Von Saint-Nicolas à Nancy bis Advent u Zagrebu – 3/4 | 51 B (Reiseberichte)

TD, Montag, 31.12.2018, 14:39 (vor 1942 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum dritten Teil unserer vorweihnachtlichen Bahntour. Die ersten beiden Teile hatten uns nach Lothringen und ins Elsass geführt, am Ende des zweiten Teils waren wir in Singen angekommen, hier setzen wir den Reisebericht nun fort.

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Tag 4: Konstanz – Singen – Zürich - Prag

Von Konstanz fahre ich diesmal über Singen nach Zürich, denn mein Bruder kommt über die Gäubahn aus Richtung Stuttgart und der Plan ist, dass wir uns in Singen treffen und gemeinsam weiterfahren. Es bleibt allerdings bei einem Plan, ich bin pünktlich, der Zug meines Bruders nicht. Vorgesehen war eine der in Singen gebrochenen Verbindungen, der IC2 aus Stuttgart hat aber so viel Verspätung, dass der in Singen startende IC nach Zürich nicht wartet. Aufgrund Zugbindung fahre ich also alleine nach Zürich in der Hoffnung, dass wenigstens der nachfolgende IC einigermaßen pünktlich ist, denn sonst wird es für meinen Bruder eng, was den Anschluss an den Nachtzug nach Prag betrifft.

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Gut, dass bei der DB eine Gratis-Reservierung dabei war, ich hätte sonst die Qual der Wahl gehabt und mich gar nicht für einen Sitzplatz entscheiden können. Ab Singen waren zwei Fahrgäste im Wagen, die Zahl verdoppelt sich in Schaffhausen glatt.

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Tja, jetzt muss ich die Stunde in Zürich eben alleine verbringen, der Aufenthalt war nicht nur als Zeitpuffer eingeplant, sondern auch für einen Weihnachtsmarktbesuch. Am Bahnhofplatz erinnert ein Denkmal an den Eisenbahnpionier Alfred Escher. Escher trieb damals die Sorge um, dass die Schweiz den Anschluss an das Eisenbahnzeitalter versäumen und die europäischen Bahnen um die Schweiz herumgeführt werden könnten. Sowohl als Politiker als auch im Vorstand von Bahngesellschaften, u.a. der Gotthardbahn-Gesellschaft, nahm er wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Bahn in der Schweiz.

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Im Bahnhof gibt es mit dem Christkindlimarkt einen der größten Indoor-Weihnachtsmärkte Europas, mittendrin ein 13 Meter hoher Weihnachtsbaum mit 7.000 Kristall-Ornamenten von Swarovski im Wert von über einer halben Million Franken. Die Tanne ist übrigens echt, sie stammt vom Uetliberg, dem Hausberg von Zürich. (Da waren wir auch schon mal, zum Reisebericht der Uetlibergbahn.

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Mein Bruder kommt nun eine Stunde später zwar aber gerade noch rechtzeitig in Zürich an. Zwischenzeitlich wurde auch der nightjet 467 nach Wien und Budapest bereitgestellt, am Zugschluss ein tschechischer Schlafwagen, der als einzelner Kurswagen das Ziel Prag hat.

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Wir haben ein Deluxeabteil mit Dusche und WC gebucht, da gehört ein Hygieneset zum Service dazu. Im Abteil kleben noch die Sicherheitshinweise „Sikkerhed i tog“ für den Belttunnel. Hach, das waren noch Zeiten, als man mit den Nachtzug nach Kopenhagen reisen konnte (zum Reisebericht).

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Statt Ostsee gibt es nun eben Zürichsee, die Fahrt mit Blick hinüber zu den Lichtern am anderen Seeufer ist ganz nett. Durch Liechtenstein, über die Arlbergstrecke und das Deutsche Eck fährt der Zug nach Salzburg und weiter nach Linz (die Fahrplanauskunft gibt zumindest Kufstein als Grenzübergang an, kontrolliert habe ich das nicht). In Linz geht der Schlafwagen über auf den Regionalzug nach Prag. In Österreich läuft der Zug als S 3 (eine S-Bahn mit Schlafwagen ist auch nicht ganz alltäglich), in Tschechien läuft der Zug dann als R „Jižní expres“ mit den entsprechenden Regionalzughalten.


Tag 5: Prag – Brünn - Wien

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Als ich am nächsten Morgen einen ersten Blick aus dem Zugfenster werfe, sieht das Wetter ganz vielversprechend aus. In der Morgendämmerung fahren wir durch das winterliche Mühlviertel.

