Triebwagen und Zugverbände. (Allgemeines Forum)

SPFVG, Dienstag, 27.11.2018, 13:06 (vor 1949 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von SPFVG, Dienstag, 27.11.2018, 13:09

Hallo SPVFG,

Mehdorn. Der wollte nur Triebzüge, die sahen ja so ähnlich aus, wie die geliebten Flieger.


Bin ich mir nicht sicher. Die RE160-Garnituren von BR146 + 5 Dostos sehen auch alle so ähnlich aus wie die Flieger.

Meinst Du die IC2? Das war nur ne kurzfristige Notlösung. Die bestellte man, da man drigend Wagenmaterial brauchte, blöd nur, dass die dann später kamen.

Kann es sein dass Herr Mehdorn einfach Kosten für seinen Börsengang sparen möchte und deswegen auf Triebwagen gesetzt hatte? In vielen Bereichen sparen Triebwagen ja Kosten in Vergleich zu klassischen lokbespannten Zügen.

Auch, die Idee war ja durch eine einzige Baureihe für IC und ICE-Verkehre Wartungskosten zu sparen. Aber je länger so ein Zug ist, desto teurer wird er halt auch im Unterhalt und die Entwicklungskosten fallen extra an. Zwar nur einmalig, aber indirekt ist man dadurch gezwungen viele ICE4 zu bestellen, damit sich die ganze Chose auch rentiert. Kosten sparen die Triebwägen nur, solange man nicht die volle Power eine Lok braucht, also v.a. im NV, nicht im FV.

Sicher gibt es Vorzüge, aber das Konzept mit den Powercars zeigt ja, dass so ne Lok mit zentraler Antriebstechnik sicher keine schlechte Idee ist.


Dabei muss man folgende Zugarten unterscheiden:

1. klassischer Lok+Wagenzug (wie der guten alten DB-IC)
2. Zugverband mit austauschbarer Lok (s.i.w. TGV Duplex; IC-NEU?)
3. strikter Zugverband (Lok nicht austauschbar) (IC2, ggf. auch railjet, ICE 1/2, Talgo350, ETR500)

Dabei kann man das Begriff "austauschbar" sowohl technisch als gesetzlich betrachten.

Gibts ein gesetzliches Tauschverbot? Ich denke da muss man nur unterscheiden, ob es im Betrieb vorgesehen ist, oder nicht. Bei den Railjets verbleiben die Loks über Nacht an den Zügen, die Taurus fahren keine Nacht-Güterzüge. Aber wenn ne RJ-Lok kaputt ist, dann wird die selbstverständlich sofort ausgetauscht. Von daher würde ich Deine Punkte 2 und 3 jetzt nicht unterscheiden. Solange man einen fahrtüchtigen Ersatztriebkopf hat, wird der hergenommen, denn die Technik gibt das her.

Mittlerweile gibt es auch Studien die ab ca. 300 Pax einen Lok-Wagenzug im Vorteil sieht. Ist auch logisch, beim ICE4 muss man 6 (7) Antriebe warten, bei einer Lok nur eine und wenn die ins Werk muss, kuppelt man halt ein Schwestermodell an und fährt den Zug damit durch die Gegend.


Einerseits gebe ich Dir recht, denn in Frankreich setzt der AGV nicht wirklich durch, dafür aber der TGV Duplex (2 Halblokomotiven und ein doppelstöckiger Wagenstrang dazwischen).

Jupp, der Zug dürfte der Kostenmeister sein. Allein die Tatsache, dass die SNCF damit sogar Billigverbindungen anbieten kann, zeigt was Sache ist.

In Spanien und Italien existieren aber Zugverbände und Triebwagen nebeneinander.
Talgo350 vs. AVE S-103, Talgo250 vs. AVE S-120 Alvia und in Italien ETR500 vs. ETR1000.

