Wissenswerten rund um das braune Gold darf natürlich auch eine Kostprobe nicht fehlen.


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Das passende Urlaubssouvenir finde ich im Museum ebenfalls. Wie es geformt wird, weiß ich nun auch – und wie es schmeckt. :-)


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Ans Museum schließt sich der Rheinauhafen an, wo Historie und Moderne aufeinandertreffen. Aus dem Hafen ist mittlerweile ein modernes Wohn- und Gewerbegebiet geworden.


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Es wird dunkel in Köln und ich befinde mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um den Tag ausklingen zu lassen. Die Aussichtsplattform des KölnTriangle bietet einen spektakulären Blick auf das abendliche Köln.

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Am Montag geht es nach Essen ins Ruhrmuseum (Zeche Zollverein), ein spannender Blick auf das Lebensgefühl des Potts und die Bedeutung der Kohle.


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Riesige Bauten und ein weitläufiges Areal – alles im Dienste der Kohle.

Mit Highspeed geht’s am Dienstag schließlich zurück nach Hause über die KRM und Erfurt.


Göteborg, Schweden

Es war mehr eine verrückte Idee: „Du hast Zeit, du hast Urlaub, warum denn eigentlich nicht?“ Ob organisatorisch alles hinhaut, entscheidet sich erst 7 Stunden vor der geplanten Abreise. Die Reisebuchung stellt schon das erste Abenteuer dar. Die Hinreise konnte ich online noch selbst buchen. Die Rückreise wird buchungstechnisch zum Alptraum. Gewünscht war für Samstag Morgen eine Reise mit dem X2000 von Göteborg nach Kopenhagen, ab dort mit dem IC über Puttgarden nach Hamburg und weiter per ICE nach Leipzig. Ein Preis wurde angezeigt, aber beim Buchen eines Sitzplatzes für den reservierungspflichtigen X2000 kommt „Buchung nicht möglich“. Ein Anruf bei der Hotline: Kurze Warteschleife, motivierter Berater, aber dann „Ich brauch Hilfe“. Es vergehen zahlreiche Minuten in der Warteschleife, bis der Kollege kapitulieren muss und mich an ein anderes Callcenter weiterverbindet. Die Beraterin dort ebenfalls engagiert, braucht nach einer Weile auch Hilfe und kann die gewünschte Reise am Ende nicht buchen. Statt schwedischem Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Neigetechnik gibt’s nun für die Rückfahrt den Öresundzug von Göteborg nach Kopenhagen. Ein Anruf kostet Sie 20 Cent aus dem deutschen Festnetz und eine Menge Zeit: 51 Minuten.

Die geplante Hinreise war nun wie folgt:
Mittwoch, 1. August 2018
21:15 Uhr ab Leipzig Hbf mit ICE 594
22:30 Uhr an Berlin Hbf (tief)

23:00 Uhr ab Berlin Hbf Europaplatz mit IC Bus 42202
07:30 Uhr an Kopenhagen

08:27 Uhr ab Kopenhagen mit R1026
12:05 Uhr an Göteborg Central

Die Realität begann genauso, wie die Reisebuchung aufgehört hat: mit Verzögerungen. ICE 594 hatte schon weit vor Leipzig 40 Minuten Verspätung auf dem Konto. Plan B wäre der ICE eine Stunde zuvor, der aus Richtung München kommt. Leider hat der schon 2 Stunden Verspätung auf der Uhr. Meine Reise war schon in Gefahr, bevor es überhaupt richtig losging. Ich habe mich auf den Weg zum Leipziger Hauptbahnhof gemacht, ohne genau zu wissen, wie ich nun am besten nach Berlin komme, aber mit dem ICE-Sprinter 1000 ab Halle(Saale) bot sich noch eine Möglichkeit – die hat nur funktioniert, weil besagter ICE ebenfalls einige Verspätungsminuten angesammelt hat und somit in Halle(Saale) noch erreichbar war. Dass der ICE ziemlich voll war, war mittlerweile fast schon Nebensache. Ein Wandstehplatz zum Anlehnen, eine freie Gepäckablage für den Koffer und die Tatsache, wieder im Reiseplan zu sein, können auch glücklich machen. Zwischenzeitlich hatte ich zwei Weggefährten gefunden, die ebenfalls auf dem Weg nach Göteborg waren. Ihre Reisepläne waren schon etwas mehr gefährdet, sollten doch beide in Hamburg eigentlich den Nacht-IC nach Kopenhagen erreichen. Der Anschluss war definitiv nicht mehr zu schaffen und eine Umbuchung auf den IC-Bus ging nicht: vollständig ausgebucht. Auch ich hatte zuerst eigentlich den Nacht-IC im Visier, konnte diesen aber nicht buchen: ebenfalls vollständig ausgebucht. Erstaunlich, dass zu solchen Uhrzeiten so viele Reisende nach Dänemark unterwegs sind.



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In der Hauptstadt angekommen geht es bei immer noch sommerlichen Temperaturen weiter zum IC Bus. Wir setzen uns pünktlich in Bewegung, drehen eine Runde um den Block und stehen wieder an der Haltestelle: Dem Busfahrer wurde die Kasse geklaut. Wir warten nun eine Stunde vergeblich auf die Polizei und fahren schließlich doch los.


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Beim nächsten Halt am Hamburger ZOB wartet schließlich die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl und nimmt alle Reisenden und den kompletten Bus unter die Lupe, morgens zwischen 3 und 5 Uhr. Die Laune ist bei den meisten Passagieren inzwischen auf dem Tiefpunkt, an Schlaf war bisher sowieso kaum zu denken mit der Ungewissheit, ob vielleicht Diebe an Bord sind. Das Ergebnis der Kontrolle: Niemand hat was gesehen, niemand hat die Kasse. Wir setzen uns mit mittlerweile 3 Stunden Verspätung wieder in Bewegung und auch die Sonne geht langsam auf.


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