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Gibt es die Tische im Schlafwagen nicht mehr, die sich unter der Abdeckung im Gang befinden und sich an der Vorrichtung unter dem Fenster einhängen lassen? Der Schlafwagenbetreuer reicht nur die Frühstücksboxen und den Kaffee und macht keine Anstalten, den Tisch aufzubauen. In der Box befinden sich ein Brötchen, eine Scheibe Brot, Butter, Marmelade, ein Brotaufstrich, eine Schokowaffel und ein Orangensaft.

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Die Landschaft vor dem Zugfenster präsentiert sich abwechselnd mal grün, mal weiß, hier ein winterliches Bild irgendwo aus Südböhmen. Pünktlich erreichen wir Prag.

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In Prag waren wir schon mehrfach und auch den dortigen Weihnachtsmarkt kennen wir schon. Ziel war vielmehr die Nutzung des Schlafwagens Zürich-Prag – auch wenn das im Hinblick auf das Reiseziel Zagreb vielleicht etwas abwegig scheint. Aber wenn wir schon mal hier sind, soll ein kleiner Stadtbummel zum Altstädter Ring, zum Weihnachtsmarkt am Fuße der Teynkirche und zur Moldau nicht fehlen.

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Schließlich kehren wir zum Hauptbahnhof Praha hlavní nádraží zurück, hier ein Blick in die historische Eingangshalle. Von Prag sollte es weitergehen in Richtung Wien, so viel war klar. Nur konnte ich mich nicht so recht entscheiden, interessant fand ich sowohl den RegioJet als auch die tschechische Version des Railjets, die ich noch nicht kannte. Ergebnis: wir nutzen einfach beide.

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Den Anfang macht der RegioJet. Die tschechische Privatbahn mit den markanten gelben Fahrzeugen fährt seit 2017 im Fernverkehr auch nach Wien. Recht neu sind wohl die Loks der Reihe 386 bei RegioJet. Gebucht haben wir Business, hier werden ehemalige Wagen der ÖBB eingesetzt.

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Es gibt einen tollen Service; Wasser, Heißgetränke, Sekt oder Saft und ein Cookie sind gratis. Und auch die Preise auf der Speisekarte sind äußerst moderat, bei 60 Kronen (2,40 €) für einen Salat oder 10 Kronen (40 Cent) für ein Stück Kuchen kann man nicht meckern. Zudem ist der Service sehr aufmerksam, es wird regelmäßig nach Wünschen gefragt und auch der Müll wird sofort mitgenommen.

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Beim Blick aus dem Fenster verpassen wir nicht viel, draußen ist Schmuddelwetter. Und so testen wir mal noch das WLAN und werfen einen Blick in das Online-Bordportal.

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Der Zug wäre bis Wien durchgefahren, aber wir wollen ja noch den ČD-Railjet testen, und so verlassen wir in Brünn den Zug. Der Hauptbahnhof von Brünn (Brno hlavní nádraží) wird derzeit wegen Bauarbeiten nicht angefahren, ersatzweise hält der Fernverkehr am unteren Bahnhof (Brno dolní nádraží). Zwischen den beiden Bahnhöfen pendeln Busse, das Zentrum ist aber auch fußläufig zu erreichen.

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Brünn ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens und das historische Zentrum Mährens. Bisher war ich nur durch Brünn durchgefahren und hatte vom Zug aus höchstens die Türme der Kathedrale gesehen. Heute gibt es nun also die Möglichkeit für einen Rundgang durch die weihnachtlich gestimmte Stadt. Zu den bekanntesten Gebäuden der Altstadt gehört das Alte Rathaus mit dem markanten Rathausturm.

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Auf dem Krautmarkt (Zelný trh) gibt es einen netten Weihnachtsmarkt, der auch nicht so touristisch überlaufen ist wie in Prag, jedenfalls sind die Beschriftungen und Speisekarten nicht mehrsprachig. Dennoch gelingt es uns, einen Trdelník zu erwerben. Das Gebäck wurde schon in Prag an jeder Ecke als lokale Spezialität beworben, dabei stammt es eigentlich aus der Slowakei.
Bekannt ist Brünn auch für die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale, die auf einem Hügel im Stadtzentrum thront.

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Ein lebhaftes Treiben herrscht auch auf dem Freiheitsplatz (Náměstí Svobody). Auf dem Rückweg zum Bahnhof werden wir dann noch von einer weihnachtlich geschmückten Straßenbahn überrascht.

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Es geht gleich weiter...

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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