Puh .. naja, den Flottenmix muss man teilweise auch vor dem Hintergrund neuer HGV-Netze sehen, bei denen man sich aufgrund Ausfallsicherheit nicht einem einzigen Hersteller ausliefern wollte.

Aber in China und Japan setzt man voll auf Triebwagen. Der JR-N700 Shinkansen hat 14 (vierzehn!) Antriebseinheiten, der Fuxing Hao in 400 m Version 8.
Gut, das sind dann aber echte HGV-Züge, aber China und Japan haben inzwischen auch langsamere Varianten in deren Flotten, z.B. der CRH6 (160-200-250 km/h IC-Triebwagen) und der JR-E3 Mini-Shinkansen.
Mir sind keine grossen Ausfallraten von China- und Japan-Zügen bekannt. Es müsste also gehen.

Klar geht das, wieso sollte es nicht? Ist halt die Frage, was es einem Wert ist, bzw. wie viele Einnahmen man erwarten kann.

Was haben Chinesen und Japaner, was Deutsche nicht haben?

Mehr Einwohner / dichtere Besiedelung (China hat 343 Millionenstädte) und ein besseres (echtes) HGV-Netz mit deutlich kürzeren Fahrzeiten, bzw. in Falle Japans kein Netz sondern quasi nur eine Nord-Südlinie. Aus beiden Gründen rennen einem dadurch die Kunden die Türe ein, wodurch man bessere Auslastungen hat.

In Deutschland hat man dagegen nach wie vor Stückwerk der SFSen und knapp unter 4h Fahrzeit für München-Berlin werdne groß gefeiert. Chinesen und Japaner würde darüber nur höflich lächeln.

Weiterer Vorteil der Asiaten: Deren breiteres Lichtraumprofil lässt bequeme 3+2 Sitze zu. Dadurch kann man pro Wagen auch mehr in eine teurere (Antriebs-)Technik investieren.

Last but not least: Durch den (deutlich) höheren Fahrgastandrang braucht man in Asien jeden Zentimeter für Sitzplätze und hat einfach keinen Platz mehr für Loks/Triebwagen.

Das ist mit der Schweiz vergleichbar, die aktuell auch auf Triebzüge umrüstet, da auch die SBB von den Fahrgästen überrannt werden. Alstom verkürzt seine Duplex-TKs ebenfalls, daran sieht man, dass die Loks bzw. deren Platz ein (Kosten-)Problem darstellen. Man darf auch nicht vergessen, dass es den Duplex nur als Halbzug gibt. Bei nem Vollzug hat man gleich mit 4 TKs ohne zahlende Passagiere. Das ist halt der Nachteil des Konzepts. Auf Märkten mit starker Nachfrage rentieren sich deshalb Triebzüge.

Das dürfte dann auch der Vorteil des Velaros bei den Eurotunnelzügen gewesen sein.

Aber in Deutschland mit seinen vielen kleineren Zentren müsste man abseits der Rennstrecken bei Lok-Wagen bleiben - zumindest solange der Verkehr nicht so dünn wird, dass sogar ein NV-3-Teiler mit ~200 Plätzen ausreichen würde.

Und selbst auf den Rennstrecken sollte ein Duplex ziemlich gut dastehen. Da müsste man mal auf die Fusion Alstom-Siemens warten, vielleicht wird das Konzept dann eher angenommen. Fahrzeugneubestellungen sind ja oft auch eine politische Entscheidung, Stichwort Arbeitsplätze.

Wobei man den Duplex dann auch für die deutschen 76cm anpassen müsste .. das würde am Ende ein komplett neuer Zug werden, im Bestfall könnte man vielleicht auf die RRX-Zwischenwagen aufbauen, zumindest Tempo 200 schaffen die offiziell, kA was noch nötig wäre, um die für mehr zu spezifizieren.

Wie auch immer .. am Ende kommt sowieso nur der ICE4, denn der muss sich rentieren.

mvG

S.


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